Louise Walters - Dem Glück so nah / Mrs Sinclair's Suitcase

  • Roberta ist in den Dreißigern und arbeitet seit einigen Jahren in einer Buchhandlung, die auch alte und antike Bücher verkauft. Bei Durchstöbern und Begutachten all dieser Bücher findet Robert immer wieder etwas: mal eine Postkarte, ein kleines Bild oder auch alte Briefe, die ihr mit ihrem Inhalt einen kleinen Einblick in das Leben von völlig fremden Menschen geben. Nach dem Umzug ihrer Großmutter Dorothea „Babunia“ in eine Pflegeeinrichtung bringt ihr Vater Roberta einen alten Koffer mit den Büchern ihrer Oma, um sie im Laden zu verkaufen. Bei der ersten Durchsicht fällt Roberta ein Brief in die Hände von einem Jan Pietrowsky an ihre Babunia. Der Brief geht Roberta nicht mehr aus dem Kopf und sie beginnt, Nachforschungen anzustellen, wer dieser Jan ist und welches Verhältnis er zu ihrer Großmutter hatte. Oma Dorothea kann ihr dabei nicht mehr helfen, da sie inzwischen mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart lebt, und Robertas Vater ist schwerkrank, ihn will sie damit nicht belasten. Wird Roberta die Wahrheit über ihre Wurzeln herausfinden?


    Louise Walters hat mit ihrem Buch „Dem Glück so nah“ (Mrs. Sinclair’s Suitcase) ihren Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist eingängig und gut zu lesen. Jedem Kapitel wird zu Beginn ein Fundstück aus Robertas Buchstöbereien vorangesetzt, mal ein Brief, mal eine Postkarte oder eine Notiz. Diese kurzen Eingangstexte haben aber im Großen und Ganzen nichts mit dem Inhalt der Handlung zu tun. Einzig und allein der Brief von Jan hat eine Bedeutung für den Verlauf der erzählten Geschichte. Der Roman ist in zwei Handlungsebenen unterteilt, die auch anhand des verwendeten Schriftbildes angezeigt werden. Eine beschreibt das Leben Robertas in der Gegenwart und die andere gibt einen Rückblick auf Dorotheas Geschichte während des zweiten Weltkrieges. Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt, haben aber alle keine besondere Tiefe, sondern wirken eher sehr distanziert und unterkühlt. Roberta ist eine nicht sehr gesellige Frau, hat nicht viele Freunde und bleibt eher für sich. Einzig dem Buchladen und vor allem dem Besitzer Philip gelten ihre Gedanken, in dem sie wohl heimlich mehr sieht als nur einen guten Freund. Roberta macht einen eher pragmatischen Eindruck, sie sieht alles eher nüchtern und dementsprechend bekommt der Leser auch keine große emotionale Bindung zu ihr. Nur bei den Besuchen bei ihrer Großmutter erlebt man eine versteckte sanfte Seite, die sich aber sofort verflüchtigt, wenn diese vorbei sind. Das lässt die Vermutung zu, dass Roberta in ihrem Leben schon oft enttäuscht wurde und sich deshalb in ihr Schneckenhaus zurückgezogen hat. Großmutter Dorothea hat in ihren jungen Jahren ein Abenteuer gewagt und dabei den Kürzeren gezogen. Eine unglückliche und kinderlose Ehe liegt bald hinter ihr. Von den Menschen hat sie sich mehr und mehr zurückgezogen, gilt deshalb als eigenartig. Dann begegnet ihr Jan und auf einmal ist das Leben wieder voller Farben. Doch auch dies währt nur kurz, denn Dorothea trifft eine Entscheidung für ihren größten Wunsch, bei dem sie Jan verliert. Auch Dorothea konnte mit ihrer Art leider nicht wirklich überzeugen, denn auch hier ist es der Autorin nicht gelungen, dem Charakter etwas Gefühl und Emotion einzuhauchen.


    „Dem Glück so nah“ ist ein Roman über ein Familiengeheimnis, dass erst sehr langsam aufgedeckt wird und mit vielen Widersprüchen und Rätseln zum Schluss kommt. Am Ende bleibt der Leser ratlos und ernüchtert zurück. Dieser Debütroman konnte nicht wirklich überzeugen, dazu fehlten eine klare Handlungsstruktur und vor allem Gefühle und Emotionen. Das Buch liest sich eher sachlich und wie eine Aufreihung von Ereignissen. Hierfür gibt es nur eine Leseempfehlung für all jene, die dies bei der Lektüre ihrer Bücher nicht stört.


    Leider geht nicht mehr als :bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Bewertet mit 3.5 Sternen
    Quellenangabe:
    Quelle: Amazon.de:
    Roberta liebt Bücher. Sie liebt es, in alten Ausgaben zu stöbern und dabei unerwartete Entdeckungen zu machen: Briefe, Notizen oder Postkarten, die die Vorbesitzer zwischen den Seiten vergessen haben. Als sie in einem alten Koffer ihrer Großmutter einen wahren Bücherschatz findet, stößt sie in einem der Exemplare auf einen Brief, der all ihre bisherigen Fundstücke in den Schatten stellt. Es ist ein Liebesbrief ihres im Krieg gefallenen Großvaters - doch ist er datiert auf einen Zeitpunkt, als dieser schon längst hätte tot sein müssen ...
    Louise Walters hat einen feinsinnigen Schreibstil, bei dem ich anfangs dachte, dass er etwas nüchtern-spröde daherkommt. Aber, nachdem ich mich ins Buch eingelesen hatte, wurde mir bewusst, dass dieser Stil die Gemütsverfassung der damaligen Kriegszeit widerspiegelt und den Leser damit in diese Zeit hineinversetzt.
    Der Inhalt zeigt die beiden Leben der Protagonistinnen Roberta und deren Großmutter Dorothy auf.
    Die Autorin schildert die Geschehnisse hervorragend im Wechsel der Zeiten.
    Stück für Stück werden die Erlebnisse und Hintergründe, die letztendlich eng miteinander verwoben sind, aufgedröselt und entschlüsselt.
    Die Spannung wird nicht zuletzt durch die Darstellungen in den unterschiedlichen Brief- und eMail-Wechseln, die die Geschehnisse teils im Zeitraffer darstellen, gesteigert.
    Hinzu kommen noch die äusserst gelungenen Kapiteleröffnungen in Form von "gefundenen" Briefen oder Botschaften aus vergangener Zeit.
    Mein Fazit: Tragen wir nicht alle Geheimnisse in uns, die es zu entschlüsseln gibt?!

  • Handlung
    Für Roberta gibt es nichts interessanteres, als in Geschichten zu versinken. Deshalb liebt sie Bücher. Und alte Briefe, Postkarten oder sonstige Notizzettel, die sie in den gebrauchten Büchern des Ladens, in dem sie arbeitet, findet. Denn diese kleinen Stücke erzählen nicht von den Erlebnissen fiktiver Charaktere, sondern sind kleine Ausschnitte aus echten Leben von echten Menschen.
    Dann muss ihre geliebte Großmutter ins Altersheim und sie bekommt von ihrem Vater einen alten Koffer mit Büchern, den sie Mutter nicht mitnehmen konnte und den Roberta durchsehen. Darin findet sie einen alten Brief von ihrem Großvater Jan, der nicht nur vom Inhalt her einige Fragen aufwirft. Er ist nämlich außerdem mit einem Datum versehen, an dem Jan offiziell schon längst tot war - als polnischer Pilot im Dienst der englischen Armee im zweiten Weltkrieg gefallen. Die einzigen beiden Menschen, die Roberta bei diesem Rätsel helfen können, sind ihr schwerkranker Vater und ihre demente Großmutter. Beide möchte sie nicht unnötig aufwühlen, aber gleichzeitig lässt ihr der Brief keine Ruhe.


    Meine Meinung
    Manchmal braucht man ja so ein lockeres, leichtes Buch, das man zwischendrin schnell weglesen kann. Da ist dann am besten von allem was dabei: ein bisschen Drama, ein bisschen Liebe und ein interessantes Setting. Das gibt es hier auf jeden Fall.


    Das Buch setzt sich aus zwei Handlungssträngen zusammen: einmal haben wir Roberta, deren Leben quasi nur aus ihrer Arbeit besteht, und dann rückblickend die Geschichte ihrer Großmutter Dorothy. Ohne das empirisch zu überprüfen, würde ich sagen, dass letztere eigentlich im Mittelpunkt steht und Roberta nur den Rahmen für diese eigentliche Erzählung liefert, in der es hauptsächlich um Dorothys Kinderwunsch und ein bisschen auch um die Umstände und das Leben vor und während des Krieges geht.
    Dorothy ist als Figur ziemlich schwer zugänglich - zumindest ging es mir so - weil sie extrem verschlossen und eigenbrödlerisch ist, wenige Menschen an sich heran lässt und noch weniger Menschen mag. Natürlich hat sie kein leichtes Leben, aber mit solchen verstockten Figuren habe ich generell immer ein Problem, weil sie dadurch viele gute Absichten verkennen beziehungsweise erst sehr spät zulassen. Dennoch ist es möglich, eine gewisse Empathie zu haben und sie durch diese Zeit zu begleiten.


    Bei Roberta liegt der Fall ein wenig anders, denn sie ist so deutlich dazu konzipiert, dass sich viele Leserinnen mit ihr identifizieren können, dass ich es fast aus Trotz nicht getan habe. Sie ist in ihren mittleren Jahren, sieht gut aus, hat einen guten Job, unterschätzt sich selbst aber permanent, traut sich nichts zu und ist ein bisschen in Selbstmitleid versunken. Und ihre Liebesgeschichte ist, im Gegensatz zu der ihrer Großmutter, total vorhersehbar und vom Spannungsverlauf unglücklich gestaltet: erst gaaanz lange keine Spannung, dann ein bisschen und dann ist auch schon alles entschieden.
    Die übrigen Figuren haben nicht so viel Profil, wie ich es mir gewünscht hätte, aber sind trotzdem weder schlampig noch lieblos gehalten. Nur für meinen Geschmack ein bisschen zu wenig ausgearbeitet.


    Die Story selbst finde ich ganz schön; vor allem Dorothys Schicksal zu verfolgen hat mir gut gefallen. Der Schreibstil ist wie gesagt sehr gut bekömmlich, sodass man keine großen Hirnleistungen vollbringen muss, was auch mal wirklich angenehm ist.
    Besonders gefallen hat mir der kleine Clou am Anfang eines jeden Kapitels von Robertas Handlungsstrang: bevor die Geschichte weitergeht, ist immer erst eine Nachricht abgedruckt, die Roberta in einem der Bücher gefunden hat; versehen mit dem Buchtitel, in dem die Nachricht lag, dem Zustand des Buches und für wie viel Pfund es verkauft werden konnte. Aus diesen Bruchstücken mit völlig unbekannten Namen kann man sich dann selbst eine Geschichte zusammenspinnen, was wirklich Spaß gemacht hat.
    Das Ende war mir dann aber wiederrum ein wenig zu konstruiert und unglaubwürdig.


    Alles in allem finde ich dieses Buch eine solide Sommerlektüre, die zwar nichts großartiges reißt, aber durchaus schöne Lesestunden bescheren kann. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Ich habe das Buch als Mängelexemplar mitgenommen und es ist tatsächlich das erste in diesem Jahr, das ich beendet habe. :uups:


    Vom Aufbau her fand ich das Buch eigentlich sehr schön. Die Kapitel in der Gegenwart wurden immer mit einem gefunden Brief, Foto etc. bestartet, die Roberta in einem der gebrauchten Bücher gefunden hat und konnte durch die Schriftart von den Kapiteln der Vergangenheit unterschieden werden. Wobei ich persönlich finde, dass die Schriftart der Gegenwart irgendwie nicht zum Stil des Buches gepasst hat.


    Inhaltlich gesehen gefiel mir die Story der Vergangeheit auch recht gut. Robertas Geschichte dagegen hat mich nicht eine Sekunde lang wirklich mitgenommen oder kam mir besonders interessant vor. Das Problem war einfach, dass es für mich viel zu emotionslos geschrieben war. Und die ganzen Unterbrechungen mit den "..." drei Punkten kamen mir oft überflüssig vor und haben das ganze noch träger gemacht.


    Darüberhinaus war mir weder Roberta sonderlich sympathisch, noch Dorothy. :-s Oder sonst ein anderer Charakter. Höchstens mit Jan konnte ich etwas anfangen, aber ansonsten sind alle recht farblos und undurchsichtig geblieben.


    Einen Überrschungsmoment gab es aber für mich, gerade, als ich mit dem Gedanken beschäftigt war, wie vorhersehbar doch so vieles war. :lol: Das ist leider aber auch der einzige Pluspunkt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5:

    So many things become beautiful when you really look.


    Lauren Oliver