Kristina Ohlsson – Himmelschlüssel / Paradisoffer

  • Kurzmeinung

    Luli
    Flacher Spannungsbogen, eher schwacher Band der Reihe.
  • Kurzmeinung

    Lilias
    Aktuelles Thema, aber schleppend erzählt.
  • Inhalt (Quelle: Amazon.de)
    Eine vollbesetzte Boeing 747 hebt in Stockholm ab und fliegt in Richtung New York. Kurz nach dem Start wird ein Drohbrief an Bord gefunden, laut dem das Leben von über 400 Passagieren in Gefahr ist. Kriminalkommissar Alex Recht muss das Flugzeug vor der Explosion bewahren, doch dazu benötigt er die Hilfe und den Scharfsinn von Fredrika Bergman. Und allzu bald wird den beiden klar, dass die Flugzeugentführung einen teuflischeren Grund hat, als sich die Ermittler vorzustellen vermögen. Denn der Kopilot des Flugzeugs ist niemand anderes als Alex‘ Sohn Erik …


    Autor (Quelle: Amazon.de)
    Kristina Ohlsson, Jahrgang 1979, arbeitete im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismusexpertin bei der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) in Wien. Mit ihrem Debütroman Aschenputtel gelang ihr der internationale Durchbruch als Thrillerautorin, gefolgt von den neuen Fällen von Fredrika Bergman und Alex Recht, Tausendschön, Sterntaler und Himmelschlüssel.


    Allgemeine Informationen
    480 Seiten (Gebundene Ausgabe)
    erzählt in der dritten Person aus unterschiedlichen Perspektiven
    Handlungsort Schweden, USA und ein Flugzeug auf dem Weg von Schweden in die USA
    Handlungszeitraum 10. und 11.Oktober 2011 + Epilog im November 2011


    Erster Satz
    Als Flug 573 den amerikanischen Luftraum erreicht, ist es früher Abend.


    Meine Meinung
    Seit dem letzten Band und dem letzten Fall sind zwei Jahre vergangen, das alte Ermittlerteam gibt es nicht mehr. Fredrika arbeitet nach verschiedenen Stationen beim Justizministerium, Alex bei der Landeskriminalpolizei in einem anderen Team. Eine Flugzeugentführung bringt beide wieder zusammen an einen Tisch. Zusätzlich kommt eine neue Person ins Spiel: Eden Lundell, Leiterin der Antiterroreinheit innerhalb der SÄPO (nationaler Nachrichtendienst in Schweden), die zusammen mit Alex und Fredrika versucht, das Schlimmste zu verhindern.


    Himmelschlüssel ist ganz anders geschrieben als die vorherigen Bände der Reihe um Frederika Bergmann und Alexander Recht – und wie man bereits an den sehr unterschiedlichen Bewertungen hier im Büchertreff sieht, gefällt das einigen Lesern gut, anderen wiederum nicht. Ich persönlich finde, Kristina Ohlsson ist ein erstklassiger Thriller zu einem brisanten und aktuellen Thema gelungen.
    Das Besondere an diesem Buch ist, dass sich die Handlung fast ausschließlich auf einen Zeitraum von gut 24 Stunden beschränkt. Es bleibt also nicht viel Zeit für die Ermittlungen. Zusätzlich betrifft die Entführung als Terrorakt verschiedene Länder und verschiedenen Institutionen und Regierungsorgane in den jeweiligen Ländern. Die Handlung springt im Buch ständig zwischen Schweden und der USA sowie der Situation im Flugzeug hin und her, die Kapitel sind jeweils mit dem Ort und der aktuellen Uhrzeit überschrieben (z.B. Stockholm, 12:27 Uhr). Es wird vor allem ausführlich dargestellt, wie die SÄPO und andere Institutionen in Schweden sowie CIA, FBI etc. in den USA mit dieser Situation umgehen. Wer entscheidet wann was? Welche Informationen werden an andere Organisationen weitergegeben, was gibt man lieber nicht sofort preis? Das mögen manche Leser langweilig und langatmig finden, da vor allem viel geredet und taktiert wird und man oft das Gefühl hat, es geht nichts voran. Ich befürchte allerdings, dass dies letztendlich ziemlich realitätsnah ist und Kristina Ohlsson mit ihrer Berufserfahrung bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde sowie der OSZE hier ziemlich genau weiß, wovon sie schreibt. Insbesondere das „Mauern“ und Taktieren bei der Informationsweitergabe von einer Institution zu einer anderen und von einem Land zum anderen hat mich beim Lesen manchmal schier wahnsinnig gemacht hat. Am liebsten hätte ich die betroffenen Personen ordentlich geschüttelt und laut geschrien „Tut doch endlich etwas, es stehen 400 Menschenleben auf dem Spiel!“. Diese scheinen jedoch nicht so wichtig zu sein wie manche Regierungsgeheimnisse – ein sehr beängstigendes Gefühl.


    Interessant ist auch das Nachwort von Kristina Ohlsson, in dem sie darlegt warum sie dieses Buch so geschrieben hat. Aber Vorsicht – hier wird zum Teil das Ende des Buches verraten, also nicht zu Beginn lesen!


    Die Auflösung des Falls kommt nicht allzu überraschend, manches vermutet man bereits während des Lesens. Letztendlich steht diese für mich hier aber auch nicht so stark im Fokus wie sonst bei einem Thriller, da die Spannung nicht nur von der üblichen „who-done-it“ Frage kommt sondern vor allem aus dem Zusammenspiel und Umgang der verschiedenen Institutionen und Länder miteinander.


    Etwas schade fand ich, dass die Handlung zwei Jahre nach dem letzten Band einsetzt. Wer Sterntaler gelesen hat, weiß warum. Das Ende hätte eine spannende Ausgangssituation für einen neuen Fall sein können. Aber vielleicht greift Kristina Ohlsson die fehlenden zwei Jahre ja auch in einem der kommenden Bände in Form von Rückblicken noch einmal auf. Dies wird zum Teil auch bereits in Himmelschlüssel getan und man erfährt ein wenig, wie es Alex und Fredrika zwischendurch ergangen ist.


    Auf Grund der letzten beiden Punkte gibt es auch einen halben Stern Abzug und das Buch bekommt nicht die volle Punktzahl von mir.


    Und jetzt warte ich gespannt auf den nächsten Band der Reihe und wie es mit Alex und Fredrika weitergeht!


    Fazit
    Ein fesselnder Thriller, der seine Spannung vor allem aus dem Zusammenspiel verschiedener Institutionen und Länder im Falle eines Terroraktes zieht, und nicht nur aus der üblichen Jagd nach dem Täter :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Bei diesem Buch gab es für mich Licht und Schatten:
    Positiv finde ich den aktuellen Bezug, es geht um Terrorismus und wie Schweden/USA versuchen, dagegen vorzugehen sowie um den Umgang mit Migranten, wenn sie unter Verdacht stehen. Es gab einige spannende Passagen und einige Details der Auflösung konnten mich durchaus überraschen.


    Andererseits konnte das Buch mich nicht durchgängig fesseln. Die Szenen im Flugzeug fand ich mit am spannendsten, vielleicht hätte man davon mehr bringen sollen oder generell ein wenig mehr "Action", auch bei den Ermittlungen am Boden. Die meisten Charaktere blieben blass, nur Eden war etwas näher beleuchtet und dann wusste ich nicht recht, wie ich zu ihr stehen soll. Denn eigentlich finde ich es gut, wie taff sie ist und bei einem Mann würde man um ihre Prioritäten (Arbeit vor Familie) in dieser wichtigen Position nicht viel Wind machen. Die Autorin scheint das aber wohl anders zu sein und das wirkt sich unterschwellig natürlich aus. Emotional hat mich eigentlich nur Alex Angst um seinen Sohn Erik (und umgekehrt dessen Sorge) berührt. Von den anderen Passagieren des entführten Flugzeugs erfährt man fast nichts, so dass das Mitfiebern um ihr Leben eher oberflächlich bleibt. Hier hat die Autorin in meinen Augen einiges Potential der Geschichte verschenkt.