David Abulafia - Das Mittelmeer: Eine Biografie / The Great Sea. A Human History of the Mediterranean

  • David Abulafia: Das Mittelmeer - Eine Biografie


    Autor: David Abulafia
    Titel: Das Mittelmeer - Eine Biografie
    Seiten: 960
    ISBN: 978-3-596-17441-6
    Verlag: Fischer Taschenbuch

    Autor:
    David Abulafia wurde 1949 geboren und ist Professor für Geschichte des Mittelmeerraumes an der Universität von Cambridge und an der British Academy. Zudem ist er Mitglied der Academia Europa. Für seine Arbeiten zur italienischen und mediterranen Geschichte wurde er im Jahr 2003 zum Commendatore dell'Ordine della Stella della Solidarieta Italiena ernannt. Er ht zahlreiche Bücher veröffentlicht, die inzwischen mehrfach übersetzt und ausgezeichnet wurden.


    Thematik:
    Die Geschichte des Mittelmeers ist die Geschichte unserer Zivilisation. Über 3000 Jahre war das Mare Nostrum, wie die Römer es nannten, Zentrum des Handels und des kulturellen Austauschs zwischen drei Kontinenten. Seine Gesamte Geschichte wird hier von dem großen Historiker David Abulafia in einer einzigartigen Zusammenschau brilliant erzählt: von der Errichtung der ersten geheimnissvollen Tempel auf Malta 3500 v. Chr. bis zu den heutigen Zielen des Massentourismus. (Klappentext)


    Rezension:
    In Zeiten, in denen täglich Bilder von Flüchtlingsströmen im Mittelmeerraum über die Fernsehbildschirme flimmern, ist es ganz gut, sich einmal ausführlich mit der Geschichte dieser pulsierenden und vielfältigen Region zu beschäftigen. Eine Geschichte, die nicht eben nur die Bettenburgen Spaniens umfasst, wie man sie leidgeprüft kennen mag, sondern viel weiter zurückgeht. Der Historiker David Abulafia wagt diesen Blick in die Vergangenheit und führt den Leser ein spannendes Stück Geschichte vor Augen. Er zeigt, wie Handel und Kriege, unterschiedliche Kulturen mit ihren jeweiligen Entwicklungen und Bräuchen, das Leben am Mare Nostrum beeinflussten, welche Bedeutung das Mittelmeer einst hatte und noch hat. Mit einem Blick für's kleinste Detail zeigt er Hintergründe auf, die man ansonsten übersehen hätte und erklärt, das Zusammen- udn Gegenspiel von Römern und z.B. der Bevölkerung von Kathargo oder die wechselseitigen Beziehungen von Genua und Venedik sowie Dubrovnik. Er schildert den Aufstieg und Fall von großen Imperien, deren Dreh- und Angelpunkt eine einzige geografische Größe war, die zugleich oft genug die einzige Gemeinsamkeit darstellte.


    Geschichte ist spannend und auch diese Geschichte ist spannend, doch sollte sich der geneigte Leser vor Augen handeln, dass es sich hier um ein Buch eines Historikers handelt, der vielleicht für Nicht-Fachleute schreiben wollte aber dieses Ziel gründlich verfehlt hat. Es scheint mehr eine wissenschaftliche Abhandlung zu sein, die man konzentriert lesen sollte als eine einfache Geschichtsstunde. Der Begriff "Biografie" ist eine glatte Untertreibung. Wer das nicht weiß, kann ob der Masse der Informationen, des Facettenreichtums dieses Monumentalwerkes allzu schnell überfordert werden und kapitulieren.


    Der Schreibstil ist dementsprechend sachlich und nüchtern, nicht jedoch einfach. Flüssiges Lesen gelingt nur, wenn man solcher Art von Lektüre gewohnt ist. Dann aber eröffnet sich ein wahrer Fundus an Wissen, welches man nur aufnehmen braucht aber sich bitte hinterher eine ausgiebige Pause gönnen. Im Anschluss an die Abhandlung findet sich ein reiches Quellenverzeichnis und Register, dass, so scheint es, beinahe so umfangreich ist, wie die Geschichte des Mittelmeers selbst.


    Eine Geschichte, die es in sich hat.

  • doch sollte sich der geneigte Leser vor Augen handeln, dass es sich hier um ein Buch eines Historikers handelt, der vielleicht für Nicht-Fachleute schreiben wollte aber dieses Ziel gründlich verfehlt hat. Es scheint mehr eine wissenschaftliche Abhandlung zu sein, die man konzentriert lesen sollte als eine einfache Geschichtsstunde.

    Das kann ich nun überhaupt nicht unterschreiben. Natürlich muss man bedenken: hier schreibt ein Wissenschaftler und das Buch hat eine dementsprechende Detailtiefe. Als schwierig zu lesen empfinde ich es überhaupt nicht, im Gegenteil - entweder der Mann doziert inzwischen zu lange in England oder er hatte vorher schon diesen hintersinnigen Humor. Bisweilen sind die überall zu findenden vermeintlich kleinen, harmlosen Halbsätze nämlich herrlich böse.


    Zitat

    Flüssiges Lesen gelingt nur, wenn man solcher Art von Lektüre gewohnt ist.

    Das mag natürlich sein, darüber kann ich nicht urteilen. Für mich, der wissenschaftliche Lektüre nicht fremd ist, war das Buch stilistisch eher eines der besseren, wenn man Texte mit dem Anspruch auf wissenschaftliche "Korrektheit" nimmt. "Korrektheit" in Anführungszeichen, da ich kein Historiker bin und die im Buch getroffenen Behauptungen daher einfach so hinnehmen muss, wie sie sind.


    Ich war von dem Buch jedenfalls recht angetan, aber man muss sich bei der Herangehensweise Abulafias natürlich im Klaren sein, dass es in der Natur der Sache liegt, dass viele Ereignisse, die eben nicht am Mittelmeer spielen, nur oberflächlich angeschnitten werden. Auch, wenn man an dieser oder jener Stelle gerne noch mehr dazu gewusst hätte. Das ist vom Autor so gewollt und hat sicherlich den Vorteil, dass das Buch a) nicht unendlich lang wird und b) auf das Hauptthema konzentriert bleibt, aber manchmal ist es etwas frustrierend.


    Für mich ein zwar anspruchsvolles Buch, schon allein aufgrund der Informationsfülle, aber auf seine Weise durchaus unterhaltsam.
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