Linda
Conrads ist 38 Jahre alt und Bestsellerautorin. Sie lebt sehr
zurückgezogen mit ihrem Hund Bukowski am Strausberger See, besser
gesagt: sie hat seit 11 Jahren keinen Fuß mehr vor die Haustür
gesetzt. Damals wurde ihre Schwester Anna brutal ermordet, und sie
hat als Einzige den Mörder kurz zu Gesicht bekommen, als er vom
Tatort floh. Er wurde jedoch nie gefasst, und als Folge dieses
Traumas, das sie nie verarbeitet hat, spielt sich Lindas komplettes
Leben nur noch in ihrem Haus ab. Sie kommuniziert nur über Telefon
und Internet; Besuch erhält sie lediglich von ihrem Verleger und
guten Freund Norbert und ihrer Assistentin Charlotte.
Doch
dann sieht sie eines Tages einen Reporter im Fernsehen und erkennt in
ihm auf Anhieb Annas Mörder. Durch Recherche im Internet findet sie
seine Identität heraus, und sie beginnt, einen Plan zu schmieden, um
ihn zu entlarven und ihm ein Geständnis abzuringen. Sie beginnt, ein
neues Buch zu schreiben: ihren ersten Thriller. Und in diesem wird
haargenau die Geschichte ihrer Schwester erzählt. Damit will sie den
Reporter anlocken, unter dem Vorwand, ihm eines ihrer äußerst
seltenen Interviews zu gewähren. Sie bereitet sich penibel darauf
vor, und tatsächlich: er beißt an. Wird er in ihre Falle tappen?
Mir
hat das Buch außerordentlich gut gefallen. Das lag sicherlich zum
großen Teil daran, dass dieser Roman quasi zweigeteilt ist. Immer im
Wechsel erzählt zum einen die Protagonistin in der Ich-Form ihre
Geschichte, dann wieder werden Kapitel aus ihrem Buch abgedruckt.
Somit erhält der Leser einerseits tiefe Einblicke in die verwundete
Seele der Linda Conrads; andererseits erfährt er genau, was damals
Anna zugestoßen ist. Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig;
als Leser wurde ich sofort in die Geschichte hineingezogen. Und diese
entwickelt einen richtigen Sog; ich konnte das Buch kaum aus der Hand
legen.
Fasziniert
hat mich dann, wie das Treffen zwischen Linda und dem Reporter
abgelaufen ist. Es keimen in ihr nämlich dann doch große Zweifel,
ob sie wirklich dem Mörder ihrer Schwester gegenüber sitzt. Noch
schlimmer: sie muss sich plötzlich die Frage stellen, ob sie nicht
sogar selbst ihre Schwester umgebracht hat. Dieses Psychoduell
zwischen den beiden zerrt wirklich an den Nerven des Lesers, und
spätestens da ist dieser total verwirrt. Ist hier nichts so, wie es
scheint? Entwickelt sich diese Geschichte doch ganz anders als
erwartet?
Ich
will jetzt nichts weiter verraten; wer wissen will, wie es ausgeht,
muss dieses Buch einfach lesen.
Und
wenn man bedenkt, dass es sich bei diesem Buch um den ersten Krimi
der jungen Autorin handelt, kann man ihr nur Respekt zollen für
diesen absolut raffiniert gesponnenen Plot.