Oliver Ménard - Federspiel

  • Inhalt:
    Sarah Wagner ist 36, hübsch und berühmt. Sie arbeitet nun schon ziemlich lange als Fernsehmoderatorin und fragt sich ob schon die Nachfolgerin in den Startlöchern steht. Denn machen wir uns nichts vor, früher oder später wird jeder ersetzt.
    Als Sarah an diesem Abend nach Hause kommt und sich bei einem Bad in ihrer Dachgeschosswohnung entspannt, ahnt sie nicht, dass eine mögliche Absetzung ihr kleinstes Problem ist. Als sie sich gerade in die Wanne gesetzt hat, hört sie Geräusche. Es ist jemand in ihrer Wohnung. Nur wenig später wird sie von hinten gepackt und gewürgt. Sie wird unter Wasser gedrückt und scheint ihr Schicksal besiegelt.
    Wenig später erwacht sie. Sie ist an ihr Bett gefesselt, nackt, und der Fremde steht ihr gegenüber. Sarahs persönlicher Albtraum hat gerade erste begonnen.


    Christine Lenève ist Journalistin mit dem Hang zur Spitzenstory. Als sie von Ralf Breinert angerufen wird, öffnet sich die Chance auf eine neue Story. Der Chefredakteur bittet sie seine Mitarbeiterin Sarah Wagner zu finden. Seit 4 Tagen fehlt von der Moderatorin jedes Lebenszeichen und Breinert braucht jemanden, der diskret aber gut ist. Er hat von ihrem letzten Coup in Verona gehört. Wenn es jemanden gibt der für diese Sache wie geschaffen ist, dann ist es Christine.
    Und diese kann nicht anders als das Angebot anzunehmen. Doch sie begibt sich nicht allein auf die Suche. In der Redaktion arbeitet ein alter Freund von ihr, der alles andere als erfreut ist sie zu sehen - Albert. Aber sie kennt ihn und sie braucht ihn. Sie haben schon einmal zusammengearbeitet - bevor sie ihn wie eine heiße Kartoffel hat fallen lassen. Seine Neugier und der Wunsch nach etwas Neuem gibt dann schließlich den Ausschlag. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden wo Sarah Wagner stecken könnte.
    In der Wohnung finden sie dann schließlich erste Spuren und es scheint, als wenn ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen hat.


    Bei der Suche in der Vergangenheit treffen sie auf einen alten Fall. 20 Jahre zuvor wurde ein Mädchen entführt und bis heute nicht gefunden. Es gibt eine Verbindung zu Sarah und gerade die bringt viel mehr ans Tageslicht als gut ist.
    Werden sie Sarah noch lebend finden oder ist es für die Moderatorin bereits zu spät? Und wie kann ein pensionierter Kriminalbeamter ihnen bei der Suche helfen?


    Meinung:
    Mit 'Federspie'l legt Oliver Ménard seinen Debütroman vor. Der Fernsehjournalist wohnt und arbeitet in Berlin. Hier spielt auch sein Roman, passend zur Jahreszeit ebenfalls im Herbst.
    Der Schreibstil liest sich flüssig und die Charaktere kann man sich gut vorstellen. Die Hauptprotagonistin lernt man allen voran am meisten kennen, aber auch die Randfiguren bleiben keine konturenlosen Schatten.
    Die Story ist wirklich spannend und gut aufgebaut. Ich habe regelrecht mitgefiebert und jeden kleinsten Hinweis aufgesogen. Erst kurz vor Auflösung kam mir dann auch die Erleuchtung wer denn der Bösewicht in diesem Buch ist. Auch wenn man das so gar nicht sagen kann.


    Was mich an diesem Buch aber massiv gestört hat waren die vielen Vorurteile. Gerade jetzt - 25 Jahre nach Wiedervereinigung - ist das Ost-West-Denken sehr präsent. Es wird gegen beide Seiten gewettert und gerade Christine Lenève machte sich hier bei mir sehr unbeliebt. Wenn jemand von ihren Ansichten abweicht wird sie ablehnend und zynisch. Da hat sich der Autor keinen Gefallen mit getan. Deshalb ziehe ich einen Stern ab.


    Fazit: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Kurzbeschreibung:
    Er liebt junge Frauen. Er holt sie sich. Niemand kann ihn stoppen.
    Als die Fernsehmoderatorin Sarah Wagner spurlos verschwindet, nimmt eine Journalistin die Jagd nach dem unbekannten Entführer auf: Christine Lenève. Eine Frau, die kämpft, die gewinnt, die verlieren kann - aber niemals aufgibt. Die Spur führt sie zurück in die Vergangenheit - zu Ikarus, dem gefährlichsten Serienmörder der DDR, der seine Opfer brutal zurichtete. Hat der Psychopath wieder zugeschlagen? Bei ihrer Suche bewegt sich Christine auf brüchigem Eis... *Quelle*


    Zum Autor:
    Oliver Ménard wurde 1965 in Berlin geboren. Er studierte Regie und Dokumentarfilm in Madrid und New York, danach folgte ein Hochschulstudium der Germanistik und Publizistik in Deutschland. Er arbeitet seit über zwanzig Jahren als Fernsehjournalist und lebt heute in Berlin.


    Meinung:
    Die 36-jährige ehrgeizige Fernsehmoderatorin Sarah Wagner wird eines Tages aus ihrer Wohnung entführt. Ihr Chef Ralf Breinert möchte diesen Fall nicht von der Polizei untersucht haben, sondern wendet sich indes an die Journalistin Christine Lenève, die sich auf die Suche nach Sarah begeben soll.


    Ihr zur Seite steht Albert Heidrich, ein früherer Kollege von ihr und außerdem ein Hacker-Genie. Schon bald wird klar, dass hinter der Entführung ein gewisser Ikarus stecken muss, ein Serienkiller, der bereits zu DDR-Zeiten aktiv war, aber nie gefasst werden konnte. Er hatte vor 20 Jahren Sarahs Zwillingsschwester Henriette entführt und ermordet. Mithilfe des damals ermittelnden Kommissars Erik Bergmann kommen sie dem Entführer näher, als ihnen lieb ist.


    Federspiel ist das Thriller-Debüt von Oliver Ménard, der mit der toughen Journalistin Christine Lenève eine Protagonistin geschaffen hat, die jede Menge Ecken und Kanten besitzt. Es brauchte eine gewisse Zeit, bis ich mich mit ihr anfreunden konnte, denn zu Beginn kam sie mir sehr arrogant und auf andere herabschauend vor. Erst nach und nach stellt sich heraus, dass sie auch eigene Probleme zu bewältigen hat, die in ihrer Vergangenheit ruhen, daraufhin wurde sie für mich greifbarer und sympathischer.


    Ihr Partner Albert Heidrich war mir ein wenig zu memmenhaft. Ist Christine hier die, die den Ton angibt, wirkt Albert als Mann im Gegensatz zu ihr wie ein kleines Weichei. Erst zum Schluss hin entwickelt er mehr Selbstvertrauen und begibt sich sogar in eine sehr gefährliche Situation.


    Erik Bergmann, der ehemalige Kommissar, der den Fall Ikarus zu DDR-Zeiten bearbeitet hat, fand ich als Charakter interessant. Zu Wendezeiten aufs Abstellgleis verfrachtet und mehr schlecht als recht vor sich hin lebend, verwandelt er sich nach dem Kennenlernen mit Christine, die ihn bittet, sie zu unterstützen, wieder in den alten Kommissar zurück, der den Fall nun unbedingt lösen möchte.


    Der Fall um die entführte Sarah Wagner gestaltet sich als sehr spannend und abwechslungsreich, zumal auch der Mord an ihrer Schwester Henriette, der 20 Jahre zurückliegt, bisher noch nicht gänzlich aufgeklärt wurde. Dass beide Taten zusammenhängen, wird sehr schnell klar, und es entwickelt sich ein interessantes Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem perfiden Täter und Christines Team, das bis zum Schluss begeistern kann und durch die kurz gehaltenen Kapitel schnell weggelesen ist.


    Fazit:
    Mit Federspiel ist Oliver Ménard ein spannendes und kurzweiliges Thriller-Debüt gelungen, das mit einer Protagonistin aufwartet, die etwas speziell und eigen ist. Ich würde mich hier auf eine Fortsetzung freuen.