Günter de Bruyn - Gräfin Elisa. Eine Lebens- und Liebesgeschichte

  • Wer ist Gräfin Elisa von Ahlefeldt-Laurvig? Ich muss gestehen, ich kannte sie nicht, als ich dieses Buch geschenkt bekam.


    Meine Kurzfassung:
    Sie lebte von 1788 - 1855, heiratete gegen den Willen der adeligen Eltern einen Armeegeneral, unterstützte ihren Mann Major Adolph von Lützow beim Anwerben von Freiwilligen, um gegen Napoleon zu kämpfen. Später verliebte sie sich in den acht Jahre jüngeren aufstrebenden Schriftsteller Karl Immermann, den sie inspirierte, unterstützte und förderte. Sie wollte ihn nicht heiraten um ihre Unabhängigkeit nicht zu verlieren, also hat dieser eine jüngere geheiratet. Um sich von diesem Schicksalsschlag zu erholen unternahm sie eine längere Reise nach Italien und beschloss ihr Leben in Berlin, wo sie einen erfolgreichen Salon führte.



    Meine Einschätzung:
    In den ersten Kapiteln strotzt die Handlung nur so von Schlachten und militärischen Berichten, dass die Hauptperson Elisa völlig ins Hintertreffen gerät und ich an dem Untertitel "Lebens- und Liebesgeschichte" schon sehr gezweifelt habe. Dadurch, dass sie fast nie selbst zu Wort kommt, bleibt sie leider etwas blass und seltsam entrückt. Es kommen aber viele Zeitgenossen zu Wort: sie loben Elisa als geistreiche Schönheit, als große Gastgeberin, die ein Gespräch ganz unauffällig leiten konnte, als eine Frau von großer Würde und Eleganz.
    Zeit ihres Lebens liebte sie Kunst, Kultur und Literatur und konnte ganz darin aufgehen. Sie fand ihre Erfüllung darin, den aufstrebenden Schriftsteller Karl Immermann zu fördern und zu unterstützen. Welch ein Schlag muss es für sie gewesen sein, als dieser sich nach 17 Jahren Zusammenleben ohne Trauschein in ein 18jähriges blasses Mädchen verliebte, das sich zwar nicht für Kunst und Literatur interessierte, aber verzückt zu Karl aufschaute. Doch auch von diesem Schicksalsschlag hat sich Gräfin Elisaa aus eigener Kraft erholt - sie unternahm eine mehrmonatige Reise nach Italien und übersiedelte danach nach Berlin, wo sie in den letzten 15 Jahren ihres Leben einen außergewöhnlichen literarischen Salon führte.
    Es gefällt mir, dass sehr umfassend auf die Zeit des 18. Jahrhunderts eingegangen wird, sodass man Elisas Leben immer im Kontext der Politik, Literatur und Kunst, aber auch der gesellschaftlichen Konventionen sehen muss.


    Schön finde ich die vielen Bilder des Buches - obwohl es nicht viele Quellen gibt, finden sich über alle Hauptpersonen Zeichnungen und Kupferstiche.
    Schwierig finde ich die umständliche Sprache des Autors, der Schachtelsätze liebt.


    Autor: Günter de Bruyn, geb. 1926 in Berlin, ist ein deutscher Schriftsteller. Er gilt als einer der besten DDR-Prosaisten seiner Zeit. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt machte er mit seinen beiden autobiographischen Büchern "Zwischenbilanz" und "Vierzig Jahre" Furore.
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    Nicht jeder, der das Wort ergreift, findet ergreifende Worte :-,


    (frei nach Topsy Küppers)