Christine Biernath - Nicht mit mir

  • Kurzinfo:
    Christine Biernath
    Nicht mit mir!
    Gulliver
    174 Seiten
    12 - 15 Jahre


    Inhalt:
    Als die fünfzehnjährige Nadja in ihre neue Klasse kommt, scheinen die Fronten klar: Auf der einen Seite die Gutaussehenden, Coolen, die alles im Griff haben, auf der anderen Seite das "Rollkommando", die Dicken, Unbeholfenen, die nichts auf die Reihe bekommen, Zielscheibe des Spotts und immer zur Stelle, wenn die Coolen jemanden brauchen, mit dem sie ihren Schabernack treiben können. Auch Nadjas Rolle in dieser Szene scheint klar, versperrt sie doch mit ihrem "Balkon" der Sitznachbarin den Blick auf ihren Freund. Doch Nadja will das nicht mitmachen, sie duckt sich nicht weg, auch wenn es manchmal schwer fällt, aufrecht zu bleiben, und mit ihren Widerworten und ihrer Haltung zu sich und ihrem Körper zwingt sie auch die anderen, ihre Rolle, ihr Handeln oder Nicht-Handeln zu überdenken.


    Persönlicher Eindruck:
    Christine Biernath erzählt die Geschichte über Mobbing unter Jugendlichen aus vier verschiedenen Perspektiven und lässt Opfer, Täter und Tatenlose zu Wort kommen. Sie lässt die Täter keine Sadisten sein, sondern Menschen, die auch nicht frei sind von Zweifeln und persönlichen Problemen, und die Opfer Menschen mit Stärken und Schwächen, die den Teufelskreis durchbrechen können, wenn sie Unterstützung und Zusammenhalt suchen.
    Die Erzählperspektive wechselt häufig. Als Stilmittel logisch, um allen Protagonisten Raum zu geben, fordern die Sprünge, die oft auch Sprünge zwischen unterschiedlichen Handlungssträngen sind, dem Leser große Aufmerksamkeit ab, soll der Faden nicht verloren gehen. Gewöhnungsbedürftiger und aus meiner Sicht störend ist jedoch die Entscheidung, den jeweiligen Protagonisten eines Abschnitts in diesem Abschnitt außer in der Überschrift nie beim Namen zu nennen. Die ausschließliche Verwendung von Personalpronomen schafft ein Gefühl der Distanz, das nicht recht zu den intimen Einblicken in die Gedanken und Gefühle der Figuren passen will, und stiftet mitunter auch Verwirrung, wenn erst aus dem Zusammenhang heraus der Bezug klar werden muss.


    Fazit:
    Eine starke, facettenreiche Geschichte, die mir insgesamt sehr gut gefallen hat, auch wenn die nicht ganz gewöhnliche Art der Darstellung verlangt, dass man sich bewusst darauf einlässt.