GEO-Epoche - Südamerika. Geschichte eines Kontinents 1499 - 1998

  • Eigentlich beginnt ja die Geschichte Südamerikas mit der ersten Besiedlungswelle, als die Menschen, die aus dem Gebiet der heutigen Mongolei und Sibiriens über Landwege oder kurze Schiffswege während der letzten großen Eiszeit nach Nordamerika gewandert sein sollen um dann von Norden aus immer weiter in den Süden vorzudringen, wie dies einige Anthropologen und Historiker in ihren Büchern veröffentlicht haben. Später bildeten sich dort dann verschiedene Großkulturen.


    Dieses Heft beginnt, nach einer Photoserie über die Indios in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – zum Teil aus der Sicht der Bewohner des Landes – mit dem „Besuch“ der ersten Europäer im Lande, dem der ersten „Conquistadores“ im Jahr 1499, gefolgt von einem Artikel über eine Expedition unter deutscher Führung auf der Suche nach El Dorado, dem Land des Goldes ab 1535. In diesem Zusammenhang wird überaus deutlich, wie sehr eine partielle militär-technische Überlegenheit dafür gesorgt hat, dass die „Conqustadores“ geradezu gottähnliche Macht zugesprochen wurde – bis die ersten Indios lernte, mit diesen Vorteilen umzugehen, wie es etwa den Mapuche in Chile im 16. Jahrhundert bereits gelungen ist, die hier mit einem eigenen Artikel gewürdigt werden.


    Die beiden Artikel über das 17. Jahrhundert legen das Schwergewicht auf die jesuitische Mission, die oft mit den Verwaltungen vor Ort über Kreuz gelegen hat und den Sklavenhandel über Cartagena, bevor die nächsten beiden Artikel die Abwendung vom Feudal- zum republikanischen System im 19. Jahrhundert in Brasilien und Teilen Nordsüdamerikas thematisieren.


    Die letzten vier Artikel handeln dann von Che Guevara – mit einer massiven Entmythologisierung dieser Gestalt -, Gabriel García Márquez, die Terrorherrschaft in Argentinien und schließlich die Geschichte des neo-maoistischen „Leuchtenden Pfad“ in Peru, die mit einem vergleichsweise hoff-nungsvollen Blick auf zukünftige Entwicklungen in Südamerika als Gesamtheit endet. Darauf folgt – wie bei den GEO-Epoche-Heften gewohnt – eine ausgiebig kommentierte Zeitleiste.


    Wie immer kann man bei der Betrachtung der Geschichte eines Kontinents, auf den über die Jahr-hunderte auch verschiedene Kräfte von außen eingewirkt haben, nur in Auszügen in einem solchen Magazin oder selbst in einem Buch behandeln. Die Auswahl, die in diesem Fall getroffen wurde ist sehr überzeugend und die Artikel sind voll von zum Teil doch sehr überraschenden Informationen zu Konflikten zu denen man durch die Nachrichten meist nur von den Taten einer Konfliktpartei gehört hat. Ein überaus lohnendes Heft, das gerade in Bezug auf die Ereignisse in Argentinien in den 70er Jahren sehr verstörend zu lesen ist.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „GEO-Epoche #71: Südamerika. Geschichte eines Kontinents 1499 - 1998“ zu „GEO-Epoche - Südamerika. Geschichte eines Kontinents 1499 - 1998“ geändert.