Bruce Sterling - Schismatrix / Schismatrix Plus

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Zwischen 1982 und 1985 schrieb Bruce Sterling eine Reihe von Kurzgeschichten, eine Serie von Evokationen und einen Roman („Schismatrix“), die alle in der gleichen Erzählwelt spielen. 1996 schließ-lich wurden alle diese Geschichten erstmals in einem Band zusammengefasst – „Schismatrix Plus.“



    „Schismatrix“ – eine Zusammenziehung aus den Worten „Schisma“ und „Matrix“ spielt in einer Welt, in der die Erde selbst kaum noch eine Rolle in den Gedanken der Menschheit spielt, die sich aus erwerbstechnischen Gründen in den Asteroidengürteln aufhält, dort zum Teil neue Staaten errichtet, Piraterie betreibt und sich untereinander bekriegt. So gibt es einmal ein Schisma zwischen den Erdenbewohnern und denen, die sich nicht mehr vorstellen können, in einem Schwerkraftfeld zu leben. Doch es gibt auch noch eine andere Aufteilung und die bezieht sich auf die Asteroidenbewohner selbst. Sie haben sich nämlich aufgeteilt in diejenigen, die durch biologische und genetische Verfahren ihre Körper mehr und mehr optimieren, während sie sich gleichzeitig in immer sterilere Umgebungen zurück ziehen und zum anderen denjenigen, die Teile ihres Körpers zu besseren Effizienz bei der Arbeit im All mit prothetischen Hilfen ausstatten. Letztere werden als Mechs (Mechaniker) bezeichnet, während die „natürlicheren“ Wesen sich als „Shaper“ sehen, die ihre inneren Hierarchien deutlich nach genetischen Abstammungslinien ableiten.



    Obwohl die Erzählung über ein paar Jahrhunderte geht und dabei immer irgendwie an Lindsay - einem zu einem Mech werdenden Shaper - aufgehängt ist, wird hier zwischen Dialogparts unglaublich viel Exposition betrieben – und zwar auch für allerlei Dinge, die für die Handlung selbst und auch für die bearbeiteten sozialen und philosophischen Konzepte nur eine sehr eingeschränkte Rolle spielt. Das gibt zwar eine sehr detailreiche Darstellung der sich ständig verändernden Lebensumstände, ist aber doch ziemlich zäh zu lesen. Da fällt es dann auch schnell mal auf, dass Sterling dazu neigt, aufeinanderfolgende Sätze mit den gleichen Worten beginnen zu lassen, was das Lesen auch nicht unbedingt angenehmer macht. Dies gilt für den Hauptroman übrigens genauso, wie für die zugefügten Kurzgeschichte, die dazu dienen noch mehr Exposition zu geben, oder bestimmte Ereignisse noch einmal von einer anderen Seite zu beleuchten.



    „Schismatrix“ gilt neben William Gibsons „Neuromancer“ als einer der Urtitel der relativ kurzlebigen Cyberpunkliteratur und der einzige Bezug auf Cyberpunk, der sich hierin finden lässt sind eigentlich die Mechs im ersten Teil des Romans, deren Opposition zu den Shapern ab der Mitte des zweiten Teils eigentlich keine Rolle mehr spielt. Darum muss die Frage erlaubt sein, ob ein Roman, in dem die Menschen nicht durch das Internet miteinander verknüpft Abenteuer erleben, wirklich zu Cyberpunk gezählt werden kann.



    Auf jeden Fall greift der Roman die grundlegende dualistische Konfliktsituation der Welt seiner Entstehenszeit auf und erweitert sie in die Zukunft. Dabei hat er einen gewissen dialektischen Ton, wenn er diesen Konflikt als Bestandteil und Antrieb der weiteren menschlichen Evolution sieht, die hier in sehr unterschiedliche Richtungen verlaufend dargestellt wird.



    Eine sehr komplexe, wenn auch sprachlich nicht ganz überzeugende, erzählerische Reflektion über die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten der Menschheit – und über mögliche Konflikte und Schwierigkeiten, die sich dabei ergeben können.