Hilfe! Begraben unter Ideen. Kennt ihr das auch?

  • Dass ich zeitweise mehrere Bücher zur gleichen Zeit lese, ist für mich nicht ungewöhnlich, das kenne ich bereits. Dass mir, während ich am Schreiben eines Romans bin, ein paar Kurzgeschichten einfallen, die ich dann zwischendurch zu Papier bringe (als Datei speichere :wink: ), auch das ist mir nicht fremd. Auch kenne ich es, dass mir für einen Roman Szenen einfallen, die an diese Stelle, bei der ich gerade bin, gar nicht hinpassen. Dann schreibe ich sie auf, gebe ihr einen extra Namen und speichere sie darunter ab, sodass ich sie bei Bedarf schnell wiederfinden und einbauen kann. Da es thematisch passend ist, ist das alles kein Problem, damit kann ich umgehen.


    Und nun ist es passiert:


    Mitten beim Schreiben des einen Romans kommt mir plötzlich die Idee für einen weiteren, der sich thematisch vollkommen von dem anderen abhebt. Skurrile Realität versus Science-Fiction, beide ungewöhnlich, aber auch beide überaus interessant. Und bei beiden entwickelt sich die Geschichte immer weiter in meinem Kopf. Jetzt habe ich zwei Romane, zwischen denen ich mich jeden Tag entscheiden muss. An welchem schreibe ich heute weiter, welcher muss zurückstehen?


    Das Problem an der Sache ist, dass die Szenen, die mir gerade eingefallen sind, möglichst schnell aufgeschrieben werden müssen, damit ich sie nicht vergesse - manchmal geht es auch um bestimmte Formulierungen. Und zwischen beiden springen kommt nicht besonders gut, wenn ich mich nicht verzetteln will. Ich kann gar nicht so schnell schreiben wie ich denke.


    Passiert euch so etwas auch? Wenn ja, wie geht ihr damit um?

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Dann 'ne Kanne Tee leeren.

    Das mach ich schon den ganzen Tag - zwei Liter sogar. Aber danke für den Tipp :thumleft:


    Handschriftlich fixieren ist keine gute Idee. Ich schreibe am PC schneller als mit der Hand. Und nun?


    Ich habe jetzt beschlossen, erst einmal mit dem zweiten Roman weiterzumachen. Wenn mich der so überfallen hat, dass ich es loswerden muss, dann sollte es vielleicht so sein. Irgendwann gerate ich sicherlich an einen Punkt, wo ich erst einmal nicht mehr weiter weiß, weil ich die Handlung mal wieder so verstrickt habe, dass das Problem unlösbar erscheint (ich hab ein Händchen für so etwas). Und dann ist es gut, wenn ich mich mit einem anderen Projekt beschäftigen kann, um dann den Kopf dafür wieder frei zu bekommen, denke ich :)


    Ach ja - nicht nur am Rechner sichern - meine spezielle Empfehlung. Wenn der den Geist aufgibt, wird es problematisch, wenn man nicht noch anderweitig Kopien hat. Ich sichere mich gerne dreifach ab: Rechner, Cloud und Stick. Irgendetwas davon geht immer :wink:

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Ja, das kenne ich zur Genüge. Mein Motto lautet: Immer alles der Reihe nach.
    Ich schreibe nie zeitgleich oder parallel an mehreren Geschichten, weil ich nicht will, dass sich die Handlungen gegenseitig beeinflussen. Und selbst wenn man das ausschließen kann, weil die Erzählungen so unterschiedlich sind, hat man am Ende vielleicht zwei "baugleiche" Romane. Ich glaube nicht, dass man sich tatsächlich so abschotten kann, dass das nicht passiert - da müsste man schon leichte schizophrene Tendenzen aufweisen. :lol:


    Deshalb speichere ich alle meine Ideen. Ich habe einen Über-Ordner, den ich "Bücher" nenne. Darin befinden sich wiederum mehrere Projekt-Ordner, die mit einem aussagekräftigen Namen (meist schon der Arbeitstitel) versehen werden, sodass ich gleich weiß, um was es gegangen ist. Und in jedem dieser Unterordner gibt es entweder ein Word-Dokument oder oft auch nur eine .txt-Datei, in die alle Ideen zum jeweiligen Thema hineinkommen. Das können Handlungsabläufe sein, Szenenbeschreibungen, Bilder, kurze Dialoge ... Da schränke ich mich nicht ein, nichts wird gefiltert. Das mache ich erst dann, wenn das Projekt konkret wird.


    Ideenüberfluss ist ein Geschenk, weil es für fast jeden Schreiberling auch Zeiten der Leere gibt. Und dann ist man froh, wenn man etwas in der Hinterhand hat. Es darf nur meiner aktuellen Geschichte nicht im Weg stehen.
    Und wichtig: Immer mehrere Sicherungen machen! Wenn die Festplatte abraucht, sind die Ideen futsch. Externe Laufwerke, Datensticks, Disketten, Notizbücher ... Da müsste schon ein Meteorit einschlagen, um alle Ideen auszuradieren. Und wenn das passiert, war's wohl göttliche Fügung. :lol:

  • Handschriftlich fixieren ist keine gute Idee. Ich schreibe am PC schneller als mit der Hand. Und nun?

    wie wär's mit einem guten altmodischen Diktiergerät? Da kannst Du schnell und sofort alle Ideen und Formulierungen des anderen Romans abladen und der Kopf ist wieder frei für das aktuelle Projekt :wink: so ginge nichts verloren, aber Du hättest die Muße, die Ideen erst später abzutippen oder bereits ein wenig auszuarbeiten

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Handschriftlich fixieren ist keine gute Idee. Ich schreibe am PC schneller als mit der Hand.

    Genau deswegen mache ich es so. Die handschriftliche Fixierung beschäftigt das Hirn anders als das Tippen und so ist es nach dem Notieren einfacher, wieder an die Tastatur und in die andere Geschichte zu finden.


    Squirrels Idee des Diktiergeräts - oder der Diktierfunktion eines Smartphones- hat einen ähnlichen Nutzen, denke ich mal.

  • wie wär's mit einem guten altmodischen Diktiergerät?

    Ich kenne das auch noch aber ich glaube so etwas gibt es heute gar nicht mehr :wink:


    Genau deswegen mache ich es so. Die handschriftliche Fixierung beschäftigt das Hirn anders als das Tippen und so ist es nach dem Notieren einfacher, wieder an die Tastatur und in die andere Geschichte zu finden.

    Schreibst Du auch Bücher ? Wusste ich gar nicht.

  • Das Problem kenne ich zur Genüge. Während des Schreibens einer langen Serie ist ja auch viel mehr Gelegenheit dazu. Ständig liefert das Hirn etwas, das gerade nicht verwendbar ist (häufig gar nicht in diese Geschichte passt) und drängt danach, jetzt doch lieber diese oder jene andere Geschichte zu schreiben. Da es vollkommen unmöglich ist, eine Gesamtgeschichte von mindestens 2600 Normseiten einigermaßen zügig und vernünftig zu schreiben, wenn man dem nachgibt, stellte sich für mich allerdings nie die Frage, ob ich dem nachgeben sollte.


    Aber die Kreativität kann man natürlich nicht einfach abschalten. Ideen und Konzepte, eventuell auch eine tolle Formulierung rasch in einem anderen Dokument zu notieren gelingt mir aber auch nebenher. Das muss sich weder gut lesen, noch braucht es Anflüge von Rechtschreibung und Zeichensetzung oder eine ausgereifte Struktur. Daher ist es schnell nebenher erledigt und ich kann weiterarbeiten. Gelegentlich gehe ich diese digitalen Schmierzettel durch und freue mich daran, welche hübschen Ideen mir schon zur Verfügung stehen, wenn ich die jetzige Serie abgeschlossen habe. Häufig liefert das dann auch die Inspiration für etwas, das eben doch ganz herrlich in den aktuellen Plot passt und diesen bereichert. Gleichzeitig wachsen im Hinterkopf schon die Grundlagen der nächsten Bücher heran. Ich habe in meiner Freizeit Zeit, mehrere Plotideen zu rekombinieren oder einige der Eingebungen rechtzeitig als untauglichen Stuss zu verwerfen. So bereichern diese vermeintlichen Störfaktoren meine aktuelle Arbeit, statt sie zu behindern.

  • da müsste man schon leichte schizophrene Tendenzen aufweisen.

    ... woher weißt du, dass ich sie nicht habe? Schau dir mein Profilbild an - das sagt doch schon alles :totlach:

    Ich kenne das auch noch aber ich glaube so etwas gibt es heute gar nicht mehr

    Doch, Diktiergeräte gibt es noch, sogar extra zu kaufen. Aber ich glaube, in modernen Handys ist so etwas mittels App ebenfalls möglich ... dann müsste man allerdings ein modernes Handy haben :-,


    Zum Thema handschriftlich fixieren: Ich kann es mir nur schwer vorstellen, da die Szenen, die mir im Kopf herumschwirren, schon recht komplex sind und der Zeitaufwand damit sehr hoch - höher als beim Tippen. Vielleicht ist dann die Umstellung zur anderen Geschichte leichter, aber darum geht es mir gar nicht. Ich habe kein Problem, von einer Geschichte in die nächste zu wechseln - und Ähnlichkeiten, wie Leo sie befürchtet, gibt es nicht. Dafür sind die Genres, die Handlungen und auch die beschriebenen Spezies viel zu unterschiedlich. Ich möchte nur gerne beide Szenen gleichzeitig loswerden, und das geht natürlich nicht.


    Es ist so, als wenn vor einem zwei thematisch vollkommen unterschiedliche Bücher liegen und man das eine mit der einen Stimmung und das andere mit einer anderen Stimmung angefangen hat. Und auf einmal weiß man nicht, in welcher Stimmung man eigentlich ist, weiß nur, dass beide ungeheuer spannend sind und unbedingt gelesen werden wollen. Wer die Qual hat ... :roll:


    Was das Diktiergerät angeht @ Squirrel ... du hast mich noch nicht reden hören. :lol:
    Selbst wenn ich es schaffe, komplexe Szenarien im Kopf zu entwerfen, bekommen sie doch erst Struktur, wenn ich sie niederschreibe. Ich schreibe, lese es, korrigiere, füge hier noch etwas ein und streiche an anderer Stelle ... Ich wage zu bezweifeln, dass ich aus dem Chaos, wenn ich es nach einem Diktat abhören würde, noch schlau werden würde. Zumindest würde auch das mehr Zeit beanspruchen, weil ich meine Gedanken nicht chronologisch ordnen muss und die "Daten", die ich gerade benötige, einfach abrufen kann, wenn ich sie brauche. Das geht bei einem Diktiergerät, das einen festen zeitlichen Ablauf hat, nicht.


    Wie du an meinem Beitrag zum handschriftlichen Fixieren erkennen kannst @ Martin, handelt es sich bei meinem Problem nicht um kurze Szenen oder Ideen, die ich mal eben nebenher notieren könnte. Die wären wirklich kein Problem für mich, zumal ich es ja auch schon gewohnt bin, neben meinen Romanen ganze Kurzgeschichten zu entwerfen. Diese Sache hier ist erheblich komplexer.


    Aber wie bereits erwähnt, habe ich mich nun entschlossen, weiter am neuen Roman zu schreiben und den anderen erst einmal liegen zu lassen. Wenn ich jetzt wieder anfange, über beide nachzudenken, stehe ich schnell vor dem Problem, weswegen ich diesen Thread erstellt habe.


    Ich danke euch für eure Beiträge und Anregungen :kiss:

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    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • ... woher weißt du, dass ich sie nicht habe? Schau dir mein Profilbild an - das sagt doch schon alles :totlach:

    Öhm, okaaay ... Ja ... Dann will ich nichts gesagt haben ...
    (Wer immer das jetzt auch liest ...) :lol:


    @ Diktiergerät: Ich stell' mir das sehr zeitintensiv vor, wenn ich mir alles durchhören und abtippen müsste. Ein Blatt Papier - ob klassisch oder digital - kann man schnell einmal überfliegen. Das geht mit Audiodateien nicht. Ich würde so ein Gerät daher nur im absoluten Notfall verwenden. Das ist eher ein Utensil für Musiker, die schnell mal eine Melodie oder einen Gitarrenriff festhalten wollen.

  • Kenne ich sehr gut!
    Ich schreibe meistens an einem Projekt und irgendwann während ich so den Text aufschreibe und mir das überlege, kommt auf einmal ein Gedanke. Ein Gedanke an etwas völlig anderes, als das ich gerade schreibe.
    Einige Ideen sind dann auch so hartnäckig, dass ich sie unbedingt aufschreiben muss.
    Mir reicht es ab und zu nur einen Satz zu schreiben, damit ich mir das merken kann. Aber manchmal muss ich auch mehr machen und mir schon eine kleine Story notieren.


    Die Ideen kommen teilweise so schnell und rasant, dass ich sie echt kaum bewerkstelligen kann ... einiges musste ich dann auch völlig verwerfen, weil es einfach nicht aufging, was ich mir da ausgedacht habe :)


    Es kommt auch öfters vor, dass ich einen Satz im Kopf habe, den ich perfekt finde und ich den gar nicht schnell genug aufs Papier bringen kann.


    Zum Glück gibt es die Schreibprogramme :) Da kann ich schnell und ausführlich schreiben und kann mir kleine Randnotizen machen, falls nötig.


    Was auch schlimm ist, wenn einen am Ende einer Story noch etwas einfällt, was man mit einbauen könnte und dann den ganzen Text noch mal durcharbeiten muss, nur damit die Idee mit drine ist :)

  • Was auch schlimm ist, wenn einen am Ende einer Story noch etwas einfällt, was man mit einbauen könnte und dann den ganzen Text noch mal durcharbeiten muss, nur damit die Idee mit drine ist

    Also ganz ehrlich - das ist ja wohl Pflicht beim Schreiben. Die Texte meiner Bücher arbeite ich am laufenden Band durch, sowohl während des Schreibens als auch danach. Ich habe meine Geschichten wirklich x-mal überarbeitet, bevor ich sie überhaupt in andere Hände gebe. Es wird hier an der Formulierung geschraubt, da ein Satz gestrichen und an anderer Stelle einer hinzugefügt - und das auch, wenn man die Geschichte an sich schon als fertig betrachten kann.
    So komme ich zwar nicht besonders schnell vorwärts, aber ich will ja auch nicht mal eben schnell veröffentlichen, sondern das Bestmögliche aus dem Buch herausholen. Und dazu braucht es nun mal stetige Arbeit.


    Alleine, wenn ich mein jetziges Projekt betrachte (das, weshalb ich diesen Thread erstellt hatte): Ausgangslage heute morgen: 75 fertige Normseiten.
    Schon vor dem Frühstück habe ich mich daran gesetzt und sechs Normseiten Text geschrieben. Nach dem Frühstück hab ich mir den Anfang angesehen und festgestellt, dass ich da doch noch einiges dran ändern möchte. Über den Tag bis eben habe ich das erste, zweite und dritte Kapitel überarbeitet und am Ende noch einige Seiten mehr geschrieben, sodass ich inzwischen auf 93 Normseiten komme. Und ich möchte wetten, dass ich auch, wenn ich beim letzten Kapitel bin, wieder etwas an den ersten ändern werde. Es muss halt alles stimmig sein - stimmig und gut. Diesen Anspruch stelle ich an meine Bücher. Das gehört zum Handwerk eines Autors dazu. Und da ich nun einmal Autor sein wollte, gibt es keinen Grund, sich darüber zu beschweren, dass das mit Arbeit verbunden ist :wink:

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Neue Ideen sind manchmal so rasant und gewaltig in ihren Ausmaßen und der Wirkung auf mich, dass ich mich selbst anhalten muss, nicht den Kopf zu verlieren. Deswegen habe ich zwei Artikel dazu verfasst, was man machen kann, wenn man vor einer neuen Idee und einem neuen Buch steht: Artikel 1 und Artikel 2


    Ja. Die beiden sind recht lang, aber ich will den Thread nicht noch einmal mit all meinen Ansichten vollspammen, wo ich doch lieber lese, was ihr noch zu sagen habt :)

  • Wenn ich deine Ausführungen richtig verstanden habe, bist du jemand, der sich erst ein Grundgerüst baut, bevor er ernsthaft mit der Geschichte beginnt. Das ist eine Herangehensweise an einen Roman, allerdings nicht meine.


    So etwas geht für mich lediglich bei Kurzromanen (~ 50 Normseiten) oder Kurzgeschichten, also dass ich einen Anfang habe, eine Mitte und dann weiß, wie es endet. Dann arbeite ich es tatsächlich in der von dir beschriebenen Form aus.


    Wenn ich dagegen eine Idee zu einem größeren Roman habe, weiß ich am Anfang so gut wie nie, wie es ausgeht - oder wo mein Protagonist hin will. Ich habe eine Idee, in der es um etwas Außergewöhnliches geht, und schreibe sie auf - und entweder entwickelt sich das Ganze von alleine weiter oder ich verwerfe das nach ein paar wenigen Seiten wieder, weil es sich nicht von alleine trägt. Bisher habe ich noch jeden Roman, zu dem ich mehr als drei Kapitel geschrieben habe, zu Ende gebracht, und ich mag behaupten, dass gar nicht mal so schlecht.
    Einer meine Romane (Folgen einer Reifenpanne) ist sogar nur aus einem Wortspiel in Form einer zu schreibenden Kurzgeschichte entstanden. Eine Fortführung war gar nicht beabsichtigt. Dass es dann doch anders gekommen ist, habe ich den Figuren zu verdanken, die mir in ihrer Entwicklung so viel Spaß gemacht, aber auch zwischenmenschliche Probleme in der Geschichte verursacht haben. Und nicht zuletzt war da das Gefühl, dass ich sie irgendwie aus dem Ganzen wieder hinauslavieren und alles zu einem guten Abschluss bringen muss.


    Ich habe es bisher noch nie geschafft, einen längeren Roman in der Art zu entwickeln, wie du es tust. Und erst nur Pitches zu schreiben, das funktioniert bei mir auch nicht, denn dann wird es gleich eine Kurzgeschichte, aber sicher kein Roman.


    Ich weiß am Anfang also vielleicht etwas von einer Mitte, aber keinesfalls etwas vom Ende, denn meine Geschichten entstehen wie das Leben selbst - da kennt man das Ende auch nicht schon vorher. Und wie lange es dauert, das weiß ich natürlich auch nicht :wink:

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Und das ist das Schöne an dieser Arbeit. Man entdeckt Gemeinsamkeiten bei der Arbeitsweise, im Endeffekt geht jedoch jeder seinen eigenen Weg um den Roman zu erfinden und zum Ende zu bringen. Was allerdings allen zu Grunde liegt ist die bittersüße Verzweiflung bei der Suche. Entweder knabbert man am Plot, am Ende, an den Figuren, an Worten oder an der Weise wie die Geschichte einen mitnimmt. Wirklich unberührt lässt es einen nie und dazu gehört sicherlich auch das Erschaffen und aufs Papier binden. Wenn man das "Wesen" Buch leben lässt und entfalten lässt, tja, muss man sich auf Einiges gefasst machen. :D

  • Ich weiß am Anfang also vielleicht etwas von einer Mitte, aber keinesfalls etwas vom Ende, denn meine Geschichten entstehen wie das Leben selbst - da kennt man das Ende auch nicht schon vorher.

    Es mag seltsam klingen, aber bei mir beginnen Ideen stets mit dem Ende und ich arbeite mich in Gedanken langsam zum Anfang der Geschichte vor (oder eher zurück). Ich habe das gar nicht bewusst wahrgenommen, bevor ich hierauf gestoßen bin. :uups: Und da ich heute schon von einer Plot-Idee überwältigt worden bin, kann ich meine neue Feststellung nur bestätigen. Für mich funktioniert das irgendwie prima so. Aber es ist interessant, mitzukriegen, wie das bei anderen Schriftstellern so läuft. :)

  • Es mag seltsam klingen, aber bei mir beginnen Ideen stets mit dem Ende und ich arbeite mich in Gedanken langsam zum Anfang der Geschichte vor (oder eher zurück).

    Klingt gar nicht seltsam. Geht mir auch oft so, dass die Idee den Mittelpunkt oder das Ende der erzählten Geschichte darstellt, während sie gleichzeitig - das ist das dabei unvermeidliche Paradoxon - der Anfang eines neuen Werks ist.

  • Es mag seltsam klingen, aber bei mir beginnen Ideen stets mit dem Ende und ich arbeite mich in Gedanken langsam zum Anfang der Geschichte vor (oder eher zurück). Ich habe das gar nicht bewusst wahrgenommen, bevor ich hierauf gestoßen bin.

    Uiuiui. Wie gemein mein armes altes Hirn mit der Frage zu konfrontieren :wink: , wo eigentlich die Ideen zu meiner Geschichte anfingen. Am Anfang stand die Grundidee, die sich durch das ganze Werk zieht. So viel kann ich immerhin sicher sagen. Dann kam (wann genau?) die Konzeption der Fantasywelt (es stand lange unentschieden zwischen Eiswüste und Dschungel, nur das Thema "Naturextrem" war gleich klar) und eine Variation des Grundthemas nach der anderen (anfangs ging es noch sehr viel mehr in Richtung SiFi), bis ich wusste, was ich schreiben mochte. Da wusste ich allerdings noch nicht einmal, dass ich es wirklich jemals schreiben würde. Die ersten Charaktere sind dann erst mit dem Beginn des Schreibens entstanden, wobei ich sehr früh aus den spontanen Ideen viel umfangreichere Ausarbeitungen über diese Personen und ihre Einsetzbarkeit in der Geschichte gemacht habe. Aber halt! So weit, mit dem Schreiben anzufangen oder ein Gesamtkonzept zu entwickeln, war ich eigentlich noch nicht. Ganz wichtig war meine Liste von Dingen, die ich nicht so machen wollte, wie ich es in anderen Büchern gesehen hatte. Oha. Dann gab es da natürlich noch einzelne Elemente, die ich schon vor Urzeiten entwickelt habe, die aber zunächst gar keinen Zusammenhang mit meinen Büchern hatten. Zum Beispiel das Konzept einer eigenen Fantasysprache. Ende zuerst und dann immer weiter zum Anfang arbeiten? Nein, seltsam kann ich das nicht finden. Dafür hatte meine eigene Methode zu viel mit rütteln, schütteln und herumspinnen zu tun, bevor die ersten Elemente begannen, zusammen zu passen.

  • So komme ich zwar nicht besonders schnell vorwärts, aber ich will ja auch nicht mal eben schnell veröffentlichen, sondern das Bestmögliche aus dem Buch herausholen. Und dazu braucht es nun mal stetige Arbeit.

    Kenne ich sehr gut. Ich überarbeite auch alle Texte und Kapitel und Passagen. Es dauert lange bis mir etwas richtig gut gefällt und es kann sein, dass ich es mehrmals "Neu" - Schreiben muss, bis es mir komplett gefällt.
    Glaub mir, es dauert auch bei mir eine halbe Ewigkeit, bis ich damit zufrieden bin, was ich geschrieben habe.

  • Kenne ich sehr gut.

    Wir müssen unbedingt aufhören, in diesem Thread jeden zweiten Post mit "Kenne ich gut" oder "Kenne ich zur Genüge" einzuleiten. Sonst halten uns die Leser noch kollektiv für sprachlich minderbegabt oder gar für eine Einzelperson mit mehreren Scheinidentitäten. :wink:


    Ist Euch diese Häufung nicht auch schon aufgefallen?