Jean Louis Schlim - König Ludwig II: Ein königlicher Träumer

  • Worum es geht
    Der am 25. August 1845 geborene Prinz gelangte mit 19 Jahren als Ludwig II. auf den bayrischen Königsthron, und verärgerte die Münchner bereits in seinem ersten Regierungsjahr mit der kostspieligen Förderung des vom ihm heiß verehrten Richard Wagners.
    1867 verlobte sich der junge König, dessen homophile Neigungen bei Hofe längst kein Geheimnis waren, überraschend mit einer Schwester Kaiserin Elisabeths von Österreich, um die Verlobung ebenso rasch wieder zu lösen.
    Nach dem verlorenen Krieg seines Bündnispartners Österreich von 1866 und der Proklamation König Wilhelms von Preußen zum Deutschen Kaiser 1871, verlor Bayern zunehmend an Souveränität. Ludwig, der sich von Kindheit an wenig für militärische Belange interessiert hatte, die Jagd verabscheute und Menschenansammlungen vermied, zog sich immer weiter in seine eigene mystische Gedankenwelt zurück. Der Bau seiner Schlösser verschlang Unsummen, obwohl der König immer rastloser wurde und sich in keinem für längere Zeit aufzuhalten pflegte.
    1886 wurde Ludwig für geisteskrank erklärt, und nach der erzwungenen Abdankung nach Schloss Berg am Starnbergersee gebracht, wo er am 13. Juni unter bis heute nicht geklärten Umständen bei einem Spaziergang mit seinem Arzt im See ertrank.


    Wie es mir gefallen hat
    "Ein ewig Rätsel will ich bleiben, mir und anderen", schrieb Ludwig in Anlehnung an eine Textstelle aus Schillers "Braut von Messina", und hat damit, die "anderen" betreffend, wohl bis zum heutigen Tag recht behalten. Zu seinen Eltern hatte der Knabe nie ein inniges Verhältnis, wohl aber zu seiner Erzieherin Sybille Meilhaus und seinem Onkel Adalbert, der ihm die Liebe zu Kunst und Literatur vermittelte, während Ludwigs Großvater sein monarchisches Denken beeinflusste.
    Neben den biografischen Eckdaten erfährt der Hörer viel von Ludwigs Interesse an der Technik, und seinen (gescheiterten) Bestrebungen, eine Flugseilbahn bauen zu lassen. Ein weitere wichtige Rolle spielte die Beleuchtung seiner künstlich angelegten Grotten, die der damaligen Farbindustrie großes Kopfzerbrechen bereitete. Nie erreichte das von Ludwig gewünschte Blau den Ton, den er sich vorstellte.
    Sein Leben lang war der König vom Gottesgnadentum seines Amtes überzeugt, er sah sich nie als konstitutioneller, sondern als mittelalterlicher absolutistischer Herrscher. Dieses Gedankengut spiegelt sich auch im Bau seiner Schlösser mit dem im Absolutismus zentralen Schlafzimmer, dem Spiegel- oder Thronsaal wieder.
    Entgegen weit verbreiteter Ansichten erledigte der König seine administrativen Pflichten bis zu seiner Abdankung, nicht aber die ihm verhassten repräsentativen Aufgaben. Die bayrische Bevölkerung kannte Ludwig, der sich gegen Ende seines Lebens auch körperlich stark verändert hatte, zudem die Nacht zum Tage machte, aus eigener Anschauung schon längst nicht mehr. Vielleicht hat er mit diesem Verhalten unwillentlich auch zur Begründung eines bis heute ungebrochenen Mythos beigetragen.
    Mir hat dieses Audiobook auch in der gekürzten Fassung sehr gut gefallen. Die zu Beginn eines jeden Kapitels kurz eingespielte Musik von Richard Wagner fand ich sehr passend, und auch der angenehmen Stimme des Schauspielers Gerd Anthoff, in der bei zitierten Textstellen die typisch bayrische Sprachfärbung anklingt, habe ich gerne zugehört.
    Alles in allem habe ich mich sehr gerne für 1 Stunde und 19 Minuten in die Welt des Märchenkönigs entführen lassen.