Meg Haston - Alles so leicht / Paperweight

  • Klappentext Stevie hat nichts mehr zu verlieren. Sie ist fest entschlossen, aus diesem Körper, aus diesem Leben zu verschwinden. Aber alle wollen sie daran hindern. Ihr Vater, der sie ins Therapiezentrum einweisen ließ. Anna, die so ganz anders ist als die anderen Seelenklempner.Und selbst den Mädchen, mit denen sie ein Zimmer und ein Schicksal teilt, fühlt sich Stevie jeden Tag näher. Aber sie wird sich nicht öffnen, sie hat schließlich einen Plan. Ehrlich bis zur Schmerzgrenze, mitfühlend und hoffnungsvoll erzählt.


    Als ich das Buch zur Hand nahm, war mir nicht klar, dass es von einem Mädchen mit Magersucht handelt. Vermutlich hätte ich dieses Buch sonst nie gelesen. Und somit bin ich froh, dass ich es vor dem Lesen nicht wusste. Im Nachhinein hätte ich mir natürlich denken können, dass das Buch dieses Thema beinhaltet. Das wunderschöne Cover sowie der Titel weisen darauf hin. Der Titel des englischen Originals,„Paperweight“ gefällt mir viel besser als der Titel der deutschen Übersetzung.


    Es ist schwer ein Buch zu bewerten, das beim Lesen kaum Wohlfühlmomentehervorruft. Im Gegenteil. Beim Lesen fing ich an zu grübeln, die Geschichte ist unbequem und teilweise hatte ich einen dicken Kloß im Hals. Und dennoch hat mir dieses Buch sehr gut gefallen.


    An dem Schreibstil und der gesamten Geschichte merkt man, dass Meg Haston sich nicht nur gut informiert hat, sondern eine „Überlebende“ ist, wie sie sich selbst in den Danksagungen nennt. Die Geschichte ist schonungslos ehrlich, authentisch und beinhaltet nicht diese „Vorsicht“, die Menschen, die nicht betroffen sind nun einmal haben. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist bildhaft und so konnte ich mir nicht nur Stevie, sondern auch die anderen Mädchen, ebenso wie die Gebäude und die Umgebung sehr gut vorstellen.


    Stevie ist kein einfacher Charakter. Zunächst hatte ich meine Probleme mit ihr. Ihre Gedanken über andere Menschen waren gemein und auch ihr Handeln konnte ich oftmals nicht nachvollziehen. Während der Geschichte durchlebt sie immer wieder Flashbacks wodurch der Leser erfährt, wie es zu ihrer Krankheit kam. Die Entwicklung, die Stevie während des Buches durchmacht, ist sehr glaubhaft und so wuchs mir das Mädchen immer mehr ans Herz. Ich wünschte ihr alles Gute der Welt und fieberte auf ihrem schweren Weg mit ihr. Auch die anderen Charaktere sind einfühlsam und authentisch beschrieben.


    Zu der Handlung selbst möchte ich nicht zu viel verraten. Besonders gut gefallen hat mir, dass das Buch ohne allzu dramatische Effekte auskommt und dennoch sehr schnell einen Sog auf den Leser entwickelt. Ich konnte das Buch nur schwer zur Seite legen. Die Handlung läuft schonungslos klar ab und ist gerade deshalb so berührend. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Geschichte irgendwo Realität ist. Das Ende empfand ich ebenfalls als authentisch und für mich musste es genau so sein.


    Fazit: „Alles so leicht“ ist wirklich nicht das Motto unter dem man dieses Buch lesen sollte. Denn eine leichte Lektüre ist dieses Buch nun wirklich nicht. Es ist frustrierend und dann wieder hoffnungsvoll, ernüchternd und voller Mut. Es fällt mir schwer eine Empfehlung für eine Personengruppe auszusprechen, aber ich bin mir sicher, dass es einige Leser geben wird die diese Einblicke, die Authentizität und die liebenswerten Charaktere als sehr besonders empfinden werden. Ich bin jedenfalls sehr froh darüber dieses Buch gelesen zu haben. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Der erste Satz:


    Noch siebenundzwanzig Tage bis zur Freiheit, und ich bin gefangen in einem Blechkasten mit grau bezogenen Sitzen und dem künstlichen Piña-colada-Gestank eines Wunderbaums, der am Rückspiegel baumelt.


    Meine Meinung:


    Eher 'alles so schwer' würde ich sagen ...


    Denn leichte und angenehme Kost ist der Inhalt dieses Buches ganz bestimmt nicht. Die Protagonistin Stevie leidet nämlich an einer Essstörung und wurde von ihrem Vater in ein Therapiezentrum geschickt, wo sie wieder gesund werden soll. Dabei hat sie ja ganz andere Pläne ...


    So laufen die Gespräche in diesem bizarren kleinen Universum ab: Die Mädchen
    schwatzen endlos darüber, dass ihnen die Haare ausfallen, dass ihre Haut austrocknet,
    dass sie nicht mehr aufs Klo gehen können. Sie jammern und beklagen sich, aber tief
    in ihrem Inneren heften sie sich diese Dinge wie Orden an die Brust. (S. 57)


    Stevies bisheriges (17-jähriges) Leben ist geprägt von dem Glauben, dass sie untragbar, bzw. zu viel für ihre Mutter wäre. Sie glaubt, dass ihre Mutter wegen ihr die Familie verlassen hat und dass sie Schuld an dem Unfalltod ihres Bruders Josh war. - Für mich also kein Wunder, dass sie dadurch Gedanken ans Verschwinden/sich zu Tode zu hungern hat.


    Für Mädchen wie uns ist die Bewusstlosigkeit der einzige Ausweg. (S. 97)


    Leider war mir Stevie von Anfang an unsympathisch. Ihre Gedanken zu den meisten Menschen in der Geschichte sind eher gehässig und abwertend. Natürlich könnte man das auf ihre Krankheit schieben, auf mich hat das aber trotzdem andauernd ziemlich abschreckend und asozial gewirkt. Mit solchen Menschen will ich in der Regel im wahren Leben nichts zu tun haben müssen und so ging es mir beim Lesen auch. Ich bin mit Stevie erst gegen Ende des Buches ein bisschen warm geworden, als sie 'umgänglicher' geworden ist und sympathischere Dinge gedacht oder von sich gegeben hat. (Wer sich den Buchtrailer noch ansieht: genauso unsympathisch, wie die Stimme darin klingt, war mir Stevie im Großteil des Buches auch. - (Für mich) eigentlich die perfekte Stevie-Stimme!)


    https://www.youtube.com/watch?v=l98RgwmInNg


    Ich glaube fast, dass das Buch zum Teil biografisch ist, obwohl die Autorin das so nicht erwähnt. Aber Meg Haston dürfte wohl selbst einmal wegen einer Essstörung in Therapie gewesen sein.
    Das Buch ist jedenfalls ein Jugendroman und ich finde, dass es sich auch genau so wie einer liest. Der Inhalt ist manchmal schon echt hart und erschreckend und nicht schön, aber gerade deshalb fand ich den Ausgang der Geschichte auch nicht wirklich zu 100 Prozent passend. Der war mir dann doch eine Spur zu schön. Nicht ganz authentisch eben ...


    Was mir gut gefallen hat, waren die Rückblenden, die zeitweise vorhanden waren. Darin werden Situationen und Momente erzählt, in denen Stevie mit ihrem Bruder Josh und/oder ihrer Freundin Eden zusammen ist. Es wird darin sehr gut deutlich, wie die Beziehung zu den beiden ist und was die beiden eigentlich für Menschen sind. Und diese Rückblenden, an die sich Stevie erinnert und auch mit ihrer Therapeutin Anna (Stevie hat sie immer SK [Seelenklempner] genannt) bespricht, sind in der Therapie wichtige Schlüsselszenen, die ihr wohl auch bei ihrer Genesung helfen.

    "Du bist nicht deine Krankheit", sagt sie. Was beweist, was ich
    die ganze Zeit vermutet habe: Sie hat keine Ahnung. (S. 85)


    Ein Buch, in dem es ganz viel um Eltern, Brüder und Freundschaften geht, in dem ein Unfall mit Todesfall der Auslöser einer lebensbedrohlichen Krankheit ist und in dem auch vermittelt wird, dass eine gute Therapie lebensrettend sein kann. Also ein Buch, das definitiv lesenswert ist, von mir aber trotzdem keine fünf Sterne erhält, weil ich mit der Hauptprotagonistin nicht klar gekommen bin.


    4 :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: !

  • ALLES SO LEICHT
    Klappentext:
    "Stevie hat nichts mehr zu verlieren. Sie ist fest entschlossen, aus diesem Körper, aus diesem Leben zu verschwinden. Aber alle wollen sie daran hindern. Ihr Vater, der sie ins Therapiezentrum einweisen ließ. Anna, die so ganz anders ist als die anderen Seelenklempner. Und selbst den Mädchen, mit denen sie ein Zimmer und ein Schicksal teilt, fühlt sich Stevie jeden Tag näher. Aber sie wird sich nicht öffnen, sie hat schließlich einen Plan. "


    Meine Meinung:
    Das Buch wirkt in meinen Gedanken immer noch nach, muss ich sagen. Ich habe selten ein so berührendes, gleichzeitig sehr authentisches und schockierendes Jugendbuch gelesen wie "Alles so leicht". Es hat mich von Beginn an gefesselt, zumal ich es sehr interessant finde, dass die Autorin selbst Essstörungen hatte. Ich denke dass diese Tatsache dazu beiträgt, dass das Buch so realistisch ist. Sie musste sich als Autorin nicht in Lage versetzen oder hineinfühlen, sondern konnte aus eigener Erfahrung, eigener Erinnerung schreiben.
    Das Thema ist für mich sehr wichtig. In unserer Gesellschaft wird den jungen Menschen häufig ein falsches Idealbild vorgelebt bzw. aufgezeigt, welches meiner Meinung nach keine gesunde Entwicklung ist. Nicht jeder Mensch kann und sollte diese angeblichen "Idealmaße" erfüllen.
    Wenn gleich Stevie aufgrund eines traumatischen Ereignis beginnt ihr Leben oder sich selbst zu hassen und sich langsam aber sicher verhungern lassen will. Identifizieren kann ich mich glücklicherweise nicht direkt, da ich nie in einer solchen Situation gewesen bin. Ich wüsste aber nicht, wie und ob ich den Tod eines geliebten Menschen verarbeiten würde.
    Ich kann mich aber, durch den sehr bildhaften und behutsamen Umgang der Autorin mit dem Thema Bulimie/Magersucht, durchaus in Stevie hineinversetzen. Sie gibt sich selbst die Schuld am Tod ihres Bruders und da er ihr so wichtig war, kann sie mit der selbst auferlegten Schuld nicht leben bzw. umgehen.
    Sie ist ein nachdenkliches, verschlossenes Mädchen, sucht Anerkennung und durchaus auch Liebe, vielleicht weil sie sie seitens ihrer Mutter nur selten erfahren hat.
    Mir hat es sehr gefallen zu lesen, dass sie sich nach und nach der Therapeutin gegenüber öffnet und Kontakte knüpft. Ich weiß nicht wie realistisch das ist, hoffe aber sehr dass jeder, der an einer solchen Verhaltensstörung leidet, Menschen hat, die ihn unterstützen und lieben.
    Ein sehr bewegendes, berührendes Buch, für das ich nur eine klare Leseempfehlung aussprechen kann !!

  • Als die Mutter der siebzehnjährigen Stephanie genannt Stevie plötzlich ohne Vorwahrnung die Familie verlässt fühlt sich Stevie im Stich gelassen. Stevie glaubt sie ist Schuld daran, dass ihre Mutter sie verlassen hat, weil die Mutter ihr Kind nicht lieben konnte Weder ihr Dad noch ihr Bruder Josh können ihr die Schuldgefühle nehmen. Sie stürzt sich in eine Fress-und Brechattackte nach der nächsten und betrinkt sich fast täglich. Ihre Freundin Eden unterstützt sie im Alkoholkonsum nur noch mehr und Stevie verändert sich immer mehr. Als eines Tages Josh bei einem Unfall ums Leben kommt gibt sich Stevie erneut die Schuld an dem ganzen. Ihr Vater weist sie darauf hin in eine Klinik ein, die sie therapieren und auch gleichzeitig von ihrer Essstörung heilen soll. Doch Stevie hat andere Pläne, denn am ersten Jahrestag des Todes ihres Bruders, will sie ihm folgen und sich selbst das Leben durch Nährungsverweigerung nehmen.


    Das Thema des Buches ist nicht einfach. Leider ist es viel zu real, da Essstörungen einen im Grunde täglich im Leben irgendwo und irgendwie begleiten. Die Autorin hat aber dennoch ein unglaublich tolles Buch geschaffen. Der Schreibstil war flüssig und sehr authentisch und in Stevie als Charakter und deren Gedanken und Gefühle konnte man gut eintauchen. Die Geschichte war mitfühlend und tiefgründig und hat mich sehr berührt. Von der Mutter verlassen zu werden ist so etwas schreckliches, dass ich die Flucht in die Essstörung richtig gut nachvollziehen konnte.
    Die Therapeuten und deren Aufgaben und die Abläufe in der Klinik waren realistisch und gut formuliert. Ich konnte mir das gut vorstellen und die Angst und die Veränderung der anderen Bewohner konnte man förmlich spüren. Anna als Therapeutin war mir mega sympatisch und das Stevie bei ihr aufgeblüht ist fand ich wirklich toll.


    Das Ende fand ich passend für die Geschichte. Im Grunde bleibt es offen und es passt besser als ein Friede-Freude-Wir sind wieder alle Gesund-Ende. Die Heilung einer solchen Krankheit dauert einfach wahnsinnig lange und das Leben der Personen muss sich im Grunde nochmal komplett erneuern.
    Was ich schade fand, und darum ziehe ich auch einen Punkt ab, ist die Tatsache das man über die Beweggründe der Mutter nicht allzuviel erfahren hat. Weshalb ist sie wirklich gegangen (es wurde nur mal kurz vermerkt das sie wohl einen anderen Mann kennengelernt hat) und ob es ihr gegenüber der Familie nicht irgendwie Leid tat.


    Am Ende im Nachwort erfährt man noch, dass die Autorin selbst an einer Therapie wegen einer Esstörung teilgenommen hat und das macht die Geschichte noch bewegender....

  • Du meine Güte, was für ein Buch.
    Zum Inhalt wurde ja schon genug gesagt.


    Anfänglich war alles so düster, so trist, so traurig und tragisch.
    Alles und jeder war mir beim Lesen fremd.
    Ich verstand die Geschichte um Josh nicht, dachte, es ginge ausschließlich um Magesucht.
    Mir missfiel das etwas, aber ich las weiter und je weiter ich kam, um so tiefer rutschte ich in Stevies Seele.
    Ich begriff, dass ihre Heilung nur über Josh laufen kann.


    Anna (SK) war wundervoll, eine menschliche Therapeutin, die keinen Druck ausübt und trotzdem dran bleibt.
    Ihr hat Stevie es zu verdanken, dass sie sich Josh nochmal nähern konnte und das war einmalig.


    Je mehr es zum Ende ging um so fröhlicher wurde ich.
    Ich verschlang Seite um Seite, um dann geschockt von dem zu lesen, was dann passierte...


    Alles so leicht....
    Ein unglaublich starkes Buch über die Krankheit Magersucht und über die Krankheit der Psyche, mit all ihren Facetten.


    Für mich ein sehr gutes 4 Sterne Buch.

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Eine junge Seele, leichter als Papier



    "Paperweight" (Papiergewicht) lautet der Originaltitel des Jugendromans von Meg Haston, der den Inhalt des Buches wohl besser trifft als die freie Übersetzung der deutschen Fassung "Alles so leicht".


    Denn leicht hat und hatte es die 17-jährige Stevie in ihrem Leben definitiv nicht.
    Die Mutter hat die Familie verlassen, der Bruder ist durch einen Unfall umgekommen. Für Stevie Gründe genug, aus einer Welt zu verschwinden, in der sie angeblich zu viel Raum einnimmt. Um weniger zu werden, hört sie auf zu essen und setzt sich das Ziel, am ersten Todestag ihres Bruders entflohen, sprich verhungert, zu sein. Doch Stevie's Rechnung scheint nicht aufzugehen. Ihr Vater lässt sie in ein Therapiezentrum einweisen, und dort gibt es Anna, die '"Seelenklempnerin", die sie vom Leben überzeugen will, sowie andere gleichgesinnte Mädchen, die unter Essstörungen leiden.


    Ergreifend und berührend in einer eindringlichen Erzählweise greift Meg Haston in ihrem Buch ein Thema auf, das in Zeiten des Schlankheit und Model-Wahns unter jungen Mädchen aktueller denn je ist. Die sogenannte Essstörung in verschiedenen Formen und Auswirkungen kann in jeder Familie plötzlich ans Tageslicht treten und bedarf einer professionellen Behandlung.
    Die Autorin schafft es nahezu perfekt, Stevie's Gedanken-, Gefühls- und Erlebniswelt echt, direkt und ohne Tabus darzustellen. Ihr Augenmerk liegt ganz klar auf Stevie, ihre Familie und ihre Leidensgenossinnen bleiben eher Randfiguren.


    Stevie hat mich von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen. Sie hat mich in ihre Vergangenheit mitgenommen und in der Gegenwart durch den strengen Klinikalltag geführt. Ich habe eine interessante Persönlichkeit kennengelernt, die ich nach und nach immer besser verstehen konnte, mit der ich mitfühlen und auf ein guten Ausgang hoffen konnte.


    Fazit: "Alles so leicht" von Meg Haston ist meines Erachtens keine leichte Lektüre, wie es vielleicht der Titel vermuten lässt, aber ein überaus bewegender Roman, der es unbedingt verdient, nicht nur von Jugendlichen gelesen zu werden.

  • Meine Meinung:



    Nur dem Umstand, dass Stevie "erst" siebzehn ist, ist es zu verdanken, dass sie sich einer Therapie nicht allein entziehen kann. Ihr Vater hat in der letzten Sekunde die Reißleine gezogen. Hungert seine Tochter noch weiter, dann wird es sie bald nicht mehr geben. Aber genau das hat Stevie vor: Bevor der Todestag ihres Bruders sich zum ersten Mal jährt, möchte sie diese Welt verlassen haben. Und nichts und niemand wird sie davon abhalten …


    „Alles so leicht“ ist gar nicht mal so leicht und ließ mich an manchen Stellen schon sehr nachdenklich werden. Diese Krankheit ist sehr schlimm, aber ich bin mir sicher, dass Meg Haston mit ihrem Roman einen großen Teil dazu beitragen kann, wachzurütteln. Ein sehr schöner Text zu einem nicht sehr schönen aber doch wichtigem Thema. Ich habe mich schnell in die Lage von Stevie hineinversetzen können, weil die Autorin mit ihrer lebhaften Schreibweise alles wahnsinnig authentisch rüberbringen kann. Die Einlieferung in die "Klinik", Stevies Gedanken und auch ihre Gefühle. Es wird schnell klar, dass sich Stevie mit ihrem Umfeld auseinandersetzen muss, denn sterben wird man sie dort nicht lassen. Durch die strenge Überwachung wird sie ihren Plan auch nicht in die Tat umsetzen können. Doch die Frage, die sich dem Leser die ganze Zeit stellt ist, wie es der Therapeutin gelingt, Stevies Vertrauen zu gewinnen und ob sie e auch schafft, Stevies Denken in die richtige Richtung zu lenken.


    Zusätzlich zum guten Schreibstil, machen die überzeugenden Charaktere einen Großteil dieses wundervollen Jugendromans aus, der für mich einer der besten Jugendromane in den letzten Jahren ist. Ich kann ihn nur empfehlen und vergebe fünf Sterne.

    "Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann!"


    :love: :love: :love:

  • Meinung über das Cover:
    Wenn ich ehrlich finde, finde ich das Cover langweilig. Es hätte mich im Buchhandel nicht angesprochen, obwohl es zu der Geschichte doch passend ist. Ich denke es liegt an dem zarten blau, dass einfach zu unschuldig & zart ist, für so eine Geschichte.


    Eigene Inhaltsangabe:
    Stevie leidet an einer Essstörung und fühlt sich sich für den Tod ihres Bruders Josh verantwortlich. Daher hat sie sich in den Kopf gesetzt, sich zu Tode zu hungern. Ihr Herz und alle anderen Organe sollen genau an dem Tag an dem ihr Bruder vor einem Jahr starb zum Stillstand kommen. Ihr Vater hat ihren Zustand sicherlich bemerkt, aber nie etwas gesagt. Erst in einer Nacht an dem Stevie von einer durchzechten Nacht mit ihrer Freundin Eden nach Hause kommt, wird ihr Vater aktiv. Denn Stevie bricht zum wiederholten Mal bewusstlos zusammen. Kurzer Hand organisiert ihr Vater ihr einen Platz in einem Therapiezentrum. Schon am nächsten Tag befindet sie sich in einem Flugzeug. Angekommen in dem Therapiezentrum, fühlt Stevie sich fehl am Platz. Will ihren Plan durchziehen! Ihre Therapeutin Anna ist sehr bemüht um Stevie, aber Stevie will nichts an sich ran lassen….
    Meinung über den Schreibstil:
    Der Schreibstil von Meg Haston ist angenehm und flüssig zu lesen. Die Geschichte spielt in dem Therapiezentrum in dem Stevie sich zurzeit befindet. Jedoch kommen auch ab und zu Rückblenden aus der Vergangenheit. Die beiden Zeiten kann man als Leser gut voneinander entscheiden und ich fand dies sehr interessant. Denn so konnte ich einiges über Stevie erfahren. Z.B. wie es zu ihrer Essstörung kam und warum sie meint, dass sie Schuld am Tod ihres Bruders hat.


    Meinung zur Protagonistin:
    Stevie ist am Anfang sehr skeptisch was das Therapiezentrum, der Therapie an sich, ihrer Therapeutin (die sie nur SK für Seelenklempnerin nennt) und den anderen Mädchen. Sie fühlt sich fehl am Platz und verhält sich den anderen Mädchen sehr unfreundlich. Sie ist der Ansicht, dass sie die Starke ist und die anderen Mädchen die Schwachen, weil Sie sich der Therapie fügen und mitmachen. Wie ich aus anderen Rezensionen entnommen habe, kam sie einigen als unsympathisch rüber. Dies war bei mir gar nicht der Fall. Ich hatte sofort Mitleid mit ihr. Ihr Verhalten liegt der Krankheit zu Grunde und ich konnte ihr Verhalten teilweise verstehen, wenn ich mich in ihre Lage versetzte. Ist doch klar, dass sie einige der anderen Mädchen als „fleischig“ und eklig ansieht, wenn sie sich selbst, so dürr, perfekt findet. Jedoch konnte man im Laufe des Buches auch feststellen, dass Stevie eigentlich ein ganz normales, nettes Mädchen ist. Wäre da eben nicht die Krankheit und die Last die sie zu tragen hat. Ich mochte Stevie jedenfalls von Anfang an und habe mich gefreut das sie sich im Laufe des Buches zum Positiven verändert.


    Allgemeine Meinung zum Buch:
    Ich finde die Autorin hat das Thema „Essstörung“ sehr gut rüber gebracht und es in diesem Buch beschrieben. Es war direkt und nicht drum herum geredet. Auch die Eindrücke aus dem Therapiezentrum fand ich spannend. Z.B. wurden verschiedene Therapiesitzungen im Laufe des Buches beschrieben. Vorher konnte ich mir nicht vorstellen wie es in so einem Therapiezentrum zu geht. Mir hat das Buch gut gefallen und ich habe es recht fix gelesen. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen.

  • Kurzbeschreibung:
    Stevie ist siebzehn und hatte es fast geschafft. Sie stand so kurz vor ihrem Ziel, endlich zu verschwinden aus diesem Körper, aus diesem Leben, aber wie soll das hier funktionieren? Auf Schritt und Tritt wird sie kontrolliert, immerzu soll sie irgendetwas essen. Und da ist auch noch Anna, diese Therapeutin, die so ganz anders ist als die anderen Seelenklempner. Selbst den Mädchen, mit denen sie ein Zimmer und ein Schicksal teilt, fühlt sich Stevie jeden Tag näher. Aber sie wird sich nicht öffnen, sie hat schließlich einen Plan. *Quelle*


    Zur Autorin:
    Meg Haston lebt in Jacksonville, Florida. Hier schreibt sie und arbeitet als Beratungslehrerin an einer Privatschule. Alles so leicht ist ihr erster Jugendroman.


    Meinung:
    Die 17-jährige Stephanie (genannt Stevie) wird von ihrem Vater in ein Therapiezentrum eingewiesen, wo sie ihre Magersucht bekämpfen soll. Zerrüttet von Selbstvorwürfen hatte sie sich vor einem Jahr in diese Sucht gestürzt, nachdem ihre Mutter die Familie verlassen hat, um in Frankreich ein neues Leben zu beginnen und nach dem Tod ihres geliebten Bruders Josh, an dem Stevie sich die Schuld gibt.


    Verbissen lehnt sie jegliche Nahrungsaufnahme im Zentrum ab, beäugt abfällig die anderen Mädchen, die ihrer Meinung nach bereits alle zu fett sind und auch mit ihrer Therapeutin Anna verbindet sie eine Art Hassliebe. Erst nach und nach öffnet sich Stevie, die vorhat, am 1. Jahrestag von Joshs Tod zu sterben. Ihr bleiben noch genau 28 Tage, um dieses grausige Versprechen an sich selbst einzulösen.


    Mit Alles so leicht legt Meg Haston ihr Jugendbuch-Debüt vor, das sich mit dem Thema Magersucht und seinen Auswirkungen befasst, mich aber leider nicht so richtig mitreißen konnte.


    Stevie, die 17-jährige Protagonistin des Romans, ist ein sehr anstrengender Charakter, zu dem ich einfach keinen Bezug aufbauen konnte. Natürlich kann man dies mit ihrer Krankheit begründen, das sie die Welt so verquer sieht. Dies macht sich vor allem in der Interaktion mit den anderen Mädchen, die im Therapiezentrum leben, bemerkbar. Die, die aktiv in der Therapie mitarbeiten, tragen ein grünes Bändchen um ihr Handgelenk, Stevie als Neue und alles Verweigernde ein rotes. Und somit sind die "Grünen" ihrer Ansicht nach schwach, sie behandelt sie abfällig, macht sich über sie lustig.


    In Rückblenden, die sie einem Tagebuch anvertraut, erfährt man einiges über Stevies bisheriges Leben. Vor allem ihr Bruder Josh spielt dabei eine große Rolle, der vor einem Jahr tödlich verunglückte. Sie gibt sich die Schuld daran, warum, wird im Verlauf der Handlung klar. Aber auch Eden, die einzige Freundin Stevies, nimmt einigen Platz ein. Durch sie kommen die nicht so schönen Seiten von Stevie zum Vorschein, denn Eden ist nicht wirklich eine Freundin, sondern behandelt Stevie eher als Mittel zum Zweck.


    Die Handlung selbst gestaltet sich meiner Ansicht nach sehr zäh, es gibt regelrecht langweilige Passagen, der Verlauf und auch Stevie treten sehr auf einer Stelle. Auch die Therapiemethoden fand ich nicht ganz schlüssig, denn anstatt die Mädchen langsam wieder an gesunde Nahrung zu gewöhnen, werden hier Bonbons, Erdnussbutter und gebratenes Hühnchen verteilt nach dem Motto "Friss oder stirb!" Stevie nimmt sehr lange überhaupt nichts zu sich und das scheint den Therapeuten dann auch egal. Für mich überhaupt nicht nachvollziehbar.


    Zum Ende wird es noch ein wenig berührend, als es um eine Episode mit Ashley, Stevies Zimmergenossin, geht. Ansonsten konnte mich der Roman leider nicht wirklich von sich überzeugen, denn irgendwie kam es mir so vor, dass das Rätsel um Joshs Tod mehr im Fokus stand als Stevies Magersucht. Allerdings hat mir Meg Hastons Schreibstil richtig gut gefallen, denn dieser mutet in großen Teilen poetisch und außergewöhnlich an.


    Fazit:
    Alles so leicht konnte mich nicht wirklich berühren. Das zentrale Magersucht-Thema kann die Geschichte allein nicht tragen, hier muss noch ein rätselhafter Tod mithelfen. Ebenso konnte ich mich leider nie so ganz mit der Protagonistin anfreunden, die schon sehr speziell ist, was aber auch mit ihrer Krankheit zu erklären sein mag.


    Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Inhalt


    Stevie hat nichts mehr zu verlieren. Sie ist fest entschlossen, aus diesem Körper, aus diesem Leben zu verschwinden. Aber alle wollen sie daran hindern. Ihr Vater, der sie ins Therapiezentrum einweisen ließ. Anna, die so ganz anders ist als die anderen Seelenklempner. Und selbst den Mädchen, mit denen sie ein Zimmer und ein Schicksal teilt, fühlt sich Stevie jeden Tag näher. Aber sie wird sich nicht öffnen, sie hat schließlich einen Plan.


    Quelle: Thienemann-Esslinger Verlag




    Meinung


    "Alles so leicht" ist ein ausgezeichnetes Debüt der Autorin Meg Haston. Mit ihrem hervorragendem Schreibstil hat sie die Geschichte besonders hervorgehoben. Feine und ausdrucksstarke Wortwahl unterstreicht das Ganze und bringt beim Leser Emotionen hervor. Mitfühlend und hoffnungsvoll wird die Geschichte über Stevie erzählt.


    Stevie ist 16 Jahre alt und leidet unter Magersucht und Bulimie. Nach einem tragischen Vorfall in der Familie hat sie sich nämlich ein Ziel gesetzt: von Tag zu Tag immer leichter zu werden und so ihrem verstorbenem Bruder immer ein Stück näherzukommen.
    Voller Besorgnis weist ihr Vater sie ins Therapiezentrum ein. Auch dort verfolgt sie ihrem Plan. Doch nach und nach öffnet sie sich ihrer Therapeutin Anna, denn Anna ist anders als alle anderen Therapeuten. Es entwickelt sich ein intensives, teils freundschaftliches Verhältnis zwischen den beiden. Anna unterstützt sie und hilft ihr, so gut es geht. Doch schafft sie auch, Stevie von ihrem Plan abzuhalten?


    In den mitreißenden Rückblenden.wird Stevies Geschichte eingeleuchtet. Ihre Beziehung zu ihrer Mutter und ihrem Bruder sowie auch ihre Freundschaft zu Eden werden beschrieben. So kriegt der Leser einen besseren Einblick in Stevies Geschichte. Schließlich werden die Umstände sichtbar, die zu ihren Essstörungen geführt haben.


    Stevie habe ich in erster Linie ganz nett aufgefasst. Doch später als ich sie besser kennen gelernt habe, habe ich ihr gegenüber Sympathie empfungen. Ich habe mit ihr gefühlt und mit ihr gelitten.
    Sie hat eine große Entwicklung vollzogen. Die zu Beginn schwache, einsame Stevie ist zu einem starken Mädchen herangewachsen.




    Fazit


    So rührend und ehrlich erzählt Meg Haston in "Alles so leicht". "Alles so leicht" ist eine bewegende Geschichte, die unter die Haut geht. Es ist eine Geschichte voller Schmerz und Hoffnung zugleich. Klare Leseempfehlung!



    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Inhalt

    Zur Behandlung ihrer Essstörung ist Stevie von ihrem Vater überstürzt in eine Spezialklinik in New Mexico eingewiesen worden. Der Ablauf, wie eine massiv psychisch erkrankte Siebzehnjährige in eine Flugzeug gesetzt und buchstäblich in die Wüste geschickt wird, hat bei mir zunächst große Vorbehalte gegenüber Meg Hastons Buch ausgelöst. Stevie, früher Stephanie, fühlt sich am Unfalltod ihres Bruders schuldig und hat beschlossen, sich bis zu seinem ersten Todestag zu Tode gehungert zu haben. Während sie sich äußerlich einigermaßen den rigiden Strukturen des Klinikalltags anpasst, verfolgt sie zielgerichtet ihren persönlichen Plan, den sie in ihrem Tagebuch dokumentiert. Indem Stevie über ihr trickreiches Ringen gegen ihre Therapeuten und die strengen Regeln der Therapie-Einrichtung in der Ichform erzählt, gibt sie den Lesern ihre geheimen Gedanken preis, die sie vor ihrer Einzeltherapeutin zunächst verheimlichen kann. Stevie tut sich sehr schwer damit, sich auf die Therapie einzulassen. So berichtet sie z. B. von ihrer Therapeutin lange nur als SK (Seelenklempner), statt Anna bei ihrem Namen zu nennen. Es ist nicht zu übersehen, dass Stevies Wohngruppe im Therapiekonzept eine wichtige Rolle spielt und dass von den Mädchen erwartet wird, auch die Schicksale und Krankheiten ihrer Mitpatientinnen anzuerkennen. Offenbar ist das Aufbegehren gegen den Ablauf der Therapie, das Beharren auf einer anderen Diagnose und der dringende Wunsch nach einer Sonderrolle Teil von Stevies Erkrankung und damit einer der kritischen Punkte, an denen ihre Therapie ansetzen wird. In Rückblenden wird zunehmend deutlich, welche Ereignisse Joshs Unfall vorausgingen und dass Stevies Essstörung nur einen Mosaikstein von mehreren in einer therapiebedürftigen Familienkonstellation bildet. Auch die Rolle, die Stevies Freundin Eden in der Vorgeschichte spielte, muss noch genauer beleuchtet werden.


    Stevie ist intelligent genug, die Therapiebemühungen immer wieder zu unterlaufen. Da sie außerdem eine extrem genaue, kritische Beobachterin ihrer Mitmenschen ist, lesen sich ihre Tagebucheintragungen ebenso spannend wie beklemmend. Sie scheut sich dabei nicht, ihre Zwänge zu notieren, die zwanghaften isometrischen Übungen, das ständige Messen und Überprüfen ihrer Muskeln und Knochen. Die Spannung der Handlung entsteht aus dem Rätseln, was damals vor 11 Monaten mit Josh passierte, dem Mitfiebern, ob Stevie sich wirklich das Leben nehmen wird, und der Dynamik innerhalb der Mädchengruppe. Meg Haston trifft die Innenwelt ihrer 17-jährigen Protagonisten punktgenau, so dass junge Leser/innen sich sicher gut mit Stevie identifizieren können. Die dargestellten US-amerikanischen Verhältnisse fand ich aus meiner Sicht als Europäerin sehr befremdlich. Beispiel dafür ist das Trainieren "normalen" amerikanischen Essverhaltens mit Erdnussbutter, Backmischungen und Knack- und Backbrötchen, die ich eher als gestörtes Essverhalten einstufen würde. Meg Haston wird keine normalen, natürlichen Lebensmittel kennen, so dass man ihr Szenen wie diese nur schwer ankreiden kann. Ich nehme der Autorin allerdings übel, dass sie am Ende einer hochemotionalen, spannenden Handlung in dem Moment einknickt, als Anna mit Stevie über die Ursachen ihrer Essstörungen sprechen soll. Die Erklärung, dass Mädchen magersüchtig würden, weil sie von ihrem Leben als Frau überfordert wären, empfinde ich schlicht als feige; denn sie ignoriert die Verantwortung einer Gesellschaft und ihrer Mädchencliquen für das gestörte Körperbild, unter dem Stevie bereits lange vor dem tragischen Tod ihres Bruders litt.


    Fazit

    "Alles so leicht" gelingt es, ein realistisches Bild einer Therapie in einer geschlossenen Einrichtung für Jugendliche aus der Sicht der Patientin zu zeichnen und jugendliche Leser damit gegen eine verbreitete "Legendenbildung" über psychiatrische Kliniken zu wappnen. Ein bewegendes Buch, das mit dem kombinierten Kernthema aus Essstörung und geplantem Selbstmord jedoch auf Betroffene eine fatale Triggerwirkung ausüben könnte.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow