Alice Oseman - Solitaire

  • Keine Entwicklng, keine Gefühle - nur düstere Stimmung


    Klappentext
    „Die sechzehnjährige Tori Spring hat das Gefühl,dass sie sich zwischen Weltschmerz, Erfolgsdruck, dem Zwang, ihre Zukunft planen, sich selbst finden und jetzt eigentlich die beste Zeit ihres Lebens haben zu MÜSSEN, verliert. Dass sie kurz davor ist, zu
    zerbrechen an der Gleichgültigkeit der Welt. Dass sich daran auch im neuen Jahr nichts ändern, dass wieder nichts passieren wird. Und dann passiert doch etwas: Tori trifft auf Michael Holden. Eigentlich verkörpert Michael mit seinem Enthusiasmus und der schwarzen Hipster-Brille all das, was Tori verachtet, und dennoch ist sie fasziniert von seiner überschäumenden Lebensfreude und seiner Neugier auf die Welt. Und es gibt Solitaire, eine anonyme Schülergruppe, die seit Kurzem Toris Schule in Atem hält. Anders als alle anderen fragt Tori sich, was und wer wirklich hinter Solitaire steckt.“


    Gestaltung
    Meiner Meinung nach hat das Cover etwas ganz faszinierendes. Ich mag vor allem die Farben. Da sie vor allem Pastelltöne aufweisen, habe ich den Eindruck ein Aquarellbild zu betrachten statt eines Fotos. Die schwebenden Zauberwürfel sehen dabei so als, als würden sie von dem Mädchen mit dem Schirm zu ihrer Position in der Luft gebracht, da sie ihre eine Hand hoch hält. Alles in allem ein sehr interessantes Cover!


    Meine Meinung
    Ich denke, dass die meisten von uns sich sehr gut in die Protagonistin Tori hineinversetzen können. Denn wer hat nicht in seiner Jugend oder anderen Lebensphasen einmal eine sehr niederschmetternde Zeit durchlebt, in welcher man am liebsten alles stehen und liegen gelassen hätte, um sich in seinem Bett zu verkriechen. Pessimismus und einen Hang ins Depressive kennt vermutlich jeder von uns. Daher liefert Tori hervorragendes Identifizierungspotenzial für Leser jeglicher Altersklassen!


    In „Solitaire“ trifft der Leser auf Tori, einem Mädchen im Teenageralter, die eine Vorliebe für schwarze Kleidung, den Pessimismus und generell die Schwarzseherei hat. Tori ist sehr depressiv und melancholisch. Da sie gleichzeitig auch die Erzählstimme des Romans ist, ist es nicht verwunderlich, dass sich ihre Melancholie hier widerspiegelt. Ich hatte eigentlich erwartet, dass ich von ihrer Geschichte berührt werde. Ich war auch voll darauf eingestellt, dass mich dieser Roman traurig machen könnte. Aber irgendwie habe ich gar nichts gefühlt. Tori transportiert nur ihre negative Einstellung zu allem und ansonsten leider keinerlei Gefühle.


    Diese „alles ist mir egal“-Einstellung hat mich irgendwann an den Rand der Verzweiflung gebracht, weil es keinerlei Entwicklung in Toris Charakter gibt. Hatte ich zu Beginn noch den Gedanken, dass Tori am Ende des Romans vielleicht aufwacht oder wenigstens ein klein wenig an Gefühlen und Emotionen empfindet, so musste ich doch feststellen, dass sie keinerlei Entwicklung durchgemacht hat. Am Ende des Romans ist sie genauso depressiv wie zu Beginn auch. Gut, es mag zwar realistisch sein, dass die psychische Erkrankung einer Depression nicht so mir nichts dir nichts geheilt werden kann, aber wenigstens ein klein wenig positive Erlebnisse oder Empfindungen hätten nicht geschadet.


    Selbst als schließlich die mysteriöse Gruppierung „Solitaire“ an Toris Schule ihr Unwesen treibt und nicht nur harmlose Streiche spielt, lässt sich unsere Protagonistin nicht aus ihrem vegetativen „Alles egal“-Rhythmus reißen. Wenn an einer Schule voller Teenager und junger Menschen plötzlich eine Gruppe auftaucht, die sogar lebensbedrohliche Streiche spielen, dann kann man doch auch bei depressiven Menschen eine Gefühlsregung erwarten, oder etwa nicht? Zumindest ein Gefühl von Angst oder Schockiertheit. Aber nicht so bei Tori. Die geht einfach nach Hause und legt sich in ihr Bett. Ist ja egal, was da in der Schule abgeht und ob es einen persönlich betrifft oder nicht.


    Alice Oseman hat hier vermutlich den Zeitgeist vieler (amerikanischer) Jugendlicher eingefangen und somit einen Nerv getroffen. Schade finde ich jedoch, dass sie nicht versucht, einen Ausweg aus dem Teufelskreis der Depressionen aufzuzeigen. Aber vermutlich ist ihr dies nicht gelungen, da sie selber noch viel zu sehr in der Rolle des pessimistischen, depressiven Teenagermädchens feststeckte (immerhin war sie erst 17 Jahre alt, als sie „Solitaire“ schrieb) und selber vielleicht noch keinen Ausweg kennt. Dabei hätte sie am Ende so schön Möglichkeiten aufzeigen können, mit Depressionen umzugehen.


    Fazit
    Der Debütroman der sehr jungen Alice Oseman beschäftigt sich mit dem Thema Depression, doch leider schafft „Solitaire“ es nicht, mich emotional zu berühren, da die Protagonistin Tori aufgrund ihrer pessimistischen Art keinerlei Gefühlsregungen empfindet, die sie auf uns Leser übertragen könnte. Vor allem hätte ich mir eine Entwicklung in dieser Figur gewünscht und dass am Ende mögliche Auswege oder Arten des Umgangs mit Depressionen aufgezeigt werden, da dies ein ernstzunehmendes Thema ist, das heutzutage immer mehr Menschen betrifft. Zwar mag es realistisch sein, dass Tori von Anfang bis Ende melancholisch ist, da es kein Wundermittel gibt, das aus der Depression hilft. Aber dennoch wäre ein kleiner Hoffnungsschimmer am Ende des Horizontes ein wünschenswertes Ende gewesen.
    3 von 5 Sternen!


    Reihen-Infos
    Einzelband

  • Kann man lesen; man verpasst aber nichts, falls nicht.


    Inhalt:
    Die 17-jährige Tori vermeidet nach Möglichkeit den Kontakt mit anderen Personen, weil sie lieber für sich ist.
    Eines Tages lernt sie Michael kennen und verliebt sich; was natürlich nicht ganz so einfach und glatt verläuft, denn sie hat durchaus „Talent“ andere Menschen vor den Kopf zu stoßen und ihre Selbstzweifel stehen ihr immer wieder im Weg.
    Währenddessen macht ein neuer Blog von sich reden: Solitaire.
    Die Aktionen, die von Solitaire ausgehen, nehmen an Ausmaß und Intensität und auch Brutalität zu; und damit nimmt Solitaire immer mehr Einfluss auf das reale Leben.


    Folgende Punkte haben mich neugierig auf dieses Buch gemacht:
    Der Text auf dem Buchumschlag und die Inhaltsbeschreibung.
    Die Anspielung auf den „Fänger im Roggen“.
    Das Loblied auf die jugendliche Autorin.
    Die Herstellung eines Zusammenhangs zwischen der Autorin und der Protagonistin: Beide als chronisch pessimistische Teenager.


    Meine Meinung:
    Ok, also es passiert inhaltlich nicht viel in diesem Roman – aber das ist ok, denn in Geschichten, in denen es eher um den inneren Dialog geht, bleibt naturgemäß die äußere Handlung eher unscharf.


    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen; die Autorin hat eine gute Ausdrucksweise.


    Aber ich fand es etwas viel Text für im Endeffekt wenig Aussage oder Handlung.
    Was nicht heißen sollte, dass es keine Spaß gemacht habe, diesen Roman zu lesen.
    Aber dennoch fand ich die Darstellung und Nachvollziehbarkeit der „Verwandlung“ der Jugendlichen, heraus aus ihrem eigenen Universum, insgesamt etwas zu blass und farblos.


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