Jules Verne - Der Weg nach Frankreich / Le chemin de France

  • Hallo liebe Leser, als erstes ein Dankeschön an Büchertreff, dass man hier seine Bücher bzw. eBooks kostenfrei vorstellen darf.


    Es handelt sich um ein eBook, und natürlich um eine Übersetzung, wie man beim Lesen des Namens des Autors unschwer erraten haben wird. Ich hatte ein wenig Pech bei diesem Projekt, da mir zwei andere Verlage zuvorgekommen sind; als ich mit dem Übersetzen begonnen hatte, gab es das Buch noch nicht auf Deutsch.


    So etwas kann natürlich passieren, wenn der Originaltext urheberrechtsfrei ist; da kann jeder eine Übersetzung anfertigen und herausbringen. Ich hatte keine Lust, das ganze Projekt ‚in die Tonne zu kloppen‘, andererseits hätte sich eine Veröffentlichung als gedrucktes Buch nicht so recht gelohnt. Es bot sich daher an, ein eBook herauszubringen.


    Nun aber endlich zum Inhalt des Buches. Es handelt sich um einen historischen Abenteuerroman, der zur Zeit des Ersten Koalitionskriegs spielt – 1792. Zunächst herrscht nur Krieg zwischen Frankreich und Österreich. Natalis Delpierre, ein französischer Soldat, darf demnach nach Preußen reisen, da Frankreich sich mit dieser Nation noch nicht im Kriegszustand befindet. Delpierre hatte um Urlaub gebeten, um seine Schwester Irma zu besuchen, und um sie zu überreden, mit ihm zurück nach Frankreich zu kommen – man kann schließlich davon ausgehen, dass sie dort sicherer ist, wenn es zum Krieg kommt. Irma ist bei Familie Keller angestellt. Der vor nicht allzu langer Zeit verstorbene Familienvater hatte französische Vorfahren, und Madame Keller ist sogar gebürtige Französin. Die Hauptfigur des Buches ist der Sohn, Jean Keller, der von preußischer Nationalität, aber ein Freund Frankreichs und mit einer Französin verlobt ist. Sein Rivale um die Gunst der schönen Marthe de Lauranay ist Frantz von Grawert, Leutnant in der preußischen Armee. Marthe allerdings möchte mit dem Leutnant nichts zu tun haben.


    Dies ist die Ausgangssituation, die in den ersten Kapiteln sehr ausführlich geschildert wird, der Beginn ist leider etwas zäh. Dann aber wird es interessanter. Von Grawert lässt in seinen Bemühungen um Marthe nicht locker. Schließlich bahnt sich ein Duell zwischen ihm und Jean an … Im weiteren Verlauf der Geschichte werden, nach erfolgter Kriegserklärung an Frankreich, alle Franzosen aus Preußen ausgewiesen. Natalis, Irma, Madame Keller, Marthe und ihr Großvater müssen sich auf den beschwerlichen Weg nach Frankreich begeben …


    Zwar hat Jules Verne auch noch andere historische Romane geschrieben, z.B. Der Archipel in Flammen. Aber dieses Buch ist trotzdem eher ungewöhnlich im Vergleich zu seinen anderen Werken – eigentlich war er ein Pazifist. Gleichzeitig aber auch ein französischer Patriot. Er lebte im Zeitalter des Imperialismus. Frankreich stand in Konkurrenz zu den anderen Großmächten. In Vernes Werken findet sich oft Kritik an der damaligen Weltmacht Nr. 1, England.


    Und dann gab es da natürlich den verlorenen Krieg gegen Preußen von 1870/71. Verne war auch vorher kein großer Freund Deutschlands gewesen, nach dieser Niederlage war er es erst recht nicht mehr. In Der Weg nach Frankreich wird einiges Gift verspritzt. Das dürfte auch der Hauptgrund dafür sein, dass es dieses Buch so lange nicht auf Deutsch gegeben hat. Nun, es ist viel Zeit vergangen, seit der Roman geschrieben wurde, es sollte demzufolge kein großes Problem darstellen, beim Lesen über einige zu chauvinistisch geratene Passagen hinwegzusehen.


    Auch wenn dieses Werk nicht so zu überzeugen vermag wie Vernes bekanntere Bücher, ist es doch einen Blick wert für Leser, die historische Romane mögen. Man erfährt bei der Lektüre einiges über ein interessantes Kapitel der deutsch-französischen Geschichte.


    Sollte ich zu dieser Vorstellung noch etwas hinzufügen? ?( Oder habe ich genug geschrieben?


    Und gibt es hier fleißige Rezensenten, die ein Rezensionsexemplar haben möchten? (Dann bitte PN an mich.)


    Beste Grüße :)
    Matthias Kenter


    P.S.: Das Buch gibt es auch als ePub-Version, bei XinXii, Weltbild, iBooks, Google Play und einigen anderen Anbietern. Dort gibt es auch Leseproben, bei Amazon ebenfalls.

  • Willkommen M. Kenter :winken: Schön, dass sich auch ein Übersetzer zu unseren Autoren gesellt, so lernen wir mal eine ganz andere Seite der Buchveröffentlichung kennen. :wink:


    Sollte ich zu dieser Vorstellung noch etwas hinzufügen? ?( Oder habe ich genug geschrieben?


    Im Prinzip hast Du genug geschrieben, aber mich würde interessieren, wieso ein Übersetzer auf eigene Faust an die Veröffentlichung einer Übersetzung denkt? Denn wie Du klar beschrieben hast, ist es ja doch ein großes finanzielles Risiko. :-k

  • Hallo Squirrel, also, es bot sich an, das einfach mal auszuprobieren. Kann ja auch gutgehen :) Demnächst stelle ich hier noch Tom Sawyers Verschwörung vor, da ist mir eine Erstübersetzung gelungen, da hatte ich mehr Glück als bei Der Weg nach Frankreich. Außerdem ist das finanzielle Risiko im Vergleich zu früher ja auch deutlich geringer. Wer auf eigene Faust ein Buch herausbringen wollte, musste zunächst eine Druckauflage anfertigen lassen, mit (so weit ich weiß) recht hohen "Fixkosten". Das Hochladen eines eBooks kostet hingegen bei den meisten Anbietern nichts. (Und die "technische Seite" beim Erstellen des eBooks kann man auch selbst übernehmen, wenn man sich in die Thematik ein bisschen einarbeitet. Sigil (für ePub) und Gimp (für Bildbearbeitung) sind Freeware.)


    Mal schauen, wie sich die Sache entwickelt. Die Mark-Twain-Übersetzung werde ich wohl auch noch als gedrucktes Buch rausbringen, der Markt für eBooks ist ja noch vergleichsweise klein. Und auch das ist längst nicht mehr so teuer wie früher, wegen Print-on-demand. Man erstellt selbst eine Druckvorlage als PDF, dadurch sinken die Fixkosten, da könnte man sogar darüber nachdenken, ob man Print-on-demand nicht nimmt, sondern sich stattdessen eine Druckerei sucht, wo man zu fairen Preisen eine Auflage drucken lassen kann. Natürlich erst mal nur eine kleine Auflage, sonst wäre das Risiko wirklich zu groß.

  • Das Hochladen eines eBooks kostet hingegen bei den meisten Anbietern nichts. (Und die "technische Seite" beim Erstellen des eBooks kann man auch selbst übernehmen, wenn man sich in die Thematik ein bisschen einarbeitet. Sigil (für ePub) und Gimp (für Bildbearbeitung) sind Freeware.)


    Ich dachte tatsächlich jetzt auch an die "Kosten" in dem Sinne, dass Deine Arbeitszeit in dem Moment ja gebunden ist an dieses eine Buch, das sich ja nicht innerhalb weniger Tage mal so nebenher übersetzen lässt. Ausgehend davon, dass Du als freier Übersetzer arbeitest, hast Du dann ja Deine Arbeitszeit an ein Projekt vergeben, dass Dir im ungünstigen Fall kaum ein Einkommen als Gegenwert sichert. 8-[

  • Es war ein "Einstiegsprojekt", es ging hauptsächlich erst einmal darum, zu sehen, wie man so etwas macht. Im Moment ist das Übersetzen nicht mein Hauptberuf. Könnte ich mir für die Zukunft aber vorstellen, wenn es gut läuft. Es ist zwar eine anspruchsvolle Arbeit, macht aber auch Spaß. Und die modernen (Computer- und Internet-)Zeiten erleichtern auch einiges. Es gibt hervorragende Wörterbücher zu bezahlbaren Preisen auf CD-ROM, gedruckte Wörterbücher lassen sich oft auch zu (teilweise lächerlich) niedrigen Preisen antiquarisch erwerben (bei Online-Antiquariaten oder auf Auktionsseiten), und manches ist sogar gratis nutzbar, z.B. der Trésor de la Langue Française informatisé:
    http://www.cnrtl.fr/definition/tr%C3%A9sor
    Gedruckt ist das über ein Regalmeter :)

  • Es war ein "Einstiegsprojekt", es ging hauptsächlich erst einmal darum, zu sehen, wie man so etwas macht. Im Moment ist das Übersetzen nicht mein Hauptberuf.


    ach so, das erklärt natürlich einiges :)

  • Ich hab aber natürlich darauf geachtet, dass die Qualität stimmt, auch wenn es ein Einstiegsprojekt war. Jules Verne gehört zu meinen absoluten Lieblingsautoren, da würde ich mich gar nicht trauen, eine schlechte Übersetzung rauszubringen :wink::)

  • Ich hab aber natürlich darauf geachtet, dass die Qualität stimmt, auch wenn es ein Einstiegsprojekt war.


    Das wollte ich gar nicht ausdrücken :uups: sondern nur, dass es jetzt klar ist wie Du zu dem Projekt auf eigene Faust gekommen bist trotz des finanziellen Risikos

  • Entschuldigung, das war vielleicht jetzt etwas missverständlich. Es ging eigentlich darum, dass ich meine eigene Aussage – "Einstiegsprojekt" – noch ergänzen wollte. Sonst könnte man ja denken "ach, der hat erst mal nur rumprobiert, so gut kann das Buch also nicht sein". Wie weiter oben schon gesagt, mir standen gute Wörterbücher zur Verfügung, und wenn man doch mal nicht weiter weiß, kann man problemlos die Muttersprachler im wordreference-Forum fragen :)