Renée Karthee - Die seltsame Reise mit meinem Bruder

  • Quellenangabe
    Quelle: Klappentext:
    "Nelly und Nils sind Geschwister, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Nils lebst als Autist in seiner eigenen Welt und wohnt auch noch als 45-jähriger zusammen mit seiner Mutter in der hessischen Provinz. Die zehn Jahre jüngere, impulsive Nelly hat es längst in die Großstadt verschlagen. Dort hat sie sich ihren Traum von einem eigenen Food Truck erfüllt. Vor allem aber kann Nelly hier eines: unabhängig sein und ihre Freiheit genießen. Doch immer schlummert in ihr die Angst vor dem Tag, an dem sich ihre Mutter Therese nicht mehr um Nils kümmern kann. Tatsächlich kommt der plötzlicher als gedacht, Therese landet nach einem schweren Sturz im Krankenhaus. Nelly muss zurück in ihr Heimatdorf, um anstelle ihrer Mutter gemeinsam mit Nils die geplante Reise zu einer Familienhochzeit nach England anzutreten. Und als sei diese Reise mit ihrem Brunder nicht schon schwierig genug, lernt sie dort auch noch den raubeinigen Pubbesitzer Gerald aus den schottischen Higlands kennen...

    Die Autorin:
    Renée Karthee war viele Jahre Redakteurin beim STERN und ist heute Autorin von Romanen und Drehbüchern. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Hamburg.

    Familie kann etwas Wunderbares sein. Manchmal...
    Nelly weiß, der Tag wird kommen. In zehn Jahren - oder zwanzig. Doch dass er so schnell kommt, damit hatte sie nicht gerechnet. Und alles nur, weil ihre Mutter beim Säubern der Dachrinne gestürzt ist. Ausgerechnet zwei Tage vor der Reise nach England zu einer Hochzeit. Nelly muss sich kümmern. Wohl oder übel. So findet sie sich wieder im Dorf ihrer Kindheit, wo ihr autistischer Bruder Nils bereits sehnsüchtig auf sie wartet. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg. Eine Reise, bei der Nils seiner Schwester so einiges abverlangt. Bei der sie Geduld braucht, das Glück kennenlernt, zu viel Gin Tonic trinkt und am Ende kapiert: Wenn hier jemand nicht normal ist, dann sie."

    Renée Karthee hat mich mit ihrem flapsigen Erzählstil voll und ganz erwischt. Das Buch ist so kurzweilig geschrieben, dass ich es garnicht mehr weglegen konnte. Der Aufbau der Geschichte rund um ihr Leben und um das Leben ihres Bruders ist so ergreifend und nah, dass sich der Leser mitten im Geschehen befindet.

    Die Autorin wagt sich an das Thema Behinderung/Autismus, das ja nicht unbedingt einfach in einem Roman zu erfassen ist, mit Leichtigkeit, Tiefsinn und dem nötigen Humor. Hier wird die Hemmschwelle mit Charme überschritten und macht es ungezwungen.

    Schon zu Beginn wird dargestellt, was vom Betroffenen selbst und den Familienmitgliedern abverlangt wird und welche Hürden gemeistert werden müssen, um ein einigermaßen "normales" Leben führen zu können.

    Zu Beginn der Kapitel wird das Gericht des Tages genannt und das dazugehörige Rezept ist der Abschluss des jeweiligen Kapitels und obendrein werden auch noch "flotte" Sprüche des Tages "serviert".

    Mein Fazit: gefühlvoller Roman und Kochbuch zugleich
    Würde es nicht nur 5 Bewertungssterne, sondern 10 geben, gäbe ich hier die vollen 10 Sterne

  • Es ist soweit. Das es so schnell passiert, damit hat Nelly nicht gerechnet. Ihre Mutter stürzt und sie muss sich um ihren autistischen Bruder Nils kümmern. Ausgerechnet jetzt, wo große Konkurrenz zu ihrem Catering-Service aufgetaucht ist. Aber es nützt alles nichts, da muss sie durch. Und als ob das noch nicht reicht, lässt sie sich von Nils noch breitschlagen zu der Hochzeit ihres Cousins nach England zu fahren. Nelly und Nils finden während dieser Reise wieder zueinander, Nelly merkt was sie an ihm hat (auch wenn er es ihr stellenweise durch seine diversen Spleens nicht leicht macht). An Nils, den sie bisher eher als Ballast statt als Gewinn gesehen hat.
    Und auch die Liebe kommt nicht zu kurz in diesem Buch, Nelly verliebt sich (das würde sie aber anfangs niemals zugeben :-)) in den charismatischen Gerald (im sexy Schottenrock *hrrrrr* , übrigens wird natürlich auch geklärt, was Mann darunter trägt :D ), den sie zuerst als furchtbar unfreundlichen und distanzierten Menschen wahrnimmt, bis sie die wahren Beweggründe hinter seinem Verhalten erfährt.
    Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Ok, es ist jetzt nichts was es noch nie gegeben hat, es ist aber leicht und spritzig geschrieben, ideal zum drin versinken und Zeit vergessen. Toll fand ich auch die Idee, an den Anfang jeden Kapitels ein Zitat zu setzen und ein Rezept, passend zum Kapitel. Ich werde die Autorin jedenfalls im Auge behalten und dieses Buch auch gerne weiterempfehlen.
    Was mir übrigens auch besonders positiv aufgefallen ist, ist die Optik und Haptik des Buches. Alles was schwarz auf dem Cover ist ist leicht erhaben und glänzt auch schön. Sieht richtig klasse aus :thumleft: .
    Von mir gibt es für dieses tolle Lesevergnügen :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: .

    Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten. (Albert Einstein)

  • Klappentext:



    Familie kann etwas wunderbares sein. Manchmal…
    Nelly weiß, der Tag wird kommen. In zehn Jahren – oder in zwanzig. Doch dass er so schnell kommt, damit hatte sie nicht gerechnet. Und alles nur, weil ihre Mutter beim Säubern der Dachrinne gestürzt ist. Ausgerechnet zwei Tage vor der Reise nach England zu einer Hochzeit. Nelly muss sich kümmern. Wohl oder übel. So findet sie sich wieder im Dorf ihrer Kindheit, wo ihr autistischer Bruder Nils bereits sehnsüchtig auf sie wartet. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg. Eine Reise, bei der Nils seiner Schwester so einiges abverlangt. Bei der sie Geduld braucht, das Glück kennenlernt, zu viel Gin Tonic trinkt und am Ende kapiert: Wenn hier jemand nicht normal ist dann sie.

    Meine Meinung:



    Nelly ist 35 und erfolgreiche Besitzerin eines Food Trucks in Hamburg. Ihr Leben läuft eigentlich glatt und sie kann sich nicht beschweren. Sie hat einen Job den sie liebt, eine Wohnung, ihre Unabhängigkeit und einen indischen Angestellten und guten Freund auf den sie sich verlassen kann. Doch Nellys Familiengeschichte holt sie eines Tages ein. Ihre Mutter ist beim Säubern der Regenrinne gestürzt und nun muss Nelly sich um ihren 10 Jahre älteren autistischen Bruder Nils kümmern. Zu allem Überfluss steht auch noch eine Reise nach England an, zu der Hochzeit ihrer Cousins. Sie lässt sich dazu breitschlagen, diese Reise mit Ihrem Bruder zu machen, ohne zu wissen, dass es die wohl beste aber auch anstrengendste Reise ihres Lebens wird. Sie findet sich wieder zwischen englischen Ladys im Twin Set und Männern in Schottenröcken, kauft sich einen Hut für die Hochzeit, erlebt ihren Bruder als Parfumverkäufer und lernt dann auch noch diesen ungehobelten Barbesitzer Gerald kennen von dem sie mehr begeistert ist als sie anfangs zugeben möchte.


    Ich habe das Buch innerhalb von 3 Tagen weggelesen. Ich mag den Schreibstil von Renee Karthee sehr gerne. Er ist locker und bringt einen mehr als einmal zum schmunzeln. Sie schafft die richtige Balance zwischen lustig und locker aber verliert dabei nie die Probleme und Ängste von Nelly aus dem Auge. Nelly war für mich am Anfang ein wenig sperrig. Ich wurde mit ihr nicht richtig warm und wusste manchmal auch nicht wirklich wo gerade eigentlich ihr Problem lag. Erst im Laufe des Romans, wenn man einige Rückblicke in ihre Kindheit bekommen hat, beginnt man sie zu verstehen und am Ende wurden mir viele Situationen klarer. Der Fokus liegt bei dem Roman eindeutig auf Nelly und weniger auf ihrem Bruder Nils. Er ist zwar der Verursacher für so manch unangenehme Situation aber die Charakterentwicklung von Nelly steht ganz klar im Vordergrund.


    In der Umgebung von Canterbury fühlte ich mich direkt wohl. Die Autorin schafft es ein sehr gutes Bild der Umgebung zu schaffen, ohne dabei ausschweifend zu werden. Mit Gerald hat sie für mich den perfekten Schotten geschaffen, da fällt es wirklich schwer den rauen Kerl mit dem weichen Kern nicht gern zu haben. :drunken:


    Ein wunderbares extra sind für mich die Rezepte am Ende jedes Kapitels. Ich bin mir sehr sicher, dass ich die „hitzköpfigen Würstchen“ auch mal nachkochen werde. :thumleft:


    Für mich war es ein richtiger Wohlfühlroman bei dem am Ende Gott sei Dank nicht die Marzipanfigürchen auf der Hochzeitstorte stehen. Man sieht aber, wohin Nelly sich am Ende hin entwickelt und dass es für sie durchaus der richtige Weg sein wird. Der Rest bleibt der Phantasie des Lesers überlassen.


    Für mich eine klare Leseempfehlung und 4,5 Sternchen :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: . Den halben Stern Abzug gab es für mich für die Startschwierigkeiten die ich mit Nelly hatte.

    "Er liebte sie so unbändig. So unbändig, dass er niemals wieder um ihre Lippen bat und ohne sie ins Grab gehen würde " (Die Bücherdiebin)

  • Meine Rezi zum Buch:


    Inhalt:
    Nelly ist glückliche Singlefrau und mit ihrem Food-Truck „Butterbrot“ selbstständig.
    Ihr einziger Mitarbeiter ist Ashok, ein Inder, der stets einen indischen Sinnspruch auf den Lippen hat.
    Nellys Geschäft läuft gut, bis eines Tages die Konkurrenz auf ihrem Platz steht. Aber nicht nur das ist eine schlechte Nachricht.
    Nellys Mutter ist gestürzt und liegt im Krankenhaus, unfähig sich um den autistischen, erwachsenen Sohn Nils zu kümmern. Nelly muss einspringen und zu ihm fahren. Eine Tatsache, die ihr gar nicht gefällt.
    Ashok muss derweil den Food-Truck leiten und sorgt für einige Sorgenfalten bei Nelly.
    Zu allem Unglück muss Nelly mit ihrem Bruder zu einer Hochzeit nach England reisen.
    Auf der Hochzeit lernt sie einen Schotten kennen, der ihr erst recht unsympatisch ist. Aber ein nicht funktionierender Herd sorgt für Verpflegungs-Engpässe und so kann sie ihm einfach nicht aus dem Weg gehen.
    Meine Eindrücke:
    Nelly ist eine Frau, mit der man sich schnell identifizieren kann. Ihre Ansichten, aus der Ich-Perspektive geschildert, sind einfach mitten aus dem Leben gegriffen. Der Schreibstil ist natürlich und sehr flüssig zu lesen.
    Nellys Bruder ist ein nicht-diagnostizierter Autist, aber die Mutter hält ihn für einen. In seinem Verhalten passen auch einige Charakterzüge dazu, die Nelly teilweise in peinliche Situationen stürzt. So empfindet sie Nils zuerst einmal als lästiges Hindernis für ihren Alltag. Ein Klotz am Bein ihrer Karriereleiter.
    Aber schnell merkt sie, dass es auch noch andere Dinge im Leben gibt als nur ihre Butterbrote.
    Leben bedeutet Wandel und der ist in Nellys Fall recht turbulent.
    Die Geschichte entwickelt sich zu mehr als nur einer konfliktbehafteten Reise mit einem kranken Bruder, sondern wird fast noch ein klischeehafter Frauenroman.
    Mein Fazit:
    Ich finde es schade, dass dieser Roman etwas ins Frauengenre abrutscht. Er kann sich nicht ganz entscheiden, ob er den Bruder zur Hauptperson macht, oder doch das verkorkste Liebesleben der sympathischen Protagonistin.
    Dem Titel des Buches nach hätte ich mir gewünscht, dass es mehr um den Autismus des Bruders geht und weniger um Nellys Gefühlswelt.
    Daher rutscht das Buch von fast erreichten 5 Punkten auf 4 zurück.
    Die Geschichte ist dennoch sehr unterhaltsam, zumal sich im Buch erwähnte Rezepte, in Kästchen präsentiert, zwischen die Kapitel mogeln. Das ist sehr gelungen und lockert das eh schon locker geschriebene Buch noch einmal ganz gehörig auf.
    Ich spreche eine Lese- und sogar Kochempfehlung aus.

    Liebe Grüße, Tardigrada


    :study: "Moja Igra" von Luka Modrić (Autobiografija)

    :bewertung1von5: 2018 gelesen: 23 :bewertung1von5: 2017 gelesen: 120 :bewertung1von5: 2016 gelesen 140 :bewertung1von5:2018 - 2019 Leseflaute

  • Nelly führt einen Imbisswagen, der vor kurzem Konkurrenz bekommen hat. Ihr liegt nichts ferner als diesen zu verlassen. Doch genauso kommt es sie muss ihr Business mit ihrem Angestellten allein lassen, denn sie muss zu Nils - ihrem autistischem Bruder. Ihre Mutter die sich sonst um das Geschwisterkind kümmert liegt nach einen Sturz im Krankenhaus und das nur zwei Tage vor einer geplanten Hochzeit in England. Schließlich beschließt Nelly die Reise nach England mit Nils zu unternehmen und stößt schon schnell an ihre Grenzen. In England angekommen entdeckt sie das nicht alles schlecht bzw. nicht jeder (Mann) in England schlecht ist. Und sie beginnt zu verstehen das Nils gar nicht so unnormal ist wie sie immer glaubte.


    Das Cover finde ich wirklich gelungen und der Titel könnte nicht passender sein. Man konnte sich gut in Nelly hineinversetzen, obwohl sie mir am Anfang leicht unsympathisch war. Das Buch ist mit einer großen Sorgfalt und Intensität geschrieben. Ich finde das Thema Autismus gut in das Buch integriert. Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen.

  • Beitrag an bestehenden Thread angehängt


    @Christian_liest Bitte schau immer erst im Rezensionsindex oder über die allgemeine Suchfunktion, ob bereits ein Rezensionsthread zum Buch besteht. Falls ja, dann häng Deinen Leseeindruck dort direkt an. Falls es noch keinen Thread geben sollte, so orientiere Dich bitte an unserem Rezensionsmuster wenn Du den Thread erstellst. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Was für eine zauberhafte Geschichte, ein echtes Kleinod aus den Tiefen meines SUB. Der freche manchmal auch respektlose aber stets humorvolle Erzählstil hat mich von der ersten Seite an begeistert, ebenso wie die liebenswerten Protagonisten. Ein Buch von dem ich mir eine Fortsetzung wünschen würde, weil ich Nelly, Nils und Gerald so lieb gewonnen habe. Dazu gibt es noch viele tolle Rezepte. Den thailändischen Krautsalat muss ich unbedingt mal ausprobieren. Fazit: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: James Lee Burke - Flamingo

    :musik: Alexander Oetker - Winteraustern

    Ein Buch, das man liebt, darf man nicht leihen, sondern muss es besitzen. (Friedrich Nietzsche)


    :study: Gelesen 2024: 27 Bücher /

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    :study: Gelesen 2023: 103 Bücher /

    :musik: 33 Hörbücher