J. M. Coetzee - Der Junge / Boyhood

  • Autor: J. M. Coetzee
    Titel: Der Junge
    Seiten: 200
    Verlag: Fischer Taschenbuch


    Autor:
    John M. Coetzee wurde 1940 in Kapstadt geborenn und studierte nach der Schule Literatur. Seur 1972 lehrte er an verschiedenen UniversitätenLiteratur, seit 1996 ust er zudem Mitglied des Committee of Social Thought der University of Chicago. Seine Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. zwei Mal mit dem Booker Prize. 2003 bekam er den Nobelpreis für Literatur. Der Autor lebt heute in Australien.



    Handlung:
    J. M. Coetzee eindringliches, vollkommen unsentimentales, dbei oft genug hochpetischens Buch der Erinnerung an eine schwierige Kindheit in einem öden Provinznest unweit von Kapstadt liest sich wie ein Roman. Als Meisterwerk narrativer Autobiographik von der Kritik gefeiert, zeichnet dieses Buch das Porträt eines Jungen, in dem sich schon früh der Schriftsteller ankündigt. (Klappentext)


    Rezension:
    Er ist ein intelligenter Beobachter seiner Umgebung, Klassenprimus aus Angst davor, wegen schlechter Leistungen den Rohrstock seiner Lehrer spüren zu bekommen und obwohl noch Kind schon tonangebend in seiner Familie. Dem Vater, der seine Familie ins Unglück stürzen wird misstraut, die Mutter vergöttert er und quält sie zugleich mit seinen Forderungen. Der kleine Bruder ist nur ein Abklatsch seiner selbst. Dies ist die Geschichte der Kindheit Coetzees, der später Schriftsteller werden und 2003 den Nobelpreis für Literatur erhalten sollte. Ein autobiographischer Roman, der es in sich hat, im Hintergrund des Apartheid-Regimes Südafrikas als Nachkömmling europäisch-burischer Eltern seinen Platz in der Gesellschaft suchend. So beschreibt der Autor detaillreich, ohne Längen, das Aufwachsen in diesem sonderbaren Land der Gegensätze und man beginnt Coetzee zu begreifen und damit auch eine ganze Generation von weißen Jungen, die noch im System der Rassen-Ideologie erzogen wurden und später erlebten, wie ein Land sich verändern musste.


    Es ist ein beeindruckender kleiner Roman ohne Längen. Der Schreibstil zieht einem in den Bann. Fast ist es als wäre man selbst dieser Junge, der zwar mittendrin ist aber doch irgendwie immer Außenseiter. Ob in der Schule, wo er sich zwanghaft irgendwo einordnen versucht oder in der Familie, wo er ebenso seinen Platz nicht wirklich finden will oder kann. Ein Roman über einen Jungen, der gerne wie jeder andere wäre, "normal" und zugleich weiß, dass er es nicht ist, sondern schon früh begreift, dass er einmal ein vollkommen anderes Leben einschlagen wird als in seiner Schicht, in seiner Familie akzeptiert wird. Mir hat es unheimlich Spaß gemacht über die Kindheit des Autors in dieser Form zu lesen, die ständig zwischen der Tyrannei und dem Jähzorn, dann wieder Intelligenz und Liebenswürdigkeit eines kleinen Jungen hin und her pendelte. Mehr muss man dazu nicht sagen.