Will Lavender - Der Menschenspieler / Dominance

  • Inhalt:
    1994: Am eher kleinen und unbedeutenden Jasper College bahnt sich eine Sensation an. Richard Aldiss, renommierter Literaturprofessor und Spezialist über das Werk des mysteriösen Bestsellerautors Fallows hält einen Abendkurs in dessen Verlauf er die wahre Identität des Autors klären möchte. Doch der eigentliche Skandal: Aldiss ist ein verurteilter Mörder. Er kommuniziert mit den Studenten per Videoübertragung. Bald schon zieht er sie in seinen Bann. Vor allem Alexandra Shipley kann sich ihm kaum entziehen. Sie ist es, die schließlich nicht nur Fallows Identität lüftet, sondern auch Aldiss Unschuld beweisen kann...
    2009: Alexandra Shipley ist mittlerweile eine renommierte Literaturdozentin in Harvard. Sie möchte die Ereignisse von damals endlich vergessen. Doch als eine der Kommilitonen von damals ermordet wird, kann sie die Vergangenheit doch nicht ruhen lassen. Denn der Mord gleicht eins zu eins denen deren Aldiss eins beschuldigt worden war. Natürlich gerät er in den Fokus der Polizei. Doch Alex kann nicht glauben das sie sich so ihn ihrem Dozenten getäuscht haben sollte und ist bereit die alte Truppe noch ein mal zusammen zu rufen um seine Unschuld zu beweisen. Einmal mehr ist sie dabei jedoch auf sich allein gestellt. Denn Aldiss selbst hat sie gewarnt: er ist sich sicher, das der Mörder ein Mitglied des Abendkurses ist, denn nur sie kannten die genauen Einzelheiten ...


    Meine Meinung:
    An manchen Stellen konnte mich "Der Menschenspieler" voll und ganz überzeugen,an anderen hat er mich etwas Ratlos zurückgelassen. Vor allem der Schluss war für mich irgendwie unfertig und hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Andererseits war das Spiel des Autors mit der Figur Richard Aldiss wirklich interessant und spannend. Durch die beiden Zeitebenen wird man auch zum Teil neugieriger auf die Vergangenheit, als die Morde in der Gegenwart, auch wenn klar ist das es Zusammenhänge gibt. Vor allem Aldiss ist dabei Dreh und Angelpunkt der Handlung obwohl er selbst eigentlich kaum auftaucht und man daher auch nicht so recht versteht, welche Wirkung er eigentlich auf seine Studenten hatte.


    Manches davon wird nur angedeutet und ich finde gerade hier auch vieles nicht so recht zu Ende gedacht. Es bleibt etwas in der Schwebe, es gelingt dem Autor nicht richtig das zu vermitteln. Das passiert ihm aber immer mal wieder, es gibt Handlungsstränge die eigentlich gut sind, aber es fehlt immer wieder etwas um die so richtig einschlagen zu lassen. Vor allem die Prozedur (ein Spiel in dem die Figuren Szenen aus Fallows Romanen eins zu eins spielen und dabei Abweichungen mit Ausschluss aus der Gruppe bestrafen) die ein wichtiger Bestandteil der Geschichte ist, wird nicht richtig vermittelt. Der Reiz und die Gefahr die damit verknüpft werden, das war mir etwas arg aufgesetzt. Auch werden einzelne Figuren nicht richtig beleuchtet. Gerade eine Frau wie Melissa bleibt dabei im Dunkeln und es war fast überflüssig sie überhaupt einzuführen. Bis auf Alexandra Shipley und ihren damaligen Freund Keller wirken dabei alle irgendwie unwichtig.


    Das klingt jetzt doch wieder negativer als ich den Roman eigentlich empfunden habe. Es gibt Spannung und da sich beide Zeitebenen ungefähr abwechseln, wird diese auch kontinuierlich aufgebaut. Professor Aldiss ist sehr ambivalent beschrieben und man weiß bald selbst nicht mehr was man glauben soll und wer hier eigentlich wen manipuliert. Es wunderte mich allerdings das ... sich so schnell wieder in ihr altes Muster fügt und ihn einfach überhaupt nicht hinterfragt oder misstraut. Andererseits wird durch ihre Position auch deutlicher das die Gruppe eigentlich nie wirklich miteinander befreundet war, sondern vor allem durch den Abendkurs verbunden sind. Hier hätte ich mir manchmal etwas mehr Einblicke gewünscht.
    Der Literarische Bezug hat mir trotzdem gefallen. Alleine diese Idee, Literatur als Spiel des Autors mit dem Leser zu begreifen, ein interessanter Ansatz. Die Auflösung des alten Mordfalles war mir aber etwas arg konstruiert, da hat mich die Lösung der Gegenwart stärker überzeugt. Wie erwähnt war das Ende des Romans aber sehr offen gehalten und so bin ich damit auch nicht so richtig zufrieden. Man wartete das noch etwas kam und plötzlich war es vorbei und ich wusste nicht so recht was das nun sollte.


    Trotzdem finde ich nun bei genauerem Nachdenken mehr Kritikpunkte als beim Lesen selbst. Es hat mich gut unterhalten und darauf kommt es mir einem Thriller letztendlich auch an! Gerade das Spiel mit der Manipulation durch Aldiss hat mich immer wieder fasziniert.


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