10 Jahre istes her, dass die damals 16-jährige Ally Carter mit ihrem 10-jährigen BruderSimon und ihren Eltern die Ferien in Cardigan Bay/Wales verbracht hat. WährendAlly sich zum ersten Mal in einen jungen Mann namens David verliebt und sichheimlich mit ihm treffen wollte, ging Simon auf eigene Faust los, um sich MorlonHouse anzusehen, die Attraktion des Ortes und umrankt vom Geheimnis um denHeiligen Gral. Doch Simon kommt nicht zurück, seine Leiche wird am Strandgefunden, und das Leben der Familie liegt in Trümmern.
Nun muss Allyals Reisejournalistin eine Reportage schreiben und reist mit einem Fotografen widerwilligan die Küste von Wales nach Cardigan Bay, begleitet von Ängsten undschwermütigen Gedanken. Gleich am ersten Tag begegnet ihr die Vergangenheit inForm von David, der inzwischen als Architekt dort lebt und mit dem Eigentümer desHotels befreundet ist, in dem Ally und ihr Kollege abgestiegen sind. ZwischenAlly und David funkt es noch immer und während sie sich wieder einander annähern,beschließen sie gemeinsam, Simons mysteriösen Tod aufzuklären. Wird Ally dieGeister der Vergangenheit besiegen und endlich frei von Schuldgefühlen seinkönnen?
ConstanzeWilken hat mit ihrem Buch „Ein Sommer in Wales“ einen sehr spannenden, aberauch gefühlvollen Roman um Liebe, Verrat, Freundschaft und Schuld vorgelegt.Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, bereits ab der ersten Seite gelangt derLeser in den Bann der Geschichte und kann sich kaum von den Geschehnissenlösen. Die Handlung zieht sich über zwei Zeitebenen, die die Autorin sehr gutineinander zu verschmelzen weiß. Die Spannung wird schon zu Beginn aufgebautund steigert sich im Verlauf der Handlung immer mehr, wobei der Leser rechtlange im Dunkeln gelassen wird, was die genauen Beweggründe sind. So kann mansehr schön seinen eigenen Gedanken und Vermutungen freien Lauf lassen undgemeinsam mit den Hauptprotagonisten ermitteln und die Lösung Stück für Stückzusammentragen. Die Landschaftsbeschreibungen sind malerisch, dabei kraftvollund wunderbar mit der Geschichte verknüpft, so dass man fast den Wind in denHaaren und die Seeluft in der Nase spüren kann, während man die herrlichenalten geschichtsträchtigen Gemäuer im Geiste besichtigt. Die Autorin hat denCharakteren auf besondere Weise Leben eingehaucht, indem sie sie sehr detailliertund liebevoll gestaltet und ihnen durch ihre Ecken und Kanten Authentizitätverliehen hat. Ally ist eine verletzliche junge Frau, die den Verlust desBruders und das Zerbrechen ihrer Familie bis heute nicht verkraftet hat. Siehat innerlich eine Mauer aufgebaut, damit sie niemand mehr verletzen kann. Allyist voller Schuldgefühle, die ihr auch von ihren Eltern nicht genommen wurden,und die sie ganz allein bewältigen muss. Sie ist eine sympathische junge Frau,die all ihre Kräfte mobilisiert, um sich der Vergangenheit zu stellen in derHoffnung, vielleicht endlich ein normales Leben zu führen. David ist einintelligenter Mann, der seine Ferienliebe Ally nie vergessen hat, und als sienun nach all den Jahren vor ihm steht, ist es, als hätte es die vergangenenJahre nie gegeben. Er versucht alles, um Ally bei der Suche nach der Wahrheitbeizustehen. Auch die Ortsbewohner werden in all ihrer Vielfalt sehr schön inSzene gesetzt, wobei sie dazu beitragen, den Leser auf der Suche nach derWahrheit zu verwirren.
ConstanzeWilken ist mit „Ein Sommer in Wales“ eine ganz berührende und zugleichspannende Geschichte gelungen, die man nicht aus der Hand legen kann, bis dieletzte Seite gelesen ist. Eine wunderbare Lektüre, die eine absoluteLeseempfehlung mehr als verdient! Chapeau!
Absolut verdiente .