Louise O'Neill - Du wolltest es doch / Asking for It

  • Kurzmeinung

    Emili
    Ein schonungsloses, schockierendes und schmerzhaft ehrliches Buch. Sehr wichtiges Thema!
  • Kurzmeinung

    -the-black-one-
    Ein sehr wichtiges Thema, schonungslos und ehrlich erzählt, allerdings kam einiges an Emotionen nicht bei mir an.
  • Produktvorstellung/Amazon.de:


    It's the beginning of the summer in a small town in Ireland. Emma O'Donovan is eighteen years old, beautiful, happy, confident.
    One night, there's a party. Everyone is there. All eyes are on Emma.
    The next morning, she wakes on the front porch of her house. She can't remember what happened, she doesn't know how she got there.
    She doesn't know why she's in pain.
    But everyone else does. Photographs taken at the party show, in explicit detail, what happened to Emma that night.
    But sometimes people don't want to believe what is right in front of them, especially when the truth concerns the town's heroes . . .


    Eigene Beurteilung/Eiogenzitat aus amazon.de:


    Wenn an den Titel dieses Romans in die Amazon-Suchmaske eingibt, dann bekommt man zwei SM-Romane (einen heterosexuellen und einen homosexuellen) und ein Sachbuch zum Thema dieses Romans, sowie diesen Roman selbst. Was zeigt, dass die Idee, dass bestimmte Leute es geradezu provozieren, dass ihnen sexuelle Gewalt angetan wird, leider immer noch ziemlich verbreitet ist.


    Emma O'Donovan gehört sicherlich zu den Leuten, den man so etwas nachsagen kann. Als Kind einer nicht so vermögenden Familie im Kreis der Reichen und Einflußreichen an ihrer Schule ist es ihre überragende Attraktivität, die sie hervorhebt. Und diese ist ihr wichtig, genau wie ihr sozialer Status, weswegen sie lügt, betrügt, stiehlt (vorwiegend teuere Kosmetikartikel), sich von ihren Mitschülerinnen herumkutschieren lässt und gleichzeitig nicht allzu selten auf Feten mit deren Freunden Sex hat. Für diese Feten zieht sie sich auch in der Regel überaus provokant an. Und stellt sicher, dass sie immer die Kontrolle behält.


    Bis sie auf einer Feier große Mengen Alkohol mit einer Pille unbekannten Inhalts mischt. Am nächsten Morgen wird sie vor ihrem Haus auf der Straße gefunden und kann sich an nichts mehr erinnern. Aber Facebook hat die Ereignisse der vorhergehenden Nacht parat und so muss Emma sich selbst sehen, wie sie von einigen Schulkameraden auf das Gröbste missbraucht und misshandelt wird. Plötzlich ist Emma wesentlich berühmter, als sie jemals sein wollte - und aus ganz fürchterlichen Gründen.


    Als sie die Vergewaltiger anklagt, beginnt ihr wirkliches Märtyrium, denn der Fall bekommt in Irland, wo nach Aussage der Autorin nur ein Prozent aller Vergewaltigungsanzeigen zu einer Verurteilung führen und wahrscheinlich nur fünf Prozent aller Vergewaltigungen überhaupt angezeigt werden. Die Jungs werden - auch in den Massenmedien - in Schutz genommen, während alle möglichen Leute versuchen, Emma die alleinige Schuld an den Ereignissen zuzuweisen. Und sie anklagen, die Leben der jungen, hoffnungsvollen Männer ruinieren zu wollen. Und auch in den sogenannten Sozialen Netzwerken gibt es zwar ein wenig Unterstützung für Emma, aber auch eine große Front von Hexenjägern, die sie am liebsten metaphorisch - oder real - brennen sehen wollen.


    Ein überaus wichtiges Buch, dass auf ausgiebiger Recherche der Autorin beruht, die sie im Nachwort noch näher erläutert. Es ist dabei besonders gelungen, dass Frau O'Neill keine unschuldige junge Dame nimmt, sondern eine, deren Charakter man schon durchaus fragwürdig finden kann - besonders, wenn man ihre Handlungen bis zu der fraglichen Feier betrachtet. Aus Emmas Sicht geschrieben, sehen wir hier eine eitle, oft gedankenlose, statusorientierte Egoistin, die ihre soziale Intelligenz und ihr überragendes Aussehen benutzt um ihr gesamtes Umfeld zu kontrollieren. Eigentlich zunächst eher eine Täterin, als ein Opfer. Und so auch schnell jemand, dem man vorwerfen könnte, nach einer so geplanten Nacht aus Scham auf einmal ihre Sexualpartner anzuklagen - eine Idee, die in Großbritannien im letzten Jahr zu sehr vielen Diskussionen geführt hat, die die Autorin mit zum Schreiben dieses Buchs inspiriert haben.


    Neben den Angriff auf die Gesellschaft, auf den Umgang des Irischen Strafrechts mit Vergewaltigungen und ihren Opfern und auf die "Boys-will-be-Boys"-Kultur, ist dieses Buch aber auch eine sehr nüchterne Betrachtung der Gefahren, die die modernen Medien - und die Massenmedien - für Vergewaltigungsopfer in so einem Zusammenhang darstellen können. Emma findet ihren Fall ständig in den Massenmedien, während sie in den sozialen Netzwerken mental geradezu zu Tode gehetzt werden soll. Cybermobbing in seiner schlimmsten Form.


    Ein sehr beunruhigender - und leider Gottes auch sehr glaubwürdiger - Roman, der zum zweiten Mal zeigt, dass Louise O'Neill eine hochintelligente Schriftstellerin ist, die hoffentich noch lange so gedankenanregende Bücher schreiben wird, wie ihr Erstes und dieses. :study::thumleft:

  • Klappentext:


    Emma ist hübsch und beliebt, die Jungs reißen sich um sie. Und sie genießt es, versucht, immer im Mittelpunkt zu stehen: Das Mädchen, das jeden herumkriegt. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid?


    DIESE REZENSION KÖNNTE SPOILER ENTHALTEN


    Eine sehr schwierige Rezension zu einem schwierigen Buch. Ich muss warnen, denn ich denke nicht, dass ich hier ohne SPOILER ausgekommen bin. Wenn ihr das Buch noch lesen wollt und euch sehr leicht gespoilert fühlt, dann lest hier nicht weiter.



    Ein sehr aufwühlendes Buch mit einer Geschichte, die nachdenklich macht und aufrüttelt. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Louise O'Neill - Asking for It“ zu „Louise O'Neill - Du wolltest es doch / Asking for It“ geändert.
  • Beiträge an den bereits bestehenden Thread angehängt. 8)

    Danke! Ich hatte geschaut, ob es bereits eine Rezension gibt, aber es wurde mir in der Suche nichts angezeigt.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • Ich gebe immer den Titel ein und da kommt nach wie vor nichts.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • "Du wolltest es doch" ist die Geschichte von Emma.

    Emma, die von jeher und von allen wegen ihres guten Aussehens bewundert und begehrt wird. Emma, die aus einer angesehenen Familie kommt. Emma, die in der Schule beliebt ist und auf jeder Party im Mittelpunkt steht.

    Emma, die ihre besten Freundinnen beklaut. Emma, die nur zum Schein zu jedem freundlich ist. Emma, die herablassend und fies ist, wenn es einmal nicht um sie geht. Emma, die jeden Mann bekommt, den sie will.

    Emma, die eines Tages aufwacht und Schuld an ihrer eigenen Vergewaltigung ist?


    Bei diesem Buch bin ich innerlich hin und her gerissen.

    Die Thematik ist aktueller denn je und könnte kaum wichtiger sein. Viel zu oft werden Vergewaltigungen, Missbrauch oder sexuelle Belästigung von den Opfern nicht zur Anzeige gebracht, weil in den Augen der Gesellschaft der Rock zu kurz oder der Alkoholpegel zu hoch war. Die Autorin zeigt mit diesem Buch die Mauern und Vorurteile auf, die noch immer in unserer Gesellschaft vorherrschen, und die neuen Gefahren, die durch die sozialen Netzwerke hinzu kommen und die Folgen für die Opfer sogar noch verschlimmern können.


    Im ersten Drittel, als man Emma und ihr Umfeld kennenlernt, war ich mehrmals kurz davor, das Buch abzubrechen. Emma ist eine Figur, die bei mir nicht mal einen Hauch von Sympathie geweckt hat und in die ich mich, obwohl ich es wirklich sehr versucht habe, überhaupt nicht einfühlen konnte. Einerseits ist es genau diese Antipathie, die im weiteren Verlauf der Geschichte so bedeutsam wird und das Buch zu etwas besonderem macht. Andererseits hat es die Autorin für mein Empfinden mit der Egozentrik Emmas etwas übertrieben, so dass Emmas Persönlichkeit für mich nicht nur schwer zu ertragen war, sondern auch ein Stück weit unglaubwürdig erschien.

    Nach diesem ersten Drittel war ich von der Handlung vollkommen gefesselt, schockiert und abgestoßen gleichermaßen. Doch auch, als Emmas Schicksal etwas in mir bewegte, konnte ich nichts als Mitleid für sie aufbringen.


    Die Handlung und Emmas Gefühle und Gedanken erschienen mir leider, leider sehr realistisch und ich finde es bemerkenswert, welchen Weg die Autorin hier gegangen ist. Am Verlauf der Handlung habe ich nichts zu kritisieren.

    Allerdings finde ich es sehr schade, dass die an sich schon schlimme Handlung - für mein Empfinden - aufgrund Emmas familiärem Umfeld noch unnötig dramatisiert wurde. Außer Brian (und vielleicht noch Colin) gab es keine Figur, die mir in dieser Geschichte sympathisch erschien. Auch wenn jedem klar sein sollte, dass es sich bei solch einer Thematik um ein düsteres, schweres Buch handelt, war es mir durch das fast gänzliche Fehlen eines Sympathieträgers für ein Jugendbuch etwas zu viel des Guten.


    Im Nachhinein erinnert mich diese Geschichte sehr an den Fall in Steubenville. Ich könnte mir vorstellen, dass die Autorin von diesem Fall inspiriert wurde.


    Fazit:

    Ein sehr wichtiges, aufrüttelndes, bewegendes, erschreckendes, trauriges und wütend machendes Buch. Keine leichte Kost und meiner Meinung nach nicht für Jugendliche unter 16 geeignet. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne.

    Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen. Kurt Tucholsky :wink:


  • Klappentext:

    Emma ist hübsch und beliebt, die Jungs reißen sich um sie. Und sie genießt es, versucht, immer im Mittelpunkt zu stehen: Das Mädchen, das jeden herumkriegt. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid?


    Autorin:

    Die Autorin Louise O'Neill hat Themen wie Feminismus, Body Shaming und Selbstbestimmung zu ihren Herzensanliegen erklärt und mit ihren Büchern international zahlreiche Preise gewonnen. Sie lebt und arbeitet in West Cork, Irland, hat eine wöchentliche Kolumne im Irish Examiner und ist ein häufiger Gast in Fernseh- und Radiosendungen.


    Allgemeines:

    Erscheinungsdatum: 25. Juli 2018

    Seitenanzahl: 368

    Verlag: Carlsen

    Originaltitel: Asking For It


    Eigene Meinung:

    Zu Beginn kam ich sehr schwer in das Buch rein. Man wird sofort zwischen Emma und ihre Freundinnen geschmissen und es fiel mir schwer, mir die Namen der ganzen Personen zu merken. Das gab sich zum Glück mit der Zeit. Die Dialoge der Clique drehen sich, wie vermutlich nicht anders zu erwarten, um Jungs, Sex und Partys. Zuerst dachte ich noch, dass dieses hier so ein typisches Jugendbuch wird und im Brei der Masse untergeht, doch das tat es keineswegs.

    Denn kurz vor der Hälfte hat mich das Buch gepackt, rüttelt es den Leser doch auch, animiert ihn zum Gedankenkino. Ist Emma selber schuld? Hätte sie sich anders anziehen, anders benehmen sollen, um diese Situation zu vermeiden? Oder ist dieses Verbrechen einfach unverzeihlich?

    Louise O’Neill rollt diese Thematik von verschiedenen Seiten auf und deckt verschiedene Szenarien ab. Sie zeigt das Leben von der Emma danach. Nach der Vergewaltigung, die keine war? Emma ist sich selbst nicht sicher, bis sie sich mit dem Thema auseinandersetzt, auseinandersetzen muss. was sie dann im Grunde auch zerstört.

    Der Druck der Familie, die Angst der Familie, der Termin vor Gericht, die Tatsache, dass sie in einem Dorf mit den Angeklagten wohnt… Das alles macht Emma zu schaffen und die Autorin verkauft das authentisch.

    Am Schluss beweist die Autorin Mut und überzeugt mich damit.


    Fazit: Kein einfaches Thema, das dieses Buch behandelt, allerdings von der Autorin, bis auf den etwas unglücklichen Beginn, grandios aufgenommen und überzeugend aufgearbeitet. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Aufgrund der aktuellen Stimmen wusste ich in etwa, was mit "Du wolltest es doch" auf mich zukommt. Ein schreckliches (bezogen auf das Thema, nicht auf das Buch an sich), aber gleichzeitig bewegendes Werk, das den Leser lange nach dem Beenden der Geschichte noch festhält und im Gedächtnis hängen bleibt. Solche Bücher liebe ich und deswegen habe ich mich sehr darauf gefreut, mein erstes Buch von Louise O'Neill zu lesen. Die Freude ist mir allerdings schnell vergangen – nicht, weil das Buch nicht gut war, sondern weil es jedem Mädchen und jeder Frau vor Augen führt, in welche Abgründe man geraten kann. Denn dies kann ganz schön erschreckend und zerstörerisch sein, was "Du wolltest es doch" meiner Meinung nach gut und eingehend erzählt.


    Es gibt einiges, was mir an dieser Geschichte gefallen hat, doch trotzdem kam ich mit dem Stil des Buches nicht zurecht. Ich bin zwar durch die Geschichte geflogen und wurde davon regelrecht mitgerissen, aber der besondere Stil in "Du wolltest es doch" hat mich persönlich nicht angesprochen. Beispielsweise wurden oftmals die Gedanken der Protagonistin in Klammern gesetzt, was meinen Lesefluss gestört hat. Ich hätte es lieber gesehen, wenn man dies mit kursiver Schrift gelöst hätte, so wie das in vielen anderen Büchern auch der Fall ist. Zudem gibt es ein paar Begriffe, die im Zusammenhang mit den Geschehnissen in dieser Nacht stehen und immer wieder genannt werden; bestimmt 20 Mal im gesamten Buch, was mich zunehmend genervt hat. Ich empfand das als gewöhnungsbedürftig und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob dies einfach der Stil der Autorin ist oder der des Buches.


    Ansonsten hat mir "Du wolltest es doch" gut gefallen, weil es eine starke, einnehmende Geschichte erzählt, die wohl keinen kalt lässt. Alleine die Vorstellung, das gleiche zu erleben wie die Protagonistin Emma, dass all das solche Auswirkungen auf mein Leben, meine Familie, meine Freunde und meine Stadt hat, hat mir eine nicht enden wollende Gänsehaut beschert. Meiner Meinung nach hat die Autorin die Geschichte, deren Handlung und die Konsequenzen authentisch dargestellt, ohne bei der Tat an sich ins Detail zu gehen oder diese prominent in den Vordergrund zu stellen. Natürlich muss es nicht bei jedem genauso laufen, aber es kann. Und welche Auswirkungen dies haben kann, beschreibt Louise O'Neill sehr eingängig, aber auch beklemmend, erschreckend und stellenweise kaum aushaltbar.


    Die Figur Emma steht dabei im Vordergrund und muss all das erleben, was dieser Roman in seiner Gesamtheit zu bieten hat. Schwierig war das für mich vor allen Dingen deshalb, weil ich am Anfang des Buches überhaupt nichts mit ihr anfangen konnte. Ich mochte ihre Art nicht, ihr Auftreten und ihr Verhalten ihren Freunden gegenüber empfand ich oft als respektlos und arrogant. Sie betont immer wieder ihre Schönheit und wie sehr die Jungs alle auf sie stehen, die behandelt ihre Freundinnen schlecht und hat auf mich eher den Eindruck einer verwöhnten Zicke gemacht und nicht wie eine liebende, einfühlsame Freundin, Schwester und Tochter. Das hat zwar bei weitem nicht dazu geführt, dass ich ihr gegönnt hätte, was da passiert ist, ich dachte, dass sie das alles verdient hat oder dass es ihre Schuld war, aber es hat mich ihr vorherigen Verhalten noch mehr in Frage stellen lassen. Trotz allem ist es einfach grausam, was ihr angetan wird und dass sie sich am Schluss dazu gezwungen sieht, so zu handeln, wie es das Ende des Buches erzählt.


    Ich habe gelesen, dass die Botschaft des Buches in vielen Rezensionen infrage gestellt wird. Ich kann dieses Hinterfragen nicht nachvollziehen und sehe die Moral der Geschichte auch nicht darin, dass man aufgeben sollte. Denn Emma hat bis zum Schluss gekämpft, für sich und für ihre Familie. Sie hat all das ausgehalten. Den Tratsch, die Medien, den Rückhalt der Stadt mit den Vergewaltigern. Emma wollte einfach wieder ein normales Leben, sich in den Alltag integrieren und hoffen, dass die Stadt, die Medien, die Menschen vergessen. Ich kann diesen Wunsch absolut nachvollziehen, denn nachdem, wie sich ihre Eltern verhalten haben und ihr Bruder von jetzt auf gleich einfach verschwunden ist, hatte Emma niemanden mehr. Natürlich ist die Botschaft eines Buches auch immer Interpretationssache. Deswegen lautet für mich die Moral des Buches nicht "Emma hat aufgegeben", sondern "Ohne Rückhalt, ohne Menschen in deinem Leben, die dich unterstützen und jeden Weg mit dir gehen, bist du nichts." Ich bin nämlich der Meinung, dass Emma mit einer stärkeren Familie und einem stärkeren Rückhalt diesen Schritt niemals getan hätte.


    Fazit

    "Du wolltest es doch" ist ein sehr aufwühlendes Buch, das definitiv nichts für schwache Nerven ist, mich aber sehr berühren konnte. Mir hat gefallen, dass die Autorin die Tat an sich gar nicht in den Vordergrund rückt, sondern deren Bewältigung und die Konsequenzen, sowie die offensichtliche Kritik an den Medien und sozialen Netzwerken. Louise O'Neill hat es in jedem Fall geschafft, bei mir mehrere innere Konflikte auszulösen und mich intensiv mit dem Thema und dem Buch zu beschäftigen. Bis auf kleine Schönheitsfehler ist "Du wolltest es doch" ein gutes Buch, das ich empfehlen kann, das aber definitiv kein Unterhaltungswerk für zwischendurch ist.

    Daher: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Das, was mir am meisten leidtut, ist, dass ich erst sterben musste, um zu verstehen, wie wunderbar das Leben sein kann."
    :study: Anne Freytag | Mein bester letzter Sommer | Seite 182

  • Die 18-jährige Emma O´Donovan ist in ihrer Schule sehr beliebt, hat viele Freunde und ist außerdem eine sehr hübsche junge Frau. Deshalb genießt sie es auch möglichst im Mittelpunkt zu stehen. Als sie eines Abends mit Freunden auf einer Party ist, will sie unbedingt ihrem großer Schwarm Jack näher kommen. Doch der flirtet mit einer anderen, deshalb betrinkt sie sich unkontrolliert, nimmt Drogen, die ihr der wesentlich ältere Paul O´Brien gibt. Dabei verliert Emma jede Kontrolle, sie bekommt zwar noch mit, wie sie mit Paul ins Schlafzimmer gegangen ist, aber was ist danach alles geschehen? Am nächste Tag finden ihre Eltern sie mit kaputtem Kleid, völlig orientierungslos vor dem Haus auf. Dort muss sie schon Stunden gelegen haben, den sie ist über und über mit Sonnenbrand und Brandblasen bedeckt. Emma jedoch machen vor allem ihre Gedächtnislücke zu schaffen und erst recht als keiner mehr was mit ihr zu tun haben will. Dann entdeckt sie die anzüglichen Fotos, die jemand ins Internet gestellt hat. Ist Emma wirklich selbst an allem schuld? Was hat sie auch anderes erwartet, wenn man mit so einem mega kurzen Kleid auf eine Party geht?


    Meine Meinung:
    Bisher kannte ich diese Autorin nicht, jedoch die guten Kritiken haben mich auf das Buch aufmerksam gemacht. Das Cover mit den nackten Beinen und dem Schriftzug lässt einen schon erahnen um was es in diesem Buch geht. Der Schreibstil ist zu Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig, man merkt sofort, das dieses Buch eher für Jugendliche geschrieben wurde. So brauchte ich schon ein paar Seiten, bis ich mit der Geschichte warm wurde. Im Plot selbst geht es um die Auswirkung nach dieser Party, bei der man Emma vergewaltigt hatte. Leider erfahren wir als Leser auch nie die ganzen Zusammenhänge was in dieser Nacht wirklich geschah. Das ist auch das was mich etwas irritiert hat. Der Autorin geht es in erste Linie darum wie die Familie, Emmas Umfeld und Emma selbst danach reagiert. Dabei fehlten mir in manchen Szenen ein wenig die Emotionen, ich konnte manches von Emmas Benehmen nicht ganz nachvollziehen. Das liegt sicher aber auch daran, das Jugendliche ein ganz anderes Verhalten an den Tag legen nur damit sie weiter ihr Ansehen unter den Freunden haben. Ich konnte auch Emmas Reaktion und Benehmen auf der Party nicht ganz begreifen. Völlig unverständlich war mir z.B. das man einen Jungen auf sich aufmerksam macht, in dem man sich betrinkt. Die Charaktere waren zwar sehr gut gewählt, allerdings wurde ich mit keinem von ihnen so richtig warm. Vor allem Emma fand ich am Anfang sehr arrogant, selbstverliebt, auch war ich entsetzt wie Emmas Eltern im Laufe des Buches reagiert haben. Am besten hat mir noch Emmas Bruder Bryan gefallen, der immer zu Emma gehalten hat. Dadurch das dieses Buch über einen Zeitraum von einem Jahr behandelt wird, ist manche Reaktion der Eltern natürlich nachvollziehbar, mir jedoch fehlte da ein wenig der Tiefgang. Auch das Ende konnte mich nicht wirklich befriedigen, auch wenn die Autorin im Nachwort noch einiges aufgreift. Trotzdem ein Buch das gerade in dieser Zeit für Jugendliche und junge Leser sehr wichtig ist und von mir 4 von 5 Sterne bekommt. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::applause::thumleft:

  • Zum Buch:



    Titel: Du wolltest es doch

    Autor: Louise O'Neill

    Verlag: Carlsen

    Erscheinungsdatum: Juni 2018

    Seitenanzahl: 368

    ISBN: 978-3551583864

    Format: Hardcover / Ebook

    Preis: 18€ / 12,99€


    Klappentext lt. Amazon:

    Emma ist hübsch und beliebt, die Jungs reißen sich um sie. Und sie genießt es, versucht, immer im Mittelpunkt zu stehen: Das Mädchen, das jeden herumkriegt. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid?

    Ein aufwühlendes, vielfach preisgekröntes Buch.



    Meine Meinung:


    In diesem Buch geht es um Emma und Ihre Freundinnen.

    Die Geschichte spielt in Irland, wobei ich vom Klappentext her gedacht hätte, es wäre eine typische Amerikanische Geschichte.

    Ich hatte Anfangs Probleme damit die Mädels auseinander zuhalten. Die Geschichte startet sehr abrupt.

    Dadurch, dass ich schon die ein oder andere Meinung über dieses Buch gelesen hatte war ich doch recht skeptisch und nach dem holprigen Anfang wollte ich eigentlich auch nicht weiter lesen.

    Allerdings gab es auch Leute die mir dieses Buch sehr ans Herz gelegt haben...

    Emma und Ihre Freundinnen sind die Typische Mädels-Clique, das übliche gezicke, Eifersucht und Jungs. Einfach alles was dazugehört.

    Emma ist meiner Meinung nach die "Königin" der Truppe. Sie ist hübsch, alle mögen Sie und die Jungs stehen auf Sie.

    Allerdings bekommt man das Gefühl, dass Emma auch schon das gesamte Football Team durch hat... (Ihr wisst was ich meine ;))

    Eines Tages liegt Sie nach einer Party vollkommen hilflos und bewusstlos im Vorgarten bis Ihre Eltern Sie finden...

    Was genau ist in dieser Nacht passiert?

    Als plötzlich eine Facebook-Seite auftaucht mit Bilder von dieser besagten Nacht ist Emmas Leben nur noch ein einziger Scherbenhaufen.

    Ihre Freunde wenden sich von Ihr ab, da Sie nicht wissen ob Sie Ihr glauben können.

    Emma verstrickt sich immer mehr in Lügen und Ihren eigenen Schmerz.


    Ich kann nur sagen: Es war eine wundervolle Geschichte, wenn man das bei einem so traurigen Thema sagen kann.

    Das Ende fand ich leider nicht ganz überzeugend, da hätte ich mir ein anderes gewünscht.

    Allerdings bin ich des Meinung das es zu diesem Thema mehr Bücher geben muss, in diesem Buch wird gezeigt wie blind die Menschen an einige Dinge ran gehen und sich nicht alle Seiten der Geschichte anschauen.


    Von mir gibt es: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Liebe Grüße
    Julia


    Gelesen 2019:


    8 Bücher

    3216 Seiten


    :study:Ein Thron aus Knochen und Schatten:study:

    :study:Sternensturm - Das Herz der Quelle:study:

    :study:Evernight - Gefährtin der Morgenröte:study:

    :study:Alice im Düsterland:study:

    :montag:Der nächste Freitag kommt bestimmt:montag:

  • Inhalt:
    Emma ist hübsch und beliebt, die Jungs reißen sich um sie. Und sie genießt es, versucht, immer im Mittelpunkt zu stehen: Das Mädchen, das jeden herumkriegt. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid?


    Rezension:
    Emma ist schön, beliebt und steht gerne im Mittelpunkt. Das ändert sich, als sie nach einer wilden Partynacht mit zerrissenem Kleid in ihrem Vorgarten aufwacht.
    Emma hat keinerlei Erinnerungen an diese Nacht, die ihr Leben für immer verändert hat, aber dafür sprechen die Fotos auf Facebook eine eindeutige Sprache, sodass Emmas gesamtes Umfeld schon bald von dieser Nacht weiß und sein Urteil fällt.


    "Du wolltest es doch" ist ein Einzelband von Louise O'Neill, der aus der Ich-Perspektive der achtzehn Jahre alten Emma O'Donovan erzählt wird.


    Besonders am Anfang fand ich, dass Emma es einem schwer gemacht hat, sie zu mögen. Sie ist sehr hübsch und das weiß sie auch. Sie genießt die Aufmerksamkeit und ist nach außen immer nett und freundlich. Ihren Freundinnen gönnt sie jedoch nichts und hält sich für etwas Besseres, ist hochmütig und egoistisch, was dafür gesorgt hat, dass ich nicht wirklich mit ihr warm geworden bin.
    Doch nach der Party bei Sean ändert sich Emmas Leben mit einem Schlag und auch Emma ist nicht mehr dieselbe.


    Emma hatte ein aufreizendes Kleid an, war betrunken und hatte Drogen intus. Sie hat keinerlei Erinnerungen an die schlimmste Nacht ihres Lebens, doch die Bilder auf Facebook zeigen die schreckliche Wahrheit. Immer wieder steht die Frage im Raum, ob Emma selbst schuld war, ob sie es sogar provoziert hat. Doch Emma wurde vergewaltigt, wie kann die daran selbst Schuld sein?


    Ich war sehr gespannt auf "Du wolltest es doch", weil es ein sehr ernstes und wichtiges Thema aufgreift. Ich hatte aber auch ein wenig Angst. Angst davor, dass es mich nicht packen könnte, aber auch vor dem Thema Vergewaltigung an sich.
    Ich habe die Gewohnheit bei einem Buch als Erstes die Danksagung zu lesen, oder eben das Nachwort, weil oft etwas erklärt wird, was dafür sorgt, dass man die Geschichte ein wenig anders wahrnimmt. Das Nachwort von Louise O'Neill hat in diesem Fall ein wenig vorweggenommen, aber hat auch dafür gesorgt, dass ich Emmas Entwicklung ein Stück weit besser verstehen konnte.


    Emma lebt in Ballinatoom, einer irischen Kleinstadt, in der jeder jeden kennt und so machen die Bilder auf Facebook schnell die Runde. Emma schlägt eine Woge von Hass entgegen, leider nur sehr wenig Mitgefühl und Emmas Familie weiß überhaupt nicht mehr, wie sie mit Emma umgehen soll. Dazu kommt, dass Emma sich nicht erinnern kann, eine verdammt schwierige Situation.
    Ich fand Emmas Entwicklung sehr glaubhaft, aber ich hatte mir ehrlich gesagt etwas anderes erhofft, sodass mich das Ende auch nicht komplett zufrieden zurückgelassen hat, obwohl es rund ist und zur Geschichte passt! Die Stimmung des Buches ist eher deprimierend und viele Reaktionen haben mich echt wütend, aber auch traurig gemacht. Auf emotionaler Ebene konnte mich Emmas Geschichte echt mitreißen und ich fand, dass Louise O'Neill das schwere Thema Vergewaltigung gut in die Geschichte einbindet. Sie beschönigt nichts und das öffnet Augen und regt definitiv zum Nachdenken an!


    Fazit:
    "Du wolltest es doch" von Louise O'Neill ist ein unglaublich wichtiges Buch, das mich emotional berühren konnte. Das Thema Vergewaltigung ist kein leichtes und so ist Emmas Geschichte keine einfache Kost. Mit Emma bin ich anfangs nicht warm geworden und auch mit dem Ausgang der Geschichte bin ich nicht komplett glücklich. Ich hatte mir einfach etwas anderes erhofft, obwohl ich auch zugeben muss, dass das Ende glaubwürdig und realistisch ist.
    Ich vergebe sehr gute vier Kleeblätter.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Vor einigen Jahren gab es in Belfast einen Fall einer jungen Frau, zu dem es dann im letzten Jahr den folgenden Prozeß gegeben hat: Prozeßbericht. Meine persönlichen Gefühle in diesem Zusammenhang möchte ich aus Gründen des Sprachniveaus des Forums hier nicht weiter erläutern. Aber natürlich geschieht so etwas nicht nur in Irland, wie wir auch hier sehen können. Und leider Gottes könnte ich noch etliche weitere Beispiele anbringen.


    Als ich vor ein paar Monaten diesen Roman mit meinen 11ern bearbeitete (nach einer überaus deutlichen Trigger-Warnung, aber sie waren alle dafür - die Alternative wäre "The Day, They Came to Arrest the Book" gewesen - und haben auch das Angebot eines späteren Aussteigens nicht angenommen), führten sowohl das Buch, wie auch diese beiden Fälle zu sehr ausgiebigen Diskussionen.

  • Warnung: Ich möchte vor dem Lesen der Rezension eine Warnung aussprechen. Die Rezension und auch das Buch können Opfer von Gewalttaten triggern. Bitte lest die Rezension und / oder das Buch nur, wenn Ihr Euch wirklich dazu in der Lage fühlt. Danke.


    Zum Inhalt:


    Die junge Irin Emma ist bildhübsch und die Jungs fliegen auf die 18jährige. Eigentlich kann sie sich aussuchen, mit wem sie was anfängt und das weiß sie auch. Aber festlegen möchte sie sich nicht. Sie steht gerne im Mittelpunkt und unterstreicht ihre Schönheit gerne mit sexy Outfits. Sie weiß, dass sie viel hübscher ist als ihre Freundinnen und manchmal lässt sie sie das auch spüren.


    Doch auf der letzten Party verliert Emma die Kontrolle über sich selbst. Sie betrinkt sich und konsumiert Drogen. Danach: Filmriss. Als sie am nächsten Tag vor ihrer Haustür aufwacht, kann sie sich an nichts mehr erinnern. Doch dann tauchen Bilder in den sozialen Netzwerken auf. Bilder, die sie entblößt und ohne Bewusstsein beim Sex mit vier Jungs zeigen. War das einvernehmlich? Ist Emma selber schuld? Hat sie das Verhalten der Jungs mit ihrem Auftreten provoziert? Als Emma die Jungs wegen Vergewaltigung anzeigt, spaltet das Verfahren nicht nur die irische Kleinstadt, in der Emma und ihre Familie leben….


    Meine Meinung:


    Das Buch ist definitiv keine leichte Kost und polarisiert. Emma ist kein Charakter, den ich wirklich sehr sympathisch finde – ungeachtet dessen, was ihr im späteren Verlauf der Geschichte widerfährt.


    Sie ist oberflächlich, will permanent im Mittelpunkt stehen und ist oftmals unfreundlich zu ihren Freundinnen – wenn man die Mädchen überhaupt als Freundinnen bezeichnen kann. Sie will, dass jeder Junge sie hübsch findet und sich am besten nur in sie verliebt. Das unterstreicht sie mit gewagten Outfits. Und sie macht auch vor dem jeweiligen Schwarm ihrer Freundinnen keinen Halt. Das macht es schwer, Emma zu mögen. Tatsächlich fand ich sie und ihre Clique zu Beginn sehr, sehr nervig. Ich glaube, dass ist von der Autorin so gewollt.


    Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, wobei mir der Mangel an Sympathie für die Protagonistin das Ankommen in der Geschichte sehr erschwert hat und ich mich ziemlich lange durchkämpfen musste.


    Die Geschichte ist in zwei Zeiten unterteilt. Die erste Hälfte der Geschichte spielt zum Zeitpunkt der Tat, bzw. ein paar Tage davor und nach „dem Vorfall“. Die zweite Hälfte spielt ein Jahr nach dem Geschehen und kurz vor der Anklageerhebung.


    Für Emma ist nach der Tat nichts mehr, wie es einmal war. Nicht nur, dass sie die Vergewaltigung und das Trauma verarbeiten muss – nein – ihre Freundinnen wenden sich von ihr ab, ihre Nachbarn, ja die ganze Kleinstadt fällt ein Urteil und ein „Victim blaming“ allererster Güte beginnt.


    „Victim blaming“ bedeutet Schuldumkehr – d. h. nicht mehr die Täter sind schuld an der Tat, sondern eben das Opfer. Durch sein eigenes Verhalten, durch seine Kleidung, durch seine freizügige Art hat das Opfer eben die Tat provoziert und die Täter sind schuldlos. Sie konnten gar nicht anders handeln. Woher sollten sie wissen, dass – in dem Fall hier – Emma keinen Geschlechtsverkehr mit vier Jungen wollte? Sie hätte ja „nein“ sagen können. Das sie durch Drogen und Alkohol eben genau dazu nicht mehr Lage war – ja zeitweise auch bewusstlos war – spielt für die Gesellschaft in dem Fall keine Rolle. Abgesehen davon war sie ja sehr aufreizend angezogen. Wofür, wenn nicht für Sex? Hätte sie halt nicht tun dürfen. Dann wäre das eben nicht passiert. Und wieder geschieht an dieser Stelle die Schuldumkehr. Das auf den Bildern klar ersichtlich war, dass Emma bewusstlos ist, bleibt unbeachtet. Dafür ist Emmas Ruf allen zu bekannt. Für mich nicht nachvollziehbar.


    Auch wenn Emma nicht ausdrücklich „Nein“ gesagt hat, so hat sie eben aber auch nicht ausdrücklich „Ja“ gesagt.


    Bedeutet „kein Nein“ dann automatisch ein „ja“?


    Das kann ich mit einem klaren „Nein“ beantworten. Nur „Ja“ bedeutet „Ja“.


    Und damit ist es in meinen Augen eben völlig egal, ob Emma nicht „nein“ gesagt. Sie hat eben nicht „ja“ gesagt, sie war dazu auch nicht mehr in der Lage und für mich ist und bleibt die Verantwortung und somit auch die „Schuld“ auf Seiten der Jungs.


    Sicherlich hat sich Emma nach der Tat sich nicht so verhalten, wie man das von Vergewaltigungsopfern allgemeinhin erwartet. Was auch immer diese Erwartung beinhaltet. Das erschüttert die ohnehin schon geringe Glaubwürdigkeit des Mädchens gewaltig und bringt das Leben von Emma und ihrer Familie zu einem tiefen Fall von gesellschaftlichem und beruflichem Ansehen. Die Tat zieht weite Kreise. Und nichts ist mehr wie zuvor.


    Emma will mutig sein. Sie will, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden und als die Staatsanwaltschaft Anklage erheben will, ist sie zuerst dazu bereit. Doch sie und ihre Familie stehen allein da. Der Fall zieht nationale Kreise. Emmas Eltern kommen mit ihrer Tochter nicht mehr zurecht.


    Tatsächlich ist das, das nächste, das mich fassungslos zurücklässt: Emmas Eltern, die sie lieben und schützen sollen, die für sie da sein sollen, kommen mit der Situation überhaupt nicht zurecht. Sie ziehen sich von ihr zurück. Sprechen kaum noch mit ihr. Geben ihr das Gefühl, dass sie „falsch“ ist. Dass sie „schuld“ ist. Nur ihr Bruder ist für Emma da und bekräftigt sie immer wieder, die Stärke zu haben, das Ganze durchzustehen, damit es Gerechtigkeit gibt. Das war schwer auszuhalten für mich.


    Aber – Achtung Spoiler – irgendwann hat Emma keine Kraft mehr. Keine Kraft, die Bedrohungen, die Häme, die Erniedrigungen, den Spießrutenlauf im Dorf und in den sozialen Netzwerken, im Radio und Fernsehen zu ertragen. Sie gibt auf. Zieht die Anzeige zurück.


    Auch wenn ich weiß, dass diese Geschichte im speziellen fiktiv ist, so weiß ich doch auch, dass so etwas in der Realität viel zu häufig geschieht. Sei es auf Partys oder aber auch im häuslichen Bereich. In Partnerschaften. Ehen. Und viel zu oft wird den Frauen die Schuld dafür gegeben.


    Und wenn eine Frau den Mut findet, doch die Wahrheit zu sagen, Anzeige zu erstatten oder damit an die Öffentlichkeit zu gehen, dann geschieht in viel zu vielen Fällen diese Schuldumkehr. Dann werden Gründe gesucht, warum die Frau eben selbst schuld ist an der Situation. Sie hat den Mann provoziert. Sie hat sich aufreizend angezogen. Sie ist seine Frau, er hat das Recht dazu. Die Liste der Gründe für die Schuld des Opfers – und damit die Unschuld des Täters ist schier endlos.


    Seit 2017 gilt in Deutschland die Istanbul-Konvention. Um Frauen vor Gewalt zu schützen. Doch das interessiert die offiziellen Stellen und die Gesellschaft eher wenig.


    Versteht mich bitte nicht falsch. Es gibt sicherlich auch den Fall, dass Männer zu Unrecht beschuldigt werden, aus Hass, Habgier, oder, oder, oder….


    Die Wahrheit zu erkennen ist mitunter sehr, sehr schwer. ABER das gibt niemandem das Recht, die Frauen von vorneherein durch ihr Auftreten oder ihre Kleidung als „Schuldige“ darzustellen. Und das geschieht in unserer Gesellschaft viel zu oft. Die Statistiken sprechen für sich.


    Abschließend kann ich sagen: ein Roman, der eben nicht „schön“ ist. Der nah geht. Zum Nachdenken anregt. Über uns, die Gesellschaft, das eigene Verhalten. Die Frage nach „falsch“ und „richtig“. Nach „Schuld“ und Unschuld“. Mich wird dieses Buch jedenfalls noch eine Weile beschäftigen.


    Meine Rezension findet Ihr auch unter http://www.buchspinat.de