Produktvorstellung/Amazon.de:
It's the beginning of the summer in a small town in Ireland. Emma O'Donovan is eighteen years old, beautiful, happy, confident.
One night, there's a party. Everyone is there. All eyes are on Emma.
The next morning, she wakes on the front porch of her house. She can't remember what happened, she doesn't know how she got there.
She doesn't know why she's in pain.
But everyone else does. Photographs taken at the party show, in explicit detail, what happened to Emma that night.
But sometimes people don't want to believe what is right in front of them, especially when the truth concerns the town's heroes . . .
Eigene Beurteilung/Eiogenzitat aus amazon.de:
Wenn an den Titel dieses Romans in die Amazon-Suchmaske eingibt, dann bekommt man zwei SM-Romane (einen heterosexuellen und einen homosexuellen) und ein Sachbuch zum Thema dieses Romans, sowie diesen Roman selbst. Was zeigt, dass die Idee, dass bestimmte Leute es geradezu provozieren, dass ihnen sexuelle Gewalt angetan wird, leider immer noch ziemlich verbreitet ist.
Emma O'Donovan gehört sicherlich zu den Leuten, den man so etwas nachsagen kann. Als Kind einer nicht so vermögenden Familie im Kreis der Reichen und Einflußreichen an ihrer Schule ist es ihre überragende Attraktivität, die sie hervorhebt. Und diese ist ihr wichtig, genau wie ihr sozialer Status, weswegen sie lügt, betrügt, stiehlt (vorwiegend teuere Kosmetikartikel), sich von ihren Mitschülerinnen herumkutschieren lässt und gleichzeitig nicht allzu selten auf Feten mit deren Freunden Sex hat. Für diese Feten zieht sie sich auch in der Regel überaus provokant an. Und stellt sicher, dass sie immer die Kontrolle behält.
Bis sie auf einer Feier große Mengen Alkohol mit einer Pille unbekannten Inhalts mischt. Am nächsten Morgen wird sie vor ihrem Haus auf der Straße gefunden und kann sich an nichts mehr erinnern. Aber Facebook hat die Ereignisse der vorhergehenden Nacht parat und so muss Emma sich selbst sehen, wie sie von einigen Schulkameraden auf das Gröbste missbraucht und misshandelt wird. Plötzlich ist Emma wesentlich berühmter, als sie jemals sein wollte - und aus ganz fürchterlichen Gründen.
Als sie die Vergewaltiger anklagt, beginnt ihr wirkliches Märtyrium, denn der Fall bekommt in Irland, wo nach Aussage der Autorin nur ein Prozent aller Vergewaltigungsanzeigen zu einer Verurteilung führen und wahrscheinlich nur fünf Prozent aller Vergewaltigungen überhaupt angezeigt werden. Die Jungs werden - auch in den Massenmedien - in Schutz genommen, während alle möglichen Leute versuchen, Emma die alleinige Schuld an den Ereignissen zuzuweisen. Und sie anklagen, die Leben der jungen, hoffnungsvollen Männer ruinieren zu wollen. Und auch in den sogenannten Sozialen Netzwerken gibt es zwar ein wenig Unterstützung für Emma, aber auch eine große Front von Hexenjägern, die sie am liebsten metaphorisch - oder real - brennen sehen wollen.
Ein überaus wichtiges Buch, dass auf ausgiebiger Recherche der Autorin beruht, die sie im Nachwort noch näher erläutert. Es ist dabei besonders gelungen, dass Frau O'Neill keine unschuldige junge Dame nimmt, sondern eine, deren Charakter man schon durchaus fragwürdig finden kann - besonders, wenn man ihre Handlungen bis zu der fraglichen Feier betrachtet. Aus Emmas Sicht geschrieben, sehen wir hier eine eitle, oft gedankenlose, statusorientierte Egoistin, die ihre soziale Intelligenz und ihr überragendes Aussehen benutzt um ihr gesamtes Umfeld zu kontrollieren. Eigentlich zunächst eher eine Täterin, als ein Opfer. Und so auch schnell jemand, dem man vorwerfen könnte, nach einer so geplanten Nacht aus Scham auf einmal ihre Sexualpartner anzuklagen - eine Idee, die in Großbritannien im letzten Jahr zu sehr vielen Diskussionen geführt hat, die die Autorin mit zum Schreiben dieses Buchs inspiriert haben.
Neben den Angriff auf die Gesellschaft, auf den Umgang des Irischen Strafrechts mit Vergewaltigungen und ihren Opfern und auf die "Boys-will-be-Boys"-Kultur, ist dieses Buch aber auch eine sehr nüchterne Betrachtung der Gefahren, die die modernen Medien - und die Massenmedien - für Vergewaltigungsopfer in so einem Zusammenhang darstellen können. Emma findet ihren Fall ständig in den Massenmedien, während sie in den sozialen Netzwerken mental geradezu zu Tode gehetzt werden soll. Cybermobbing in seiner schlimmsten Form.
Ein sehr beunruhigender - und leider Gottes auch sehr glaubwürdiger - Roman, der zum zweiten Mal zeigt, dass Louise O'Neill eine hochintelligente Schriftstellerin ist, die hoffentich noch lange so gedankenanregende Bücher schreiben wird, wie ihr Erstes und dieses.