Über den Autor:
John Ernst Steinbeck war ein amerikanischer Erzähler deutsch-irischer Abstammung, geboren am 27. Februar 1902 in Salinas, gestorben am 20. Dezember 1968 in New York. Er wuchs in Kalifornien auf, wo er 1918-24 an der Stanford University diverse Fächer studierte, die er für eine schriftstellerische Karriere als hilfreich erachtete. Während des Studiums und noch lange Zeit danach arbeitete er als Gelegenheitsarbeiter und freier Schriftsteller in Los Gatos bei Monterey bis er 1935 mit „Tortilla Flat“ seinen ersten Erfolg erzielte. Seine Recherchen über die Wanderungen der verarmten Farmer aus Oklahoma und seine Erfahrungen bei ihrer Begleitung (Steinbeck selbst hatte, um authentisches Material zu sammeln, 1936 einen Treck begleitet und dabei die Zustände in den Auffanglagern kennen gelernt) führten zu seinen noch heute bekannten Werken „Von Mäusen und Menschen“ und „Früchte des Zorns“; Zweiteres war zeitweilig sogar verboten in Kaliforniern und Steinbeck wurde stark angefeindet nach der Veröffentlichung. Aber das Buch wurde sehr schnell verfilmt und Steinbeck als Anhänger von Roosevelts „New Deal“ hatte damit wohl auch politischen Einfluss. 1940 erhielt er bereits den Pulitzer-Preis für „Früchte des Zorns“ und 1962 den Nobelpreis für Literatur.
Buchinhalt:
Der Roman erzählt das Schicksal der Familie Joad, die ihren Hof in Oklahoma aufgeben muss und sich in einem schrottreifen Lastwagen auf den Weg nach Kalifornien begibt. Mit den Eltern und den Kleinkindern Ruthie und Winfield reisen die beiden Großeltern, ein Onkel, die Söhne Tom, Noah und Al, ihre schwangere Schwester Rose of Sharon sowie deren Mann Connie. Ihnen schließt sich der Wanderprediger Jim Casy an, in dessen Gestalt Steinbeck zu erkennen ist.
Im Mittelpunkt der Familie steht die in ihrem Optimismus durch nichts zu erschütternde Mutter. Während sich der Vater immer mehr in seine Resignation zurückzieht, übernimmt sie im Lauf der Fahrt die Führungsrolle. Unterstützung erfährt sie von ihrem Sohn Tom, der bereits eine Haftstrafe wegen eines im Affekt begangenen Mords verbüßt hat. Doch trotz aller Bemühungen der Mutter bricht die Familie zusehends auseinander.
In Kalifornien angekommen, kämpfen die Joads um einen Neuanfang. Von den einheimischen Arbeitern unerwünscht und den Grundbesitzern ausgebeutet und gegeneinander ausgespielt, werden sie wie Eindringlinge behandelt und können sich mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs gerade vor dem Verhungern retten.
Erzählt werden nur ein paar Monate des Aufbruchs aus der Heimat und der Ankunft in der Fremde, aber das reicht völlig aus, um einen tiefen Einblick in das soziale Drama der Farmer in den 30er Jahren zu erhalten.
(Quelle: Teile aus Amazon, in eigenen Worten wiedergegeben)
Meine Ausgabe umfasst 440 Seiten unterteilt in 30 Kapitel. Einige Kapitel des Buches gehören dabei nicht zur erzählten Geschichte, sondern sind eine Art Essays über Politik und soziale Lage, Ursache und Wirkungen der dramatischen Lebenssituationen und deren Konsequenzen.
Meine Meinung:
Ich bin beeindruckt, einfach nur schwer beeindruckt. Hatte ich anfangs wirklich Schwierigkeiten mit der Sprache, die mir sehr sperrig erschien, und mit der wörtlichen Rede der Landarbeiter, die eben reden wie einfache Landarbeiter, so kam unvermittelt und ganz schnell der Punkt, an dem mich die Geschichte gefangen nahm und ich nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Steinbeck erweckt die bedrückenden Lebensumstände, die Krisen, die Not und das Elend auf eine Art und Weise zum Leben, dass sie mich als Leser total in den Bann zogen trotz all der Grausamkeiten, die der Familie begegnen in den wenigen Monaten, die hier erzählt werden. Es braucht auch keinen längeren Zeitabschnitt, um die Tragödien der Menschen genauer darzustellen, es reicht bei weitem aus.
Die Geschichte der besitzlosen, wandernden Farmarbeiter aus Oklahoma während der Wirtschaftskrise zu Beginn der dreißiger Jahre ist eine einzige Anklage, die Steinbeck seinen Landsleuten 1937 regelrecht um die Ohren haute – es wundert mich nicht, dass er nach der Veröffentlichung von allen Seiten massiv angefeindet und das Buch zeitweilig verboten wurde – aber er wurde auch zum Held und zur „Stimme der Unterdrückten und Besitzlosen“.
Schon der klug gewählte Titel, ein Zitat aus der Offenbarung des Johannes, in der es heißt:
Zitat'… die Früchte des Zorns wachsen und schwer werden, schwer und reif zur Ernte'
deutet auf die menschliche Katastrophe der verarmten Menschen hin, die den Machenschaften der Großgrundbesitzer und der wachsenden Industrialisierung der Landwirtschaft hilflos ausgeliefert waren. Vertrieben von „ihrer Erde“ und angelockt von den Versprechungen auf Arbeit, wanderten hundertausende hungernde Menschen nach Kalifornien – doch warteten dort nur wenige tausende saisonale Jobs auf sie. Das Überangebot an Menschen begründete die Not für alle, denn für niemanden gab es auch nur annähernd genug. Die Einheimischen bekämpften die Einwanderer, nirgends waren sie willkommen, die Polizei zog am gleichen Strang mit den Mächtigen und auf der Strecke blieben die, die vor dem Elend in der Heimat geflüchtet waren.
Steinbeck nimmt in diesem Roman kein Blatt vor den Mund, er verheimlicht nichts – weder die ausbeuterischen Methoden der Reichen und Machthabenden (oder der kleingeistigen Menschen mit situationsbedingter Macht) noch den Kampf ums Überleben, der zwangsläufig auch in die Illegalität führt, wenn hungernde Menschen keinen Ausweg mehr sehen. Die gesamte Geschichte ist thematisch nur bedrückend und hoffnungslos von Anfang bis Ende und doch entwickelt sie einen Sog, der einen mitzieht. Das schafft Steinbeck durch seine Charaktere, die so klar gezeichnet sind in ihrer Bodenständigkeit und ihrem Pragmatismus, ihrem Festhalten an der Hoffnung, in ihrem Optimismus, dass es an der nächsten Ecke vielleicht doch besser wird, in ihrer Menschlichkeit, die sie teilen lässt was sie haben, damit wenigstens alle ein klein wenig haben, und helfen lässt wo immer möglich bis zu einem heute unvorstellbaren Punkt. So öffnet man Lesern die Augen, so macht man Mißstände und Lebenskatastrophen sichtbar und greifbar und rüttelt auf.
Chapeau Mr. Steinbeck
Mein Fazit:
Lesen!!! Auch wenn die Geschichte in der Zeit der großen Depression spielt, so hat das Thema nichts an Brisanz verloren angesichts der Flüchtlingsdramen, die sich noch heute auf gleiche Art überall auf der Welt abspielen – verteidigt nicht grade heute Europa seinen Reichtum krampfhaft gegen viele Flüchtlinge, die hier doch nur auf irgendeine Art und Weise ein menschenwürdiges Leben suchen?
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Früchte des Zorns
- John Steinbeck (Autor)
- Klaus Lambrecht (Übersetzer)