Leah Flemming - Die Karte der Sehnsucht / The Postcard

  • Inhalt:
    Alles beginnt mit einer rätselhaften, alten Postkarte…
    Drei Frauen, ein Jahrhundert, ein tragisches Geheimnis
    Die Geheimnisse der Mütter werden zum Schicksal der Töchter: vom schottischen Hochland bis nach Australien spannt Bestsellerautorin Leah Fleming einen Erzählbogen, der unvergesslich ist.
    2002, Australien: eine geheimnisvolle Postkarte führt die junge Melissa auf eine Spurensuche über drei Generationen und zwei Kontinente …
    1930er Jahre: die Schauspielerin Phoebe ist froh, dass ihre Tochter Caroline auf einem Landsitz in Schottland unbeschwert aufwachsen kann. Auch wenn sie Caroline verschweigen muss, wer sie ist. Als Caroline sich in eine tragische Liebe und einen gefahrvollen Kriegsauftrag in Frankreich stürzt, muss sie ebenfalls schicksalhafte Geheimnisse bewahren. Nur eine Postkarte, in die Weiten Australiens geschickt, birgt den Schlüssel zur Wahrheit.
    2002: Wird es Melissa gelingen, den Fluch des Schweigens zu durchbrechen?

    (Quelle: amazon/Klappentext)



    Cover:
    Das Cover ist hauptsächlich in hellblau gehalten. Es zeigt eine junge Frau, die mit dem Rücken zum Betrachter auf einem Bootssteg sitzt und zu einem Segelboot schaut, das am Horizont auf dem Meer fährt. Der Titel, "Die Karte der Sehnsucht", wurde auf einer alt gehaltenen Postkarte geschrieben, hinter der weitere alte Karten (Eintrittskarten, Postkarten usw.) hervorschauen.


    Das Cover sowie der Titel des Romans erwecken den Eindruck eines locker-leichten Urlaubsromans, doch dieser Eindruck täuscht. Dahinter versteckt sich ein spannender Familienroman über 4 Generationen, der sich vom 1. Weltkrieg bis ins Jahr 2002 erstreckt.


    2002 in Australien: Melissa erbt von ihrem Vater eine Kiste, in der sich verschiedene Dinge verbergen (Postkarten, ein Orden) und einen Brief, in dem er sie beauftragt, nach seinen Wurzeln zu suchen. Denn diejenigen, die Melissa immer für die Eltern ihres Vaters und damit ihre Großeltern gehalten hat, sind nicht ihre wirklichen Großeltern. Noch auf dem Totenbett erzählt ihr ihr Vater, dass er als kleiner Junge mit der Frau, die sie bisher für ihre Großmutter hielt, auf einem Schiff aus England gekommen ist. Melissa begibt sich auf die Suche...
    1923 in Schottland: Auf dem Landsitz Dalradnor Hall tobt ein kleines Mädchen herum, liebevoll behütet von ihrem flämischen Kindermädchen Marthe. Sie erhält oft Besuch von ihrer Tante Phoebe. Doch Phoebe ist nicht ihre Tante, sondern, wie sich schon recht schnell herausstellt, ihre Mutter.
    Phoebe war ein so genanntes Gaiety Girl (eine Art Revue-Girl), die im 1. Weltkrieg die Soldaten an der Front unterhalten hat. Dort lernte sie Arthur kennen, einen Major, sie verliebten sich, verlobten sich und wollten heiraten - er starb jedoch wenige Tage vor der Hochzeit in der Schlacht an der Marne. Zu diesem Zeitpunkt war Phoebe bereits schwanger. Da ledige Mütter einen sehr schlechten Ruf hatten, hat Phoebe ihre Tochter Caroline ("Callie") als ihre Nichte ausgegeben. Dalradnor Hall ist der Landsitz der Familie von Arthur, und nur wenige Familienangehörige sind in das Geheimnis von Callies Herkunft eingeweiht.


    Im weiteren Verlauf des Buches begleiten wir Phoebe und Callie durch die 20er, 30er und 40er Jahre zu wechselnden Schauplätzen: Schottland, London, Belgien, Deutschland, Ägypten, Australien. Dabei werden die einzelnen Kapitel immer aus der Sicht der jeweils handelnden Person geschildert (in der 3. Person). Gerade am Anfang, als Callie noch ein Kind ist, erleben wir auch eine kindliche Sicht auf ihre Umgebung und die sie umgebenden Personen. Und gerade durch die wechselnde Sichtweise erlebt man, wie sich die beiden Hauptprotagonistinnen, Phoebe und Callie, wechselseitig sehen - was bei mir dazu führte, dass ich auch den jeweiligen Standpunkt nachvollziehen konnte.
    Phoebe und Callie sind beides starke Persönlichkeiten, die fest davon überzeugt sind, dass es richtig ist, was sie tun. Und das, obwohl ich als Leserin oftmals Zweifel an ihren Handlungen und Entscheidungen hatte. Sie ziehen ihre Entscheidungen konsequent durch, auch wenn sie letztlich an den Konsequenzen ihrer Entscheidungen zerbrechen.
    Auch als Callie sich in einen Betrüger verliebt und diesen heiratet.
    Und als sie sich zu Zeiten des 2. Weltkriegs als junge Mutter freiwillig meldet, um in Belgien zu spionieren (und ihren kleinen Sohn bei ihrer Mutter zurücklässt, wobei völlig ungewiss ist, ob sie ihn jemals wiedersieht). Gerade diese Entscheidung, bzw., was sie aufgrund dieser Entscheidung erlebte, führte dazu, dass ich das Buch vor Spannung kaum aus der Hand legen konnte.


    Eine gute Geschichte lebt für mich von ihren Charakteren. Phoebe und Callie sind für mich solche Charaktere. Sie haben Ecken und Kanten, sie treffen Entscheidungen aufgrund ihrer Überzeugungen, auch wenn sich diese hinterher oft als falsch herausstellen. Häufig gewählte Formulierungen von beiden waren "Hätte ich das gewusst, dann..." - meistens dann, wenn ihnen die schmerzlichen Konsequenzen ihrer Handlungen und Entscheidungen bewusst waren. Phoebe ist zwar fest davon überzeugt, dass es richtig war, Callie über ihren Vater anzulügen und darüber, dass sie ihre Mutter und nicht ihre Tante ist - aber wäre nicht einiges anders gekommen, wenn sie ihr die Wahrheit gesagt hätte? Callie ist fest davon überzeugt, dass sie was für ihr Land tun muss (und hat ihre Mutter im 1. Weltkrieg nicht dasselbe getan?) - aber sie muss dafür ihren kleinen Sohn zurücklassen. Und was daraus entsteht...


    Ein Familiengeheimnis-Roman à la Lucinda Riley oder Kate Morton ist dieses Buch nicht. Das größte "Geheimnis", das es zu lösen gilt (nämlich der Herkunft von Melissas Vater) war mir schon relativ schnell klar. Auch Melissa ist ein wenig blass geblieben. Da diese jedoch "nur" für die große Rahmenhandlung gebraucht wurde, konnte ich darüber hinwegsehen.


    Ich vergebe für dieses wunderbare Buch voller Begeisterung :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    PS. meine erste Rezension. Ich hoffe, sie war so in Ordnung :uups: ?

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • Und hier die Originalausgabe:

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • PS. meine erste Rezension. Ich hoffe, sie war so in Ordnung ?

    hättest Du nichts gesagt, hätte das niemand gemerkt - eine sehr gute Rezension :thumleft:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • PS. meine erste Rezension. Ich hoffe, sie war so in Ordnung ?

    ist sehr gut gelungen :thumleft: Danke für. Unter dem Cover habe ich mir ganz andere Story vorgestellt. So kann man sich täuschen :wink:

    2024: Bücher: 91/Seiten: 40 202

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Lese gerade:

    Saunter, Mick - Im Angesicht des Zorns

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  • L. Fleming hat einen wunderbaren Schreibstil, so voller Leidenschaft, voller Wärme für ihre Protagonisten. Dieser entwickelte sich bei diesem Buch, aber leider erst nach ein paar Seiten, so das ich kurz davor war doch erstmal etwas anderes zu lesen. Aufgeben wollte ich deswegen L. Fleming auf keinen Fall.
    Zum Glück, nach ca. 50 Seiten konnte mich die Geschichte dann gefangen nehmen. Phoebe u. Caroline sind liebvoll dargestellt wurden, trotz ihrer Ecken und Kanten. Jede hat so ihren eigenen Kopf, wo zwischen Beiden immer wieder die "Funken" fliegen. Leider war mir der erste Teil der Geschichte viel zu lang. Da im nach hinein Frau Fleming sich die Chance genommen hat bei Desmond und Melissa genau so liebevolle Charaktere zu erschaffen. Die greifbar sind, die man lieben oder hassen kann.
    Genau so wie am Anfang der Geschichte die Spritzigkeit/Leichtigkeit fehlt, so kommt sie in meinen Augen am Ende der Geschichte ganz zum erliegen.
    deshalb von mir gute :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )