Ludovic Janvier - Ich, Ungeheuer / Monstre, va

  • Klappentext:
    Ein kleines Haus in einem Pariser Vorort. Ein Fleck Rasen als Garten, nach vorne zwei Bäumchen, eine Trauerweide und hinten das unaufgeräumte Durcheinander. Drinnen Mutter und Sohn. Eines Abends spaltet das groß gewordenen Baby – inzwischen dreißigjährig, immer noch pausbäckig, dicklich, widerspenstig – aus Wut Mutters Schädel. Mit einem Beilhieb, von links. Wohin mit der Mutter, die nun nicht mehr nörgeln kann? Während er die Lösung ersinnt, denkt er nach über sich und Maman. (Rückseite)


    Zum Autor:
    Ludovic Janvier (* 1934 in Paris) ist ein französischer Schriftsteller.
    Janvier ist der Enkel des haitianischen Schriftstellers und Politikers Louis Joseph Janvier. Er wurde als Romancier, Essayist, Novellist und Lyriker bekannt. Er trat in den 1960er Jahren erstmals als Schriftsteller mit zwei Essays über Samuel Beckett hervor. (Wikipedia)


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Monstre, va
    Erstmals erschienen 1988
    Aus dem Französischen übersetzt von Silke Schauder
    Ich-Erzählung als innerer Monolog
    125 Seiten


    Persönliche Meinung:
    Will er eine Spinne erschlagen und trifft zufällig die Mutter? Warum aber dann mit einem Beil? Oder ist die Spinne der eine berühmte Tropfen zu viel?
    Egal, wie es war, die Mutter ist tot, Blut und Hirn im Wohnzimmer verspritzt, das Blut läuft. Wohin mit ihr?
    Am besten: In kleine Stücke schneiden, so lässt sie sich gut entsorgen. Während er mit Säge, Messer und Plastikbeuteln operiert, spinnen sich in seinem Kopf wirre Gedanken zu Assoziationsketten, und schlimme Erinnerungen beschwören seine Rechtfertigung.


    Er ist Choleriker, Faulpelz und Träumer, Arachnophobiker und Muttersöhnchen, sie eine ständig jammernde, vom Leben enttäuschte und herrschsüchtige Frau, verletzend in ihren Bemerkungen, geizig und isoliert. Der Vater verließ seine Familie bereits vor vielen Jahren.


    Er wollte weg von ihr und wollte dableiben, sie wollte ihn loswerden und an sich binden – zwei Menschen in einer Umklammerung, die nur tödlich enden kann.
    Er fühlt sich nie „wie ein Mann, wie ein Mann als Hauptberuf“, sondern „Eher Nebenberuf, wie einer, der seinen Nebenberuf übertreibt.“ (S. 78)
    Jetzt steht er in der Küche, und es erscheint logisch, dass er seine Mutter zerlegt: „Ich als Mutters Stück, machte aus derselben Mutter nochmals Stücke.“ (S. 64)


    Er ist kein dummer Mann, er hat viel gelesen und doziert in einer lakonischen und dennoch eindringlich-bildhaften Sprache über das, was er als Martyrium empfand, und was zu beenden er nie die Kraft fand.


    Ein ebenso tragisches wie boshaftes Buch. Das Mitleid mit dem armen fetten missbrauchten Riesenbaby trifft sich mit dem Entsetzen über die Tat, und gleich darauf atmet man tief durch wegen so viel Bosheit, Gehässigkeit und Verzweiflung.


    Ein extravaganter Roman, kurz, aber gerade lange genug. Die erzählte Zeit der Abrechnung mit der Vergangenheit umfasst genau die Stunden, die er für das Zerstückeln braucht. Als besonderes Bonbon hat der Autor den Ich-Erzähler Ludovic genannt.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)