Vera Buck - Runa

  • Kurzmeinung

    Sinas
    Düstere Thematik und Stimmung, jedoch keinerlei Spannung und Nervenkitzel.
  • Fazit:


    Ein ganz schönes Buch mit einer erschreckenden Geschichte, die ich aber nicht jedem empfehlen kann. Es ist in der ersten Hälfte des Buches teilweise ein bisschen langatmig. Ab der zweite Hälfte finde ich es aber wieder spannender.


    Klappentext:


    "Paris 1884. In der neurologischen Abteilung der Salpêtrière-Klinik führt Dr. Charcot Experimente mit hysterischen Patientinnen durch. Seine Hypnosevorführungen locken Besucher aus ganz Europa an; wie ein Magier lässt der Nervenarzt die Frauen vor seinem Publikum tanzen. Dann aber wird Runa in die Anstalt eingeliefert, ein kleines Mädchen, das all seinen Behandlungsmethoden trotzt. Jori Hell, ein Schweizer Medizinstudent, wittert seine Chance, an den ersehnten Doktortitel zu gelangen, und schlägt das bis dahin Undenkbare vor. Als erster Mediziner will er den Wahnsinn aus dem Gehirn einer Patientin fortschneiden. Was er nicht ahnt: Runa hat mysteriöse Botschaften in der ganzen Stadt hinterlassen, auf die auch andere längst aufmerksam geworden sind. Und sie kennt Joris dunkelstes Geheimnis …"
    Also das Buch habe ich auf Facebook entdeckt, als der Verlag das Buch vorstellte. Da hörte es sich einfach spannend an und der Trailer war noch spannender... Da musste ich es einfach lesen.


    Bewertung:


    Das Buch handelt über verschiedene Personen, die im Buch und der Geschichte eine Rolle spielen und über die ich immer mehr erfahre. Wie sie z. B. aufgewachsen sind, was sie empfinden. Möchte da aber nicht zu viel vorweg nehmen. Alle sind sehr interessant und je weiter ich im Buch komme, desto mehr setzen sich die Personen zusammen.
    Runa ist schon ein sehr mysteriöses Mädchen. Ich frage mich, was sie fühlt und was sie denkt. Warum sie so ist wie sie ist.
    Zu allen Charakteren kann ich selber keine Bindung aufbauen, das liegt wohl an der Erzählperspektive. Sympathien kann ich aber schon aufbauen.


    Ich werde hier auch in die schreckliche Welt der Geisteskrankheiten um 1884 eingeführt. Wo noch am Gehirn gearbeitet worden ist und Dinge weggeschnippelt worden sind, damit diese geheilt sind. Was die sogenannte Heilung dann beinhaltet, entspricht nicht wirklich dem Wort. Hier trifft eher Ruhigstellung zu. Auch diese komische Vorführung in den Sälen vor angehenden Ärzten und Ärzten die davon was lernen wollen, finde ich mehr als befremdlich. Es werden hier auch ganz gut die Empfindungen von diesen Damen von Jori beschrieben. Erschreckend.


    Leider wird viel an Vorgeschichte hier geschrieben, was ich einfach für zu viel empfinde. Es dauert einfach ewig bevor was passiert und darauf warte ich die ganze Zeit. So zieht sich der erste Teil des Buches einfach. Ab den zweiten Teil wird es aber spannender.


    Das Ende hat für mich viele Fragen offen gelassen, was ich jetzt aber gar nicht so schlimm fand. Hätte mich zwar über mehr Antworten gefreut, aber so ist das Leben nun nicht immer.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Erster Satz

    Ich holte Luft, als wir uns aufstellten und ich nun selbst sah, was man sich vorhin, beim Umkleiden, nur hinter vorgehaltener Hand zu erzählen gewagt hatte.


    Meinung
    Prinzipiell will ich eigentlich gar nichts groß zum Inhalt sagen. Allerdings hatte ich mir nach dem Klappentext etwas anderes erhofft.


    Eingestellt hatte ich mich auf eine irgendwie mystische, spannende Geschichte, die auch einen gewissen Thrilleraspekt enthält. Bekommen habe ich ein langatmiges Buch, das selten Spannung aufkommen lassen wollte und voll mit medizinischer Geschichte war.


    Nun muss ich sagen, dass ich mich für Medizin und auch die geschichtlichen Aspekte durchaus interessiere und das Buch, was das betrifft, wirklich sehr gut recherchiert finde, allerdings hat mich die Geschichte weder vom Hocker gehauen noch überzeugt.


    Eingeteilt ist das Buch in sechs Abschnitte, die alle mit Zitaten von medizin-geschichtlich wichtigen Personen beginnen. Diese Personen kommen stellenweise im Buch vor. Kapiteleinteilungen gibt es dann allerdings nicht. Die Stellen zwischen den Abschnitten sind sichtbar in verschiedene Bereiche unterteilt, allerdings stehen keine Kapitel darüber. Die Perspektiven und Erzählformen wechseln stetig.


    Im Buch kommen unglaublich viele Menschen vor, die irgendwie alle Teil ihrer eigenen Geschichte sind, zum Schluss aber doch in einem Strang zusammenlaufen. Den ein oder anderen hätte es meiner Ansicht nach überhaupt nicht gebraucht. Zwar waren sie alle wichtig und haben die Geschichte weitergebracht, aber das hätte man auch anders lösen können.


    Sowohl Titel als auch Klappentext weisen daraufhin, dass Runa eine sehr tragende Rolle spielt. Prinzipiell ist es auch Runa, die alles ins Rollen bringt, aber der eigentliche Protagonist ist Johann Richard Hell, genannt Jori. Bis es endlich dazu kommt, dass Runa auftaucht, vergehen unglaublich viele Seiten, in denen ich irgendwann unheimlich genervt von Jori und seiner Besessenheit von Dr. Charcot war. Ich gebe zu, dass ich wirklich überlegt hatte dieses Buch abzubrechen. Allerdings wurde ich dann immer wieder von dem Gedanken 'Bald passiert bestimmt was richtig Krasses' angetrieben - leider war das nicht so.


    Es gab spannende Stellen, wo die Seiten nur so geblättert wurden, aber diese waren in meinen Augen viel zu wenig vertreten. Unnötige Situationen wurden zu lang und zu genau beschrieben und nahmen mir den Lesespaß. Ich muss nicht über viele Zeilen lesen, wie Jori ein Gespräch mit Joseph Babinski führt, mit seinen kalten Fingern ein Blatt von einem Busch rupft und dieses immer und immer wieder dreht bist es irgendwann (endlich!) kaputt ist und zu Boden fällt.

    Ich weiß nicht, ob versucht wurde aus eigentlich 400 Seiten 600 zu machen - aber dann und wann kam es mir so vor.


    Das Ende hat mich zu guter Letzt dann so richtig enttäuscht. Immer wieder hatte ich neue Gedanken im Kopf, wie es jetzt richtig fulminant enden könnte - und dann war es halt einfach vorbei.

    Zurückgeblieben bin ich mit dem Gefühl, dass das doch nicht alles gewesen sein konnte. Es blieben keine offenen Fragen und es ist auch kein Cliffhanger, der auf einen zweiten Teil "hoffen" lassen könnte, aber ich bin damit einfach wirklich unzufrieden.


    Fazit

    Ein Buch, das sehr interessant und unglaublich gut recherchiert ist, was die medizinische Geschichte betrifft, aber mit der eigentlichen Handlung und dem Ende überhaupt nicht bei mir punkten konnte.


    Wer auf ein spannendes, mystisches Buch hofft, sucht hier leider vergebens. Zusätzlich nehmen die wahnsinnigen Längen und damit verbundene Langeweile das Lesevergnügen.


  • Ende des 19. Jahrhunderts hat in der Pariser Salpêtrière der Neurologe Jean-Martin Charcot das Sagen. Er gilt als Kapazität und zieht viel versprechende Studenten und junge Ärzte, wie etwa Georges Gilles de la Tourette an. Seine Dienstagsvorlesungen, zu denen auch normale Pariser Bürger Zutritt haben, sind gut besucht, denn hier führt er seine Patientinnen vor – und macht eine große Show daraus, führt z. B. Anfälle herbei.


    Johann Richard Hell, Jori genannt, ein junger Schweizer Medizinstudent, ist nach Paris gekommen, um Heilung für seine Freundin Pauline zu finden. Als das Mädchen Runa in die Salpêtrière eingeliefert wird, glaubt er, durch sie eine Möglichkeit gefunden zu haben. Allerdings ist Runa eine besondere Patientin, die nicht nur Joris Leben durcheinander wirbelt.


    Monsieur Lecoq, ehemaliger Mitarbeiter der Sûreté, ist auf der Suche nach der Ehefrau eines Bekannten. Dabei fallen ihm immer öfter merkwürdige Schriftzeichen auf. Hat jemand in ganz Paris Nachrichten hinterlassen? Doch was bedeuten sie und in welchem Zusammenhang stehen sie mit mehreren Todesfällen?


    Vera Buck hat einen sehr komplexen Roman erschaffen, der nicht nur in das Paris des 19. Jahrhunderts führt, sondern auch ein Stück Medizingeschichte aufzeigt, das heute regelrecht gruselig anmutet. Der Roman ist nicht leicht zu lesen. Nicht nur die Thematik, die Zurschaustellung der Patientinnen, die Therapien an und die Versuche mit ihnen, die Diagnostiken, die Frauen, die sich nicht gesellschaftlich angepasst benehmen, als psychisch krank abstempeln, ist heftig und schockiert, auch die Art der Erzählung mit vielen Handlungssträngen, die zunächst scheinbar wenig miteinander zu tun haben und oft Rätsel aufgeben (am Ende aber zufriedenstellend ineinanderlaufen), lässt ein Zwischendurchlesen nicht zu, man muss den Roman sehr konzentriert lesen.


    Dazu kommt, dass der Roman wenig Hinweise gibt auf das tatsächliche historische Geschehen, auf die auftretenden historischen Persönlichkeiten, auf tatsächliche medizinische Gegebenheiten. Man muss viel selbst recherchieren, was per se nicht schlecht ist, aber ein Personenverzeichnis (mit Angabe der historischen Persönlichkeiten und Hintergrundinformationen zu ihnen) sowie ein Glossar oder ein ausführlicheres Nachwort, das mehr Informationen über Fiktion und Wirklichkeit enthält, wäre schön gewesen, ebenso wie eine Karte, um die einzelnen Handlungsorte einordnen zu können. Immerhin enthält das Buch eine Bibliographie für weiterführende Lektüre.


    Schwierig finde ich auch mitunter die zeitliche Einordnung der Geschehnisse. Findet alles in einer Zeitlinie statt oder ist diese oder jene Storyline eine Rückblende? Da hätte es geholfen, wären Zeitangaben eingesetzt worden, oder wenigstens die Rückblenden gekennzeichnet worden (z. B. mit „ Drei Jahre vorher“). So musste man sich weitere Fragen stellen, die unnötig gewesen wären.


    Trotz seiner Komplexität lässt sich der Roman gut lesen, man muss sich einfach nur auf ihn einlassen. Er macht neugierig darauf, wie alles zusammenhängt und gespannt darauf, ob gewisse Ereignisse eintreten werden. Auch miträtseln kann man, mitzittern sowieso.


    Sehr gut hat mir gefallen, dass Vera Buck trotz des Themas auch immer wieder, wenn auch etwas speziellen, Humor in ihren Roman einflicht und damit wunderbare Sätze kreiert, die mich zum Schmunzeln bringen, z. B.: "Frische Nachtluft schwappte mit einer Dringlichkeit in den Raum, als wüsste sie, dass sie später keine Gelegenheit mehr dazu haben würde" (S. 82) oder "... Haare, die ihr wie schlecht verrührtes Eiklar vom Schädel tropften" (S. 170) oder auch "Die Heilige Nacht legte sich in diesem Jahr zusammen mit einem Schneesturm über die Stadt" (S. 515). Die ausgereifte Sprache und die gut durchdachte Geschichte lassen zudem immer wieder vergessen, dass es sich hier um einen Debütroman handelt. Ich bin sehr auf Vera Bucks weitere Werke gespannt.


    Der Roman hat mich von Anfang an gepackt und mir bis zum Ende gut gefallen. Immer wieder wurde ich angeregt, mich weiter mit der Thematik und den Akteuren zu befassen, die Auflösung und das teilweise offene Ende sind passend und gut gelungen. Ich empfehle den Roman sehr gerne weiter, man sollte aber nicht allzu zartbesaitet sein und komplexe Romane mögen, ebenfalls sollte man bereit sein, sich mit den geschichtlichen und medizinischen Hintergründen auseinanderzusetzen – dann erhält man einen einzigartigen Roman, der noch lange nachwirken wird. Für mich eines der interessantesten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe.

  • Inhalt:


    Paris, Ende des 19. Jahrhunderts. Psychologie und vor allem Psychochirurgie stecken noch in den Kinderschuhen. Während es bislang Usus war, Männer und Frauen mit (vermeintlichen) Geisteskrankheiten wegzusperren, wird an der Salpertière geforscht. Jori, ein schweizer Student, hetzt seinem Doktortitel hinterher, um irgendwann die Frau zu heilen, die er liebt. Doch um diesem Traum näher zu kommen, meldet sich Jori für eine Operation freiwillig - nicht wissend, in welche Abgründe ihn dies führt. Und nicht wissend, dass seine Patientin mehr über seine dunkelsten Geheimnisse weiß, als er ahnt.


    Meine Meinung:


    "Runa" ist ein mehr als beeindruckendes Debüt. Die schwierige Thematik wird von der Autorin verständlich und dennoch fordernd aufbereitet. Überhaupt verlangt "Runa" einen aufmerksamen Leser - nebenbei lesen kann man dieses Buch nicht. Wechselnde Perspektiven, Zeitsprünge, verschiedene Fäden, die erst gegen Ende zusammenlaufen - ein wahrhaft anspruchsvolles Buch.


    Die große Kunst der Autorin ist es indes, die Geschichte trotz der bedrückenden Thematik so spannend zu erzählen, dass man regelrecht am Buch klebt und sich dieser düsteren Atmospäre nicht entziehen kann. Daneben beeindruckt die Autorin durch ihren erwachsenen und sehr ausgereiften Stil - beileibe keine Selbstverständlichkeit beim Debüt einer so jungen Autorin. Bleibt zu hoffen, dass uns Vera Buck noch mit weiteren Meisterwerken beeindrucken wird.


    Volle Punktzahl! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Rebecca Yarros - Iron Flame

    :study: Jennifer Teege - Amon. Mein Großvater hätte mich erschossen

    :musik: C. J. Sansom - Feindesland



    Gelesene Bücher 2023: 15

    Gelesene Bücher 2024: 3

  • Klappentext "Man kam nicht her, um zu genesen, sondern um zu sterben." Paris 1884. In der neurologischen Abteilung der Salpêtrière-Klinik führt Dr. Charcot Experimente mit hysterischen Patientinnen durch. Seine Hypnosevorführungen locken Besucher aus ganz Europa an; wie ein Magier lässt der Nervenarzt die Frauen vor seinem Publikum tanzen. Dann aber wird Runa in die Anstalt eingeliefert, ein kleines Mädchen, das all seinen Behandlungsmethoden trotzt. Jori Hell, ein Schweizer Medizinstudent, wittert seine Chance, an den ersehnten Doktortitel zu gelangen, und schlägt das bis dahin Undenkbare vor. Als erster Mediziner will er den Wahnsinn aus dem Gehirn einer Patientin fortschneiden. Was er nicht ahnt: Runa hat mysteriöse Botschaften in der ganzen Stadt hinterlassen, auf die auch andere längst aufmerksam geworden sind. Und sie kennt Joris dunkelstes Geheimnis …


    Normalerweise greife ich nur sehr, sehr selten zu historischen Romanen. "Runa" machte mich jedoch neuierig. Das geheimnisvolle Cover gefällt mir ausgesprochen gut und erregte sofort meine Aufmerksamkeit. Nicht anders ging es mir mit dem Klappentext. Auch diesen finde ich, besonders im Zusammenspiel mit dem Cover, sehr gelungen. Schnell war für mich klar: Dieses Buch muss ich lesen.


    Ich merkte bereits auf den ersten Seiten, dass ich ein besonderes Buch in den Händen hielt. Das Buch zog mich sogleich in seinen Bann, seine Atmosphäre umfasste mich schlagartig und so dauerte es nur wenige Seiten, bevor ich das erste Mal eine Gänsehaut bekam.


    Vera Buck hat einen unglaublichen Schreibstil und setzt diesen auch geschickt zur Zeichnung von Orten und Personen ein. Je nach Perspektive änderte sich auch der Schreibstil, wodurch man die verschiedenen Handlungssträge sehr gut auseinanderhalten kann. Dazu gefiel mir auch die Sprache sehr, sehr gut und ich konnte kaum glauben, dass es sich bei Runa um einen Debütroman handelte.


    Die Charaktere konnten mich vor allem deshalb begeistern, weil sie weder gut noch böse waren. Dies trifft zumindest auf Jori und Lecoq (mein Favorit in diesem Buch!) zu. Die Charaktere sind unglaublich vielschichtig und wirken daher auch besonders authentisch. Jori, der Protagonist, war mir zu Beginn nicht besonders sympathisch. Er vergötterte im Stillen den grausamen Nervenarzt Charcot und hinterfragte dessen Handeln nicht. Doch während des Buches macht Jori eine sehr spannende Entwicklung durch, in welcher er zu Hinterfragen beginnt.


    Wie bereits erwähnt konnte mich das Buch von der ersten Seite packen. Allerdings muss ich zugeben, dass die Begeisterung nach ca. 80 Seiten ein wenig nachlies. Zu Beginn gab einfach vieles (gewollt!) keinen Sinn. Ich las von verschiedenen Charakteren, wobei Joris Geschichte den größten Platz einnahm, die auf den ersten Blick rein gar nichts miteinander zu tun hatten. Ich fragte mich, wann diese sich endlich über den Weg laufen würden. Nach und nach wurden die Geschichten geschickt miteinander verwoben und ab der Hälfte konnte mich "Runa" wieder begeistern.


    Das Ende von "Runa" lies mich ein wenig enttäuscht zurück, denn eine "Sache" blieb zum Schluss offen. Gerne hätte ich noch mehr über die verschiedenen Charaktere erfahren.


    Zum Genre: Da ich nun schon öfter gelesen habe, dass jemand sich fragte, ob das Buch auch für ihn geeignet sei, möchte ich gerade zu diesem "gefürchteten Grusel" und dem Genre ein paar Sätze los werden. Ich lese Krimis, ich lese Thriller. Wer nur schwer von Gewalt lesen kann, sollte von "Runa" die Finger lassen. Nur, weil die Geschichte um "Runa" Fiktion ist, gilt dies leider nicht für die medizinischen Gebräuche des späten 19. Jahrhunderts. Und diese Gewissheit war für mich der wahre Grusel: Das Wissen, das ein "Sex Baton" oder eine "Ovarienpressen" nicht der Fantasie der Autorin entsprungen sind.


    Fazit: Ein Buch, das mich während des Lesens zum Nachdenken brachte. Selbst jetzt, drei Wochen nach der Beendung des Buches, bin ich immer noch fasziniert von der Geschichte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Vera Buck | Runa


    Verlag:Limes | Erschienen: 24.08.2015 | Seiten:608 | Preis: Hardcover 19,99€, eBook 15,99


    Inhalt:
    "Man kam nicht her, um zu genesen, sondern um zu sterben."
    Paris 1884. In der neurologischen Abteilung der Salpêtrière-Klinik führt Dr. Charcot Experimente mit hysterischen Patientinnen durch. Seine Hypnosevorführungen locken Besucher aus ganz Europa an; wie ein Magier lässt der Nervenarzt die Frauen vor seinem Publikum tanzen. Dann aber wird Runa in die Anstalt eingeliefert, ein kleines Mädchen, das all seinen Behandlungsmethoden trotzt. Jori Hell, ein Schweizer Medizinstudent, wittert seine Chance, an den ersehnten Doktortitel zu gelangen, und schlägt das bis dahin Undenkbare vor. Als erster Mediziner will er den Wahnsinn aus dem Gehirn einer Patientin fort schneiden. Was er nicht ahnt: Runa hat mysteriöse Botschaften in der ganzen Stadt hinterlassen, auf die auch andere längst aufmerksam geworden sind. Und sie kennt Joris dunkelstes Geheimnis …


    Meinung:
    Dieses Buch hat mich echt zum Schluckengebracht.


    Ich habe ziemlich lange gebraucht um in die Story rein zu kommen, da wir drei Handlungsstränge haben und das etwas verwirrend war. Was ja ziemlich gut zu der Geschichte Passt xD
    Die Geschichte verläuft wie gesagt in drei Handlungssträngen, was mich halt etwas genervt hat. Im Nachhinein ist mir klar geworden das es für die Geschichte wichtig war, so viele Perspektiven rein zu bringen. Die Geschichte ist zum Teil Realität und Fiktion. Was es einem schon manchmal etwas schwerer macht. Ebenso die ganzenFachbegriffe.Ich glaube ich musste noch nie soviel bei einem Buch Googlen wie bei diesem. Trotzdem war es sehr Interessant so was mal zu Lesen. Wir behandeln hier eine Thematik die nicht ganz ohne ist, damals war alle ja noch ganz anders und viel härter. Dieses Buch ist auf jeden fall nichts für schwache nerven. Was damals in einer Nervenklinik so mit den Frauen gemacht wurde ist echt nicht ohne. Ich musste das Buch des Öfteren erst mal weg legen und durchatmen. Daher habe ich auch sehr lange gebraucht das Buch komplett zu lesen. Zudem kommt, dass der Schreibstil wirklich sehr anspruchsvoll ist. Es ist kein Buch was man mal eben so weg liest. Man muss sich auf das Buch und die Geschichte wirklich konzentrieren und einlassen. Das war jedenfalls meine Erfahrung.
    Die Charaktere waren sehr gut ausgearbeitet muss ich sagen. Jori war Student durch und durch. Er war von dem Thema und vor allem von dem berühmten Dr. Jean Martin Carcot wie besessen. Er hing förmlich an seinen Lippen. Was aber allen so ging. Dennoch ist Jori anders. Auch wenn er Runa die Krankheit weg schneiden will, ist er einer der Wenigen die so was wie Mitleid empfinden. Er hinterfragt so manche Methoden, ob das alles wirklich so richtig ist. Jori handelt eigentlich nur aus Persönlichen gründen so, im Kern ist er ein guter Kerl. Er hat mir ziemlich gut gefallen, da er für mich am Menschlichsten rüber kam.
    Runa ist da ein ganz anderes Thema. Runa war wirklich hart muss ich sagen. So wie sie beschrieben wurde, hätte sie super als Horror Kind in ein Stephen King Buch gepasst. Da lief es mir ab und an echt kalt den Rücken runter. Dennoch dachte ich da muss mehr sein. Was man aber leider nicht so erfährt. Denn Runa kam ziemlich kurz. Es ging hauptsächlich um Jori und seine Geschichte, was ich etwas schade fand. Denn das Buch heißt Runa also sollte es auch um sie gehen.
    Naja egal. Wir haben dann noch einen neurotischen Ermittler, der von sich selber sagt er ist ein Verbrecher. Einen Haufen verrückter Ärzte, die sich selber alle für Götter halten und Leute bei denen ich nicht recht weiß wie ich sie einordnen soll.
    Rundum ein ziemlich Chaotisches Buch, was man aber gelesen haben sollte.
    Zum Cover kann ich eigentlich nur sagen, dass es mir solala gefällt. Es ist sehr schlicht gehalten und sagt nicht wirklich was aus über das Buch. Das finde ich aber völlig in Ordnung. Es Passt gut und fertig ist.


    Bewertung:
    Es war eine echt Nervenaufreibende Geschichte die gut gelungen ist, trotzdem konnte es mich nicht so wirklich von sich Überzeugen.
    Von daher gute 3 Sterne für dieses Buch.



    An dieser stelle möchte ich mich bei der Verlagsgruppe Random House und ihrem Bloggerportal für dieses Rezi Exemplar bedanken.

  • Klappentext


    Paris 1884. In der neurologischen Abteilung der Salpêtrière-Klinik führt Dr. Charcot Experimente mit hysterischen Patientinnen durch. Seine Hypnosevorführungen locken Besucher aus ganz Europa an; wie ein Magier lässt der Nervenarzt die Frauen vor seinem Publikum tanzen. Dann aber wird Runa in die Anstalt eingeliefert, ein kleines Mädchen, das all seinen Behandlungsmethoden trotzt. Jori Hell, ein Schweizer Medizinstudent, wittert seine Chance, an den ersehnten Doktortitel zu gelangen, und schlägt das bis dahin Undenkbare vor. Als erster Mediziner will er den Wahnsinn aus dem Gehirn einer Patientin fortschneiden. Was er nicht ahnt: Runa hat mysteriöse Botschaften in der ganzen Stadt hinterlassen, auf die auch andere längst aufmerksam geworden sind. Und sie kennt Joris dunkelstes Geheimnis …


    Meine Meinung


    Über das Buch hab ich ja in den letzten Monaten viel gehört. Vor allem positives, aber immer mit dem Vorbehalt, dass es durch das Thema "sehr bedrückend und nichts für schwache Nerven" ist. Die Atmosphäre ist durch die psychatrische Klinik und dem unsensiblen, schamlosen "Vorführen" der Patientinnen vor Publikum natürlich sehr beklemmend, aber ich fand, dass es sich noch in einem erträglichen Rahmen gehalten hat - aber das mag je nach Gemüt anders aufgefasst werden.
    Da ich schon einiges zu dem Thema gelesen habe und die Erinnerung an die Serie "Penny Dreadful" noch frisch im Gedächtnis habe, hat mich das jetzt nicht so sehr mitgenommen, wie vielleicht manchen anderen Leser.
    Aber es geht natürlich zu dieser Zeit am Ende des 19. Jahrhunderts im Bereich der neurologischen Medizin schon sehr heftig zu: Isolation, Fixierung, Unterwerfung, Zwangsernährung, Zurschaustellung ... und alles in einer so demütigenden, gleichgültigen und grausamen Art und Weise, die wohl niemanden völlig kalt lässt.


    Vera Buck erzählt aus mehreren Perspektiven und springt dabei auch zwischen verschiedenen Handlungsssträngen hin und her. Dadurch hat man von dem "Klinikalltag" auch mal Verschnaufpausen und erfährt so nach und nach, wie alles zusammenhängt.


    Runa, das Mädchen, dass mehr oder weniger der Auslöser für die Ereignisse ist, kommt relativ spät ins Spiel.
    Im ersten Drittel lernt man zunächst die anderen Personen kennen, allen voran Jori, Johann Richard Hell, den ewigen Assistenten, der endlich seinen Doktortitel machen will. Er hat eine bedrückende Vorgeschichte, die mir seinen Charakter etwas unsympathisch gemacht hat. Er entflieht unliebsamen Situationen und kriegt auch seinen Hintern nicht hoch, um etwas dagegen zu tun. Lieber verkriecht er sich und beruhigt sein Gewissen, indem er irgendetwas tut, was zumindest den Anschein hat, seine Probleme auf die Reihe zu kriegen. Aber es war schön zu beobachten, wie er lernt, das was er vorgesetzt bekommt auch mal zu hinterfragen und endlich aus seinem Schneckenhaus herauszukommen!
    Ledoq dagegen war mir von Anfang an sympathisch. Nicht unbedingt durch seinen Charakter, aber durch seine Originalität! Er ist ein ehemaliger Ermittler und mittlerweile auf dem kriminalistischen Sektor tätig, entdeckt eine Spur, die ihn nicht mehr loslässt. Sie führt ihn - wenn auch auf Umwegen - zu den mysteriösen Geheimnissen, die hinter dem Mädchen Runa stecken.
    Außerdem gibt es noch zwei neugierige Kinder, nach Macht und Einfluss strebende Ärzte und einen Jungen, der Gedichte schreibt. Sie alle sind in die Geschehnisse verwickelt und führen mich als Leser langsam aber sicher auf eine Entdeckung zu, die tief in die menschlichen Abgründe blicken lässt. Und alles unter dem Deckmantel der Wissenschaft!


    Langsam, ja es geht schon etwas behäbig voran, aber das hat mich hier nicht gestört. Es werden ja einige Nebenschauplätze außerhalb der Klinik mit eingeführt und die vielen Einzelschicksale mit großer Rafinesse erzählt, so dass Langeweile gar nicht aufkommen kann.
    Der teils schon nüchterne, dennoch aber anschauliche Schreibstil zeigt mir als Leser sehr deutlich die beklemmende Atmosphäre, die damals geherrscht hat. Teilweise auf den Straßen, in den Köpfen der Menschen, aber vor allem in der "Salpêtriére", dem neurologischen Zentrum von Paris und laut Dr. Charcot ein "lebendiges, pathologisches Museum". Man mag sich gar nicht vorstellen, wie sehr die Patienten, diese hilflosen kranken Menschen, gelitten haben und durch die grausame Behandlung und Medikation noch tiefer in einen verstörenden Zustand versetzt wurden, aus dem es keinen Ausweg mehr gab. Man kann wirklich von Glück sagen, dass sich das geändert hat!


    Fazit 4.5 Sterne


    Wenn man sich vor Augen führt, wie gut die Autorin hier recherchiert hat und sich an damals lebenden Personen wie Ärzten und Fachmaterial orientiert hat, wirkt die Geschichte noch grauenvoller, auch wenn Vera Buck betont, sie als fiktives "Hirngespinst" zu sehen. Ein trauriger und bedrückender Ausschnitt aus der damaligen Medizin und Menschen, die für Macht und Ansehen jeglichen Respekt, Mitgefühl und Würde vermissen lassen.


    © Aleshanee
    Weltenwanderer

  • (Wieso zum Geier wurde schon wieder der Titel geändert? Die Hardcover-Ausgabe heißt schlichtweg "Runa", nicht "Runas Schweigen".)


    Jori Hell arbeitet als Assistenzarzt im berühmten Salpêtrière-Krankenhaus in Paris, das um die Jahrhundertwende insbesondere für seine psychiatrische Abteilung unter der Leitung des Dr. Charcot bekannt ist, mit besonderem Fokus auf "Hysterikerinnen" (sprich Frauen mit psychischen Leiden aller Art). Er hofft, dass das dort erworbene Wissen seiner Angebeteten Pauline zugute kommen wird, die ebenfalls als psychisch krank gilt.


    Eines Tages wird ein verwildert wirkendes Mädchen von vielleicht acht oder zehn Jahren eingeliefert, das sich buchstäblich mit Krallen und Zähnen gegen jegliche Behandlung wehrt, nicht spricht und selbst den Ärzten durch ihre Unberechenbarkeit Angst einjagt. Jori empfindet echtes Interesse und Mitgefühl für das Kind, das für viele seiner Kollegen, getrieben vom unerbittlichen Konkurrenzkampf um die spektakulärsten Behandlungserfolge, nur ein Fall ist, doch auch er hat keine wirklich brauchbare Idee, wie man ihr helfen könnte.


    Die große Stärke von Vera Bucks Roman liegt in der schonungslosen Darstellung der erschreckenden Zustände in dem, was damals als Psychiatrie durchging. Die oft detailliert beschriebenen "Heilmethoden" (eher schon Menschenversuche) lassen heutigen Leser(inne)n die Haare zu Berge stehen, ebenso die gnadenlose Zurschaustellung von wehrlosen Patientinnen. Mit fragwürdigen Mitteln wurden Frauen, die nach modernen Erkenntnissen depressiv, manisch oder auch nur unangepasst und/oder sexuell aktiv waren, unbarmherzig ruhiggestellt statt einfühlsam behandelt.


    Gelungen sind auch die Charakterporträts der Ärzte, die die Bezeichnung teilweise kaum verdienen, aber zu den heute noch bekannten Namen in der Medizin zählen (Charcot, Tourette, Babinski, um nur einige zu nennen). Es wimmelt nur so von Eitelkeiten und Arroganz, und dem Konkurrenzkampf um die nächste ruhmreiche Veröffentlichung, die waghalsigste Operation, die neueste Behandlungsmethode wird alles andere, vor allem aber die Menschlichkeit, untergeordnet. Jori mit seiner persönlichen Motivation, auf diesem Gebiet zu forschen, bildet eine rühmliche Ausnahme, ist aber natürlich auch ein Kind seiner Zeit.


    Die Handlung spielt sich nicht nur im Krankenhaus ab, sondern auch in alten Kirchen, schaurigen Katakomben und ärmlichen Stadtvierteln, eine Mischung aus Dickens-artiger Sozialkritik und gruseliger Gothic-Atmosphäre. Aus verschiedenen Erzählperspektiven setzt sich ein umfassendes Bild des Schreckens zusammen, das immer wieder in den täglichen Horror in der Salpêtrière mündet, wo letztendlich alle Fäden zusammenlaufen.


    Wie Runa mit ihrer persönlichen Geschichte ins Gesamtbild passt, wird nach und nach auf grausige Weise klar, allerdings löst sich ihr Fall nicht gänzlich zur Zufriedenheit. Hier bleiben doch ein paar Fragen zuviel offen. Als Porträt der damaligen Zeit und vor allem der furchtbaren Zustände in der Psychiatrie hinterlässt das Buch jedoch definitiv einen bleibenden Eindruck und regt zum Weiterrecherchieren an.

  • Nach gerade einmal 64 Seiten habe ich das Buch abgebrochen.

    Ich habe tatsächlich ein paar Tage lang darüber nachgedacht, ob ich das wirklich tun soll. Denn irgendwo glaube ich ja, dass der Spannungsbogen erst dann zu steigen beginnt, wenn Runa in der Klinik eintrifft.


    Allerdings empfinde ich den Schreibstil als so anstrengend, dass das Lesen am Ende überhaupt keinen Spaß mehr macht. Vera Buck verliert sich regelrecht in ihren Be- und Umschreibungen, dass es auf mich so wirkt, als würde sie dabei die Geschichte selbst aus den Augen verlieren.

    Denn auf diesen 64 Seiten kann ich genau drei Ereignisse zusammenfassen:


    1. Eine Frau wird abgeholt.

    2. Zwei Freunde sehen sich nach langer Zeit wieder.

    3. Eine Vorführung von Dr. Charcot.


    und in genau dieser Vorführung hatte ich keine Lust mehr dem restlichen Verlauf oder gar der gesamten Geschichte zu folgen.

    Jedes Mal, wenn Dr. Charcot sprach oder sich auch nur bewegte, hätte ich ihm am liebsten eine runtergehauen. Er stank mir mit seiner Arroganz noch viel weiter als bis zum Himmel!!