Sophie Morrison - Das Herz der purpurnen Distel

  • Worum geht es?


    Die Britischen Inseln, 1649


    Während die Nachwehen des Bürgerkrieges noch überall spürbar sind, wächst die junge Kendra MacAllan, halb Schottin, halb Engländerin, zu einer selbstbewussten Frau heran.


    Dank ihrem Vater genießt sie zuhause in Schottland außergewöhnlich viele Freiheiten, die in völligem Kontrast zu den Besuchen bei ihren adligen Großeltern in London stehen.


    Ihren Wurzeln zuliebe versucht Kendra beiden Welten gerecht zu werden, womit sie sich allerdings nicht arrangieren kann, ist die leidige Suche ihrer Großmutter nach einem angemessenen Ehegatten. Längst hat Kendra beschlossen, dass sie ihre kostbare Unabhängigkeit niemals gegen die Fesseln einer Ehe eintauschen wird.


    Als sie jedoch völlig unverhofft dem attraktiven Finley MacCarter begegnet, gerät ihre strenge Prinzipientreue ins Wanken. Kendra kann sich seinem bezaubernden Charme nicht entziehen und verliert nach und nach ihr Herz an Finley.


    Nachdem Kendras Vater jedoch von dieser Verbindung erfährt, setzt er ihr ein jähes Ende. Kendra wird mit der schmerzlichen Wahrheit konfrontiert, dass die Vergangenheit eine gemeinsame Zukunft mit Finley unmöglich macht.


    Krampfhaft bemüht sich Kendra zu vergessen. Wird es ihr gelingen?


    Quelle: Homepage der Autorin


    Meine Bewertung


    Ich muss zugeben, dass historische Romane nicht unbedingt in mein Beuteschema fallen. Oftmals sind mir die Bücher zu politisch und mir fehlt da teilweise einfach das Hintergrundwissen. "Das Herz der purpurnen Distel" hat mich aber aufgrund seines Covers sofort gereizt und der Klappentext machte auf mich den Eindruck, dass bei diesem Buch nicht unbedingt die historische Seite im Vordergrund steht, sondern eher die Entwicklung der weiblichen Hauptperson. Daher habe ich dem Buch gerne eine Chance gegeben, da auch die Rezensionen zu diesem Debüt überaus positiv ausfallen.


    Und diesen positiven Bewertungen kann ich mich nur anschließen. Denn tatsächlich spielen die historischen Ereignisse im Groß-Britannien des 17. Jahrhunderts schon eine sehr tragende Rolle, allerdings schafft es die Autorin, auch Lesern ohne besonderes Hintergrundwissen die Ereignisse anschaulich und nachvollziehbar zu beschreiben. Besonders das Vorwort, in dem die Autorin speziell auf die Geschehnisse des Jahres 1649 zu sprechen kommt, dient als gelungener Einstieg und macht es dem Leser leicht, sich in die Vergangenheit zurück zu versetzen.


    Dazu kommt der großartige Erzählstil der Autorin. Sophie Morrison schafft es, ihre Sprache dem Stil des 17. Jahrhunderts anzupassen und dadurch so authentisch die Geschichte von Kendra MacAllen zu erzählen, dass es wirklich ein großes Vergnügen ist, dieses Debüt zu lesen. Es ist toll, wie sie durchgehend in den Dialogen, aber auch in den Beschreibungen der Charaktere oder der Handlung selbst moderne Ausdrücke vermeidet und sich stattdessen komplett der damaligen Zeit anpasst. Ich fand das total faszinierend und bewundernswert und es macht dieses Buch zu einem tollen Leseerlebnis.


    Der historische Hintergrund des Buches ist nicht unbedeutend, aber dennoch steht tatsächlich die Entwicklung von Kendra MacAllen, der weiblichen Hauptperson des Buches, im Vordergrund. Ich mochte Kendra auf Anhieb, besonders ihren sturen Kopf, zu dem sie selbstbewusst steht, ihren Humor, ihre Schlagfertigkeit, ihre Art, mit den vielen Männern, die sich um ihr Herz bewerben, umzugehen. Denn während sich die anderen Mädchen und Frauen ihre Mäuler über Kendra zerreißen, weil sie so gar nicht in die vornehme Gesellschaft, in die ihre Großeltern sie einführen, zu passen scheint, verdreht Kendra ganz unbewusst - und ungewollt - einem Mann nach dem anderen den Kopf. Im Zusammenspiel mit Nell, die sich vom Hausmädchen zu Kendras bester Freundin entwickelt, zeigt sich, was für ein liebenswerter Mensch Kendra ist. Und auch Nell selbst ist so eine liebe Person, die ich direkt in mein Herz geschlossen habe. Es war toll, die beiden jungen Frauen zusammen zu erleben.


    Wie es der Klappentext verrät, geht es in diesem Debüt auch um Kendras Liebe zu Finley MacCarter. Und dieser Handlungsstrang hat mich fast in Verzweiflung gestürzt. Denn schon das erste Zusammentreffen der beiden Charaktere war großartig geschrieben und mit ihrer Sturheit und ihrer frechen Art ist Kendra genau auf den richtigen getrofffen. Finley steht ihr in nichts nach und die beiden liefern sich einen Schlagabtausch nach dem anderen, die ich allesamt einfach nur großartig fand. Die Gefühle, die die beiden sich entgegenbringen, sind am Anfang alles andere als liebreizend. Und doch merkt man unter der Oberfläche ein Brodeln. Als Leser spürt man, wie sich die beiden immer näherkommen. Doch dann tritt das ein, was der Klappentext ebenfalls verrät: Die Vergangenheit drängt sich zwischen die beiden und was so vielversprechend begann, wird mit einem Schlag zerstört. Kendra kehrt mit ihrem Vater zurück nach Schottland, lässt Finley, Nell und ihre Großeltern zurück in England und hört lange Zeit nichts mehr von ihnen.


    Sophie Morrison nimmt sich nun viel Zeit, um zu erzählen, warum Kendras Vater ihr eine Beziehung zu Finley MacCarter verbietet. Als Leser reist man noch weiter in die Vergangenheit, in das Jahr 1644 und die Zeit des Bürgerkrieges. Ausführlich und stellenweise schonungslos beschreibt die Autorin, was Kendras Familie in diesem Krieg durchstehen musste. Und welche Rolle die MacCarters dabei gespielt haben. Leider konnte mich dieser Teil nicht so begeistern wie der Rest des Buches. Ich muss zugeben, dass ich völlig gefangen war von der Geschichte um Kendra und Finley, so dass ich diese Nebenstränge mit großer Ungeduld gelesen habe. Auch nach diesem Rückblick, als die Handlung wieder in das Jahr 1649 springt, fiel es mir teilweise schwer, mich mit dem Alltagsleben von Kendra auseinander zu setzen, wenn ich doch endlich wissen wollte, wie es mit ihr und Finley weitergeht. Die Autorin hat mich da wirklich auf eine harte Geduldsprobe gestellt.


    "Das Herz der purpurnen Distel" ist der erste Band einer Reihe. Dementsprechend fies war das Ende. Ich hoffe, dass wir nicht mehr allzu lange auf eine Fortsetzung warten müssen, denn ich MUSS einfach wissen, wie es weitergeht. Und das so schnell wie möglich. Mein langersehntes Wiedersehen von Kendra und Finley findet tatsächlich statt, so viel möchte ich verraten, aber ein Happy End der beiden wird dadurch nicht wahrscheinlicher. Im Gegenteil. Die Handlung entwickelt sich in eine Richtung, die mir gar nicht gefällt. Und ich bin so neugierig, zu erfahren, was Kendra daraus macht. Wie ich sie kenne, wird sie sich ihrem Schicksal nicht einfach ergeben. Ich hoffe, ihre Liebe zu Finley hat noch eine Chance.


    Wer nach dem Lesen meiner Rezension den Eindruck gewonnen hat, dass ihn mit "Das Herz der purpurnen Distel" eine Liebesschnulze erwartet, dem sei gesagt, dass dieser Eindruck nur daher rührt, dass ich so emotional mit Kendra mitgefiebert habe, dass ich diese Gefühle nicht ganz aus der Rezension rauslassen kann. Das Buch selbst ist definitiv keine Schnulze, sondern ein überaus gelungenes Debüt, das ich jedem ans Herz legen kann, der gerne historische Romane liest, aber auch Lesern, die sich wie ich in diesem Genre nicht unbedingt zu Hause fühlen, denn Sophie Morrison konnte mich dennoch mit ihrem Debüt begeistern.


    Mein Fazit


    Mich als Leserin, die sich im Bereich der historischen Romane nicht unbedingt wie zu Hause fühlt, konnte Sophie Morrison mit "Das Herz der purpurnen Distel" total begeistern. Daher empfehle ich dieses Buch nicht nur Fans des Genres, sondern auch allen anderen Lesern, die Spaß an einem authentischen Erzählstil, einer vielseitigen Handlung und bildhaften Charakteren haben, die man liebgewinnt und mit denen man mitfiebert.


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    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Für meinen Blog durfte ich die sympathische Autorin interviewen.


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    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


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  • Inzwischen gibt es das eBook nicht mehr nur bei Amazon zu kaufen, sondern auch bei vielen anderen Shops, wie zum Beispiel Thalia, Weltbild oder Hugendubel. Falls ihr also keinen Kindle habt, hält euch das nicht länger vom Lesen ab. :wink:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


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