Robert Low - Die letzte Schlacht / The Lion Rampant

  • Kurzbeschreibung:


    Schottland 1314: Seit acht bitteren Jahren regiert Robert the Bruce das Land mit eiserner Hand. Es ist ihm gelungen, fast alle englischen Besatzer zu vertreiben. Doch der lange Krieg hat viele Leben zerstört. Unzählige Männer sind gefallen, Frauen und Kinder sind dahingeschlachtet worden oder hinter Kerkermauern verschwunden. Es bleiben noch drei Festungen mit englischer Besatzung, die Robert niedermachen muss, um den englischen König Edward II. endgültig zu besiegen. Doch Edward, den die Schmach der Niederlage zu neuen Taten treibt, setzt alles daran, Schottland doch noch zu unterwerfen. Auf beiden Seiten sammeln sich die verbliebenen tapferen Krieger zur letzten Schlacht ... (Quelle: Verlagswebsite)



    Autor:
    Robert Low ist Journalist und Autor. Mit 19 Jahren war er als Kriegsberichterstatter in Vietnam. Seitdem hat ihn sein Beruf in zahlreiche Krisengebiete der Welt geführt. Um seine Abenteuerlust zu befriedigen, nimmt er regelmäßig an Nachstellungen von Wikingerschlachten teil. Robert Low lebt in Largs, Schottland - dem Ort, wo die Wikinger schließlich besiegt wurden. (Quelle: Verlagswebsite)



    Allgemeines:
    Teil 3 der Königskriege-Saga. Erschienen 2015 bei Heyne.


    Das Original „The Lion Rampant“ erschien 2013 bei Harper Collins. Die Übersetzung aus dem Englischen stammt von Christine Naegele.
    544 Seiten, die in 16 Kapitel und Epilog gegliedert sind. Jedes Kapitel ist mit Zeit und Ortsangabe versehen.
    Vorangestellt ist noch eine Einleitung in Form eines kurzen Abrisses der historischen Begebenheiten sowie eine Landkarte von Schottland.
    Nachgestellt ist ein Personenverzeichnis, in dem Low auch erläutert, warum er die ein oder andere Person erfunden hat, und eine sehr interessante Nachbemerkung zur Historie, die man durchaus auch vorab lesen darf.


    Die Geschehnisse spielen in der Zeit von Februar bis Juli 1314.
    Erzählt wird in der 3. Person. Jedem Kapitel ist ein kurzer Abschnitt aus der Sicht von Isabel MacDuff nachgestellt, das in der Ich-Form geschrieben ist.



    Inhalt:
    Seit acht Jahren sitzt Robert Bruce auf dem schottischen Thron. Er hat seine Widersacher gnadenlos verjagt – mit Feuer und Schwert. Auf Englands Thron sitzt inzwischen Edward II., den Schottland eigentlich gar nicht interessiert, denn er ist viel mehr mit seinen ganz persönlichen Problemen beschäftigt. Und Kriegsführung gehört definitiv nicht zu seinen Interessen und Stärken. So sind den Engländern nur noch drei Festungen geblieben. Bruce will sein Land endgültig befreien, aber ihm fehlt es an Waffen und Geld. Während sich beide Seiten zur wohl letzten Schlacht rüsten, schickt er schickt seinen treuen Freund Hal von Herdmanston auf eine nicht ungefährliche Mission. Viel Zeit bleibt ihm allerdings nicht...



    Meine Meinung:
    In diesem grandiosen Abschlussteil der Königskriege-Trilogie dreht sich alles um die Schlacht von Bannockburn, die dem geneigten Schottland-Fan nicht unbekannt sein dürfte. Die Schotten haben Krieg, Tod und Hunger mehr als satt, bis auf ein paar wenige Unverwüstliche. James Douglas ist einer, der gar nicht genug bekommen kann vom Plündern und Töten, was ihm den Beinamen „der Schwarze“ eingebracht hat. Gerade seine Figur ist ein gutes Beispiel dafür, was jahrelanger Krieg mit und aus den Menschen macht. Aus dem guten, sanftmütigen Jungen, den wir im ersten Teil der Saga kennengelernt haben, ist mittlerweile ein gefürchteter, blutrünstiger Krieger geworden – der Schrecken der Engländer. Einzig der an seiner Seite verbliebene „Hundejunge“ kann ihn gelegentlich ein wenig zügeln. Dieser ist auch zum Mann geworden – viel zu früh eigentlich. Aber er hat sich seine Güte und Menschlichkeit bewahrt, wenn er sie auch manchmal tief in sich vergraben muss.


    So wie diese beiden durchlaufen auch die anderen Charaktere nachvollziehbare und interessante Wandlungen. Die langen Jahre des Krieges lassen niemand unverändert. So auch Hal, der auch in diesem Teil im Mittelpunkt steht und aus dessen Sicht wir Bruce und all die anderen sehen dürfen. Die Figuren sind dem Leser inzwischen ans Herz gewachsen und man lebt (mehr oder weniger) und leidet mit ihnen.


    Dass sich Low auf das dünne Eis der Verbindung der Templer zu Bruce begibt, macht gar nichts. Denn somit kann er auch noch ein paar historische Aspekte der Zeit unterbringen, die sonst gern vergessen werden. Man betrachtet die Geschehnisse im Europa der damaligen Zeit irgendwie gern losgelöst voneinander, obwohl doch das eine ins andere gegriffen hat (zumindest geht es mir oft so). In seinen Nachbemerkungen geht Robert Low ausführlich darauf ein, wie historisch exakt oder unexakt seine Darstellung ist und an welchen Stellen er (durchaus absichtlich) künstlerische Freiheit walten ließ und auch, aus welchen Beweggründen heraus. Mit diesen Bemerkungen im Kopf lehnt man sich am Ende zurück, lässt alles noch einmal Revue passieren und hat wieder ein bisschen mehr über dieses düstere, aber auch unheimlich interessante Kapitel der schottischen Geschichte gelernt.
    Wie gut Low erzählen kann, wird auch daran deutlich, dass sich das Schlachtgeschehen über ca. ein Drittel des Buches erstreckt, aber nicht einen Moment lang Langeweile aufkommt. Er verstrickt sich nicht in Strategie und Taktik (die aber auch durchaus erwähnt werden), sondern greift sich immer einzelne Personen heraus, an deren Seite er den Leser stellt - mitten hinein ins Kampfgetümmel oder das Kommandozelt.


    Ich lege diese Trilogie wirklich jedem Schottland-Fan ans Herz und auch jedem, der etwas über die schottische Geschichte erfahren will, ohne mit Heldenmythen überschüttet zu werden. Ich hatte bei einer Schottland-Reise mal einen Guide, für den Robert Bruce „the greatest man who ever lived“ war und ihn auch so darstellte. Nach diesem Mann wird der Leser hier vergebens suchen, aber gerade das macht die Saga von Robert Low aus.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: für diesen Abschlussband von mir und eine absolute Leseempfehlung für die komplette Reihe.


    Einziges kleines Manko: mir sind in diesem Band doch einige Rechtschreibfehler aufgefallen. Aber die kann ich unmöglich dem Autor ankreiden. Ich erwähne es in der Hoffnung, dass das bei der nächsten Auflage geändert wird.


    Fazit:
    Blut, Schweiß und Tränen – der Leser hofft, kämpft und leidet mit, wenn sich Schottland zur Schlacht rüstet, die die letzte werden soll.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

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