Petra Durst-Benning - Bella Clara

  • Kurzbeschreibung (Quelle: vordere Buchklappe)
    Clara Gropius kann die Herrschsucht ihres Mannes nicht mehr ertragen und lässt sich scheiden. Sie verliert alles, vor allem das Sorgerecht für ihre Kinder. Mittellos versucht sie, an ihre Ausbildung in der Apotheke ihrer Eltern anzuknüpfen. Doch als geschiedene Frau ist sie ein Skandal. Niemand will sie einstellen, sie wird wie eine Ausgestoßene behandelt. Nur ihre Freundinnen Josephine und Isabelle stehen ihr bei. Und tapfer hält Clara an ihren Träumen fest, sie zieht an den Bodensee und baut sich dort ein neues Leben auf. Mit einer selbstgemachten Creme beginnt es, ihre Schönheitsrezepte finden großen Anklang, schließlich revolutioniert Claras Naturkosmetik die Gewohnheiten ihrer Kundinnen. Aber zu keinem Zeitpunkt trösten Erfolg, Ruhm und die Aufmerksamkeit der Männer sie über den großen Verlust in ihrem Leben hinweg: Clara sehnt sich nach ihren Kindern.


    Autorin (Quelle: hintere Buchklappe)
    Petra Durst-Benning ist eine der erfolgreichsten und profiliertesten deutschen Autorinnen. Ihre historischen Bestseller laden die Leserin ein, mit mutigen Frauenfiguren Abenteuer und große Gefühle zu erleben. Auch im Ausland und im TV feiern ihre Romane Erfolge. Petra Durst-Benning lebt mit ihrem Mann bei Stuttgart. Mehr erfahren Sie auf Facebook und unter: www.durst-benning.de


    Allgemeines
    Erschienen am 6. März 2015 als Hardcover mit 560 Seiten bei List
    46 Kapitel - Nachwort - Link zu "Claras Schönheitsgeheimnissen"
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven (meist aus Claras Sicht)
    Handlungsort und -zeit: Berlin, (hauptsächlich) Meersburg am Bodensee, 1906 - 1912


    Zum Inhalt
    Der vorliegende Roman ist der Abschlussband der Jahrhundertwind-Trilogie um die Freundinnen Josefine ( :arrow: Solang die Welt noch schläft), Isabelle ( :arrow: Die Champagnerkönigin) und Clara (Bella Clara).
    Während Josefine und Isabelle bereits ihren Weg gefunden haben, befreit sich die Apothekertochter Clara nach vielen unglücklichen Jahren aus der Ehe mit dem dominanten und gewalttätigen Arzt Dr.Gerhard Gropius. Aus ihren Plänen, eine Anstellung in einer Apotheke anzunehmen, wird nichts, denn in Berlin ist Clara als schuldig Geschiedene - sie musste sich als Ehebrecherin ausgeben, um überhaupt eine Scheidung zu erwirken - gesellschaftlich ruiniert. Ohne Unterhaltsanspruch und ohne ihre geliebten Kinder, die beim Vater bleiben, verlässt Clara Berlin und fährt nach Meersburg, wo Lilo,eine weitere Freundin der jungen Frau (aus Band 1), inzwischen ein Hotel führt. Dort baut sie im Laufe der nächsten sechs Jahre, im bescheidenen Rahmen beginnend mit der Herstellung einer Pflegecreme für wohlhabende Damen ein Kosmetik-Imperium auf. Ihr Weg ist nicht leicht und von gelegentlichen Rückschlägen geprägt, doch auch in Meersburg findet Clara treue Freunde, die sie bei ihrem Vorhaben unterstützen. Selbst ihre Freundinnen Josefine und Isabella in Berlin und Frankreich stehen ihr mit Rat (brieflich) und Tat (Besuche) zur Seite.


    Beurteilung
    Nach eigener Aussage im Nachwort möchte die Autorin mit diesem Roman "Schönheitsköniginnen" wie Elizabeth Arden und Estée Lauder, die Weltunternehmen geschaffen haben, ein Denkmal setzen. Dementsprechend ist die Herstellung von Pflegecremes und Gesichtswasser von der Zusammenstellung per Hand bis zur Manufaktur mit vielen Mitarbeitern das beherrschende Thema des Romans. Damit geht auch die wesentliche Thematik der Jahrhundertwind-Trilogie einher: der Anbruch neuer Zeiten mit mehr Freiheiten für die Frauen. Zu einer Zeit, als Frauen rund um die Uhr als Hausfrauen, Ehefrauen und Mütter für Andere im Einsatz sind und ihr eigenes Wohl nicht im Blick haben, ist der Gedanke an eine Auszeit nur für sich selbst geradezu revolutionär. In Claras Kosmetiksalon lassen die Frauen sich verwöhnen und finden Entspannung, außerdem bekommen sie Tipps zur Stärkung ihrer Gesundheit, die heutzutage zum Allgemeinwissen gehören (Bewegung an frischer Luft, Schwimmen etc.)
    Auch die anderen weiblichen Romanfiguren in Claras Umwelt sind beispielhaft für eine Zeit, in der die Frauen sich aus der Abhängigkeit von und Bevormundung durch die Männer befreien. Sicherlich sind nicht alle Details immer glaubwürdig, manchmal läuft es für Clara und ihre Mitstreiterinnen etwas zu glatt, dennoch bekommt der Leser einen guten Einblick in die Zeit des frühen 20.Jahrhunderts mit ihrer "Aufbruchstimmung" der Frauen.
    Die Charakterisierung der Figuren ist gut gelungen, Clara wird nicht plötzlich zur perfekten Frau, sondern macht trotz ihrer Klugheit und Entschlossenheit gerade im zwischenmenschlichen Umgang mit dem männlichen Geschlecht noch Fehler.
    Der Erzählstil des Romans ist sehr anschaulich und erweckt im Leser den Wunsch, selbst einmal einen Erholungsurlaub am schönen Bodensee zu genießen.


    Fazit
    "Bella Clara" ist ein Roman, der vornehmlich weibliche Leser ansprechen dürfte, er bietet fesselnde Unterhaltung und interessante Einblicke in die Frühzeit der Kosmetikindustrie. Ein gelungener Abschluss einer insgesamt gelungenen Trilogie!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Berlin 1906. Clara Gropius weiß keinen anderen Ausweg, ihrem gewalttätigen Ehemann Dr. Gerhard Gropius und einer lieblosen Ehe zu entkommen, als einen mehrfachen Seitensprung vorzutäuschen, um endlich geschieden zu werden. Aber die Scheidung wird ein Alptraum für Clara, denn sie verliert nicht nur die von ihren Eltern geerbte Apotheke, sondern auch das Sorgerecht für ihren Sohn. Obwohl ihre Tochter ihr zugestanden wird, verhindert ihr Exmann Gerhard dies und verbietet ihr jeden Kontakt. Clara ist auf einmal mittellos und bekommt in Berlin kein Bein mehr an die Erde, doch wenigstens ihre Freundinnen Josefine und Isabella geben ihr den nötigen Halt in dieser schweren Zeit. Clara verlässt Berlin, um in Meersburg am Bodensee ein neues Leben zu beginnen. Sie findet eine Anstellung in einer Apotheke und gewinnt schnell Ansehen und das Vertrauen ihrer Kunden. Nebenher beginnt sie mit der Herstellung von Cremes und Schönheitsmitteln, die ihr rasch den erhofften Erfolg bringen und ihr die Möglichkeit geben, damit ein Unternehmen aufzubauen. Auch die Liebe zieht wieder in Claras Leben ein, denn sie findet in dem Italiener Stefano einen liebevollen Partner und zweiten Ehemann. Doch leider kommt doch alles ganz anders, als gedacht…


    Petra Durst-Benning hat mit ihrem Roman „Bella Clara“ den dritten Band ihrer historischen Jahrhundertwind-Trilogie vorgelegt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig und nimmt den Leser ab der ersten Seite mit in eine vergangene Zeit. Die Landschaftsbeschreibungen waren wieder wunderbar bildhaft und farbenfroh geschildert, so dass man sich alles vor dem inneren Auge lebhaft vorstellen konnte. Die Autorin hat wieder hervorragend recherchiert und spickt ihre Geschichte mit den Details über die damaligen technischen Entwicklungen, die einem einmal mehr vor Augen halten, wie aufregend die vergangene Zeit war und wie selbstverständlich wir diese Errungenschaften heutzutage nutzen ohne darüber nachzudenken, dass sie damals eine Revolution darstellten. Die Spannung wird sehr schnell aufgebaut, schon der Scheidungsprozess war Höhepunkt zu Beginn, und zieht sich wie ein Faden durch das ganze Buch. Die Charaktere sind sehr detailliert und liebevoll skizziert, dabei bleiben sie authentisch und lebensecht. Clara ist eine mutige Frau, die sich den Herausforderungen stellt und sich aus einer unliebsamen und gewalttätigen Ehe befreit mit der einzigen Möglichkeit, die ihr die Freiheit verspricht. Die Folgen waren für sie verheerend und nicht absehbar, doch sie verlor dabei nicht ihren Mut, noch einmal etwas Neues zu wagen und sich ihr Leben nach ihren Vorstellungen einzurichten. Die nötige Unterstützung bekommt sie durch ihre wunderbaren Freundinnen Isabelle und Josephine, die sie in ihren Vorstellungen und Träumen bestärken. Der Roman macht einmal mehr deutlich, wie sehr Frauen damals für ihr Recht kämpfen mussten, um nicht nur als schmückendes Beiwerk eines Mannes zu gelten, sondern ihre eigene Meinung zu haben und auch ihre Träume zu verwirklichen.


    Petra Durst-Benning ist mit „Bella Clara“ ein weiteres Kleinod gelungen und ein würdiger Abschluss ihrer Jahrhundertwind-Trilogie nach „Solang die Welt noch schläft“ und „Die Champagnerkönigin“. „Bella Clara“ ist ein absolutes Muss für jeden Liebhaber ausgezeichnet recherchierter historischer Romane und Bücher über starke und mutige Frauen, die sich dem Leben stellen. Eine absolute Leseempfehlung!


    Ein toller Abschluss der Trilogie mit verdienten :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Es ist der dritte Teil der Jahrhundertwind-Trilogie, aber man muss Teil 1 und 2 nicht unbedingt kennen, da es eine in sich abgeschlossene Geschichte ist. Ein praller Familienroman, der nur so strotzt von Ereignissen. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet und beschrieben und auch die Stimmung der damaligen Zeit konnte man gut nachvollziehen. Wer gerne historisches liest, bei dem man auch noch ein bißchen lernt und nicht nur herunterschmökert ist hier bestens aufgehoben.

    "Bella Clara" wirkt ausgesprochen gut recherchiert. Viele Details wecken ein authentisch wirkendes Bild der Zeit und der Umstände, in der Clara lebte. Die Probleme, mit denen die Protagonisten kämpfen, sind ihrer eigenen Zeit entsprungen und nicht (wie bei historischen Romanen so häufig) nur in einen anderen Hintergrund geklebt.
    Jeder Einzelne Charakter spielt die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet und auch die zahlreichen Nebenfiguren bereichern die Handlung außerordentlich.
    Die Mischung aus Fiktion und Wahrheit hat mir sehr gut gefallen und ich finde , es ist der Autorin gut gelungen, diese zu einer Geschichte zu vereinen. Man kann nicht mehr aufhören zu lesen und steckt mittendrin im Geschehen. Die Geschichte Claras lässt einen nicht mehr los. Man lacht, trauert, bangt und leidet mit den Charakteren. Die Geschichte verliert nie an Spannung und ganz nebenbei bekommt man viele historische Informationen über eine wahrlich interessante Zeit. Am Ende des Buches wünscht man sich nur eins: Dass es noch fortgeführt wird.
    Clara hat ein spannendes und vor allem sehr unkonventionelles Leben geführt, das mir aus heutiger Sicht einiges an Respekt abverlangt - gerade deshalb finde ich es großartig, dass Petra Durst- Benning uns diese Geschichte erzählt.. Die Mischung aus Fakten und Fiktion, die ruhige und stimmungsvolle Erzählweise haben mir große Freude beim Lesen bereitet und ich hätte gerne noch mehr aus dem Leben dieser bemerkenswerten Frau gelesen.


    Petra Durst-Benning hat wieder einmal einen wunderschönen, gefühlvollen und spannenden Roman geschaffen, in dem an eine außergewöhnliche Frau erinnert wird. Ihre unaufgeregte Art, das interessante Leben von Clara, die trotz ziemlich großen Widerständen und immer wieder auftauchenden Problemen ihren Weg geht, zu erzählen hat mir sehr gefallen. Sie gibt der Geschichte am Anfang viel Raum und dementsprechende Tiefe, sowohl was die Charaktere als auch was die Handlung angeht. Dabei kommt sie ohne Kitsch aus und macht Hintergrund und Handlung mit vielen Details greifbar. Sehr zu empfehlen!

    Eines der Bücher die ein gutes Gefühl geben beim Lesen, wo das lesen Spass macht und selbst die tragischeren Momente der Geschichte auch einen Platz für schönere Gedanken lassen. Es hat mir auf jeden Fall großen Spaß gemacht, die zahlreichen, sehr unterschiedlichen Menschen kennenzulernen und sie auf ihrem Weg durch diese spannende Geschichte zu begleiten und Glück und Freude, aber auch Kummer und Furcht mit ihnen zu teilen.

  • Ich kann mich den ganzen sehr positiven Rezensionen nicht 100%ig anschließen. Für mich stellt "Bella Clara" den schwächsten Teil der Jahrhundertwind-Trilogie dar, die ich wirklich sehr gerne gelesen habe. Für mich war Clara immer der interessanteste Charakter der drei Freundinnen, da sie in einer unglücklichen Ehe gefangen war und ich mir nicht vorstellen konnte, wie sie da ausbrechen sollte.


    Das Buch beginnt sehr spannend und fesselnd. Anfangs wohnt man gleich der Gerichtsverhandlung, in der die Ehe geschieden werden soll, bei. Clara muss hierfür einiges aufwenden, um dies zu erreichen. Danach ist sie eine geächtete Frau und kann in Berlin beruflich keinen Fuss mehr fassen. Schweren Herzens lässt sie ihre Kinder zurück und beginnt in Meersburg am Bodensee ein neues Leben mit dem Bestreben so schnell wie möglich ihr Leben in den Begriff zu bekommen, um das Urteil für das Sorgerecht, welches ihr Mann zugesprochen bekommen hat, anzufechten.
    Dies gelingt ihr in Meersburg auch recht schnell. Durch einige glückliche Umstände kommt sie als Hilfskraft in einer Apotheke unter.
    Schnell findet sie sich wieder in diese Arbeit, die sie ja von ihrem Vater gelernt hat, ein. Hier stellt sie dann auch eigene Cremes und Seifen her, die durch gute Mundpropaganda schnell Absatz finden. Dadurch ermutigt macht sich Clara mit ihrem ersten Schönheitssalon selbstständig und ist rasch sehr erfolgreich.
    Und dies ist auch das, was mich am Buch am meisten gestört hat. Es läuft für Clara beruflich einfach alles zu glatt. Sie eröffnet einen Schönheitssalon, stellt ihre eigenen Cremes und Seifen her, sie schreibt einen Ratgeber für Frauen bezüglich der Schönheitspflege, sie "erfindet" sozusagen einen Kosmetikversandhandel, gründet eine Manufaktur, schließlich eröffent sie auch noch eine Villa für Schönheitskuren. Alles schön und gut, aber mir ging diese Entwicklung vom Mauerblümchen zur erfolgreichen Karrierefrau zu schnell und zu glatt.
    Außerdem ackert Clara wie ein Pferd, arbeitet Tag und Nacht, stemmt sehr viel alleine und gibt dann aber Ratschläge für die Schönheitspflege, wo sie doch selbst so wenig auf sich achtet?
    Klar sie verwendet selbst ihre Produkte und schaut, dass sie täglich ein Bad im Bodensee genießen kann. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass so viel Stress keine Spuren hinterlässt.


    Das Privatleben von Clara hat mich allerdings wieder angesprochen, hier ist zum Glück nicht immer alles eitel Sonnenschein und dadurch kam doch so manche Spannung für mich auf.
    Auch der Schreibstil von Petra Durst-Benning ist wunderbar. Durch die flüssige und bildhafte Sprache entführt die Autorin an all die schönen Orte im Buch. Es erscheint alles vor dem geistigen Auge. Auch die Zeitepoche wurde sehr gut getroffen. Man spürt den Jahrhundertwind, den Umbruch der Zeit.


    Insgesamt ein Roman der mich gut unterhalten hat und leicht zu lesen war. Ein schöner Frauenschmöker zum Abschalten und Entspannen.
    Allerdings ging mir Claras Umbruch vom Mauerblümchen zur Geschäftfrau etwas zu rasch. Ich hätte mir da noch etwas mehr Tiefe gewünscht, gerade in Bezug auf ihren Ausbruch aus ihrer Ehe. Mir war Clara einfach zu perfekt.
    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne.

    Wir brauchen Geschichten.
    Wer möchte denn nur ein Leben führen, wenn er das von vielen besuchen kann?
    Sabrina Qunaj - Das Blut der Rebellin

  • Sicherlich sind nicht alle Details immer glaubwürdig, manchmal läuft es für Clara und ihre Mitstreiterinnen etwas zu glatt,


    Alles schön und gut, aber mir ging diese Entwicklung vom Mauerblümchen zur erfolgreichen Karrierefrau zu schnell und zu glatt.


    @Rapunzel
    Ja, das ist mir auch aufgefallen (siehe Zitat), vor allem, wenn man Claras eingeschüchtertes Wesen in den Vorgängerbänden bedenkt. Andererseits hat die Autorin wohl etwas dick aufgetragen, um die Entwicklung der Kosmetikindustrie von den ersten Cremes über Schönheitssalons, Versandhandel (, der hier doch nicht Claras, sondern Laszlos Idee war?) bis hin zur Villa für Schönheitskuren nachzuzeichnen. Da ich diese Entwicklung und den Wandel im Eigenbild der Frauen gut dargestellt finde, hat mich die Übertreibung nicht so gestört.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Mit Bella Clara findet die Jahrrhundertwind-Trilogie von Petra Durst-Benning ein gelungenes Ende.
    Clara bricht aus ihrem unglücklichen Familienleben aus, indem sie sich durch einen Trick schuldig scheiden läßt. Leider fällt das Urteil härter aus als erhofft und sie muß auf ihre beiden Kinder und die ererbte Apotheke zu Gunste ihres Ehemanns verzichten. Auch mit einer Anstellung in einer Apotheke klappt es in Berlin nicht.
    Plötzlich winkt das Schicksal, Lilo ist ebenfalls geschieden und leitet in Meersburg am Bodensee ein Hotel und sucht dringend Personal. Clara zögert nicht lange und zieht dorthin. Durch weitere schicksalhafte Ereignisse bekommt sie sogar eine Anstellung in einer Apotheke, darf dort ihre erste Creme herstellen und findet gleich eine adlige Fürsprecherin ihres Produktes. Der Anfang ihrer Kosmetikserie ist geschafft.
    So toll der Erfolg und Aufstieg als 'Schönheitskönigin' auch ist, Clara vergeht fast vor Sehnsucht nach ihren Kindern.


    Petra Dunst-Benning hat mit dieser Trilogie ein tolles Werk geschrieben. Man erhält Einblick in die Problematik der unemanziperten Frauen um die Jahrhundertwende und gleichzeitig erfährt man einiges über die Anfänge des Fahrrades, der Champagner-Herstellung und den Champagner-Witwen und auch über die Anfänge der Kosmetiklinien.
    Der Schreibstil ist flüssig und baut viele Spannungsbögen auf, sodass ich, als Krimi- und Thrillerliebhaberin, voll auf meine Kosten gekommen bin.
    Nur der Einband von Bella Clara hätte in den Farben grün/lavendel noch besser zu dem Buch gepaßt.

  • Allgemein:
    Dritte Band der Jahrhundertwind Buchserie
    Band 1: Solange die Welt noch schläft – Geschichte von Josefine
    Band 2: Die Champagnerkönigin – Geschichte von Isabelle
    Band 3: Bella Clara – Geschichte von Clara

    Cover:
    Überwiegend in Lila gehalten. Wirkt harmonisch und warm und spiegelt die Verbindung zu Kosmetik mit Lavendelduft. Allerdings wäre etwas Lindgrün als Ergänzung ganz nett gewesen, da dies die Farben der Bel Étage sind. Leider stimmt die Haarfarbe der abgebildeten Person nicht mit Claras überein - schade, denn irgendwie habe ich mir Clara immer so vorgestellt und wurde jedes Mal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, wenn Claras blonde Haare zur Sprache kamen.

    Inhalt:
    Clara hat durch die selbst herbeigeführte Scheidung alles verloren – ihre Kinder, die Apotheke ihrer Eltern sowie ihren Ruf. Letzteres sowie der Einfluss ihres Exmannes (Arzt) auf die Apotheker versperren ihr die Möglichkeit eine Arbeit in einer Apotheke in Berlin zu bekommen. Doch eine andere Tätigkeit kommt für Clara nicht in Betracht, endlich frei möchte sie nun ihren lang geträumten Traum verwirklichen. Auf Anraten ihrer Freundin Josefine fährt Clara schweren Herzens zu deren Freundin Lilo an den Bodensee. In Meersburg angekommen wird Clara sogleich mit offenen Armen empfangen und auch eine Anstellung in einer Apotheke ergibt sich alsbald. Abgelenkt durch die schöne Gegend, den neuen Freunden und einer Arbeit welche Spaß macht, blüht Clara immer mehr auf. Durch einen Zufall heraus kreiert sie eine Pflegecreme und legt hiermit den Grundstein für ihren späteren Kosmetiksalon. Doch so schön das neue Leben ist, ihre Kinder fehlen Clara. Selbst ein Besuch wird ihr verwehrt. Doch durch ihr neu gewonnenes Selbstvertrauen beginnt Clara um diese zu kämpfen.

    Meine Meinung:
    Bella Clara ist der dritte Teil der Jahrhundertwind-Reihe. Es ist sicher nicht notwendig die vorherigen Bücher gelesen zu haben, aber auf jeden Fall sinnvoll. Denn nur hierdurch wird das Besondere an der Freundschaft der drei Freundinnen deutlich. Auch das „alte Leben“ von Clara, wie sehr sie gelitten hat und unterdrückt wurde, kann man durch die beiden ersten Teile besser nachvollziehen. Auch wäre es für die ersten beiden Bände schade, wenn mit Bella Clara begonnen wird, da dann deren Ausgang der Geschichten jeweils vorweggenommen wird. Eigentlich schade, dass hier so vieles über die vorherigen Bände verraten wird, andererseits ging es wahrscheinlich nicht zu vermeiden, da so mancher Hinweis für das Verständnis notwendig ist, vor allem für Leser die mit Bella Clara beginnen.

    Der Schreibstil ist typisch für die Autorin wieder sehr flüssig, emotional und angenehm zu lesen. In ihrer bildhaften Beschreibung der Landschaft sieht man Meersburg regelrecht vor sich liegen und vergisst regelrecht, dass man eigentlich nur liest und nicht vor Ort ist. Ebenfalls ist dem Leser ein Glos im Hals gewiss, wenn es um die Trennung von Clara zu ihren Kindern geht bzw. um die Ungerechtigkeiten, deren man als Frau ausgesetzt ist. Doch die Spannungskurven wurden in diesem Roman ziemlich flach gehalten, was aber nicht weiter stört, sondern ganz im Gegenteil die Harmonie, die Pflege der Schönheit, die Erholung, etc. sehr gut wiederspiegelt. Eine innere Aufregung oder Anspannung durch die Handlung hätte beim Lesen gestört.

    Der Charakter der Protagonistin Clara wurde sehr gut dargestellt. Zart, intelligent, sensibel, verletzlich und etwas naiv, aber dennoch eine Kämpfernatur, wenn sie auch hierfür immer erst aus dem Schneckenhaus geholt werden muss. Mich persönlich hat ihr Wesen aber zeitweise aufgeregt, vor allem wenn sie sich in ihr Harmoniehäuschen zurückzieht und die Augen vor dem wesentlichen verschließt und sämtliche Fehler erneut begeht. Hat leider nicht dazugelernt! Für mich ganz unverständlich, andererseits aber auch typisch für diese Art von Personentyp.

    Die Handlung und das Ende sind ziemlich schnell vorauszusehen, allerdings ist der Genuss der Lektüre das Ziel und nicht das Ende. Und ein paar nette und unterhaltsame Lesestunden sind einem hier gewiss, incl. viele Hintergrundinformationen über die damalige Zeit, die Stimmung sowie deren Veränderungen, vor allem in den Frauenrechten und -rollen.

    Doch zwei kleine Kritikpunkte habe ich dennoch anzufügen. So viel Clara Anfangs verloren hat, so steil und glatt ging es dann von unten nach oben. Und dies war mir etwas zu einfach und unspektakulär. Irgendwie ist ihr alles in den Schoß gefallen und größere Probleme waren fast schon beseitigt, bevor sie kamen. Auch die Sehnsucht nach ihren Kindern wurde meines Erachtens zu wenig dargestellt bzw. versucht zu lindern. Für mich unvorstellbar, wenn ich 6 Jahre lang meine Kinder nicht zu Gesicht bekomme, lediglich einmal und dies heimlich. Aber dieses „Heimliche“ hätte ich öfter praktiziert, eine Verbündete hatte sie ja. Andererseits ist es vielleicht auch wieder mein Problem mit dem Frauentyp, den Clara verkörpert. Diese fügen sich in ihrem Schicksal und kämpfen eher um ihr Recht als irgendwelche Verbote zu umgehen. Andererseits hat mich aber auch der Unterschied, welchen Clara zwischen ihren Kindern gezogen hat genervt. Wenn es um ihre „Kinder“ ging, dann immer um Sophie, Matthias hatte nur den zweiten Rang! Lag vielleicht auch am Alter des Sohnes, wurde aber nicht deutlich dargestellt.

    Fazit:
    Ein schöner Roman zum Träumen und Abschalten. Nebenbei erfährt man sehr viel über die damalige Zeit und deren Veränderungen. Doch zum optimalen Verständnis würde ich die Beachtung der Reihenfolge der Trilogie empfehlen.

  • Bella Clara - Petra Durst-Benning
    Band 3 der Jahrhundertwind-Trilogie



    Clara Gropius hält die Tyrannei ihres Mannes nicht länger aus und lässt sich scheiden. Doch das bedeutet nicht nur das gesellschaftliche Aus für Clara, sondern auch den Verlust ihrer Kinder und den ihres Erbes. Um nicht vollkommen mittellos dazustehen, versucht sie eine Anstellung in einer Apotheke zu bekommen, da sie bei ihrem Vater früher einige Erfahrungen in diesem Bereich sammeln konnte. Doch eine geschiedene Frau ist ein Skandal und deshalb gibt es in ganz Berlin keinen Apotheker, der sie einstellt. Da Clara außerdem der Kontakt zu ihren Kindern verwehrt wird, hält sie nichts mehr in ihrer Heimatstadt. Sie wagt einen Neuanfang am Bodensee. Dort findet sie tatsächlich Arbeit. Eine selbstgemischte Creme sorgt schließlich dafür, dass Claras Lebensweg eine vollkommen neue Richtung einschlägt......




    Nach "Solang die Welt noch schläft" und "Die Champagnerkönigin" ist "Bella Clara" der dritte und letzte Teil der Jahrhundertwind-Trilogie von Petra Durst-Benning. Im Zentrum der Trilogie stehen die Freundinnen Josefine, Isabelle und Clara. In diesem Band steht Claras Schicksal im Mittelpunkt. Man kann der aktuellen Handlung auch problemlos folgen, wenn man die Vorgänger nicht gelesen hat, da wichtige Ereignisse aus den vorangegangenen Büchern in die Erzählung eingeflochten werden. Allerdings verdirbt man sich dann den Spaß, die anderen Bände im Anschluss zu lesen, da man ja dann schon wichtige Details kennt. Es ist deshalb ratsam, die richtige Reihenfolge einzuhalten, obwohl es zum Verständnis der Handlung nicht zwingend erforderlich ist.


    Auch in diesem Band der Jahrhundertwind-Trilogie gelingt es der Autorin hervorragend, den damaligen Zeitgeist einzufangen und zu vermitteln. Die Aufbruchstimmung und die neuen, ungeahnten Möglichkeiten, die Frauen hart erkämpft und schließlich durchgerungen haben, sind beim Lesen förmlich spürbar. Der Schreibstil ist außerdem sehr flüssig, sodass man mühelos in die Handlung eintauchen und sich die unterschiedlichen Szenen lebhaft vorstellen kann. Clara ist eine sehr sympathische Hauptprotagonistin, die einem von Seite zu Seite mehr ans Herz wächst. Man kennt sie bereits aus den vorherigen Teilen der Trilogie, doch nun entfaltet sie ihre gesamte Persönlichkeit und wächst mit ihren Aufgaben. Es ist eine Freude, sie dabei zu beobachten. Man merkt außerdem, dass Petra Durst-Benning die Hintergründe der der Geschichte wieder sehr gut recherchiert hat und ihr Wissen in die Handlung einfließen lässt.


    In Claras Geschichte geht es natürlich nicht nur um ihren beruflichen Erfolg. Auch die Liebe darf in diesem Band nicht fehlen. Und deshalb hält das Schicksal noch einige Stolpersteine für Clara bereit. Leider sind die Schicksalsschläge für erfahrene Romanleserinnen nicht wirklich überraschend, sondern unterscheiden sich kaum von anderen Genrevertretern. Deshalb wirkt die Handlung stellenweise auch arg konstruiert und sehr vorhersehbar. Das ist ein wenig schade, da Schreibstil und Charaktere sonst vollkommen überzeugen können.


    Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen sehr gut unterhalten. Ich konnte mühelos in die Geschichte eintauchen, einfach mal die Seele baumeln lassen und den Herz-Schmerz genießen. Da mir eine weniger vorhersehbare Handlung deutlich besser gefallen hätte, ziehe ich ein Sternchen ab. Dennoch habe ich das Buch mit einem sehr zufriedenen Gefühl zugeklappt und beim Lesen auch das Wiedersehen mit Josefine und Isabelle, den beiden Hauptcharakteren der ersten beiden Teile, genossen.



    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ein Herzzergreifendes Finale!


    Klappertext:
    Großer Frauenroman, der von den Lebensgeschichten Helena Rubinsteins und Elizabeth Ardens inspiriert wurde 1906: Clara Gropius kann die Herrschsucht ihres Mannes nicht mehr ertragen und lässt sich scheiden. Sie verliert alles, vor allem das Sorgerecht für ihre Kinder. Mittellos versucht sie, an ihre Ausbildung in der Apotheke ihrer Eltern anzuknüpfen. Doch als geschiedene Frau ist sie ein Skandal. Niemand will sie einstellen, sie wird wie eine Ausgestoßene behandelt. Nur ihre Freundinnen Josephine und Isabelle stehen ihr bei. Und tapfer hält Clara an ihren Träumen fest, sie zieht an den Bodensee und baut sich dort ein neues Leben auf. Mit einer selbstgemachten Creme beginnt es, ihre Schönheitsrezepte finden großen Anklang, schließlich revolutioniert Claras Naturkosmetik die Gewohnheiten ihrer Kundinnen. Aber zu keinem Zeitpunkt trösten Erfolg, Ruhm und die Aufmerksamkeit der Männer sie über den großen Verlust in ihrem Leben hinweg: Clara sehnt sich nach ihren Kindern.


    Mein Fazit:
    Clara schafft es endlich aus den Fängen ihres Ehemannes herauszukommen. Leider anders als Erwartet.
    Sie muß ohne Ihre Kinder versuchen sich ein ganz neues Leben aufzubauen, in einer Zeit die nicht einfach ist für Frauen.
    Das Buch liest sich wie die beiden Vorhängern sehr flüssig und ist sogar mit noch mehr Mitgefühl geprägt. Ich habe dieses Herzzergreifende Finale geliebt.
    Auch wenn man sagt das man die Bänder 1&2 nicht mitlesen brauch, empfehle ich dieses sehr. da so manch Geschichten von den drei Freundinen oft geschildert werden und man den Sinn nicht wirklich versteht. Genau so wenig würde man Begreifen wieso sich Clara zur Scheidung entscheidet, gerade in einer Zeit, die dieses Absolut nicht tolleriert.
    Ich habe alle drei Bänder beim Lesen Verschlungen und kann sie ohne Zweifel weiter empfehlen.
    Ich vergebe dafür :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne.

    :love: Liebe grüße :winken: ...
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    Bücher 2022; 30/9.506 Seiten



  • Berlin 1906: Clara Gropius hält es bei ihrem gewalttätigen Ehemann nicht mehr aus, sie lässt sich scheiden. Dafür muss sie allerdings die Schuld am Scheitern der Ehe auf sich nehmen und verliert so nicht nur ihr Erbe an der Apotheke ihrer Eltern sondern auch die Kinder, noch nicht einmal ein Besuchsrecht räumt man ihr ein. Gut, dass sie gute Freundinnen hat, die ihr schließlich auch eine Stellung in Meersburg am Bodensee verschaffen. Dort gelingt es ihr schließlich, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und sich mit viel Kraft, Kreativität und Können eine eigene Existenz aufzubauen.


    Dieser Roman ist der Abschluss der Jahrhundertwind-Trilogie, man kann ihn aber sehr gut auch lesen und verstehen, wenn man die beiden Vorgänger, so wie ich, nicht kennt. Allerdings sollte man darauf gefasst sein, dass die Wunschliste um diese beiden Romane wachsen wird.


    Schon zu Beginn gelingt es der Autorin perfekt, die Atmosphäre im Gerichtssaal einzufangen und auch im weiteren Verlauf erzählt sie atmosphärisch dicht. Zudem hat sie interessante, authentisch wirkende Charaktere geschaffen, die der Leser gut kennen lernt und die nachvollziehbare Entwicklungen durchlaufen. Die Geschichte ist interessant und spannend, besonders gut gefällt mir, wie sie in den historischen, vor allem gesellschaftlichen und technischen, Kontext eingebettet wurde, hier hat die Autorin gut recherchiert. Sehr interessant finde ich auch die italienischen Haareinkäufer, deren Erwähnung mich auch direkt dazu brachten, selbst zu recherchieren, so etwas liebe ich an historischen Romanen besonders: Wenn ich dazu lernen kann. Auch sehr schön ist die Erwähnung bzw. das Auftreten diverser historischer Persönlichkeiten und das Nachwort, in dem die Autorin, wenn auch nur kurz, auf reale Hintergründe eingeht und z. B. einen Kunstkniff klar stellt, auch das gehört für mich in einen guten historischen Roman.


    Der Roman hat eine Botschaft, die Mut macht und zeigt, dass auch manchmal aus Unglück Glück erwachsen kann. Es ist der erste, den ich von Petra Durst-Benning gelesen habe und er hat mich restlos überzeugt. Ich werde auf jeden Fall weitere Romane der Autorin lesen, natürlich auch die beiden anderen Bände der Trilogie und bin gespannt, ob sie mich ähnlich begeistern werden.


    Diesen Roman kann ich uneingeschränkt empfehlen, Petra Durst-Benning erzählt die Geschichte einer starken und patenten Frau, die es schafft, auf eigenen Füßen zu stehen ohne Schmalz und Kitsch, nachvollziehbar und gut recherchiert, fängt die Atmosphäre der Zeit ein, erstellt interessante Charaktere und eine spannende Geschichte. Zugreifen!

  • Es ist der dritte Teil der Jahrhundertwind-Trilogie, aber man muss Teil 1 und 2 nicht unbedingt kennen, da es eine in sich abgeschlossene Geschichte ist. Ein praller Familienroman, der nur so strotzt von Ereignissen. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet und beschrieben und auch die Stimmung der damaligen Zeit konnte man gut nachvollziehen. Wer gerne historisches liest, bei dem man auch noch ein bißchen lernt und nicht nur herunterschmökert ist hier bestens aufgehoben.
    "Bella Clara" wirkt ausgesprochen gut recherchiert. Viele Details wecken ein authentisch wirkendes Bild der Zeit und der Umstände, in der Clara lebte. Die Probleme, mit denen die Protagonisten kämpfen, sind ihrer eigenen Zeit entsprungen und nicht (wie bei historischen Romanen so häufig) nur in einen anderen Hintergrund geklebt.
    Jeder Einzelne Charakter spielt die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet und auch die zahlreichen Nebenfiguren bereichern die Handlung außerordentlich.
    Die Mischung aus Fiktion und Wahrheit hat mir sehr gut gefallen und ich finde , es ist der Autorin gut gelungen, diese zu einer Geschichte zu vereinen. Man kann nicht mehr aufhören zu lesen und steckt mittendrin im Geschehen. Die Geschichte Claras lässt einen nicht mehr los. Man lacht, trauert, bangt und leidet mit den Charakteren. Die Geschichte verliert nie an Spannung und ganz nebenbei bekommt man viele historische Informationen über eine wahrlich interessante Zeit. Am Ende des Buches wünscht man sich nur eins: Dass es noch fortgeführt wird.
    Clara hat ein spannendes und vor allem sehr unkonventionelles Leben geführt, das mir aus heutiger Sicht einiges an Respekt abverlangt - gerade deshalb finde ich es großartig, dass Petra Durst- Benning uns diese Geschichte erzählt.. Die Mischung aus Fakten und Fiktion, die ruhige und stimmungsvolle Erzählweise haben mir große Freude beim Lesen bereitet und ich hätte gerne noch mehr aus dem Leben dieser bemerkenswerten Frau gelesen.
    Petra Durst-Benning hat wieder einmal einen wunderschönen, gefühlvollen und spannenden Roman geschaffen, in dem an eine außergewöhnliche Frau erinnert wird. Ihre unaufgeregte Art, das interessante Leben von Clara, die trotz ziemlich großen Widerständen und immer wieder auftauchenden Problemen ihren Weg geht, zu erzählen hat mir sehr gefallen. Sie gibt der Geschichte am Anfang viel Raum und dementsprechende Tiefe, sowohl was die Charaktere als auch was die Handlung angeht. Dabei kommt sie ohne Kitsch aus und macht Hintergrund und Handlung mit vielen Details greifbar. Sehr zu empfehlen!
    Eines der Bücher die ein gutes Gefühl geben beim Lesen, wo das lesen Spass macht und selbst die tragischeren Momente der Geschichte auch einen Platz für schönere Gedanken lassen. Es hat mir auf jeden Fall großen Spaß gemacht, die zahlreichen, sehr unterschiedlichen Menschen kennenzulernen und sie auf ihrem Weg durch diese spannende Geschichte zu begleiten und Glück und Freude, aber auch Kummer und Furcht mit ihnen zu teilen.

  • Clara und ihre Freundinnen


    1906, Bella Clara ist der dritte Band der Jahrhundertwindtrilogie und diesmal steht Clara im Mittelpunkt. Sie kann endlich aus ihrer ungeliebten Ehe mit Gerhard Gropius ausbrechen. Leider verliert sie mit ihrer Scheidung auch die Kinder, sie werden ihrem Mann zugesprochen. Das Erbe ihrer Eltern ist ebenfalls verloren und so steht sie zunächst mittellos da. Doch dann hat die Freundin Josefine die Idee, Clara könnte an den Bodensee zu einer weiteren Freundin ziehen. (Lilo hat ein gut gehendes Hotel und kann Clara helfen.) Für Clara beginnt ein ganz neues Leben.


    Der Erzählstil von Petra Durst-Benning ist leicht und flüssig zu lesen und so fliegen die Seiten nur so dahin. In diesem dritten Teil ist nun Clara die Hauptfigur, sie muss jetzt ihr Leben selbst in die Hand nehmen und stellt sich den Herausforderungen. Auch wenn dies hier der dritte Band ist, man könnte die Bücher auch durchaus einzeln lesen, denn jede Erfolgsgeschichte ist in sich abgeschlossen. Die Autorin hat ihren Charakter der Clara hier weiter ausgearbeitet und sie zu einer Frau werden lassen, die ihr Leben meistern kann. Auch wenn die Schicksale dieser Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts schon etwas ungewöhnlich sind, so sind sie doch wunderbar zu lesen. Gleichzeitig erfährt der Leser so einiges über das Recht der Frau zu dieser Zeit. Eine Scheidung war eben damals nicht alltäglich und Clara bekommt deutlich zu spüren, was die Menschen in ihrer Umgebung davon hielten. Der Prozess zu beginn liest sich wie ein Strafverfahren eines schweren Verbrechens.


    Das Hauptaugenmerk von Clara liegt auf der Schönheitspflege der Frauen. Durch sie erfährt der Leser so einiges zu diesem Thema und vor allem darüber, wie schwer es in dieser Zeit gerade für Frauen war, vor allem wenn sie allein und unverheiratet waren. Die Autorin hat mit ihren Protagonisten glaubwürdige Charaktere geschaffen, die von dem Schicksal der Frauen erzählen. Es fällt leicht, mit Clara zu gehen. Auch wenn es einiges gab, was ihr vielleicht ein wenig zu leicht von der Hand ging, für Clara gab es immer eine Lösung und auch Hilfe. Ihre Freundinnen standen ihr zur Seite und waren für sie da. Die Gefühlswelt Claras ist deutlich spürbar, ihre Not, weil sie die Kinder nicht mehr sehen kann, ihre Ängste, weil ihr Geschäftsvorhaben vielleicht nicht klappen könnte, aber vor allem auch ihr starker Wille der dafür sorgt, dass sie vorwärtskommt. Alles zusammen macht die Geschichte zu einem Lesevergnügen. Nicht zuletzt aber auch die Freundschaft der Frauen macht diese Bücher so liebenswert. Diese Freundschaft zeigt, was Freundschaft alles schaffen kann und wie wichtig sie sind, damals wie heute.

    Ein kleines Nachwort klärt noch kurz wo die Idee zu diesem Buch herstammt. Es zeigt auch auf, dass es sehr wohl Frauen gab, die so handelten wie Clara in ihrer Geschichte oder es zu mindestens getan haben könnten. Es macht einfach Spaß, die Geschichten der Jahrhundertwindtrilogie zu lesen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Meine Meinung:
    Dieser dritte Teil der Jahrhundertwind-Trilogie erschien bereits im März 2015. Obwohl ich nach Beenden des zweiten Teils "Die Champagnerkönigin" kaum erwarten konnte Band 3 zu lesen, lag er nach Erscheinen nun fast neun Monate bei mir auf dem SUB. Als ob ich etwas geahnt hätte...


    Wer die ersten beiden Teile gelesen hat, weiss, dass Clara unter ihrem Ehemann litt. Nun hält sie es nicht mehr aus und lässt sich unter einem Vorwand scheiden. Ob der so wirklich nötig war oder sie einfach einen schlechten Anwalt hatte - wer weiss. Jedenfalls entscheidet der Richter zu ihren Ungunsten und auch das Wenige, das ihr noch zusteht, bekommt sie nicht - Gerhard Gropius weiss es zu verhindern. Auch hier hätte ich mehr von Claras Anwalt erhofft. Nun muss sich Clara ihren Lebensunterhalt selbst verdienen und weil sie in Berlin keine Chance auf eine Arbeitsstelle hat, zieht sie nach Meersburg an den Bodensee und kann im Hotel von Lilo, Josefines Freundin, mitarbeiten. Claras Herz schlägt für die Kosmetikherstellung und so hat sie schon bald, eigentlich ganz modern, zwei Arbeitstellen: im Hotel und als Mithilfe bei einem Apotheker. Bald bekommt sie die Chance sich selbstständig zu machen, denn ihre Cremes verkaufen sich sehr gut. Clara hat viele Ideen, die sie gerne umsetzen möchte - mit Hilfe ihrer neu gewonnenen Freude erschafft sie sich viel und die Ideen gehen ihr trotzdem nicht aus. Doch leider gerät sie bald an einen schlechten Freund und der scheint alles zu zerstören.


    Der Roman beginnt gut und so, dass ich ihn kaum weglegen mochte. Doch dann tauchen plötzlich Personen auf, bei denen man schon beim ersten Lesen spürt, dass die sehr negativ behaftet sind und früher oder später einige Schwierigkeiten in Claras Leben anrichten werden. Ja, und genau von diesem Augenblick an hatte ich keine Lust mehr weiterzulesen.
    Ausgelesen hab ich dennoch, aber die Lust am Buch war mir vergangen. Wenn Clara irgendwann einen gewissen Stefano kennengelernt hätte und seine Geschichte in Rückblicken eingestreut gewesen wäre, wäre der Roman für mich weitaus spannender gewesen. Mir wurde viel zu viel vorweggenommen, auch wenn ich zuerst noch nicht ganz wusste, wie es umgesetzt wird und sobald ich es wusste, dachte ich nur noch "Mensch Clara, wach auf!". Nicht mal die Bedenken ihrer Freundinnen Isabelle und Josefine hat sie ernst genommen. Sofern war Clara leider nicht nur sehr innovativ sondern doch auch ein grosses Stück naiv, was ich ihr mit ihrer neuen Selbstständigkeit nicht mehr zutraute. Ihr späteres Durchgreifen war mir zuwenig. Auch schien mir die Zukunft ihres Ex-Ehemannes Gerhard Gropius nicht sehr glaubhaft.


    Schade um das "Vorwegnehmen", denn der Schreibstil ist wie immer bei Petra Durst-Benning sehr gut und auch ihre Themenwahl in diesem Band - der Umgang mit neuen Errungenschaften wie Autos, Telefone, Fotoapparate und natürlich auch die Kosmetik, und allgemein die langsam auftauchende Mündigkeit der Frauen dazumals - ist hervorragend und stimmig umgesetzt.
    Der Autorin gelingt es auch in diesem Band, dass der Leser den Jahrhundertwind deutlich spürt. Vor allem die Kosmetik-Thematik von "Bella Clara" fand ich als "Selberrührerin" und Seifensiederin interessant. Der Schauplatz wurde lebensnah dargestellt und macht Lust auf einen Ausflug nach Meersburg. Eigentlich ein schöner Roman, wäre da nur nicht die verhängnisvolle Geschichte gewesen...


    Fazit: Alles in allem gesehen eine fantastische Trilogie, doch "Bella Clara" ist darin der schwächste Teil. Weil für mich nach circa einem Drittel schon zuviel vorweggenommen wurde und dadurch meine Leselust deutlich schwand gibt es von mir für Band 3 nur 3.5 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    Trilogie-Fazit: Vieles was heute so selbstverständlich für uns ist, war vor rund 115 Jahren noch verboten oder gab es noch gar nicht. Die vollständige Jahrhundert-Trilogie ist deshalb ein toller dreiteiliger "Zeitzeugen"-Roman. Für alle, die sich für das Leben der Frauen und den Fortschritt rund um die Jahrhundertwende interessieren, und dies in einer unterhaltenden Romanform geniessen wollen, seien die drei Bücher absolut empfohlen.