Fundstücke in gebrauchten Büchern

  • Kauft man seine Bücher hauptsächlich gebraucht, stößt man dann und wann auch auf Dinge, die die Vorbesitzer zwischen den Seiten hinterlassen haben (von Haaren und Schuppen bitte ich jetzt einmal abzusehen). Einerseits sind das meist Gegenstände, die als Lesezeichen gedient haben: Einkaufszettel, Postkarten, Schnipsel oder Fotos. Irgendwer mag auch Blumen und Gräser zum Trocknen in ein Buch gelegt haben. Andererseits sind das Widmungen, wenn das Buch verschenkt wurde, oder Randnotizen zum besseren Verständnis des Gelesenen.


    Welche solcher Fundstücke habt Ihr gemacht, die dem jeweiligen Buch für Euch auf diese Weise eine ganz unerwartete, individuelle Note und persönliche Geschichte verpasst haben mögen? Welche interessanten Widmungen früherer Buchbesitzer stehen in Euren Büchern?


    Manchmal entdeckt man, wenn man nach einiger Zeit ein Buch wieder aus dem Regal zieht, auch Dinge, die man selber zwischen den Seiten "vergessen" hat, und die einem rückblickend etwas über einen selbst erzählen - von der Zeit als man das Buch schon einmal in der Hand hatte. Wer aus dieser Ecke etwas Interessantes zu berichten weiß, darf das bitte auch tun!

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "Die Bäume" (189/365)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 43 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Esch "Supercool" (24.03.)

  • Was für ein tolles Thema! So etwas passiert mir auch immer wieder bei eigenen und gebrauchten Büchern von anderen. Danke für diesen Thread :thumleft::flower:


    Ich bekomme regelmäßig die ausgelesenen Bücher meines Vater von ihm, teilweise auch einfach aussortierte. In einem der Bücher lag von etwa 2000 eine Eintrittskarte für eine Ritterburg, die wir jeden Sommer im Urlaub besuchen. Damals waren die Karten aber noch viel schöner und zum Zeitpunkt, als mein Vater das Buch gelesen hat, war ich wohl gerade 6 Jahre alt. Da sind viele alte Erinnerungen aufgestiegen...

  • Die letzte Widmung in einem antiquarischen Buch, die mir aufgefallen ist, war in diesem Sammelband der "Bibliotheca Dracula" mit literarischen Texten und Dokumenten über Vampire:

    Die Dame hatte jedenfalls Humor! :lol:
    (Die Widmung war ausschlaggebend, das Buch vom Büchertrödel auch noch mitzunehmen, wo ich eigentlich schon die Arme voll hatte...)

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "Die Bäume" (189/365)


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  • In dem Roman, den ich vorhin ausgelesen habe, steckte eine Postkarte vom Verlag, mit der man Kataloge und Informationen über Neuerscheinungen anfordern konnte. Die deutsche Ausgabe des Buches ist aus dem Jahr 1960. Auf der Karte steht folgendes drauf:


    Als ich mir vorgestellt habe, irgendeiner alten Dame, irgendeinem alten Herren im Jahr 1960 brachte der Postbote dann also die neuen Prospekte vom Hanser-Verlag (in meiner Vorstellung sind es halt alte Leute :-, ), und die sitzen dann da gemütlich in ihren Ohrensesseln und informieren sich über Dichtung der jungen Generation oder heitere Bücher für frohe Stunden, da habe ich gleich gute Laune bekommen. Eine freundliche Welt. :)

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

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  • Mein "bester" Fund: Ein Fahrschein, der mindestens ein Jahr älter ist, wie die Version des Buches selbst (Druck von 1918). Der Name der damaligen Besitzerin steht auch drin, sowie auf den ersten Seiten ein paar Übersetzungen (in Korint geschrieben).

  • Sehr toller Thread, klasse Idee, @Jean van der Vlugt :applause:
    Leider habe ich noch nicht so etwas tolles gefunden wie ihr, obwohl ich fast alle meine Bücher gebraucht kaufe :(
    Neulich hatte ich eine Bordkarte für einen Flug von Hannover nach Istanbul, aber das ist ja nun auch nicht so etwas Besonderes. Ansonsten hatte ich schon öfter Einkaufszettel, Kassenbons oder irgendwelche Schnipsel als Lesezeichen.
    Ich freu mich ja schon, wenn ich sehe, dass ein Kassenbon des Buches aus einer Bahnhofsbuchhandlung im Buch ist. Dann kann man sich immerhin eine Geschichte zusammen spinnen, ob das Buch zur Reise passte, ob es ein Mann oder eine Frau gekauft hat.... :wink:
    Ich bin gespannt, was hier noch für tolle Fundstücke auftauchen! :)

  • Mein "bester" Fund: Ein Fahrschein, der mindestens ein Jahr älter ist, wie die Version des Buches selbst (Druck von 1918). Der Name der damaligen Besitzerin steht auch drin, sowie auf den ersten Seiten ein paar Übersetzungen (in Korint geschrieben).

    :lechz: wahnsinn! Ach für sowas kann ich mich echt begeistern!

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • Der Fahrschein ist ja echt genial. Ich habe mal in einem alten Buch ein Sterbebildchen gefunden, das wohl einen Verwandten oder Bekannten der Vorbesitzerin zeigte. Leider weiß ich nicht mehr, welches Buch es war.


    Vor ein paar Jahren haben meine Schwiegereltern ausgemistet, und ich durfte die Bestände sichten. In einem alten Babybuch aus den frühen 70er Jahren fand ich einen handgeschriebenen Zettel von Schwiegermama mit Dingen, die sie noch fürs Baby (also Herrn Magdalena) kaufen wollte. In "Das Boot" von Lothar-Günther Buchheim steckte ein anderer Zettel, den mein Schwager als kleiner Junge geschrieben hatte, mit einer nicht sehr netten Botschaft an seinen Bruder, nämlich "<Name> ist ein Arschloch" :lol: Drunter hatte er fein säuberlich unterschrieben :applause:

  • Das Allerschönste daran: er hatte sich dafür extra Linien auf den Zettel gezogen - völlig krumm und schief!

  • Ich kann da auch was beisteuern. Ich hab mir vor einer ganzen Weile "das Papierhaus" bestellt, das kam ewig nicht an (da war der Poststreik im Sommer). Als es dann ankam hab ich eine Karte im Buch gefunden, auf gemacht (klar :loool: ) rein geguckt, da steht drauf:
    Ich wünsche die Zeit, zu dir selber zu finden
    jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
    Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben,
    ich wünsche dir, Zeit zu haben zum leben.
    Elli Michler


    Find ich total schön!


    Und dann ist da noch ein Brief drin von einer Frau, geschrieben Advent 2005 zum Geburtstag an einen Freund/Freundin.


    Hab dann der Verkäuferin des Buchs geschrieben, sie kannte die Karte nicht.

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • Ich freu mich ja schon, wenn ich sehe, dass ein Kassenbon des Buches aus einer Bahnhofsbuchhandlung im Buch ist. Dann kann man sich immerhin eine Geschichte zusammen spinnen, ob das Buch zur Reise passte, ob es ein Mann oder eine Frau gekauft hat.... :wink:

    :D Oh, sowas mach ich auch gerne. Schon allein zu wissen, dass das Buch schon mal in Heilbronn war (oder welchen Ort auch immer der Kassenbon als Verkaufsort ausweist), find ich ja interessant, um gedanklich den Reiseweg des Buches zu mir ein kleines Stückchen nachzugehen.

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

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  • Oh, das ist wirklich eine tolle Idee! :cheers:


    Im Sommer war ich bei einem Bücherflohmarkt und habe in einem Buch (welches das war, weiß ich leider nicht mehr, ich habe es dann doch nicht mitgenommen) einen Notizzettel gefunden, auf dem jemand wohl die Sitzordnung für eine (Hochzeits-)Gesellschaft notiert hatte.


    Und letztens habe ich ein Buch aus meinem Regal wiederholt gelesen und dabei die Rechnung des Hotels gefunden, in welchem ich im Frühjahr mit einer Freundin war und die gesamte Reihe als Urlaubslektüre mit hatte:

  • Schönes Thema, danke!
    Dieses Buch habe ich mir gebraucht bei Oxfam gekauft und fand folgende Widmung:


    "Wenn dieses so gut ist, wie die beiden anderen, dann werden einzelne Sätze dich treffen wie gerschleuderte Steine."
    (Viel Spass beim Lesen, meinem lieben Bruder...Sept. 97)

  • Ich kaufe auch gerne gebrauchte Bücher und habe ein Mal einen schönen Fund gemacht:
    mitten im Buch steckte ein Zettel mit einer Liebesbotschaft, wie sie auf einem Kopfkissen oder dem Buch auf dem Nachttisch gelegen haben könnte
    War ganz witzig, weil ich es mir selber gerade im Bett gemütlich gemacht hatte, um das Buch zu lesen. Und dieser Zettel hat das Buch für mich noch schöner gemacht, auch wenn der Vorbesitzer scheinbar nur bis zur Mitte gelesen hat.

  • Bei einem Thriller ist mir einmal an einer besonders spannenden Stelle ein Foto zwischen den Seiten herausgefallen. Mir ist fast das Herz stehengeblieben. :shock: (Bei Sebastian Fitzeks Büchern gibt es ja auch manchmal "Beilagen", aber das sind keine Fundstücke, sondern geschieht mit Absicht.) Bei dem Thriller handelte es sich nicht um ein gebrauchtes Buch, das ich gekauft habe, sondern um ein Büchereibuch. Wahrscheinlich hat jemand das Foto als Lesezeichen verwendet und es dann zwischen den Seiten vergessen. Es handelte sich dabei noch nicht einmal um ein gruseliges Foto, sondern einfach ein ganz normales von zwei Freundinnen. Allerdings erschrickt man leicht, wenn man abends allein zu Hause ist und einen Thriller liest. :lol:


    Bei gebrauchten Büchern, die ich gekauft habe, waren auch schon Kassenbons, unleserliche Einkaufszettel und Widmungen dabei. Finde ich auch sehr spannend, was die Geschichte dahinter sein könnte.

    "Werter Herr, die Tatsache, dass ein Buch in einer öffentlichen Bibliothek zugänglich ist, tröstet mich keineswegs. Wäre es nicht der Gesetze wegen, ich würde sie stehlen. Wäre es nicht meiner Börse wegen, ich würde sie kaufen."
    --Harold Laski

  • Bei einem Buch konnte ich schön den Weg von einer Stadtteilbücherei über eine Schulbücherei zu mir nachverfolgen, weil beide ihre Stempel (teilweise mit Adresse) kaum unkenntlich gemacht haben.


    Erstaunt bin ich aber, wie oft Privatpersonen ihre Bücher über rebuy verkaufen, ohne auch nur zu versuchen, Namen und teils sogar Adressen, die sie auf den Schmutztitel geschrieben haben, zu entfernen oder wenigstens unleserlich zu machen.

  • Als wir am letzten Sonntag auf dem Flohmarkt am Boxhagener Platz in Berlin-Friedrichshain waren, hat sich unser kleiner Sohn dieses Kinderlexikon aus einer Bücherkiste gefischt. Zuhause sind uns drei Karten aus zwei verschiedenen Quizkartenspielen entgegen gekommen, die als Lesezeichen zwischen die Seiten gesteckt waren. Und das sind die Fragen, die ersten sechs aus einem Kinderquiz ab sechs Jahren, die nächsten zehn Fragen scheinen mir eher für Erwachsene gedacht: :wink:

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "Die Bäume" (189/365)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 43 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Esch "Supercool" (24.03.)

  • also das sind teilweise wirklich schwere erfragen ich hätte nicht alles gewusst. Mittwoch hab ich auch in einem Buch wieder mal was gefunden. Der Fänger im Roggen hat mir einen Brief mitgebracht von einer Freundin an die andere. Denke das sie ihr das Buch geschenkt oder geliehen hat damit sie es auch lesen kann... sogar beidseitig beschrieben...

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.