Melanie Raabe - Die Falle

  • Linda
    Conrads ist 38 Jahre alt und Bestsellerautorin. Sie lebt sehr
    zurückgezogen mit ihrem Hund Bukowski am Strausberger See, besser
    gesagt: sie hat seit 11 Jahren keinen Fuß mehr vor die Haustür
    gesetzt. Damals wurde ihre Schwester Anna brutal ermordet, und sie
    hat als Einzige den Mörder kurz zu Gesicht bekommen, als er vom
    Tatort floh. Er wurde jedoch nie gefasst, und als Folge dieses
    Traumas, das sie nie verarbeitet hat, spielt sich Lindas komplettes
    Leben nur noch in ihrem Haus ab. Sie kommuniziert nur über Telefon
    und Internet; Besuch erhält sie lediglich von ihrem Verleger und
    guten Freund Norbert und ihrer Assistentin Charlotte.


    Doch
    dann sieht sie eines Tages einen Reporter im Fernsehen und erkennt in
    ihm auf Anhieb Annas Mörder. Durch Recherche im Internet findet sie
    seine Identität heraus, und sie beginnt, einen Plan zu schmieden, um
    ihn zu entlarven und ihm ein Geständnis abzuringen. Sie beginnt, ein
    neues Buch zu schreiben: ihren ersten Thriller. Und in diesem wird
    haargenau die Geschichte ihrer Schwester erzählt. Damit will sie den
    Reporter anlocken, unter dem Vorwand, ihm eines ihrer äußerst
    seltenen Interviews zu gewähren. Sie bereitet sich penibel darauf
    vor, und tatsächlich: er beißt an. Wird er in ihre Falle tappen?


    Mir
    hat das Buch außerordentlich gut gefallen. Das lag sicherlich zum
    großen Teil daran, dass dieser Roman quasi zweigeteilt ist. Immer im
    Wechsel erzählt zum einen die Protagonistin in der Ich-Form ihre
    Geschichte, dann wieder werden Kapitel aus ihrem Buch abgedruckt.
    Somit erhält der Leser einerseits tiefe Einblicke in die verwundete
    Seele der Linda Conrads; andererseits erfährt er genau, was damals
    Anna zugestoßen ist. Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig;
    als Leser wurde ich sofort in die Geschichte hineingezogen. Und diese
    entwickelt einen richtigen Sog; ich konnte das Buch kaum aus der Hand
    legen.


    Fasziniert
    hat mich dann, wie das Treffen zwischen Linda und dem Reporter
    abgelaufen ist. Es keimen in ihr nämlich dann doch große Zweifel,
    ob sie wirklich dem Mörder ihrer Schwester gegenüber sitzt. Noch
    schlimmer: sie muss sich plötzlich die Frage stellen, ob sie nicht
    sogar selbst ihre Schwester umgebracht hat. Dieses Psychoduell
    zwischen den beiden zerrt wirklich an den Nerven des Lesers, und
    spätestens da ist dieser total verwirrt. Ist hier nichts so, wie es
    scheint? Entwickelt sich diese Geschichte doch ganz anders als
    erwartet?


    Ich
    will jetzt nichts weiter verraten; wer wissen will, wie es ausgeht,
    muss dieses Buch einfach lesen.


    Und
    wenn man bedenkt, dass es sich bei diesem Buch um den ersten Krimi
    der jungen Autorin handelt, kann man ihr nur Respekt zollen für
    diesen absolut raffiniert gesponnenen Plot. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Die Falle - Melanie Raabe




    Linda Conrads ist eine berühmte Autorin. Da sie seit elf Jahren ihr Haus nicht mehr verlassen hat, geht die Presse davon aus, dass Linda unter einer geheimnisvollen Krankheit leidet, die sie dazu zwingt, so zurückgezogen zu leben. Dieses Gerücht hält sich hartnäckig und Linda tut nichts, um es zu entkräften. Denn die Wahrheit ist für Linda viel zu persönlich, um sie mit der Presse und den Fans zu teilen. Vor elf Jahren wurde ihre Schwester Anna ermordet. Linda hat den Mörder damals am Tatort überrascht und konnte einen kurzen Blick auf ihn werfen. Trotz der Bemühungen der Polizei konnte er jedoch nie gefasst werden. Sein Gesicht hat sich allerdings fest in Lindas Erinnerung eingebrannt. Als plötzlich genau dieses Gesicht über ihren Fernsehbildschirm flimmert, weiß Linda, dass sie sich ihrer traumatischen Vergangenheit stellen muss. Sie beginnt einen perfiden Plan zu schmieden.....




    Der Einstieg in diesen Roman gelingt mühelos. Das mag wahrscheinlich mit an der gewählten Erzählperspektive, der Ich-Form, aus der Sicht der erfolgreichen Romanautorin Linda Conrads, liegen. Denn dadurch taucht man sofort intensiv in das Geschehen ein und kann Lindas Ängste und ihr Unvermögen, die Sicherheit ihres Hauses zu verlassen, glaubhaft nachvollziehen. Durch diese Perspektive hat man allerdings eine ziemlich eingeschränkte Sicht auf die Gesamthandlung, sodass man ständig hin- und hergerissen ist und nicht recht weiß, was man eigentlich glauben soll. Ein wenig Aufklärung hinsichtlich der Ereignisse der traumatischen Mordnacht bekommt man durch Kapitel, in denen Linda Conrads das damalige Geschehen in einem Buch verarbeitet. Doch auch hier kann man sich nicht sicher sein, wo sich die Realität und Fiktion mischen. Denn Linda Conrads scheint eine sehr begabte Schriftstellerin zu sein. Gebannt beobachtet man deshalb die Umsetzung ihres Plans, den vermeintlichen Mörder in eine Falle zu locken.


    Melanie Raabe versteht es hervorragend, die Spannung stets auf hohem Level zu halten. Man taucht dadurch ganz in das Geschehen ein und kann sich kaum vom Gelesenen lösen. Deshalb fliegt man förmlich über die Seiten, um endlich zu erfahren, wie es ausgeht.


    Ich habe mich beim Lesen dieses Romans außerordentlich gut unterhalten und ihn innerhalb eines Tages verschlungen. Ich musste einfach erfahren, was sich damals wirklich zugetragen hat und konnte die Spannung, was ich nun eigentlich glauben soll, kaum ertragen. Deshalb vergebe ich begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseemfehlung.



    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Melanie
    Raabe – Die Falle


    Linda
    Conrads ist eine erfolgreiche Autorin, 38 Jahre jung, depressiv und
    hat seit über elf Jahren nicht mehr ihr Haus verlassen. Nur ihr Hund
    Bukowski, ihre Assistentin Charlotte und hin und wieder ein Besuch
    ihrer Freunde und Arbeitskollegen lassen sie nicht ganz vereinsamen.
    Zu ihrer Familie hat sie kaum noch Kontakt, nachdem Linda vor zwölf
    Jahren ihre ermordete Schwester Anna in deren Wohnung aufgefunden
    hatte. Immer wieder behauptet Linda sie hätte den Mörder gesehen.
    Doch der mysteriöse Mann ist nicht aufzufinden.


    Zwölf
    Jahre nach dem Mord meint Linda den Mörder ihrer Schwester in dem
    Fernsehreporter Victor Lenzen erkannt zu haben. Sie entwickelt einen
    perfiden Plan um Lenzen in ihr Haus zu locken und wird mit Wahrheiten
    konfrontiert, die sie sich zwölf Jahre nicht eingestehen wollte.


    Der
    Roman von Melanie Raabe ist spannend, düster, flüssig und
    temporeich geschrieben, hat viele Wendungen und ist zutiefst
    emotional. Beim Lesen konnte ich tief in Lindas Gefühlswelt
    eintauchen, ihre Angst, Verzweiflung, Wut und Hass, aber auch ihren
    Mut und ihren Überlebenswillen spüren. Auch die übrigen Charaktere
    sind sympathisch und gut ausgearbeitet. Melanie Raabe ist mit ihrem
    Roman 'DIE FALLE´ein Meisterwerk gelungen. Immer wieder wird der
    Leser in ein neues Katz-und-Maus-Spiel gezogen, immer wieder eine
    Möglichkeit der Wahrheit aufgezeigt. Das Cover ist ansprechend und
    düster, genau wie der Inhalt des Buches.


    Das Buch ist ein
    absoluter Geheimtipp. Volle Punktzahl.

  • Schnappt die Falle zu?



    „Die Falle“ von Melanie Raabe handelt von der Autorin Linda Conrads, die seit etwa 11 Jahren ihr Haus nicht mehr verlassen hat. Trotz dieser Tatsache ist sie mit ihren Büchern sehr erfolgreich.
    Ein Trauma, das sie durch die Ermordung ihrer jüngeren Schwester Anna erlitten hat, begleitet sie seit dem Vorfall vor 12 Jahren. Sie hat den vermeintlichen Mörder ihrer Schwester fliehen sehen und seitdem verfolgt sein Gesicht sie in ihren Träumen. Bis sie ihn eines Tages als Reporter im Fernsehen sieht.
    Sie heckt daraufhin einen Plan aus, um ihn aus der Reserve zu locken und ihm den Mord an Anna nachweisen zu können. Wird ihr Plan funktionieren? Oder gerät sie dabei selbst in die Schusslinie?
    In ihrem neuen Buch versucht Linda das Geschehen von damals zu verarbeiten. Ebenso soll ihr Thriller als Köder für Victor Lenzen dienen, den Reporter von dem sie glaubt, in ihm Annas Mörder wieder zu erkennen.
    Interessant ist auch zu erfahren, was in der Tatnacht damals wirklich passiert ist. Die Polizei, so scheint es, hat Linda nicht geglaubt.



    Mir hat der Roman von Anfang an sehr gut gefallen. Die Autorin schafft es, die Spannung durchgehen aufrecht zu erhalten. Die Art ,wie sie die Mordnacht durch das Buch ihrer Protagonistin in ihre Geschichte mit einbaut, finde ich klasse.
    Wenn euch Thriller/Krimis interessieren, solltet ihr euch das Buch nicht entgehen lassen. 

  • Inhalt
    Linda lebt seit dem Tod ihrer Schwester seit Jahren zurückgezogen in ihrem Haus. Was ist damals wirklich passiert? Plötzlich glaubt sie, den Mörder im Fernsehen wiederzuerkennen und will ihm eine Falle stellen um endlich Ruhe zu finden und zu erfahren, warum ihre Schwester Anna sterben musste
    meine Meinung
    Ich habe den Roman im Rahmen einer Leserunde gelesen.
    Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig, hat mir aber gut gefallen. Vor allem am Anfang vermittelt er sehr gut die Isolation, in der Linda lebt. Es erscheint einem eher wie ein Dahinvegetieren, nicht wie ein richtiges Leben... auch wenn Linda das Beste aus ihrer Situation macht und sich mit den Umständen arrangiert zu haben scheint
    Man kommt beim Lesen ganz schön ins Grübeln. Zunächst einmal ist das Buch sehr spannend geschrieben. Es findet ein Wechsel zwischen Lindas Handlung und ihrem geschriebenen Roman statt. Das Kapitel endet meist an einer spannenden Stelle, sodass man gar nicht anders kann als weiter zu lesen.
    Linda glaubt, den Mörder ihrer Schwester gefunden zu haben und will ihm eine Falle stellen, damit er gesteht. Doch es kommt anders als erwartet und man teilt Lindas Zweifel, glaubt an sein Alibi, glaubt plötzlich an Lindas Schuld... oder vielleicht gibt es doch einen unbekannten Dritten.
    Zeitweise glaubt man selbst, dass Linda vielleicht verrückt sein könnte... so traumatisiert ist, dass sie vielleicht einfach nur verdrängt, was sie getan hat.
    Das Ende war für mich völlig unerwartet, aber genau das macht einen guten Roman aus.... wenn nicht genau das passiert, was ich annehme... wenn er mich noch überraschen kann. Erschreckend, wie schnell man sich doch manipulieren lässt... Dinge für wahr hält, die gar nicht wahr sind... bloß weil sie einem als Wahrheit verkauft werden.
    Leider kam mir das Ende etwas zu rasant, da hätte man vielleicht noch ein bisschen mehr rausholen können.
    Linda lernt man als Charakter gut kennen. Zu allen anderen Personen habe ich leider keinen richtigen Bezug gefunden.
    Ich scheine nicht allein mit der Meinung zu sein, dass die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Linda und dem im Mordfall ihrer Schwester ermittelnden Polizist völlig überflüssig ist. Nettes, nebenher plätschernedes Beiwerk.
    Fazit
    Durchaus unterhaltsam, spannend und empfehlenswert. Das Ende und die Ausgestaltung der Charaktere hätte nur durchaus noch mehr Potential geboten.

  • Nach dem Tod ihrer Schwester hat sich Linda Conrads sehr zurückgezogen. Seit nunmehr elf Jahren hat die Autorin ihr Haus nicht verlassen, sie hat kaum persönliche Kontakte zur Außenwelt und beschäftigt sich hauptsächlich damit einen Bestseller nach dem nächsten zu schreiben. Doch der grausame Mord ihrer Schwester lässt sich nicht abschütteln. Das Gesicht des flüchtigen Mörders verfolgt sie regelmäßig in ihren Träumen. Umso erschrockener ist sie, als sie genau dieses Gesicht eines Tages im Fernsehen wieder erkennt. Linda ist sich sicher, dass dieser Journalist der Mörder ihrer Schwester ist. Sie ist überzeugt, dass die Polizei ihr nicht glauben würde. Da sie außerdem ihr Haus nicht verlassen kann, gibt es nur eine Möglichkeit für sie: sie muss den Täter in ihr Haus locken und ihm eine Falle stellen.


    Die Inhaltsangabe deckt sich bis hierhin thematisch mit sehr vielen Thrillern. Lediglich Linda Gebundenheit an ihr Zuhause ist eher ungewöhnlich. Das besondere Extra ist jedoch die Falle, die Linda aufstellt. Denn dafür schreibt sie einen Roman, in dem sie den Mord an ihrer Schwester als Grundidee nimmt und dafür sorgt, dass der Journalist ihre Geschichte zu lesen bekommt. Ich fand die Idee genial, wie sie damit den mutmaßlichen Täter aus der Reserve locken will und dass der Leser somit alles über die Ermordung, die damaligen Ermittlungen, und das soziale Umfeld durch Passagen aus Lindas neuem Buch erfährt. Das ist eine ganz neue Perspektive, die mir so bisher noch in keinem Roman begegnet ist.


    Raabe bedient sich zumeist einer klaren Sprache und verwendet kaum Ausschmückungen. Stattdessen benutzt sie oft sehr kurze Sätze, die teilweise etwas abgehackt wirken. Emotionen tauchen erst später im Buch auf. Zunächst geht es um die Falle, die zu errichten ist und für die sich die Protagonistin intensiv informiert und möglichst gut drauf vorbereitet. Einige Wendungen in der Handlung waren vorhersehbar, anderes dagegen konnte mich tatsächlich überraschen.


    Fazit: Ein Krimi mit einer tollen Erzählperspektive, in dem sich die Autorin einer anderen Autorin bedient, die Vergangenes durch ihren neuen Roman erzählt. Am Anfang lässt sich das Buch „lediglich“ gut lesen, später vermag der Roman zu fesseln. Gute 4 Sterne vergebe ich für dieses Krimidebüt.


    Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Seit 11 Jahren hat die 38-jährige Bestseller Autorin Linda Conrads ihr Haus nicht mehr verlassen. Seit dem Mord an ihrer Schwester leidet sie unter extremen Ängsten. Ihr Haus ist ihre Welt, ihre Assistentin besorgt ihr Lebensmittel, ihr Verleger, der sie Extremophile nennt, kommt hin und wieder zu Besuch.
    Ihr Leben besteht aus Büchern und Musik seit ihre Schwester Anna vor 11 Jahren ermordet wurde. Linda hat sie gefunden und den Mörder im Augenwinkel fliehen sehen. Der Mord ist bis heute ungelöst.
    Eines Tages sieht sie im Fernsehen den Journalisten Victor Lenzen in dem sie den Mörder wieder zu erkennen scheint. Die Polizei hat sie damals selbst als Verdächtige gesehen und wird ihr wohl nicht helfen den Mord an ihrer Schwester zu sühnen. Also beschließt sie das zu tun was sie am besten kann, sie schreibt ein Buch, ihren ersten Kriminalroman in dem sie den Mord an Anna thematisiert.
    Obwohl sie seit Jahren kein Interview gegeben hat, lädt sie den Journalisten zu sich nach Hause ein. Vorher hat sie sich akribisch auf dieses Interview vorbereitet. Sie lässt Kameras installieren um ein mögliches Geständnis aufzunehmen, erkundigt sich über DNA Proben und übt sich in psychologischer Gesprächsführung. Das Interview misslingt jedoch und sie ist zutiefst verunsichert, hat sie am Ende doch selbst ihre Schwester umgebracht ?
    Am Ende gelingt es ihr doch das Haus zu verlassen und sie besucht ihre Eltern die ihr berichten das Victor Lenzen bei ihnen war. Am Ende sucht sie ihn zu Hause auf und hört seine Geschichte der Ereignisse von vor 11 Jahren. Rechtzeitig taucht auch noch der damalige Kommissar auf, und der Journalist ergreift Lindas Waffe und richtet sie gegen sich selbst.
    Das Buch hat mir gut gefallen, es ist kein leichter Stoff und anfangs war ich etwas verwirrt, was jetzt in Wirklichkeit passiert und was Lindas Phantasie Träumen entspringt. Durch den Schreibstil in Ich-Form kann man sich gut in die Protagonistin hineinversetzen in ihre Ängste und Sorgen. Obwohl keine Spannung aufkommt ist das Buch ein raffinierter Psycho-Thriller.

  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    Eine Autorin mit extremer Agoraphobie schreibt einen Thriller über den Mord an ihrer Schwester - um den Mörder zu sich ins Haus zu locken...


    Die Grundidee fand ich schon sehr originell und spannend, gerade weil die Situation für einen Thriller eher ungewöhnlich ist. Normalerweise gibt es in einem Buch dieses Genres viele "Spielfiguren": Polizisten, Gerichtsmediziner, Freunde und Nachbarn des Opfers, diverse Zeugen, vielleicht Leute aus dem Umfeld des Mörders und so weiter. Oft kommt auch der Mörder selbst zu Wort. Aber hier... Hier gibt es erst nur Linda und ihre verquere, klaustrophobische kleine Welt. Sie hatte 11 Jahre Zeit, um über den Mord nachzudenken, und dennoch beherrscht er immer noch ihr ganzes Leben. Sie ist so besessen davon, dass sie keinen Platz mehr hat in ihrem Kopf oder Herzen für "normale" Gefühle.


    Und dann ändern wenige Sekunden alles, zerschmettern einfach so das fragile Glashaus von Lindas Realität - Sekunden, in denen sie den Mörder im Fernsehen sieht und sich ihre ganze Obsession darauf richtet, ihn zur Verantwortung zu ziehen und endlich, ENDLICH Antwort auf die eine große Frage zu bekommen: WARUM?


    Zitat:
    Meine Welt liegt in Schutt und Asche. Ich sitze auf meinem Bett, inmitten der Trümmer, und starre auf den Fernseher. Ich bin eine offene Wunde. Ich bin der Geruch von rohem Fleisch. Ich klaffe weit auf. (...) Dieses Bild, dieses Gesicht, ich ertrage es nicht.


    Ich war sehr beeindruckt davon, wie unglaublich geschickt und clever die Autorin einen Thriller aufbaut, der sich zu 90% im Kopf der Hauptfigur abspielt, ohne dass es langweilig wird. Linda begibt sich mit messerscharfem Verstand daran, die perfekte Falle zu konstruieren, mit den Waffen einer Schriftstellerin und ohne ein einziges Mal das Haus zu verlassen.


    Das ist alles so ausgefuchst und perfekt durchdacht! Und am interessantesten fand ich, dass man als Leser schnell anfängt zu hinterfragen, inwieweit man Lindas Erinnerungen trauen kann. Immerhin war hier eine schwer traumatisierte Frau mit überbordender Fantasie 11 Jahre lang mit ihren Gedanken eingesperrt. Sie zweifelt selber an sich, spielt Erinnerungen bis ins kleinste Detail durch und fragt sich dann: aber war das wirklich so...?


    Insofern ist nicht nur spannend, ob der Mörder in die Falle gehen wird, sondern auch, ob er überhaupt wirklich der Mörder ist! Im Laufe des Buches habe ich meine Meinung dazu bestimmt ein Dutzend mal geändert, und bis zum Schluss war ich mir nicht sicher.


    Linda ist in meinen Augen ein großartiger Charakter, denn sie ist zwar eine unzuverlässige Zeugin, aber dabei als Mensch einfach authentisch und glaubhaft. Und ich habe stets mir ihr mitgefühlt und mitgefiebert - egal, ob ich sie jetzt gerade für einen hochintelligenten, knallhart kalkulierenden Rachenengel hielt oder für eine zutiefst verletzte Hinterbliebende, der die Trauer den Verstand geraubt hat.


    Und ER, der Mann aus ihren Albträumen: lange Zeit sieht man ihn nur gefiltert durch Lindas verzerrten Blick, und das kam mir ein bisschen so vor wie bei einem dieser holographischen Postkarten, auf denen man zwei unterschiedliche Motive sieht, je nachdem, wie man sie hält... Mal wirkte er auf mich wie ein unschuldiger, aufrichtiger Mann, der völlig ahnungslos in das alles hineingezogen wird, und dann wieder wie ein durchtriebenes, skrupelloses Raubtier, das mit seinem Opfer spielt. Hin, her, hin, her...



    Den Schreibstil fand ich wunderbar. Linda erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive und man merkt, dass sie Schriftstellerin ist: ihre Gedanken haben immer etwas Ausgefeiltes. Mal sind sie zart-poetisch, mal wütend und melodramatisch, aber in meinen Augen immer etwas ganz Besonderes.

  • Kurzbeschreibung:
    Die bekannte Romanautorin Linda Conrads, 38, ist ihren Fans und der Presse ein Rätsel. Seit gut elf Jahren hat sie keinen Fuß mehr über die Schwelle ihrer Villa am Starnberger See gesetzt. Trotz ihrer Probleme ist Linda höchst erfolgreich. Dass sie darüber hinaus eine schreckliche Erinnerung aus der Vergangenheit quält, wissen nur wenige. Vor vielen Jahren hat Linda ihre jüngere Schwester Anna in einem Blutbad vorgefunden – und den Mörder flüchten sehen. Das Gesicht des Mörders verfolgt sie bis in ihre Träume. Deshalb ist es ein ungeheurer Schock für sie, als sie genau dieses Gesicht eines Tages über ihren Fernseher flimmern sieht. Grund genug für Linda, einen perfiden Plan zu schmieden - sie wird den vermeintlichen Mörder in eine Falle locken. Doch was ist damals in der Tatnacht tatsächlich passiert? *Quelle*


    Zur Autorin:
    Melanie Raabe wurde 1981 in Jena geboren, wuchs in einem 400-Seelen-Dorf in Thüringen und einer Kleinstadt in NRW auf, studierte Medienwissenschaft und Literatur in Bochum und lebt inzwischen in Köln – als Journalistin, Drehbuchautorin, Bloggerin, Performerin und Theaterschauspielerin. Sie betreibt ihren eigenen Interview-Blog (www.biographilia.com) und erhielt bereits mehrere Preise für ihr Schreiben. Die Rechte an ihrem Roman "Die Falle" wurden bereits vor Erscheinen international verkauft, u.a. nach Frankreich, Italien, die Niederlande, Spanien und das englischsprachige Ausland.


    Meinung:
    Da von Melanie Raabe Ende August 2016 bereits der neue Thriller Die Wahrheit erscheint, wurde es für mich Zeit, ihren Debütroman Die Falle zu lesen, der mir außerordentlich gut gefallen hat.


    Die 38-jährige Bestsellerautorin Linda Conrads lebt seit fast 12 Jahren abgeschieden in ihrem Haus am Starnberger See, das sie seitdem auch nie verlassen hat. Der Grund dafür ist die damalige Ermordung ihrer um 3 Jahre jüngeren Schwester Anna, die sie immer noch nicht verarbeitet hat. Sie entdeckte damals Annas Leiche und konnte sogar einen kurzen Blick auf den Täter werfen, der allerdings nie gefasst werden konnte.


    Nun sieht sie den Mann in einer TV-Sendung wieder. Sie beschließt, einen autobiografischen Roman über den Mord an ihrer Schwester zu schreiben, um den Journalisten daraufhin zu einem Interview zu sich einzuladen und ihm ein Geständnis zu entlocken...


    Mit Die Falle hat Melanie Raabe ein rundum gelungenes Debüt geschaffen, das ohne großartiges Blutvergießen auskommt und ganz auf der psychologischen Ebene funktioniert.


    Die Protagonistin Linda Conrads ist eine sehr spezielle Person, was auf den Gegebenheiten in ihrer Vergangenheit beruht, und man taucht sofort in ihre kleine beschränkte Welt hinein. Der Leser lernt ihren Tagesablauf und ihren kleinen Kosmos, der sich nur auf ihr Haus bezieht, kennen. Anfangs wirkt sie natürlich recht eigenbrötlerisch in ihrem Einsiedler-Dasein, da sie keine Außenkontakte pflegt, mal abgesehen von ihrem Gärtner Ferdi und der Haushälterin Charlotte.


    Doch kann man sie auch verstehen, denn sie ist immer noch durch den Mord an ihrer Schwester Anna traumatisiert, der niemals aufgeklärt werden konnte. Als sie dann den vermeintlichen Täter durch Zufall wiedersieht, beginnt sie, sich aus ihrem Schneckenhaus zu befreien und entwickelt eine ungeahnte Stärke, um endlich der Wahrheit auf die Spur zu kommen.


    Es beginnt ein kammerspielartiges Katz-und-Maus-Spiel zwischen ihr und Victor Lenzen, dem Journalisten, den sie zu einem vermeintlichen Interview zu sich nach Hause einlädt, das ungemein spannend von Melanie Raabe geschildert wird. Ebenso baut die Autorin noch einige geschickte Wendungen ein, sodass der Leser bis zum Schluss nicht sicher sein kann, ob Victor Lenzen wirklich seinerzeit der Mörder war.


    Gut gefallen haben mir auch die Einstreuungen des biografischen Romans, den Linda über den Mord an Anna schreibt. Diese wechseln sich geschickt mit der eigentlichen Handlung ab und sorgen für einen stets hoch bleibenden Spannungsbogen. Ein durchweg gelungener Psychothriller, den ich sehr gerne weiterempfehle!


    Fazit:
    Die Falle beinhaltet ein ausgeklügeltes Katz-und-Maus-Spiel, das auf einer psychologischen Ebene ausgetragen wird und ohne großartiges Blutvergießen auskommt. Lesetipp!


    Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • 4.5 Sterne für Spannung pur! Genauso muss ein Thriller sein!
    Ungewöhnliche Charaktere, viele Überraschungen, kuriose Handlung ... wenn das Gedankenkarusell der Protagonisten sich noch einen Tick weniger oft gedreht hätte, dann wärs ein Highlight gewesen :D

  • Der Klapptext klang sehr spannend und ich erwartete einen raffinierten Thriller. Doch leider musste ich das Buch heute enttäuscht beenden. Die Geschichte zog sich in die Länge und wurde bereits ab der Hälfte durchschaubar. Eine überraschende Wendung blieb leider aus. Aus diesem Grund für mich gerade mal :bewertung1von5::bewertung1von5: .

  • Gibt es eigentlich inzwischen nur noch Krimispannung, die durch Cliffhanger, schnelle Zeit- oder Ebenenwechsel erreicht werden soll? Eine Spannung, für die der Autor auf Glaubwürdigkeit, Logik oder Handlungsfäden verzichtet? :-k
    Weil: Wenns ja sehr sehr spannend wird, so dass kein Leser (anscheinend auch kein Profi von der Presse oder kein Kollege) seine Nase mehr vor dem befreienden Ende aus den Seiten hebt, wird er sicher nichts merken von den Ungereimtheiten, Brüchen oder Fehlern. :-,


    Was passiert aber, wenn man das Buch nicht spannend findet und statt dessen auf die Fehler und Brüche stößt? ?(

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Cliffhanger

    Die sind mir auch sehr unangenehm aufgefallen. Ich muss sagen, diese Cliffhanger, die ja auch Autoren wie Fitzek sehr inflationär nutzen, gehen mir im Thriller-Bereich langsam ein wenig auf die Nerven. Vor allem wie hier, wo dann nicht nur ein Kapitel endet, sondern erst einmal eine andere Erzählebene eingefügt wird, die das Tempo wieder komplett rausnimmt, hat mich das gestört und die Spannung nicht auf angenehme, sondern auf nervige Art und Weise erzeugt. Die "Geschichte in der Geschichte" war unnötig und störend.
    Ansonsten war die Autorin aber ziemlich bemüht, eine geladene Atmosphäre zu erzeugen, was ihr teilweise auch ganz gut gelungen ist. Ich habe sehr gerne mitgerätselt ob der vermeintliche Bösewicht nun wirklich der Täter war und warum er das tun hätte sollen.


    Ein weiteres Buch der Autorin werde ich wohl eher nicht lesen, ich denke die Zielgruppe sind da wohl eher die Romantic Thriller/Ladythriller-Leserinnen. Es war mir etwas zu gefühlsbetont, zu pathetisch. Der Schreibstil war recht flüssig, aber auch etwas zu blumig für meinen Geschmack. Und Zeugen und Ermittler, bei denen es gleich knistert und die sich andauernd gegenseitig zu Hause besuchen...nun ja. :roll:


    Knappe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

  • Die ersten 250 Seiten sind unfassbar gut. Ich habe lange nicht mehr solch einen spannenden Thriller gelesen. Nach der Klimax jedoch lässt es so langsam nach, die Spannung bricht. Dennoch musste ich das Buch unbedingt bis zum Schluss lesen, um zu erfahren, wer der Mörder ihrer Schwester ist. Das Hin- und Her der Schuldfrage war extrem aufregend.

    Ein riesen Applaus für die Schreibweise Raabes. Die Ich-Erzählperspektive ermöglicht es, die Panik, in welcher sich die Protagonistin befindet, selbst zu spüren.

    Definitiv weiter zu empfehlen! :huhu: