Scott Lynch - Sturm über roten Wassern / Red Seas under Red Skies

  • Kurzmeinung

    frettchen81
    Intrige in einer Intrige in einem Komplott und alles mit wechselnden Rollen und Namen. War mir zu viel obwohl einige Ide
  • Buchtipps zum Thema

  • Inhalt:
    Locke und Jean sind nach den Ereignissen aus "Die Lügen des Locke Lamora" in Tal Verrar gestrandet. Sie wären natürlich keine Gentlemendiebe wenn sie nicht auch dort eine große Gaunerei direkt unter den Augen des Adels planen würden. Doch ein Schatten wirft sich auf ihr einigermaßen sicheres Leben dort, die Vergangenheit lässt sie nicht los und plötzlich finden sich Locke und Jean auf einem Piratenschiff wieder...

    Meine Meinung:
    Locke Lamora ist definitiv eine meiner Lieblingsfiguren. Er ist gewieft und ein wunderbares Schlitzohr. Ich liebe seine ausgetüftelten Pläne die natürlich doch irgendwie immer ein klein wenig schief gehen um dann doch am Ende zu dem ein oder anderen interessanten Ergebnis zu führen.


    Teil 1 konnte mich damals restlos begeistern und so hatte ich zugegebener Maßen auch ziemlich hohe Ansprüche an den zweiten Band. Ich gebe zu das dieser mich daher nicht ganz so begeistern konnte wie ich es mir gewünscht hätte, es war toll, aber dieser kleine Funken Genialität hat mir etwas gefehlt. Das lag vor allem daran das Lynch einfach sein Muster aus Band eins anwendet und man daher im Grunde weiß in welche Richtung einzelne Handlungstränge laufen werden. Ich hätte mir hi und da etwas mehr Kreativität gewünscht, das hätten die beiden Gentleman Bastards einfach verdient gehabt.
    Trotzdem gibt es aber genug Handlung die mir einfach eine Menge Spaß gemacht hat. Ich war mitten im Geschehen und stolperte mit Locke von einem Schlamassel in den nächsten. Vor allem die verschiedenen "Aufträge" die es dabei auseinander zu halten gilt, waren toll. Außerdem mochte ich auch die Idee, die wichtigsten Teile der Handlung auf ein Schiff zu verlagern. Im Grunde war das auch der Punkt auf den ich mich von Anfang an am meisten gefreut hatte. Gerade hier konnte mich Lynch auch am meisten überzeugen. Locke der keine Ahnung davon hat, was er eigentlich auf einem Schiff zu tun hat, das war herrlich! Schade das der Autor hier in einigen Punkten nicht etwas mutiger gewesen ist.


    Alles in allem hatte ich wirklich meinen Spaß und freue mich auch schon sehr auf Band drei. Allerdings befürchte ich das der Autor sich schnell ein paar Kniffe einfallen lassen muss, denn so langsam wird sein Handlungsmuster etwas durchschaubar und ich habe ein klein wenig Angst, das es mir dann auf Dauer nicht mehr gefallen wird. Noch kann ich aber aufatmen:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich fand "Red Seas Under Red Skies" noch ziemlich gut. Scott Lynch hat sehr viele gute Ideen eingebaut und vor allem die Zeit auf dem Schiff und die verschiedenen Charaktere der Manschaft haben mir gut gefallen. Eine wirklich gelungene Fortsetzung des ersten Bandes der Reihe.
    Leider konnte Teil 3 in meinen Augen nicht mehr mithalten. Er war für mich eindeutig der schlechteste Band der Reihe.

  • Ein einbruchssicheres Casino, ein größenwahnsinniger Plan, eben dieses Casino auszurauben, politische Verstrickungen zwischen Militärdiktatoren und Parlamentariern, bedrohliche Piraten und nicht zu vergessen diese nervigen Zauberer: Auch im zweiten Abenteuer stecken Locke und Jean wieder ziemlich tief im Schlamassel.


    Im zweiten Teil der Gentlemen Bastard-Serie ist natürlich nicht mehr alles so frisch und glänzend und neu, wie es im ersten Teil war. Und Lynch verlässt sich auf das bewährte Erzählprinzip auf zwei Zeitebenen. Dafür bekommen die Charaktere mehr Tiefe: Die Ereignisse am Ende von Band 1 haben Locke nicht unverändert gelassen. Er war schon im ersten Teil ein sehr menschlicher Charakter mit Fehlern: schlau, aber hin und wieder kommen andere, die schlauer sind; ein schlechter Kämpfer; manchmal zu impulsiv und von seiner eigenen Intelligenz eingenommen. In Teil 2 verleiht Lynch Lockes Charakter nun die emotionale Tiefe, die ich im 1. Band vermisst habe. Jean Tannen ist meiner Meinung nach ohnehin einer der großartigsten Protagonisten überhaupt: der schwergewichtige Schlägertyp mit einer Schwäche für scharfe Beile und romantische Literatur, gebildet, stark und Locke treu ergeben. Im 2. Buch bekommt er mehr Raum, wie auch Lockes und Jeans intensive Freundschaft allgemein mehr im Vordergrund steht. Ab und an wurde die für meinen Geschmack jedoch etwas zu melodramatisch ("Ich sterbe, damit du leben kannst!" "Nein, ich sterbe für dich, und du kannst leben!" "Nein, ich sterbe..." usw. Ach, Jungs... :roll: )
    Neben den beiden Hauptcharakteren gibt es eine ganze Menge gut gezeichneter, dreidimensionaler Nebencharaktere, von charismatischen Gegenspielern über willensstarke Piraten-Ladys bis hin zu eher unwilligen Ausbildern und nicht ganz so geschickten Straßenräubern. Lynch hat sich deutlich bemüht, seine Cast diverser zu machen. Und die Dialoge sind ohnehin erste Klasse.


    Allerdings fand ich den Plot nicht ganz überzeugend. Nach einer sehr langen Exposition, die fast 50% des Buches einnimmt, gab es mir anschließend immer eine Wendung zu viel, immer eine Komplikationsstufe mehr, als ich noch glaubhaft gefunden hätte. Zudem erschienen mir einige Motive der Gegenspieler nicht zu 100% ausgereift (Rodanov z.B. - nicht nur wegen dem, was @Mrs.Moriarty im Spoiler geschrieben hat, ich habe mich generell gefragt, warum das unbedingt so ablaufen musste). Es war zudem nicht der Showdown, den ich mir gewünscht hätte. Aber man kann ja bekanntlich nicht alles haben. Und ganz am Ende musste ich dann doch noch mal sehr lachen.


    Alles in allem macht das :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: für ein unterhaltsames, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu konstruiertes und melodramatisches Fantasy-Abenteuer.

    "Selber lesen macht kluch."


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    Roberto Bolaño