Markus Tillmanns - Die Rache Gottes

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    Die ersten beiden Bände der Luzifer-Chroniken haben mich sehr begeistert - um es mal banal auszudrücken: beide haben volle fünf Sterne von mir erhalten. Da war es natürlich sonnenklar, dass ich auch den dritten Band lesen musste! Ob der mich auch so begeistert hat? Ein bisschen seht ihr das ja schon am Sternenhimmel, aber um es mal ausführlicher zu beantworten:


    Wieder einmal war ich sehr beeindruckt von den originellen Ideen, die der Autor locker, witzig und spannend mit religiösen Mythen zu einem komplexen Fantasy-Thriller verwebt, bei dem man nie sicher sein kann, wer jetzt eigentlich die Guten und die Bösen sind. Das ist so ein Buch, wo ich mir beim Lesen öfters denke: also, sowas habe ich ja auch noch nicht gelesen.Auch spannend war es wieder, und das nicht zu knapp! Als ob Tabarie es in den ersten beiden Bänden nicht schon schwer genug gehabt hätte, bricht dieses Mal im wahrsten Sinn des Wortes die Hölle um ihn herum aus. Ok, jedenfalls fast... Der Weltuntergang naht, und schnell wird Tabarie und seinen Verbündeten klar, dass sie das fulminante Finale nicht verhindern können, ohne sich gegen Gott selber zu stellen. Auf friedliche Art und Weise? Wie überzeugt man ein allwissendes Wesen, dass alle Argumente schon kennt? Durch Gewalt? Wie besiegt man einen Unsterblichen, der jeden Schritte im voraus vorhersagen kann?


    Und darf man das überhaupt, sich gegen Gott stellen?


    Jedenfalls tun sich aus purer Verzweiflung alte Feinde zusammen, und ich fand es sehr interessant und spannend, dabei zuzusehen, wie sich das entwickelt! Je näher es auf den Weltuntergang zugeht, desto rasanter, hektischer und actionreicher werden die Geschehnisse. Irgendwann schwirrte mir richtig der Kopf, weil sich die Grenzen zwischen Gut und Böse ständig zu verwischen schienen.


    Wer den Luzifer-Chroniken bis hierher gefolgt ist, wird die meisten Charaktere schon kennen, deswegen möchte ich hier gar nicht näher auf die einzelnen eingehen. Ich fand sie (beinahe) allesamt wieder glaubhaft, lebendig und interessant. Besonders gut gefallen hat mir, dass man doch noch neue Seiten an altbekannten Charakteren entdeckt, ohne dass das ihrem grundlegenden Wesen widersprechen würde. Darf man mit Massenmörderinnen mitfühlen? Denn auch die haben offensichtlich ihre guten Seiten.


    Der einzige Charakter, der mich erstaunlicherweise nicht so sehr überzeugen konnte, war ausgerechnet der, auf den ich mich am meisten gefreut hatte, nämlich Gott. Man verzeihe mir die blasphemische Aussage, dass ich ihn ein wenig farblos fand, mit wenig Charisma. Es schien mir so, als würde er nur leere Phrasen wiederholen, ohne wirklich auf Fragen oder Vorwürfe einzugehen. Möglicherweise hat der Autor das so beabsichtigt, um zu zeigen, wie weit entfernt Gott von unserer Wirklichkeit und unserem Leben ist? Jedenfalls war ich ein wenig enttäuscht.


    Es ging mir am Schluss auch alles ein wenig zu schnell, und verglichen mit den Schwierigkeiten, die Tabarie & Co bis zu diesem Punkt schon überwunden hatten, kam mir das Finale fast ein bisschen zu einfach vor... Es bleibt auch relativ viel offen, was Luzifers Motivation betrifft - da hätte ich gerne noch mehr drüber erfahren!


    Dennoch hat mir das Buch im Ganzen wieder sehr gut gefallen und ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt, und das auf intelligente Art und Weise.


    Markus Tillmanns hat meiner Meinung nach einen großartigen Schreibstil mit einem guten Sinn für Spannungsbogen und dramatische Wendungen. Auch der böse Humor entspricht genau meinem Geschmack - wenn Satans kleine Ziehtochter zum Beispiel fragt, wie lange es noch zum Weltuntergang ist, und er antwortet: "Noch dreimal Schlafen."


    Fazit:
    "Die Rache Gottes" ist der rasante Abschluss einer großartigen Fantasy-Thriller-Trilogie. Erbitterte Feinde schließen sich in diesem Band zusammen, um den Weltuntergang zu verhindern, und natürlich steht Aljoscha Tabarie mal wieder mittendrin im ganzen Schlamassel... Und selbstverständlich kommt doch wieder mal alles anders als geplant.


    Zusammenfassend würde ich über die Trilogie sagen: intelligent, komplex, spannend, witzig und ein bisschen böse. In meinen Augen die perfekte Mischung.