Kelley Armstrong u.a. - Shards and Ashes

  • Inhalt (laut amazon.de):
    The world is gone, destroyed by human, ecological, or supernatural causes. Survivors dodge chemical warfare and cruel gods; they travel the reaches of space and inhabit underground caverns. Their enemies are disease, corrupt corporations, and one another; their resources are few and their courage is tested.
    Powerful original dystopian tales from nine bestselling authors offer bleak insight, prophetic visions, and precious glimmers of light among the shards and ashes of a ruined world.


    Stories from:
    Kelley Armstrong, Rachel Caine, Kami Garcia, Nancy Holder, Melissa Marr, Beth Revis, Veronica Roth, Carrie Ryan, Margaret Stohl


    Meine Meinung:
    Was habe ich mich darauf gefreut, endlich wieder dystopischen und postapokalyptischen Erzählstoff vor mir liegen zu haben, als ich das Buch aus dem Regal geholt habe. Nun hatte ich zwar bestimmte Erwartungen, doch dieses Buch hatte im Gegenzug auch etwas, und zwar einen starken Eigenwillen. Ziemlich schnell musste ich feststellen, dass ich mich da auf eine Reise eingelassen habe, die starke Nerven verlangt...


    Allgemein kann ich zunächst sagen, dass die Anthologie nicht in dem Maße meine Wunschliste mit Büchern gefüllt hat, wie ich mir gewünscht hätte. Denn hätten mir viele der Geschichten zugesagt, so hätte ich die Autoren sicher im Hinterkopf behalten. Leider haben mich die meisten Werke wirklich abgeschreckt. Ich hatte ein permanentes Syndrom des Hände-über-dem-Kopf-zusammenschlagen-Wollens entwickelt, wie es bei mir in der Vergangenheit nur selten durch Literatur ausgelöst werden konnte. Lachen oder Weinen, das war hier die Frage! Manche Autorinnen haben alle Klischees bedient, die einem alten Hasen in dem Genre das Haar zu Berge stehen lassen. Und damit meine ich beispielsweise das Muster Katastrophe/böses System/Ausbrechen aus dem System. Pauschal ist das ja nicht schlecht, aber wenn die zuständige Autorin dabei noch tiefer in die Klischee-Kiste greift, könnte der Leser irgendwann nach etwas anderem greifen, nämlich nach einem anderen Buch.


    Aber nun möchte ich auch genauer auf die einzelnen Geschichten eingehen und niemandem Unrecht tun, indem ich alle über einen Kamm schere.

    • Hearken von Veronica Roth. Die Autorin konzentriert sich auf einen bestimmten Aspekt ihrer Gesellschaft und hat gar nicht das Ziel, großartige Action stattfinden zu lassen. Sie zielt vor allem auf das Zwischenmenschliche und nutzt die Thematik, um dies hervorzubringen. Ihre Grundidee ist großartig (mehr möchte ich gar nicht verraten, die Geschichte ist so geschrieben, dass man nach und nach darauf kommt) und das Ende ist wunderschön. Es hat mich tief berührt und ich hätte so gerne mehr davon gelesen. Das einzige, was ich zu bemängeln hätte, sind die Zeitraffer. Es hätte der Geschichte tatsächlich gutgetan, wenn sie länger gewesen wäre. 4,5 :bewertung1von5:
    • Branded von Kelley Armstrong. Nach der überragenden Vorlage hatte diese Geschichte relativ schlechte Chancen. Hier wird eindeutig auf Handlung gesetzt. Sinn und Moral sind drin, das hat mir gut gefallen, aber es fühlte sich insgesamt eher wie ein Blockbuster an, der hauptsächlich auf schockende Details und Unterhaltung sinnt. Das Herz hat mir gefehlt. 3 :bewertung1von5:
    • Necklace of Raindrops von Margaret Stohl. Wenn mir die Geschichte davor zu simpel war, war diese fast zu kompliziert. Die Autorin hat die Aufgabe zwar verstanden (bei diesem Genre ist gewisses gedankliches Futter am rechten Platz), aber sie hat sich ZU viel Mühe gegeben. Sprachlich hat sie alles ausgepackt, was ein Autor geben kann, wenn er zwischen Ich-Erzählern wechselt, dabei aber nicht in den Bewusstseinsstrom geht. Satz auf Satz folgen Aussagen, die man erst verarbeiten muss, bevor man weiterlesen kann. Die Schwierigkeit, den gesellschaftlichen Hintergrund kennen zu lernen, der von der Autorin auch nur Happen für Happen enthüllt wird, kommt noch dazu. Und dann konnte ich die aufgetretene Beziehung nicht wirklich fühlen, weil es für mich zu plötzlich war. Ich kannte die Protagonisten bis zu den paar Seiten noch gar nicht, wie soll ich da zu ihrer neuen Beziehung stehen? Außerdem wurde Stohl in ihrer Sprache für mein Empfinden immer pathetischer. Das Ende hat das Ganze noch in gewisser Hinsicht "gerettet", sonst hätte ich endgültig die Augen verdreht. Warum? Weil die Autoren manchmal radikal sein und provozieren wollen, wo es gar nicht nötig ist. Wenigstens das hat die gute Frau nicht gemacht. 3 :bewertung1von5:
    • Dogsbody von Rachel Caine. Der Anfang war super! Ich habe mich schon über diesen Lichtblick gefreut, das leider zu früh. Der Mittelteil wurde nämlich arg chaotisch und zäh, das Ende war noch annehmbar, aber die Autorin zeigte ausgeprägte Martin'sche Züge, denn sie hat es geschafft, auf den wenigen Seiten so viele Charaktere dem Leben zu entreißen, dass kaum jemand lebendig geblieben ist. Und wer noch nicht gestorben ist, der wird das noch tun. Caine hat übrigens auch eine Vorliebe für "schockierende" Wendungen, die im Nachhinein gar nicht so schockierend erscheinen. 3 :bewertung1von5:
    • Pale Rider von Nancy Holder. Auch hier wieder: Es gibt einen vielversprechenden Anfang, aber dann erweist sich die Geschichte als nichts Halbes und nichts Ganzes, weil Holder vergeblich eine sinnvolle Symbiose von Science-Fiction und Fantasy versucht. Die Logik hinkt (wenigstens waren die Beziehungen in den anderen Geschichten möglich, hier war sie maximal unglaubwürdig), den Stil kann ich bestenfalls als wenig elegant beschreiben. Manchmal baut die Autorin Aussagen ein, die gar nicht in den Lesefluss passen oder, wenn man einmal kurz darüber nachdenkt, zumindest fragwürdig erscheinen. Spannung kommt auch nicht auf (vor allem, weil man oft keine Informationen bekommt, die man zum Verständnis von Zusammenhängen bräuchte). Ich kann die Geschichte auf keinen Fall empfehlen. 1 :bewertung1von5:
    • Corpse Eaters von Melissa Marr. Die Idee hätte reichlich Potenzial (es geht zur Abwechslung um Religion, die Frage nach Gott usw. gemixt mit Zombies), aber es passiert kaum etwas. Selbst das Ende, das dramatisch sein sollte, bleibt in meinen Augen reichlich blass. Und die Moral ist auch nicht gerade bewundernswert: Die Protagonisten entscheiden sich dafür, den leichtesten Weg zu gehen. Es ist zwar etwas anderes als das ständige Vorhaben, die Welt zu retten, aber anders ist nicht unbedingt besser. Somit bleibt die Geschichte sehr unscheinbar. 2 :bewertung1von5:
    • Burn 3 von Kami Garcia. Als ich schon geglaubt habe, man kann die Hoffnung aufgeben, hat mich diese Geschichte richtig überrascht. Zum einen ist mir diese Katastrophe noch nicht begegnet (die Menschen können aufgrund der verschwundenen Ozonschicht die Sonnenstrahlen nicht mehr ertragen; wobei, wenn man richtig darüber nachdenkt, würde das eine ganze Menge an Problemen nach sich ziehen, die das Überleben kaum möglich machen könnten, beispielsweise die Zerstörung der Pflanzen durch aggressive UV-Strahlen... Aber wir lassen das mal :loool: ), zum anderen wollte die Autorin nicht mit allem Möglichen den Leser direkt überwältigen, sondern hat in Ruhe ihre Atmosphäre erschaffen und dann die Handlung aufgebaut. Auch hier weist das Ende zugegebenermaßen bereits pathetische Züge auf, aber insgesamt ist die Geschichte einfach angenehm zu lesen. 4 :bewertung1von5:
    • Love is a Choice von Beth Revis. Sie hat es anders gelöst als ihre Kollegen. Warum nicht einfach die bereits ausgedachte Welt nehmen? Gesagt, getan, die Handlung findet am Bord der "Godspeed" statt. Wer Revis' Godspeed-Trilogie gelesen hat (ich noch nicht!), wird vielleicht oder gar wahrscheinlich Bekanntes wiedertreffen. Mich hat die Geschichte auf jeden Fall auf die Hauptbücher neugierig gemacht. Zwar konnte ich manche "unerwartete" Wendungen vorhersehen, aber die Geschichte ist gut geschrieben und lässt einen nachdenklich zurück. Ohne etwas zu verraten, möchte ich sagen, dass der Titel nach dem Lesen in einem viel düsteren Licht erscheint als zu Beginn. Mir als jemandem, der an Philosophie interessiert ist, haben die philosophischen Überlegungen zum Thema Staat sehr zugesagt und da Platons Hauptwerk in dem Zusammenhang erwähnt wurde, ließe sich vermuten, dass Beth Revis gar das berühmte Gleichnis vom Steuermann kennt, denn die Grundzüge dieses Gedankenkonstrukts finden sich hier eindeutig wieder. Wer damit nichts anfangen kann, genießt trotzdem eine klug geschriebene Geschichte, die auch ein etwas von Matrix hat... 4 :bewertung1von5:
    • Miasma von Carrie Ryan. Die Atmosphäre und der Ansatz haben mir gut gefallen (eine Art Renaissance des Mittelalters, weil es wieder "Seuchenärzte" gibt, die die Krankheit allerdings nicht nur diagnostizieren, sondern die Leichen der Patienten gleich kleinen Monstern zum Fraß vorwerfen...), allerdings ist am Ende ganz und gar dick aufgetragen worden. Das muss nicht sein! Ich habe mich gefreut, dass es mal so eine ungewöhnliche Geschichte zu lesen gibt (der Schreibstil hat mir auch überaus gut gefallen) und dann macht die Autorin alles zunichte. 2 :bewertung1von5:

    Fazit:Für Neulinge in dem Genre vielleicht gar nicht schlecht, aber ich persönlich konnte den meisten Geschichten nicht so viel abgewinnen, wie ich es mir gewünscht hätte. Dafür habe ich Ähnliches schon zu oft gelesen. Vielleicht bin ich aber auch zu kritisch, und man muss sich ja sowieso immer eine eigene Meinung bilden. In meinem Fall heißt es also: Durchschnittliche Anthologie mit einigen wenigen Perlen. Gesamtwertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Kelley Armstrong et al - Shards and Ashes“ zu „Kelley Armstrong u.a. - Shards and Ashes“ geändert.