William Gibson - Peripherie / Peripheral

  • „I hate temporal dynamics“ ließ ein Drehbuchautor mal Miles O’Brien zu einem zeitlich versetzten Miles O’Brien in einer Episode von „Deep Space Nine“ sagen – und dieser Roman könnte eine gute Erklärung dafür sein, woran das liegen könnte. Stephen Fry hat sich in „Making History“ bereits mit der Möglichkeit beschäftigt, durch die Verschickung von Molekülen in die Vergangenheit – in diesem Fall Verhütungsmittel in das Trinkwasser von Branau am Inn in einem ganz bestimmten Jahr – beschäftigt.


    Aber selbst die Versendung solcher kleiner Stoffmengen über die Grenzen der Zeit erscheint nach wie vor eher etwas, dass für die Literatur interessant ist und weniger für die wissenschaftliche Realität. In „Peripherals“ ist Information das, was durch die Zeit reist – und zwar in beide Richtungen. Wie bereits in „Neuromancer“ in den 80er Jahren, spielt auch hierbei „Virtual Reality“ eine große Rolle. Menschen in einer nahen Zukunft bekommen Informationen darüber, wie sie etwas bauen können, mit dem sie in einer ferneren Zukunft sehr menschenähnliche Androiden steuern können.


    Die Menschen der ferneren Zukunft – der Zukunft nach dem „Jackpot“, haben ein großes Interesse daran, die Vergangenheit zu verändern – aber das gelingt nicht ganz so, wie sie sich das vorgestellt haben, denn die temporalen Dynamiken folgen ihren ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten und auch durch Zeitreise kann man anscheinend nicht zweimal in den gleichen Fluss steigen.


    Die Konzepte, die Sprache und die technologischen Entwicklungen in den beiden Zukünften, die hier präsentiert werden sind zum Teil interessant, zum Teil schräg und zum Teil eher albern – also eine Mischung, mit der man eventuell wirklich rechnen muss, wenn auch nicht notwendigerweise in der Form, wie sie hier vorgestellt werden. Viele Dinge, wie Drohnensteuerung in verschiedenen Zusammenhängen und die Möglichkeiten der Nano-Technologie als Hilfe oder auch als Waffe sind heute durchaus schon abzusehen – andere Sachen scheinen in erster Linie der eher pessimistischen Grundhaltung Gibsons zum Homo (mehr oder weniger) Sapiens zu entspringen.


    Auf Grund der Sprache und der Situationen benötigt man vergleichsweise lange um in diesen Roman hinein zu finden und wenn man das dann getan hat und mit dem sich-selbst-auf-die-Schultern-Klopfen dafür fertig ist, dann merkt man schnell, dass die Struktur des Romans und die Charakterezeichnungen doch zu wünschen übrig lassen und man am Ende mit der nicht ganz unentscheidende Frage zurück gelassen wird: „Und dafür nun der ganze Aufwand?“ Nicht wirklich zu empfehlen. [-(

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „William Gibson - Peripheral“ zu „William Gibson - Peripherie / Peripheral“ geändert.