Ben Elton - Time and Time again

  • Eigene Beurteilung (Eigenzitat - ihr wisst schon....):


    “Wenn Du die Möglichkeit bekämst eine Sache in der Geschichte zu verändern, zurückzureisen an den richtigen Ort zur richtigen Zeit – wann und wo würde das sein?“ Diese Frage stellt Professorin McCluskey, Inhaberin des Trinity-Chairs in Cambridge, Hugh Stanton, den ehemaligen Elitesoldaten und Youtube-Star für Überleben unter erschwerten Bedingungen um Weihnachten 2024. Die Klimaerwärmung zeitigt immer unabsehbarere Folgen, die Menschen scheinen mit ihren Augen vorwiegend auf Bildschirmen zu kleben und Hugh hat nicht nur seinen militärischen und medienzentrierten Gelderwerb verloren, sondern durch einen betrunkenen Autofahrer auch seine Frau und seine beiden Kinder. Er hat eigentlich wirklich nichts mehr zu verlieren.


    Da konfrontiert ihn Professorin McCluskey über einigen Gläschen in ihrem Büro mit der oben genannten Frage. Denn sie hat eine Kiste Isaac Newtons geöffnet, in der sich Berechnungen befinden, mit deren Hilfe man in das Jahr 1914 zurückreisen könnte. Die älteren, ungebundenen Dekane Cambridges haben sich diese Unterlagen näher angesehen und sind nach längeren Überlegungen zu dem Schluss gekommen, dass die Ermordung eines bestimmten Kronprinzen in dem fraglichen Jahr das Elend des 20. Jahrhunderts und alle seine Folgen für das 21. Jahrhundert nach sich gezogen hat. Deswegen soll Hugh in der Zeit zurück reisen und dort zunächst einmal Erzherzog Ferdinand und seine Frau vor zwei tödlichen Kugeln zu retten. Und dann soll er auch noch den gefährlichsten Mann an der Spitze eines europäischen Großreichs töten – Kaiser Wilhelm. Nicht kleckern, sondern klotzen also.


    Der Ort des Übergangs zwischen den Zeiten liegt in einem Keller in Istanbul und dort geht die Reise in die Vergangenheit los, die Hugh zunächst mit einigen Wahrheiten über sich selbst und seine Auftraggeber konfrontiert, bevor er sich auf den Weg nach Sarajevo macht um dort den ersten Teil seinen Auftrags zu erfüllen. Aber selbst mit der besten Ausrüstung und Schulung und genauer Kenntnisse der damaligen Ereignisse läuft die Sache bei Weitem nicht so glatt, wie Hugh und seine Auftraggeber aus der Zukunft dies angenommen hatten. Und auch das Ergebnis seiner Anstrengungen fällt gänzlich anders aus, als erwartet.


    Beim Lesen der in der historischen Darstellung sehr komplexen und interessanten Geschichte fallen historisch geschulten Leserinnen und Lesern bestimmt hier und da einige Unstimmigkeiten auf – was man von historischen Romanen aber eigentlich gewohnt ist. Ein wenig irritierender ist es daneben, dass eine Gruppe sehr gelehrter Männer und Frauen im Jahr 2014 unter offensichtlicher Kenntnis des Schmetterlingtheorems einem solchen Experiment widmen und es sogar ausführen. Das ist schon eine etwas fragwürdige Prämisse. Wenn es einem allerdings gelingt, dies zu ignorieren – und wie oft muss man dies bei Zeitreisegeschichten nicht tun – dann hat man hier einen überaus interessanten und am Ende auch sehr überraschenden Zeitreiseroman in eine der spannendsten Zeiten des 20. Jahrhunderts. Ziemlich lesenswert. :study::thumleft:


  • Ein wenig irritierender ist es daneben, dass eine Gruppe sehr gelehrter Männer und Frauen im Jahr 2014 unter offensichtlicher Kenntnis des Schmetterlingtheorems einem solchen Experiment widmen und es sogar ausführen. Das ist schon eine etwas fragwürdige Prämisse. Wenn es einem allerdings gelingt, dies zu ignorieren – und wie oft muss man dies bei Zeitreisegeschichten nicht tun – dann hat man hier einen überaus interessanten und am Ende auch sehr überraschenden Zeitreiseroman in eine der spannendsten Zeiten des 20. Jahrhunderts. Ziemlich lesenswert. :study::thumleft:

    Eben. Ohne eine gewisse "suspension of disbelief" funktionieren Zeitreiseromane ja nie.


    Danke für die Rezi, das Buch kommt ganz oben auf meine Wunschliste. Ben Elton finde ich klasse und Zeitreisebücher sowieso.


    Eine ähnliche Idee hatte übrigens Stephen Fry in "Geschichte machen" (auch sehr empfehlenswert). Da reist jemand in der Zeit zurück und sorgt dafür, dass Adolf Hitler nicht geboren wird.

  • Um genau zu sein reist er nicht zurück, sondern schickt empfängnisverhütende Mittel in das Trinkwasser von Braunau am Inn. Aber die Wirkung ist ja die gleiche. Ich finde den Fry-Titel auch klasse. Und natürlich - als "What-if" Dicks "Man in the High Castle."

  • Wie er das genau bewerkstelligt hat, weiß ich nicht mehr, die Lektüre ist schon lange her ;)


    "The Man in the High Castle" will ich auch noch lesen. Wusstest Du, dass es demnächst bei Amazon Prime eine Verfilmung zu sehen gibt?

  • Aber gerne doch. Und ich sollte mal schleunigst den Piloten komplett gucken. Ich bin noch nicht so ganz in der Welt des Streamings angekommen ;)

  • Viel Spaß. Bei uns ging es durch den notwendig gewordenen Kauf eines neuen Fernsehers los. Ich habe dann für den schnelleren - und sichereren (im Sinne von Abriss) - Datenfluß im Wohnzimmer noch ein Netzwerkkabel verlegt. Und eine Fernbedienungstasttur besorgt. Ist schon sehr nett. 8)