Markus Heitz - Seelensterben

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    „Atemlose, intelligente Spannung, die es wirklich schwierig macht, das Buch zwischendurch einmal aus der Hand zu legen.“ So schrieb ich am Ende der Rezension zum ersten Teil der Exkarnationsreihe, in dem die Idee von Seelenwanderern in Markus Heitz Erzählwelt um Werwölfe, Dämonen und Vampire bzw. Judaskinder eingeführt wurde. Neben Claire Riordan, die nun als Lene von Bechstein unterwegs ist, betraf dies unter anderem Eric von Kastell, den Vampirjäger, der sich judaskindliche Verwandtschaft zu gelegt hatte und auch einige Judaskinder – sprich Justine und Sia.


    Im zweiten Band nun werden noch weitere Charaktere aus dem Heitzversum hinzu gezogen - insbesondere Konstantin Korff, der ehemalige Oneiros, und die Personen, die um ihn herum sind. Dabei hat Korff gerade zwei neue Erkenntnisse über die Welt gewonnen – nämlich, dass zum Einen die anderen Todesschläfer sein Treiben mit überaus großem Misstrauen beobachten und zum Anderen, dass man seinen eigenen Schatten und Spiegelbildern nicht trauen kann, was zum Teil in diesem Roman zu Tragen kommt und außerdem in einer angehängten Kurzgeschichte aus dem Jahr 2014 noch näher erläutert wird. Hier scheint sich eine weitere epische Konfrontation anzukündigen, in deren Mittelpunkt Konstantin Korff stehen wird – obwohl die Einordnung dieser Geschichte am Ende in die Kontinuität des Heitzversums ein wenig problematisch erscheint.
    Wie gewohnt geht es in diesem Roman sehr rasant zu und die Heldinnen und Helden sind überaus mode- und technikbewusst und fahren in der Regel hoch-PS-ige Untersätze in meist nicht verkehrsgerechter Art und Weise – und nicht immer aus nachvollziehbaren Anlässen. Ein Wesenszug, der in „Sanctum“ und „Ritus“ noch eine gewisse Originalität hatte, nun aber doch ein wenig zu sehr zu einem Topos verkommt, in dem jemand seine eigenen Fahrträume auf dem Papier auszuleben scheint.


    Ein weiteres festes Element der Heitzschen Heldinnen und Helden – aber auch einiger ihrer Widersacher – sind die verschiedenen Schneid- und Stichwaffen, die sie verwenden. Dabei fallen in diesem Roman in erster Linie ein gewisser Professor und einer seiner Mitarbeiter namens Minamoto auf, wobei Ersterer längere Klingen zu bevorzugen scheint, wohingegen Letzterer zunächst primär mit einem Tanto kämpft. Und gerade die Kämpfe, die dieser mit seinem Messer führt, sind nicht von der Art, wie man sie mit dieser Waffe führen könnte. Man wirbelt Tantos einfach nicht im Kampf.


    Neben solchen Ungenauigkeiten gibt es regelmäßig erstaunliche Wortwahlen, die einen immer wieder beim Lesen stutzen lasse – so, als wäre der Text ursprünglich auf Englisch geschrieben worden, um dann zwar wörtlich, aber nicht immer richtig, ins Deutsche übertragen zu werden. Das ist einer der irritierenden sprachlichen Momente. Ein anderer sind immer mal wieder auftauchende unverständliche Sätze, oder solche, bei denen anscheinend eine Veränderung eines Teilsatzes nicht zur Anpassung der Pronomina des Hauptsatzes geführt hat, worüber man beim Lesen immer mal wieder stolpern kann.


    Die Geschichte hangelt sich – unter anderem durch systematisches Nichtsprechen mit Verbündeten auf Seiten der „Helden“ – durch die ganze Welt und einige Handlungsstränge – wie der um eine Figur namens Inverno – wirken eher wie angefügt, weil sie einem gerade eingefallen ist, als wie ein wirklicher Beitrag zum Geschehen. Alles in Allem nicht wirklich ein Lesevergnügen. Wozu auch die ständigen Wiederholungen in der Gefühlsdarstellung von Charakteren beitragen, die wohl die Spannung an einigen Stellen erhöhen sollen, aber das Lesen eher verzähflüssigen. Keine Leseempfehlung. [-(

  • Danke für die Rezension, Klaus. Ich bin nun tatsächlich etwas geschockt, dass Markus Heitz so ein schlechtes Buch abgeliefert haben soll. :shock: Ich weiß, dass Du auch Fan bist, und deswegen traue ich Dir in dieser Hinsicht. Ursprünglich wollte ich die Fortsetzung des ersten Teils, der mir noch gut gefallen hat, blind kaufen. Aber das lass ich zunächst mal.

  • Bin im Moment bei ca. der Hälfte und noch schwer begeistert. Gut, ich kenn mich in der Handhabung von Hieb- und Stichwaffen nicht so gut aus, daher kann ich den Kritikpunkt nicht einschätzen. Lese jetzt mal zu Ende und melde mich dann hier wieder :wink:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich dachte eben: Cool was für meine WuLi! Aber nach Deiner Rezi bin ich nicht mehr begeistert. Bin gespannt was @Hirilvorgul dazu sagt.
    Also Hirilvorgul jetzt bist du in der Pflicht. Bitte schreib deine Meinung über dieses Buch, es interessiert mich. :-,

  • Kurzbeschreibung:


    Eine Seelenwanderin auf der Jagd nach einem skrupellosen Entführer. Eine uralte Vampirin auf einer Rettungsmission, die sie an Orte führt, von denen es kaum ein Entkommen gibt. Ein Mann ohne Gedächtnis, der versucht, die Schuldigen zu finden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich ihre Wege kreuzen … In "Exkarnation – Seelensterben" laufen die Fäden aus sämtlichen dunklen Thrillern von Markus Heitz zusammen. Was nach einem fulminanten Ende klingt, birgt die Keimzelle für neue Abenteuer. Und neue Herausforderungen. (Quelle: Verlagswebsite)



    Autor:


    Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Kein anderer Autor wurde so oft wie er mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet, weshalb er zu Recht als Großmeister der deutschen Fantasy gilt. Mit der Bestsellerserie um "Die Zwerge" drückte er der klassischen Fantasy seinen Stempel auf und eroberte mit seinen Werwolf- und Vampirthrillern auch die Urban Fantasy. Markus Heitz lebt in Homburg. (Quelle: Verlagswebsite)



    Allgemeines:


    „Exkarnation – Seelensterben“ ist als Quality Paperback im August 2015 bei Knaur erschienen.


    Es umfasst 656 Seiten, die in 24 Kapitel unterteilt sind. Eingerahmt wird die Handlung von Prolog und Epilog.Außerdem schließen sich ein kurzes Glossar und eine Danksagung an (die allerdings mehr ein Verweis auf andere Werke ist). Zum ersten Mal fand ich in einem Buch einen Bonustrack – eine 48 Seiten umfassende Kurzgeschichte, die aus der Anthologie „Aus dunklen Federn“ entnommen ist.



    Meine Meinung:


    Es ist eine reizvolle Idee, alle Hauptcharaktere aus der „Dunkle Spannung“-Reihe in einem Band zu vereinen. Und es ist eine Herausforderung. Leider hat Heitz sie in meinen Augen nicht so ganz gemeistert.


    Ging es im ersten Teil von „Exkarnation“ noch um Eric von Kastell, spielt diesmal Sia eine herausragende Rolle. In einem anderen Handlungsstrang sind Ares von Löwenstein und Konstantin Korff die Hauptakteure. Besonders über letzteren hab ich mich sehr gefreut, weil mich der Todesschläfer in „Oneiros“ sehr fasziniert hat. Und nicht zu vergessen Lene von Bechstein, die Seelenwanderin wider Willen. Mit so vielen Hauptfiguren ist es nicht so einfach, sich nicht zu verzetteln.
    Die einzelnen Fäden auseinanderzuhalten und am Ende sinnvoll zusammenzubringen, gelingt Heitz noch ganz gut. Aber leider geht der Story ab ca. der Hälfte die Luft aus. Sia kämpft mehr oder weniger erfolgreich ihre „Wildheit“ nieder, Ares beschließt, sich auf seine Schlägerqualitäten zu besinnen… alles wird ein bisschen böser und dunkler. Zäh wird es immer dann, wenn die Akteure in finstere Gedanken und Ängste versinken (was leider ziemlich oft geschieht) und es immer wieder erfolgreich versäumen, sich gegenseitig mal in ihre Geheimnisse einzuweihen. Reden hilft – auch bei Superhelden! Außerdem bleiben so einige Fragen offen (das Thema der Todesschläfer ist noch längst nicht abgeschlossen).



    Heitz‘ Können blitzt hin und wieder zum Glück doch noch auf: zum Beispiel, als er ein bestimmtes Haus in Leipzig schildert. Das ist ein echter Gruselmoment. Und die Auftritte von „Inverno“ haben mir auch immer ganz gut gefallen. Am Ende gibt’s einen gehörigen Showdown (auch hier hätte es ein bisschen weniger dick aufgetragen sein können) und jede Menge Platz für Fortsetzungen, die der Autor in seiner Danksagung auch schon ankündigt.



    Dieser Band reicht weder an den „Exkarnation – Krieg der alten Seelen“ heran noch an die herausragenden „Ritus“ und „Sanctum“. Diesmal gibt es von mir nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: für ein mittelmäßiges Buch. Dennoch bin gespannt auf die Fortsetzung, wenn dort, wie angedeutet,auch Oneiros wieder eine wichtige Rolle spielen wird. Und Freunde der Reihe werden um diesen Band wohl auch nicht hermum kommen. :wink:


    Ein Wort noch zum Glossar: es wäre hilfreich gewesen, die verschiedenen Waffentypenkurz zu erläutern und auch den ein oder anderen japanischen Begriff. So mussteich das alles selbst im Netz nachschlagen, was zwar nicht schwer ist, aber störend. Wenn schon Glossar, dann richtig.



    Fazit:


    Weniger ist mehr – auch ein erfolgsverwöhnter Autor sollte sich das hin und wieder in Erinnerung rufen.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark