Fasziniert dem Regen zuhören, wie er aufs Dachfenster prasselt, oder nach einem heißen Tag im Regen tanzen, um sich abzukühlen. Zwei Dinge, die für Ruby mittlerweile unvorstellbar sind. Der Regen macht ihr Angst, denn er bringt den Tod. Ein Virus sorgt dafür, dass der Regen vergiftet ist und einen Menschen bei Körperkontakt innerhalb kurzer Zeit tötet. Es gibt kein Heilmittel und die Menschen wurden vor der Gefahr nicht gewarnt. Als also plötzlich Regen aufzieht, wird der schöne Grillabend in England zu einem Massensterben in der Bevölkerung. Ruby und ein paar wenige haben Glück, aber kann man ein Leben als Glück bezeichnen, in dem nahezu jeder Mensch, den man geliebt hat, gestorben ist und in der die tödliche Gefahr sogar im Wasserhahn lauert, während man selbst unbändigen Durst verspürt?
"Rain - das tödliche Element" ist der Auftaktband einer Dystopiereihe aus England. Die Idee, dass Wasser kein lebenswichtiges Elixier mehr ist, sondern eine tödliche Gefahr, hat mich neugierig gemacht, zumal Dystopien mir seit Jahren eh sehr zusagen. Ruby ist die Protagonistin des Romans und sie muss auf die harte Tour lernen, dass der Regen Menschen schon beim kleinsten Kontakt tötet, egal ob jung oder alt, ob geliebt oder dringend gebraucht. Jeder Kontakt ist das sofortige Todesurteil.
Das Setting und die Auswirkungen werden gut beschrieben. Virginia Bergin zeigt die Verzweiflung der Überlebenden glaubwürdig auf, den mühsamen und nahezu aussichtslosen Kampf um trinkbare Flüssigkeiten sowie die unterschiedlichen Reaktionen der Menschen auf diese ungewohnte Situation. Weniger gut haben mir jedoch die Figuren gefallen, vor allem Ruby. Ich habe einfach keine Bindung zur Protagonistin aufbauen können und manchmal hat sich mich sogar genervt. Natürlich ist die Situation für sie ungewohnt und stressig, aber nach zig Tagen immer noch zu sagen, dass sie einfach so rausgerannt ist, ohne vorher einen Blick gen Himmel zu werfen, obwohl ihr bewusst ist, dass dieses eine tödliche Fahrlässigkeit sein könnte, nehme ich ihr einfach irgendwann nicht mehr ab.
Auch die gewählte Perspektive ist etwas ungewöhnlich. Das Buch ist so ausgelegt, dass Ruby ihre Geschichte erzählt bzw. niederschreibt. Somit wird der Leser ab und an direkt angesprochen. Ob dieses ebenfalls dazu geführt hat, dass mich das Buch nicht komplett gepackt hat, fällt mir schwer zu entscheiden. Fakt ist jedoch, dass die Grundidee gut ist, mir die Umsetzung jedoch bloß mittelmäßig zugesagt hat.
Fazit: Eine neue Dystopiereihe aus England erreicht nun auch Deutschland. Ich hatte mir leider etwas mehr vom Roman versprochen. Die Grundidee ist fesselnd, aber Bergin hätte mehr draus machen können. Bis auf Ruby gibt es keine tragenden Figuren und für die Konzentration auf diese Hauptfigur ist sie einfach nicht ausgereift und interessant genug. Ob ich die Fortsetzung "Storm" lesen werde, werde ich bei Erscheinen des Buches spontan entscheiden.
Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Originaltitel: The Rain 1