Klappentext:
Malorie versucht alles, um die Menschen, die sie liebt, zu beschützen. Doch ihre Welt wird von vier Wänden und verdunkelten Fenstern begrenzt, denn außerhalb erblickt man den Tod, sobald man nur die Augen öffnet.
Aber Malorie merkt, wie ihre Kräfte schwinden. Getrieben von Verzweiflung und einem Funken Hoffnung entschließt sie sich, eine besser Zuflucht zu suchen. Sie lässt ihre vierjährigen Kinder Augenbinden anlegen, und sie verlassen das Haus. Doch etwas erwartet sie bereits ...
Handlung:
Malorie ist mit ihren beiden 4jährigen Kindern in einer entvölkerten Welt mit einem Ruderboot auf dem Fluss und auf dem Weg in ein hoffentlich besseres Leben. Alle drei tragen sie Augenbinden, denn das, was sie sehen könnten, könnte ihnen das Leben kosten. In Rückblenden erzählt sie dem Leser auf dieser Reise, was alles vorgefallen ist. Sie erzählt von ihrem zunächst unbeschwerten Leben als junge Frau und wie sie mit ihrer Schwester ein Haus bezogen hat, was nun schon ca. fünf Jahre her ist. Sie erzählt vom sogenannten "Russlandbericht", der durch das Internet ging: Eine Erzählung von einem Lkw-Beifahrer, der plötzlich und scheinbar ohne Grund durchgedreht ist und den Fahrer und anschließend sich selbst getötet hat. Sie erzählt davon, dass es immer weitere ähnliche Berichte gab und es irgendwann in Alaska, in der USA, angelangt war. Ebenso lässt sie uns erfahren, dass sie bei einem One-Night-Stand unpassenderweise schwanger geworden ist. Die Menschen wurden immer verängstigter und die Regierung konnte es sich nicht erklären. Das einzige, was man herausfinden konnte, war, dass alle Menschen, die einen solchen Anfall hatten, irgendetwas gesehen hatten und dies die Gewalteruption ausgelöst hat. Aber niemand weiß, was sie gesehen hatten, denn wer es sieht, verliert den Verstand und tötet sich schließlich selbst. Es wurde immer häufiger und Malorie erzählt, wie die Gesellschaft schließlich zusammenbrach, die Menschen sich nur noch verschanzten, die Fenster mit Decken zuhängten und nicht mehr vor die Tür gehen konnten. Sie teilt uns mit, dass sie ihre Schwester verloren hat und dass sie zum Glück andere Überlebende getroffen hat, in deren Gemeinschaft sie aufgenommen worden ist. Es sind gute Menschen, vor allem zu einem Mann namens Tom baut sie eine besondere Verbindung auf, aber auf Grund der angespannten Situation ist auch diese Gemeinschaft am Zerbröckeln und der Geburtstermin ihres Kindes rückt immer näher...
Meine Meinung:
Wow, was für ein Buch! "Bird Box" wurde im Vorfeld stark beworben. Ich habe eine ganzseitige Anzeige in einem Magazin gesehen und auch auf der Leipziger Buchmesse war das Buch sehr präsent. Allerdings wurde auch nicht zuviel versprochen, denn es war eine dieser Geschichten, die man nahezu als perfekt bezeichnen kann. Im Grunde könnte es auch als Horrorroman durchgehen, aber ich habe es extra in die Fantasy-Kategorie gepackt, da es wegen des Schreibstils, des Ablaufs, der Charaktere und anderer Dinge auch als so etwas wie eine Dystopie für Erwachsene durchgehen könnte. Und ich bin mir sicher, dass Panem-Leser, Poznanski-Freunde und Divergent-Fans auch Gefallen hieran finden können. Zugegeben, es ist ziemlich düster und auch traurig, es gibt kein Liebesgedöns und auch keinerlei Humor, aber es ist auch alles andere als ein Gemetzel und deswegen fände ich es irgendwie zu wenig wenn man es "nur" als Horrorroman einordnen würde. Und das sage ich als absoluter Die-Hard-Horrorfan. Josh Malerman hat in nur wenig über 300 Seiten so wahnsinnig viel an Handlung, Geschichte, Gefühl und Spannung gepackt, dafür hätten andere eine insgesamt 1.500 Seiten lange Trilogie geschrieben und hätten immer noch nicht diese Intensität erreicht. Er hat es geschafft, dass ich einmal zusammengezuckt bin und einmal sogar Tränen geflossen sind und das hat wirklich noch kein Autor bei mir geschafft. Man leidet mit der Protagonistin und fiebert mit ihr mit, man hat das Gefühl, sie schon ewig zu kennen. Malorie ist einfach nur eine normale, junge Frau ohne besondere Fähigkeiten, ohne viel Witz oder sonstiges, aber sie hatte meine uneingeschränkte Sympathie, da sie einen unbändigen Überlebenswillen für sich und ihre Kinder hatte, die zu ca. 80% des Buches noch nicht geboren sind, da der Großteil der Geschichte aus ihren Erzählungen bestand. Auch die anderen Charaktere lernt man sehr schnell kennen und lieben und die Menschen in ihrer Gemeinschaft wachsen einem fast ebenso ans Herz, vor allem Tom, der wohl so etwas wie ihr Seelenverwandter ist. Manche Szenen waren einfach nur großartig und ich verspreche, man wird diese nicht so schnell vergessen. Wenn man mit einer Augenbinde unterwegs ist weil man nichts sehen darf und man plötzlich merkt, dass da irgendetwas neben einem ist und man weiß nicht was, ... ich habe einfach nur die Luft angehalten. Eine einfache Tätigkeit wie z.B. Wasser aus dem Brunnen im Garten zu holen wird zu einer Mutprobe. Dadurch, dass die Menschen stark an das dunkle Haus gebunden waren, entstand auch eine klaustrophobische, gruselige Stimmung. Vor allem wenn man nicht weiß ob man allen im Haus trauen kann. Aber die absoluten Highlights waren die Ausflüge, z.B. gab es eine Autofahrt, die blind bewerkstelligt werden musste. In solchen Szenen war ich einfach nur atemlos und das haben nicht viele Autoren geschafft. Und was natürlich überragend war, waren die Monster. Oder sind es überhaupt Monster? Dadurch, dass man nicht weiß, was genau der Gegner ist und vor was sich die Menschen so fürchten, kam noch ein Effekt hinzu, der mir bisher überhaupt nicht bekannt war und das ganze Endzeit/Post-Apokalypse/Dystopien-Wesen einer kleinen Revolution unterzogen hat. Für die Gänsehaut des Lesers war dieser Effekt jedenfalls sehr förderlich. Wer glaubt, dass nun doch jedes Szenario wie unsere Gesellschaft untegehen könnte, schon mal dagewesen ist, den wird Josh Malerman eines Besseren belehren.
Fazit: Lest "Bird Box"! Für mich wird es wohl nicht nur ein Jahreshighlight, sondern auch eins der Lieblingsbücher werden.