Andre Minninger: Die drei ??? und die flüsternde Puppe

  • Andre Minninger: Die drei ??? und die flünsternde Puppe; Franckh-Kosmos-Verlag Stuttgart 2015; 144 Seiten; ISBN: 978-3-440-13583-9


    Bianca wird am helligten Tag direkt vor dem Fitneß-Studio entführt! Der einzige Hinweis, den das Mädchen in seiner Panik hinterlassen konnte, befindet sich auf seinem Walkman. Die Spur führt zu einer einsamen und verlassenen Hütte in Mexiko.


    Dieser aktuelle Fall ist inhaltlich nicht so leicht einzuordnen.


    Die Handlung spielt nicht auf dem heimatlichen Schrottplatz von Onkel Titus. Dementsprechend kommen Onkel Titus und Tante Mathilda in der Geschichte überhaupt nicht vor. Demgegenüber hat Papagei Blacky erstmals seit langer Zeit wieder eine Mini-Kurzrolle. Und Skinny Norris, der Erzfeind und Rivale der drei kalifornischen Juniordetektive, spielt am Ende eine zentrale Rolle.


    Mit ihrer Fahrt nach Mexiko betreten Justus, Peter und Bob Neuland. Nicht nur, weil sie erstmals in das südliche Nachbarland der USA fahren (waren sie schon mal in Kanada, so ganz nebenbei rhetorisch gefragt?). Über weite Strecken stehen die drei Jungen so dermaßen im Vordergrund, daß sie von der Außenwelt abgeschnitten sind und für sich alleine handeln. Ein leichter Hauch von konstruierter Handlung ist also schon gegeben.


    Eigentlich sind die drei Fragezeichen ja eine Jugendbuchreihe. Der wievielte Band aus dieser Reihe ist das hier eigentlich? Keine Ahnung. Er ist für Erwachsene jedenfalls auch gut lesbar.

  • Demgegenüber hat Papagei Blacky erstmals seit langer Zeit wieder eine Mini-Kurzrolle. Und Skinny Norris, der Erzfeind und Rivale der drei kalifornischen Juniordetektive, spielt am Ende eine zentrale Rolle.

    Blackys Mini-Kurzrolle ist wohl so unerheblich klein, dass ich sie glatt überlesen habe. :lol: Zu erwähnen, wer da am Ende eine zentrale Rolle spielt, finde ich allerdings einigermaßen unglücklich, da so ein Überraschungsmoment des Romans flöten geht. Ob man mit diesem Vorwissen als Leser nicht vielleicht sogar früher die Zusammenhänge durchschaut? :roll:


    Der Roman beinhaltet unglaublich viele „Das-kann-doch-so-nicht-stimmen“-Szenen (die unnötige Retro-Walkman-Nummer, der Fitnessstudio-Typ, die Riesenspinne, der Pinkler, die Batterien, das unnötig komplizierte Rätsel mit den Puppen-Texten, dass die Drei ??? ganz ohne Überprüfung aller Fakten einfach mal so ab nach Mexiko rattern und nur ein Handy mit halber Akkuladung mitnehmen :shock: ), ist aber dennoch flüssig und nie langweilig zu lesen. Manches ist unnötig kompliziert, aber der Tonfall zwischen den Hauptfiguren sitzt ganz gut. Ehe einem als Leser auffällt, dass die Drei ??? bei ihrem Vorgehen extrem viele Fehler machen (am Schluss werden sie deswegen über sich selbst die Köpfe schütteln), sind sie auf der Suche nach der entführten Person auch schon in Mexiko. Praktisch ist, dass sie immer genügend Informationen erhalten, um dort in der Fremde auch immer wieder einen Ort zum Suchen haben. :-,


    Leider wird aus dem mexikanischen Schauplatz fast nichts herausgeholt. Es gibt z.B. kaum nennenswerte Kontakte mit Einheimischen. Mexiko kommt vor allem als klischeehafte Armut und tendenziell vereinfachend daher. Es gibt einige weder sinnvolle, noch unterhaltsame Füllsel, aber ein ganz ansehnliches Road-Trip-Gefühl. Jedoch sind es schon wieder (wie so oft in letzter Zeit) zu wenige Figuren, zu wenige Schauplätze, zu wenig Handlungszeit. Außerdem gibt es zu langwierige Dialoge, statt verkürzender Beschreibungen und überhaupt zu kompliziert geplante Verbrechen ohne wirkliche Aussicht auf Durchführbarkeit.


    Dennoch: Der Roman ist unterhaltsam, wenn man ein Auge zudrückt und wenn man auf Reiseabenteuer der Drei ??? steht. Die Szenen in der Wellblechhütte, die vom Umfang her das Zentrum des Romans ausmachen, sind jedenfalls spannend. Das seltsame Gefühl, dass mich bei diesem unheimlichen Schauplatz beschlich (im Besonderen: Wie sie dahin kamen und was mit dem Auto passierte? Warum es dort so aussieht, wie es aussieht? Warum dort niemand ist?), wird sich am Ende erklären. Auch die Szenen auf der Autobahn und an der Grenze gefallen mir. Die freundliche Entscheidung, die Justus am Ende fällt, finde ich in einem Roman für Kinder und Jugendliche begrüßenswert. In einem Roman für Erwachsene hätte ich mir da allerdings mehr Härte gewünscht. :wink:


    Die vielen "Hä?"-Momente kosten den Roman einiges an Klasse. Alles in allem vergebe ich gut unterhaltende :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne.

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "God's Country" (126/223)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 55 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Martinson "Schwärmer und Schnaken" (15.04.)