Was Selfpublisher vor Veröffentlichung beachten sollten ...

  • Da es mittlerweile sehr leicht ist, nicht nur ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen, sondern es auch zum Verkauf anzubieten, drängen viele, viele Bücher auf den Markt, denen man oftmals ansieht, dass sie nicht unter professionellen Händen entstanden sind. Zwar sind einige echt gute Geschichten dabei, allerdings lässt die Ausführung vielfach zu wünschen übrig. Das liegt nicht einmal an der Unfähigkeit, der entsprechenden Autoren, sondern eher an dem Glauben, alles selber machen zu können, und die Bestätigung aus der unmittelbaren Umgebung des Autors.


    Dabei wird allerdings eines meist vergessen: Selbst die Bücher von Verlagsautoren durchlaufen erst einmal ein Korrektorat und Lektorat. Das bedeutet, auch Autoren, die über Verlage verkaufen, sind in den seltensten Fällen so gut, dass sie ohne ein professionelles Korrektorat und Lektorat auskommen könnten. Der Leser würde den Unterschied merken (Hier sei anzumerken, dass es auch im professionellen Korrektorat und Lektorat Schwankungen geben kann. Nicht jedes Buch, das diesen Weg genommen hat, ist automatisch gut :wink: )


    Da etliche Selfpublisher die Inanspruchnahme professioneller Hilfen oftmals zu teuer finden und die Familie und Freunde dieses kaum ersetzen können, verbreiten also viele Autoren ihre Werke beinahe zu unkritisch und hoffen darauf, dass sie von Lesern entsprechende Hinweise bekommen. Nur hier liegt in meinen Augen ein Problem: Der Leser ist lediglich dazu da, das Werk zu genießen. Seine Aufgabe ist es nicht, ein unfertiges Buch zu korrigieren. Er hat Geld dafür bezahlt, dann hat er auch einen Anspruch auf einwandfreie Ware. Kaum einer würde einen Apfel kaufen, wenn er Druckstellen hätte, weil der Bauer nicht sorgsam damit umgegangen ist.


    Nun lese ich bei Qindie viele, viele Leseproben und bekomme entsprechend auch die Punkte mit, die dort am häufigsten bemängelt werden. Um Autoren hier eine Hilfe zu bieten, habe ich ein paar Punkte zusammengestellt, die dort am meisten aufgefallen sind und besser unterbleiben sollten. So bekommen Autoren die Möglichkeit, ihren Text auf die genannten Punkte zu überprüfen und bei Bedarf zu korrigieren.


    Diese Liste erhebt im übrigen keinen Anspruch auf Vollständigkeit noch ist sie ein Garant zum guten Buch. Ebenfalls sei gesagt, dass auch manche Bücher viel gekauft werden, deren Autoren sich nicht um diese Dinge scheren - einfach weil es genug unkritische Leser gibt oder sie andere Qualitäten haben. Aber Bücher sollen ja nicht nur unkritischen Lesern gefallen, denke ich. Wenn jemandem noch etwas dazu einfällt, dürfen entsprechende Kriterien gerne noch ergänzt werden. Auch bin ich bereit, hierzu Fragen zu beantworten, und Problemstellungen zu diskutieren, sofern es mir möglich ist (und ja, auch andere dürfen mitdiskutieren) :)


    Und bitte nicht wundern. Ich habe die in den Punkten genannten Mängel zum besseren Verständnis mit im Text untergebracht. Dann hat man gleich Beispiele, was gemeint sein könnte.


    - Rechtschreibung, Interpunktion und Grammatik


    Es sollte selbstverständlich sein, dass dieses zum guten Schreiben gehört. Als Autor muss man sich zwangsweise damit auseinandersetzen. Ist man selbst nicht gut darin, sollte man sich jemanden suchen, der sich damit auskennt. Es liest sich, einfach furchtbar, wenn Kommata, irgendwo hingesetzt oder ganz, weggelassen werden Und groß- und kleinschreibung Nicht beherrscht werden und ebenso der Grammatik nicht stimmen tut. Dem Leser tut es in den Augen weh und Geld mag er sicherlich nicht dafür ausgeben. Dass mal ein kleiner Rechtschreibfehler übersehen wurde, das ist nur natürlich, aber insgesamt gesehen sollte das Buch möglichst fehlerfrei sein. Und bitte nutzt den Genitiv!


    - Schiefe Bilder


    Mit schiefen Bildern sind Vergleiche gemeint, die nicht stimmig sind, und so im Kopf ein Bild erzeugen, das den Leser aus der Handlung herausreißt. In einem Verlagsbuch habe ich einmal etwas in der Art gefunden: Seine Stimme war wie Honig, der über glühende Kohle floss. – Was muss ich mir darunter vorstellen? Klar kann man darüber hinweglesen, aber wenn so etwas gehäuft auftritt, stört es den Lesefluss so sehr, dass man kein vernünftiges Bild mehr im Kopf zustande bekommt.


    - Überfrachtung


    Weniger ist oftmals mehr. Selbst wenn die Bilder stimmig sind, muss nicht zu allem und jedem ein Vergleich geschrieben werden. Ein Text, der jedes einzelne, im Winde herumwirbelnde, güldene Herbstblatt beschreibt, wie es an trockenen Stämmen, kahlen Büschen und tristen Mauern hängen bleibt, und den düsteren Wolken, die einer mit hohem Tempo herandonnernden schwarzen Dampflok gleichen, Raum gibt, verliert den Leser unterwegs.


    - Adjektivitis


    Das Wort gibt es natürlich nicht, aber es gibt Autoren, die glauben, jedem Gegenstand eine nähere Beschreibung verpassen zu müssen. Um eine gewisse Stimmung zu vermitteln, mag es eine tolle Sache sein, aber man kann es damit auch übertreiben – und dann gleicht der Text eher einem kranken, dahinsiechenden Körper, der mit roten, eitrigen Entzündungsherden übersät ist, als einem vernünftigen Text, dem man lediglich die nötigen Informationen entnimmt und der in der Handlung fortfährt.


    - Unvollkommene Sätze/Ellipsen


    Ich gebe zu, es verlockt. Mithilfe von Ellipsen lassen sich Emotionen vermitteln, die dem Text ein ganz eigenes Tempo geben. Aber dieses Hilfsmittel sollte nur an passenden Stellen angewandt werden, denn normale Sätze sollten immer noch aus Subjekt, Prädikat und Objekt bestehen, damit ein verständlicher Satz daraus wird. Kann ein Satz nicht für sich stehend eine Aussage treffen, ist es kein Satz. Kann man mal machen. Aber nicht das ganze Buch durchgehend. Wirklich nicht. Sicher!


    - Wortwiederholungen


    Ein Text liest sich nicht besonders schön, wenn immer wieder ein und dasselbe Wort für ein und dieselbe Sache genutzt wird. Dabei kann es sich um einen Text handeln, in dem ein und dasselbe Wort mitten im Text wiederholt wird, aber es ist auch störend, wenn beinahe jeder Satz und/oder Absatz mit ein und demselben Wort beginnt. Es ist hilfreich, wenn man die Synonymsuche im Internet nutzt oder sich ein entsprechendes Buch zulegt. Außerdem kann durch Satzumstellungen oftmals vermieden werden, dass sich Satz-/Absatzanfänge gleichen.


    - Hilfsverben


    Die meisten Leser nerven sie auf Dauer. Da hatte ein Mann, der einen Hund hatte, der aber leider verstorben war, weil der eine Krankheit hatte, eine Katze gekauft. Die war aber ungehorsam, weshalb er sie wieder abgegeben hatte. Und nun war er alleine. Außerdem war er jetzt traurig.
    Mu machen solche Sätze auch immer traurig. Auch wenn es sich hier um ein Extrembeispiel handelt, sollte man als Autor doch darauf achten, dass Hilfsverben nicht zu gehäuft auftreten, weder in einzelnen Sätzen noch innerhalb eines Absatzes.


    - Bandwurmsätze/zu kurze Sätze


    Lange Schachtelsätze, die viele Einschübe haben, und damit den Leser sehr verwirren können, werden gerne Bandwurmsätze genannt, weil sie wie ein Bandwurm viele, viele Glieder haben und ein damit infizierter Text irgendwann kaum noch lesbar ist. Genauso schlecht sind immer nur kurze Sätze. Das kling nämlich abgehackt. Als Leser weiß man das aus Erfahrung. Aber manche mögen das. Das ist aber egal. Die meisten Leser mögen es nämlich nicht.


    - Logik


    Eine Handlung darf nicht unlogisch sein. So etwas kann sich zum einen dadurch äußern, dass der Autor ein Verständnis beim Leser für eine Handlung voraussetzt, die dieser nicht hat, als auch dadurch, dass geschriebene Begebenheiten den tatsächlichen widersprechen. Wenn z.B. der Protagonist etwas Bestimmtes macht, muss sich dem Leser erschließen, warum er es tut. Ist es ein immer gut gelaunter Prota und dieser bekommt ein Geschenk, wäre es unlogisch, wenn er es ohne Erklärung wütend auf den Boden wirft. Ebenso dürfen in einem auf der Erde spielenden Roman nicht plötzlich die physikalischen Gegebenheiten außer Kraft gesetzt werden, wenn es dafür keine gute Erklärung gibt.


    - Falsche Verwendung von Begriffen/Umgangssprache


    Manchmal weiß es der Autor nicht besser, aber als Leser erwartet man vom Autor, dass er sich mit der Sprache beschäftigt, damit er es besser weiß. Es kommt nicht gut, wenn ich gesessen oder gelegen bin, zum Nachbarn herüber gehe, wobei mein eines Bein heftig zitterte, eine Rezession schreibe oder einen Durchsuchungsbefehl vorlege. War der Protagonist anscheinend betrunken oder scheinbar? Das ist so als wie ein Horrorbuch. War es das Gleiche oder dasselbe? Und der einzigste Fehler ist natürlich ein Super-GAU. Das macht Sinn.
    Hier sollte ein Autor aufmerksam durch die Gegend gehen und solche Kolumnen wie z.B. den Zwiebelfisch von Bastian Sick auch mal genauer lesen. Es ist zwar nicht der Weisheit letzter Schluss, aber da gibt es oftmals gute Tipps zum Umgang mit Sprache, die einem beim Schreiben helfen können.

    - Immer gleiche Satzanfänge


    Sie tat etwas ... Er machte das ... Julia stieß sich ... Kevin fand das gut ... Wir gingen einkaufen ... - bemerkt? Immer steht hier eine Person am Satzanfang und leitet diesen ein. Das fällt schnell auf und sorgt nicht gerade für Abwechslung. Das kann ein richtiger Spannungskiller werden.


    - Absätze


    Zu wenige Absätze können zur Unlesbarkeit eines Textes führen, weil der Leser vor einem einzigen Block von Buchstaben steht. Das ist auf Dauer für das Auge zu anstrengend und der Leser ermüdet schneller, was sicherlich nicht im Sinne eines Autors sein sollte. Es sei denn natürlich, er schreibt ein Sachbuch, wie man am besten einschlafen kann, wenn man Schlafstörungen hat. Ansonsten sollte man wirklich ein paar Absätze einfügen. Üblicherweise werden sie beim Szenenwechsel oder auch beim Personenwechsel gemacht.
    Man kann aber auch zu viele Absätze einfügen, was ein ebenso unmögliches Bild ergibt. Ich habe schon einige Bücher gesehen, die hinter jedem Satz einen Absatz hatten. Gruselig, so etwas.


    - Cover


    Ein Cover ist das, was den Leser zum Kaufen animieren und nicht abschrecken soll. Es kann hilfreich sein, sich einmal bei anderen Büchern des gleichen Genres umzuschauen, um zu erfahren, was erwartet wird. Allerdings muss ein Cover nicht immer Mainstream sein. Ich selber bin auch jemand, der nicht möchte, dass meine Bücher aufgrund des Covers in eine Schublade gesteckt werden. Aber Zusammengebasteltes, dem man das auch ansieht, kommt meist nicht so gut an.


    So, das war es jetzt erst einmal von mir. Wie bereits gesagt, darf diese Liste gerne um weitere Punkte ergänzt werden. Sie sind nicht verpflichtend, können aber eine Erklärung dafür bieten, warum nicht jeder Leser von einem Werk so begeistert ist wie Freunde und Verwandte.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • - Inhaltliche Wiederholungen vermeiden


    Viele Autoren wiederholen den selben Sachverhalt wieder und wieder und noch einmal. Natürlich gibt es Gelegenheiten, bei denen eine kleine Erinnerung tatsächlich notwendig ist. Aber im Allgemeinen ist der Leser gar nicht so vergesslich, wie man denkt.


    - Keine Sammlung von Ereignissen statt einer Geschichte

    Erstaunlich viele Neuautoren schreiben hauptsächlich ein Ereignis nach dem anderen auf, das den Protagonisten zustößt. Im Allgemeinen braucht ein Buch aber einen Anfang, ein Ende und dazwischen eine Handlung, die nicht nur stattfindet, sondern sich entwickelt. Vorzugsweise sollte diese noch so etwas wie einen Spannungsbogen erkennen lassen.


    - Individuelle Persönlichkeiten schaffen


    Jede handelnde Person in einem Roman ist ein Individuum. Jeder hat seine Stärken, Schwächen, Angste, MOTIVATIONEN und so weiter. In fast jeder guten Erzählung geht es im Kern um Menschen. Besonders "gerne" wird eine individuelle Sprachverwendung vergessen. Die Charaktere sprechen dann einheitlich wie der Autor, einheitlich mittelalterlich oder dergleichen.


    Anmerkung zum Thema Absätze: Es gibt neben dem normalen Absatz (der übrigens auch hinter wörtlicher Rede gemacht werden sollte) noch das Mittel der Leerzeile. Ihre Verwendung ist nicht obligatorisch. Sie können aber helfen, größere Sprünge (Perspektivwechsel, Ortswechsel, Zeitsprünge) und kleinere Schritte differenzierter zu behandeln.

  • Sehr schöne Tipps.


    Vieles ist für Autoren mit Schreiberfahrung (Ja, auch diese können Neuautoren sein, wenn sie sich erst nach 8 Jahren trauen, ihre Manuskripte aus der Schublade zu holen) sicher selbstverständlich, doch einige Dinge sieht man einfach irgendwann nicht mehr, da man in festen Schemata denkt.
    Ich wurde zum Beispiel heute von einer Leserin darauf aufmerksam gemacht, dass in meinem Roman "Lass mich fliegen wie die Kirschbaumblüten" auf jeder Seite die Wortwahl "ihr bester Freund/seine beste Freundin" vorkommt, was mich sehr erschreckt hat.
    Dies und eure Tipps werde ich voller Freude und Tatendrang beachten, wenn ich dieses Buch nun nochmals Korrektur lese und E-Book tauglich mache (habe mich bis dato gegen technische Bücher gesträubt, was man als Autor in den Kinderschuhen vielleicht nicht tun sollte)


    Ich wünsche euch einen schönen Abend


    Liebe Grüße


    Jo

    "Ich sang davon, dass wir alle Träumer waren und es sich anfühlte wie Liebe in der Sonne. Dass wir gerade erst begonnen hatten" - aus Behind the Spotlights - Tage aus Licht

  • Dies und eure Tipps werde ich voller Freude und Tatendrang beachten, wenn ich dieses Buch nun nochmals Korrektur lese

    Wenn das gerade ansteht, kann ich den älteren Thread "Überarbeitungsschritte für Manuskripte" (und die dort genannten Quellen) als Zusatzlektüre empfehlen.

  • Ich glaube, ein Buch ohne Lektorat / Korrekorat geht einfach nicht. Selbst geschrieben und 20mal gelesen - dann sieht man einfach die Fehler und Unstimmigkeiten, die ganzen oben angemerkten Punkte nicht mehr. Oder man empfindet plötzlich Dinge, die anfangs gut erschienen, als schlecht und verändert sie - und macht gerade dadurch etwas Gelungenes rückgängig. Zwei weitere - objektive - Augen sind m. E. nicht nur hilfreich, sondern unbedingt notwendig.

  • Dem stimme ich natürlich zu, vorausgesetzt die weiteren Augen sind auch in der Lage, entsprechende Mängel zu erkennen (Objektivität alleine reicht nicht). Nur macht es leider nicht jeder. Nicht jeder Autor gibt sein Werk im Voraus jemandem, der sich damit auskennt und sich auch traut, die Dinge beim Namen zu nennen. Und damit entsprechende Autoren wenigstens ungefähr einen Anhaltspunkt haben, auf was sie achten sollten, geben wir diese Tipps. Dass das kein Korrektorat/Lektorat ersetzt, sollte jedem bewusst sein. Das alles kann immer nur so gut sein, wie der Autor in der Lage ist, es umzusetzen. Genau da hakt es meistens, daran und an der Selbstüberschätzung.


    Sehr hilfreich ist es im übrigen auch, wenn man sein Buch, so schwer es auch fällt, einige Wochen oder sogar Monate einfach unveröffentlicht in der Schublade liegen lässt und später noch einmal einen Blick darauf wirft. In den meisten Fällen ist man dann etwas objektiver und Fehler fallen schneller auf. Aber ich fürchte fast, dass dazu noch weniger bereit sind.


    Letztendlich kann ein Autor auch im Hinblick auf die oben genannten Punkte auch schnell feststellen, dass sein Werk vielleicht doch noch nicht reif zur Veröffentlichung ist. Eventuell überzeugt das mehr, dass man das Buch doch noch einem anderen geben sollte.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • - Falsche Verwendung von Begriffen/Umgangssprache


    Manchmal weiß es der Autor nicht besser, aber als Leser erwartet man vom Autor, dass er sich mit der Sprache beschäftigt, damit er es besser weiß. Es kommt nicht gut, wenn ich gesessen oder gelegen bin, zum Nachbarn herüber gehe, wobei mein eines Bein heftig zitterte, eine Rezession schreibe oder einen Durchsuchungsbefehl vorlege. War der Protagonist anscheinend betrunken oder scheinbar? Das ist so als wie ein Horrorbuch. War es das Gleiche oder dasselbe? Und der einzigste Fehler ist natürlich ein Super-GAU. Das macht Sinn.
    Hier sollte ein Autor aufmerksam durch die Gegend gehen und solche Kolumnen wie z.B. den Zwiebelfisch von Bastian Sick auch mal genauer lesen. Es ist zwar nicht der Weisheit letzter Schluss, aber da gibt es oftmals gute Tipps zum Umgang mit Sprache, die einem beim Schreiben helfen können.


    Gerade in diesem Punkt können Autoren auch leicht den Fehler begehen, sich von Sprachkritikern verunsichern zu lassen. Unter mehreren Umständen sind etwa die hier aufgeführten Beispiele nicht nur korrekt, sondern auch eine Bereicherung für einen Text. Allen voran ist das natürlich die wörtliche Rede, die sogar Charakterangemessen umgangssprachlich sein sollte. In geringerem Umfang gilt das auch für Szenen, die mehr oder weniger tief in die Perspektive eines Charakters eintauchen bzw. ganz aus deren Perspektive geschrieben sind. Und dann gibt es noch die "Fehler" die möglicherweise oder sogar ganz sicher keine sind: An "mein eines Bein" ist nämlich definitiv nichts verkehrt (auch wenn es unter Umständen vorteil haft sein kann, das Bein als "linkes" oder "rechtes" genauer zu definieren). Das wurde in einem anderen Thread schon einmal behandelt. Andere Aspekte sind zumindest zweifelhaft. Ein "Super-GAU" ist sachlich Unsinn, weil GAU schon für "GRÖSSTER anzunehmender Unfall" steht. Aber es ist nun einmal ein feststehender Begriff. Bei einer wissenschaftlichen Betrachtung von Unfällen sollte man ihn sicherlich meiden aber sonst ...? "Das macht Sinn" ist ebenfalls ein Grenzfall. Natürlich muss es klassischer Weise "ergibt einen" heißen. Aber dürfen Redewendungen, die den normalen Sprachregeln wiedersprechen wirklich immer nur verwendet werden, wenn sie alt sind? Und umso wichtiger: Viele Formulierungen sind umgangssprachlich aber trotzdem korrekt. Zum Beispiel heißt die Vergangenheitsform von "winken" klassischer Weise "gewinkt". Die ursprünglich inkorrekte und Umgangssprachliche Form "gewunken" ist aber inzwischen ebenso ganz offiziell korrekt. Sprachkritiker, die versuchen sie trotzdem erbarmungslos zu tilgen, verbessern Sprache nicht sondern verarmen sie. Autoren, die genervt einfach alles streichen, was irgendwo als falsch aufgeführt wird, tun sich, ihrem Werk und der Sprache auch keinen Gefallen.

  • Sprachkritiker, die versuchen sie trotzdem erbarmungslos zu tilgen, verbessern Sprache nicht sondern verarmen sie. Autoren, die genervt einfach alles streichen, was irgendwo als falsch aufgeführt wird, tun sich, ihrem Werk und der Sprache auch keinen Gefallen.

    Na ja, es gibt Leser, die genau solche Dinge nicht mögen. Und da Autoren die Bücher für ein möglichst breites Publikum schreiben, warum sollten sie dieses vergrätzen wollen? Jedenfalls ist es nicht verkehrt, über die Sprache, die man spricht und in der man schreibt, sowie den Umgang damit zu informieren.


    Dass die einzelnen Charaktere natürlich umgangssprachlich sprechen und nicht alle korrektes Hochdeutsch, sollte klar sein. Ein Autor sollte aber trotzdem wissen, wie es richtig heißt. Und das ist halt oft auch ein Problem, dass Autoren sich eben nicht informieren und mit der Sprache beschäftigen, so wenig wie sie sich sonst mit dem Handwerk Schreiben beschäftigen, sondern einfach so schreiben, wie ihnen das Maul gewachsen ist. Das kommt beim Publikum oft aber nicht gut an - egal wie viel solche Dinge die Sprache in den Augen mancher bereichern.


    Ich lese nicht nur Bücher, sondern auch Kritiken. Und du kannst mir glauben, dass etliche Leser keinen Sinn für so etwas haben.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Und das ist halt oft auch ein Problem, dass Autoren sich eben nicht informieren und mit der Sprache beschäftigen, so wenig wie sie sich sonst mit dem Handwerk Schreiben beschäftigen, sondern einfach so schreiben, wie ihnen das Maul gewachsen ist. Das kommt beim Publikum oft aber nicht gut an -

    In diesem Punkt stimme ich dir voll zu. Sich nicht mit der Sprache zu beschäftigen und einfach daher zu plappern ist in Büchern unangemessen und führt zu schlechten Texten, die vollkommen zu Recht kritisiert werden. So wäre eben auch eine umgangssprachlich (falsche) Formulierung wie "halt auch ein Problem" halt auch ein Problem, wenn sie unreflektiert in einem Roman verwendet würde. Es gibt aber in der Literatur, wie auch in dieser Konversation Ausnahmen und leider immer wieder Kritiker, die nicht begreifen, dass das so ist. Denn das ...


    sich eben nicht informieren und mit der Sprache beschäftigen, so wenig wie sie sich sonst mit dem Handwerk Schreiben beschäftigen

    ... trifft leider auch für so manchen Kritiker zu. Ein Autor darf nie voraussetzen, es mit so einem Fall zu tun zu haben und sein Werk in solcher Hinsicht überprüfen. Aber er muss auch wissen, das Kritiker fehlbar sind und dass darunter auch reine Nörgler sind, die es gar nicht besser wissen. Er muss sich bewusst sein, dass es keine Verbesserung darstellt, einfach alles wegzuredigieren, was irgendwer in der Welt einmal für schlecht erklärt hat (was meistens fünf weitere nach sich zieht, die es nachplappern und sich für besonders schlau halten).


    Das ist keinesfalls eine Aufforderung, sich weniger mit Sprache zu beschäftigen oder Kritik ohne gründliche Prüfung abzutun. Im Gegenteil: Es ist eine Aufforderung, noch genauer nachzudenken und es sich nicht so einfach zu machen, alles einfach kaputtzukorrigieren, was in anderem Kontext vielleicht grottenschlecht ist, in genau diesem Fall aber eine Bereicherung.


    Na ja, es gibt Leser, die genau solche Dinge nicht mögen. Und da Autoren die Bücher für ein möglichst breites Publikum schreiben, warum sollten sie dieses vergrätzen wollen?

    Es gibt Leser, die etwas nicht mögen. Soweit es sich um korrekte, mit Bedacht formulierte Aspekte handelt, bedeutet das aber weder, dass sie schlecht wären, noch dass das breite Publikum deswegen vergrätzt wäre. Man könnte das natürlich mit der Sprachunkenntnis der unkritischen Kritiker erklären. Auch die gibt es. Aber manchmal liegt es eben auch einfach daran, dass die kritischen Kritiker Unsinn verbreiten. (Auch die haben meine Achtung für den kritischen Geist, den ich zu schätzen weiß. Lieber einmal zuviel aufgeschrien, als alles schweigend zu erdulden. Das ist hier aber nicht der Punkt.) Die klügeren Kritiker wissen auch selbst, dass ihre Kritiken unter Umständen nur für einen konkreten Fall gültig sind.


    Wer es wirklich gut machen will, sollte auch das wissen. Ich habe genügend sprachlich und inhaltlich plattgebügelte Bücher gelesen, in denen sich Autoren gar nichts mehr trauen. Das ist schade, weil es zwar vielfach verhindert, dass ein Text schlecht wird, aber leider auch dass er besonders gut sein kann. Deswegen halte ich meinen Einwand, meine Aufforderung auch mit Kritik und solchen "Regeln" kritisch umzugehen, für gerechtfertigt.


    Das gilt genauso gut für die Punkte, die ich selbst genannt habe. Manchmal sind mehr inhaltliche Wiederholungen nötig als er ein oder andere Kritiker aus eigener Anschauung denken würde. Manchmal funktioniert eine Geschichte, die einfach aus Begebenheiten zusammengesetzt ist, die aufeinander folgen ohne direkt aufeinander aufzubauen erstaunlich gut. Manchmal sollte man darauf verzichten, allzu viel individuelle Persönlichkeit auf einen Charakter draufzuschaufeln. Man könnte die Geschichte darunter begraben. Auch hier muss jeder Autor sich seine eigenen Gedanken machen und darf sich nicht dahinter zurückziehen, Martin hätte es ja so gesagt. Die Sache mit den als verkehrt beschriebenen Begriffen habe ich nicht herausgegriffen, weil ich lieber andere kritisieren würde als mich selbst (ich finde Selbstkritik viel erfrischender, weil ich über mich selbst lachen kann, ohne mich damit zu beleidigen), sondern weil in diesem Bereich ein besonders großer Druck auf Autoren ausgeübt wird, die Kritiker in erhöhtem Maße für sich in Anspruch nehmen, die einzige Wahrheit schöner, guter, richtiger und eleganter Sprache erkannt zu haben und ich eine Tendenz beobachte, dass sich Autoren dem so weit anpassen, dass es schädlich wirken kann.

  • Heute musste ich feststellen, dass ich die Liste oben unbedingt noch um einen Punkt ergänzen muss:


    Glaubwürdige Dialoge:
    Wenn man Dialoge schreibt, sollten diese natürlich auch dem normalen Sprachgebrauch entsprechen. Niemand nimmt den Protagonisten eine hochgestochene Wortwahl ab, die niemand im normalen Gespräch nutzen würde. Auch lange Monologe im Beisein einer anderen Person glaubt ein Leser lediglich dann, wenn die andere Person geknebelt wurde oder aus sonstigen Gründen nicht sprechen kann. Ansonsten haben die Menschen die Angewohnheit, dem anderen reinzureden oder wenigstens zu antworten/zu reagieren, bevor der andere zu einem neuen Thema übergeht.


    Kleiner Tipp: Lest euch den Text laut vor, nehmt ihn auf und hört euch das an. Wenn ihr an irgendeinem Punkt sagen könnt: "So redet doch keiner", dann stimmt etwas damit nicht und bedarf der Überarbeitung.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Eine Frage zu Dialogen im Zusammenhang mit dem beschreibenden Text generell.
    Damals™ in der Schule hieß es immer, man solle Schimpfwörter nicht in den Text packen und es anders formulieren.
    Also beispielsweise "Allerwerteste" anstatt "Popo" schreiben und so.
    Inwiefern können und dürfen also Schimpfwörter aus der wörtlichen Rede im beschreibenden Text verwendet werden?

  • @Soulprayer


    Ich denke das kommt auf die Situation und den Text selbst an.
    Wenn der Text in Ich-Perspektive geschrieben ist, dürfte die Wortwahl des Erzählers so ziemlich die gleiche wie in Dialogen sein. Schreibt man aus der Perspektive eines bestimmten Charakters, der eher zünftige Sprache verwendet, auch (oder sogar noch Schlimmeres wie das A-Wort). Aus der Sicht des Gentlemans oder der feinen Lady, erwarte ich dann mehr den "Allerwertesten", als den Popo oder gar den Hintern.^^
    Wie gesagt...ich denke das ist ist eine Frage der Perspektive.

  • Wenn man Dialoge schreibt, sollten diese natürlich auch dem normalen Sprachgebrauch entsprechen.

    Vor allem, sollte wörtliche Rede auch dem Sprachgebrauch entsprechen, der dem Protagonisten eigen ist. Das betrifft nicht nur die Frage nach den Schimpfwörtern, sondern auch Satzlänge, Wortschatz und Wortwahl, Verwendung von Füllwörtern, mehr oder weniger präzise Ausdrucksweise, Satzkonstruktionen, Fehlern usw. Auch die Frage, ob ein Monolog (oder eine Aussage innerhalb eines Dialogs) nun länger ausfallen kann, ist davon betroffen. Eine individuelle Verwendung von Sprache wird auch von vielen wirklich guten Autoren leider oftmals vernachlässigt.


    Glaubwürdige Dialoge

    Es gibt bei diesem Punkt ein Problem zu beachten: "Glaubwürdig" und "realistisch" können zweierlei sein. Vor allem habe ich noch nie einen Roman gelesen, in dem in Dialogen so viele Fehler gemacht werden, wie man es in freier Wildbahn auch unter gebildeten Menschen immer wieder hört. Auch Füllwörter werden in der Realität viel reichlicher verwendet, als es in einem Buch angemessen schiene. Autoren müssen einen Mittelweg finden.

  • Ein Text liest sich nicht besonders schön, wenn immer wieder ein und dasselbe Wort für ein und dieselbe Sache genutzt wird. Dabei kann es sich um einen Text handeln, in dem ein und dasselbe Wort mitten im Text wiederholt wird, aber es ist auch störend, wenn beinahe jeder Satz und/oder Absatz mit ein und demselben Wort beginnt. Es ist hilfreich, wenn man die Synonymsuche im Internet nutzt oder sich ein entsprechendes Buch zulegt.

    Das kann aber auch leicht ins Gegenteil umschlagen, wenn man nicht aufpasst. Texte, in denen mindestens fünf Synonyme für ein und den selben Begriff verwendet werden, sind auch nicht schöner, verwirren ganz im Gegenteil den Leser unnötig, und nicht selten haben die sogenannten Synonyme kleine, aber wichtige Nuancen in der Bedeutung, durch die sie nicht in den Kontext oder zur verwendeten Sprachebene passen.

    Es gibt neben dem normalen Absatz (der übrigens auch hinter wörtlicher Rede gemacht werden sollte)

    Dass man nach jeder(!) wörtlichen Rede eine neue Zeile anfängt, habe ich im Englischunterricht gelernt. Für die deutsche Sprache kenne ich das in der Strenge nicht.

    Wenn das gerade ansteht, kann ich den älteren Thread "Überarbeitungsschritte für Manuskripte" (und die dort genannten Quellen) als Zusatzlektüre empfehlen.

    Kannst Du den Thread noch verlinken?

  • Das kann aber auch leicht ins Gegenteil umschlagen, wenn man nicht aufpasst. Texte, in denen mindestens fünf Synonyme für ein und den selben Begriff verwendet werden, sind auch nicht schöner, verwirren ganz im Gegenteil den Leser unnötig, und nicht selten haben die sogenannten Synonyme kleine, aber wichtige Nuancen in der Bedeutung, durch die sie nicht in den Kontext oder zur verwendeten Sprachebene passen.

    Darauf sollte man natürlich aufpassen. Es gibt wohl für alles ein Zuviel. Das ist wie mit der Ernährung: Je ausgewogener, desto besser :wink:
    Letztendlich sind das alles nur Hinweise und nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss. Es kann durchaus Romane geben, die gerade entgegen der oben genannten "Regeln" hervorragende Werke darstellen. Aber wenn es so ist, dann stehen dahinter auch Autoren, die es schaffen, diesen Stil so geschickt auszubauen, dass es eben nicht stört. Für die meisten Neuautoren ist es dagegen wenig sinnvoll, sich auf ihren "Stil" zurückzuziehen, wenn die Texte genau deswegen beim Leser nicht ankommen.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • oder wenigstens zu antworten/zu reagieren, bevor der andere zu einem neuen Thema übergeht.

    In diesem kleinen Halbsatz verbirgt sich noch ein sehr wichtiger Aspekt: Gespräche bestehen nicht aus Worten und auch in Büchern sollte das nicht vergessen werden.


    Es gibt... (Beispiele aus meinem aktuellen Manuskript):


    Ereignisse drumherum:
    - Wie auf ein Stichwort donnerte es und ein eisiger Platzregen setzte ein.


    Lautäußerungen:
    - seufzte
    - kicherte
    - schnaubte


    Gedanken und Gefühle der Protagonisten:
    - Obwohl ich anerkennen muss, dass es richtig großartig aussieht, wenn sie mich ihr mal ihre Haare machen lässt.
    - hoffte


    Mimik, Gestik und andere Handlungen der Beteiligten:
    - blickte unsicher
    - rieb sich die Schläfen
    - nickte
    - der unvorteilhafte Gesichtsausdruck
    - einen langen Kuss
    - sah auf



    Manche Dialoge wirken am besten, wenn auf all diese Dinge Verzichtet wird. Viele Bücher werden aber auch leblos, weil Autoren sich nicht damit abgeben. Übrigens darf eine nonverbale Reaktion durchaus auch einmal eine gesprochene Antwort ersetzen.

  • Weil mir das auch immer wieder auffällt, hätte ich noch zwei weitere Ergänzungen zur Liste zu machen, auch wenn sie eigentlich unter den Punkt „Interpunktion" fallen.


    Manche Autoren verkennen offenbar den Sinn eines Ausrufezeichens. Ein Ausrufezeichen wird gemacht, wenn etwas gerufen, geschrien, befohlen oder besonders betont werden soll. Ausrufezeichen gehören nicht hinter jeden Satz! Und schon gar nicht in der Menge, die manche dann auch noch nutzen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! - dadurch wird ein Satz nämlich nicht betonter.
    Grundsätzlich: Wenn etwas besonders betont werden muss, dann mit maximal drei!!! Ausrufezeichen. Wird dieses Mittel allerdings zu häufig angewendet, verliert es seinen Nutzen, denn wenn jeder dritte Satz besonders betont wird, ist an ihm nichts Besonderes mehr. Auch ein Ausruf wird nicht lauter, wenn man ihn mit haufenweise Ausrufezeichen abschließt. Es liest sich einfach nur dämlich.


    Und noch einmal etwas zum Thema Kommata:
    Manche Texte lesen sich, als wäre der Autor mit einem Kommastreuer darübergegangen. Da wird jedes „Kann-Komma" genutzt, egal ob es dem Sinn des Textes hilft oder nicht. Da werden Sätze mittels Komma zusammengefügt, wo sich besser ein Punkt angeboten hätte. Da werden Schachtel- oder Bandwurmsätze gebildet, anstatt durch eine Umstellung und Kürzung der Sätze die Verständlichkeit derselben zu verbessern. Wenn ein Satz mehr als zwei bis drei Kommata aufweist und dieses nicht nur eine seltene Ausnahme im gesamten Text (oder auch nur im Absatz) ist, sollte man sich einmal Gedanken machen, ob das wirklich nötig ist. Der Lesbarkeit hilft das jedenfalls nicht. Und wir wollen doch unsere Texte lesbar machen, oder?

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • maximal drei!!!

    Es gäb da noch den von Terry Pratchett eingeführten Sonderfall der fünf Ausrufezeichen: als sicheres Anzeichen für Wahnsinn. :eye:

    Und noch einmal etwas zum Thema Kommata:
    Manche Texte lesen sich, als wäre der Autor mit einem Kommastreuer darübergegangen. Da wird jedes „Kann-Komma" genutzt, egal ob es dem Sinn des Textes hilft oder nicht. Da werden Sätze mittels Komma zusammengefügt, wo sich besser ein Punkt angeboten hätte. Da werden Schachtel- oder Bandwurmsätze gebildet, anstatt durch eine Umstellung und Kürzung der Sätze die Verständlichkeit derselben zu verbessern. Wenn ein Satz mehr als zwei bis drei Kommata aufweist und dieses nicht nur eine seltene Ausnahme im gesamten Text (oder auch nur im Absatz) ist, sollte man sich einmal Gedanken machen, ob das wirklich nötig ist. Der Lesbarkeit hilft das jedenfalls nicht. Und wir wollen doch unsere Texte lesbar machen, oder?

    Wenn das die erste Aussage zu dem Thema wäre, würde ich sie unterschreiben. Da du überlange Sätze aber schon eingangs erwähntest und dort auch ganz richtig darauf hingewiesen hast, dass Anreihungen von zu kurzen Sätzen ebenfalls dem Text schaden, fiel mir auf: Dieser Formulierung kann ich so nicht ganz zustimmen.


    Ja, überlange und komplex strukturierte Sätze können störend sein, doch hielte ich die Beurteilung anhand der Kommazahl nicht für die beste Idee. Ist der Satz tatsächlich zu lang oder zu verdreht, hilft das Weglassen eines Kann-Kommas nicht weiter (überhaupt sehe ich Kann-Kommas nicht als Störfaktor an). Es sollte auch nicht übersehen werden, dass gute Autoren die Kunst beherrschen, lange Sätze elegant zu verwenden und sie gelegentlich sogar aneinanderreihen, ohne der Verständlichkeit einen Abbruch zu tun. Das wiederum ist (maßvoll angewendet) guter Stil. Und guten Stil wegkorrigiereen wollen wir ja auch nicht.


    Die Kommazahl ist ein unzuverlässiger Indikator. Ein härteres Kriterium: Ein Satz sollte in der Regel eine, selten mehr, nie aber viele Aussagen beinhalten, mit Perspektiv- und Themenwechseln geizen und in seiner Gesammtheit erfassbar sein, sollte auch nicht zwischen Fakten und Gefühlen sowie unterschiedlichen Handlungsorten hin und her springen.

  • Die Kommazahl ist ein unzuverlässiger Indikator. Ein härteres Kriterium: Ein Satz sollte in der Regel eine, selten mehr, nie aber viele Aussagen beinhalten, mit Perspektiv- und Themenwechseln geizen und in seiner Gesammtheit erfassbar sein, sollte auch nicht zwischen Fakten und Gefühlen sowie unterschiedlichen Handlungsorten hin und her springen.

    Eine gute Prüfung ist auch lautes Vorlesen: Stolpere ich dabei, dann ist der Satz wahrscheinlich auch für andere nicht gut zu lesen.