// Was passiert //
Die 17-jährige Davy könnte kaum zufriedener mit ihrem Leben sein: sie hat eine tolle Familie, ist seit ein paar Monaten frisch verliebt und freut sich auf eine Zukunft an der Julliard, eine der renommiertesten Musikschulen der Welt. Doch dann wird sie mit HTS – dem Homicidal Tendency Syndrome – diagnostiziert und gehört fortan zum gefürchteten Abschaum der Gesellschaft. Ihr neues Leben ist bestimmt von abfälligen Blicken, Verrat und nicht gerade freundlich gesinnten Lehrern und Aufpassern.
// Was ich denke //
Ich muss sagen, ich weiß gar nicht so recht, wo ich bei diesem Buch anfangen soll. Es hat mich dermaßen zwiegespalten wie kaum eine Geschichte, so weit ich mich zurück erinnern kann. Aber ich versuche einfach mal mein Glück. Bitte entschuldigt, wenn das Ganze etwas durcheinander wirkt, denn das sind meine Gedanken zu Uninvited auch.
Davy Hamilton ist 17 Jahre alt und hat ihre Zukunft eigentlich fest im Blick: nach ihrem High School-Abschluss will sie an die Julliard in New York, zusammen mit ihrem Freund Zac, der ebenfalls in der Stadt studieren will. Sie ist wohl behütet aufgewachsen, hat ein super Verhältnis zu ihrer Familie, vor allem zu ihrem großen Bruder, und generell das, was man ein gutbürgerliches Mädchen nennen kann. Ja, die junge Dame ist schon sehr privilegiert, was ein wenig stereotypisch rüber kommt. Was ich allerdings noch übertriebener finde, sind ihre musikalischen Fähigkeiten… sie kann nicht nur gut singen, nein, sie kann auch jedes Instrument innerhalb weniger Minuten spielen lernen. So hat sie sich im Alter von drei Jahren einfach so an ein Klavier gesetzt und los gespielt, ohne Hilfe, ohne Übung. Ähm ja…
Ich muss aber zugeben, dass mich solche Charaktere kaum noch ‘schocken’, dafür laufen sie mir einfach zu häufig über den Weg (lese ich die falschen Bücher?). Da ist es ja auch nur logisch, dass Davy eine tolle beste Freundin und natürlich einen umwerfenden Boyfriend hat, der ihr zu Füßen liegt, während er von der restlichen weiblichen Schülerschaft der High School angesabbert wird.
Das Ganze ist natürlich zu schön, um wahr zu sein, also schlägt das Schicksal zu. Bei einer Untersuchung in der Schule wird Davy positiv auf HTS getestet. HTS steht für “Homicidal Tendency Syndrome” und bezeichnet ein Gen, das seinen Träger als zukünftigen Mörder/Gewalttäter markiert. Und somit wird sie von einer Sekunde auf die andere von einer beneideten Schönheit mit funkelnder Zukunft zum Abschaum der Gesellschaft. Sie bekommt einen ‘Sachbearbeiter’ (case worker/handler) an die Seite gestellt, der ihr alles andere als positiv gesinnt ist, und muss ganz schnell lernen, dass ihr Leben ab sofort anders aussehen wird. Sie wird zwangsumgeschult und landet in einem abgesperrten Klassenraum Keller (the cage) mit fünf anderen Carriern, also HTS-Trägern. Und hier herrscht ein etwas anderer Ton, was dem zarten Geschöpf am Anfang sehr zu schaffen macht. Sie und die anderen Jugendlichen dürfen den normalen Schülern der Schule nicht begegnen und bekommen eine spezielle Marke, die sie ganz klar als Carrier identifiziert. An dieser Stelle kam mir das erste Mal der Gedanke, dass die Welt von Uninvited mich doch sehr an die Zustände in Deutschland während des zweiten Weltkrieges erinnert. Und das ist einer der Punkte, wenn nicht sogar der Punkt, warum das Buch insgesamt einen schalen Geschmack bei mir hinterlassen hat.
Die Sache ist die: die Grundidee hat mir wirklich super gefallen und auch die Plotentwicklung finde ich ansprechend ausgearbeitet, es sind die Kleinigkeiten, die mir den Spaß ein wenig verdorben haben. Eben diese Markierung (die nicht alleine bei Umhängeschildern bleibt) und das ganze System. Vielleicht bin ich einfach nicht für (solche) Dystopien gemacht, aber ich fand das irgendwie eine Spur zu heftig. Was jetzt nicht heißen soll, dass die Geschichte gewalttätig ist oder so, es ist eher so eine kleine Warnleuchte, die immer wieder mal ansprang – vielleicht ist es in diesem Fall eher etwas psychologisches. Ich kann’s schwer einschätzen.
Die Charaktere sind schon ein wenig stereotypisch – blondes behütetes Mädchen, gut aussehender toller Freund, böser Badboy -, aber wie schon gesagt, das finde ich weniger schlimm. Es ist sogar so, dass ich solche Verhältnisse bei Jugendbüchern (leider) schon erwarte, weil es einfach eine uralte, immer wieder gern genutzte Geschichte ist. Dennoch muss ich sagen, dass mir vor allem der Badboy gut gefallen hat, genauso wie der schüchterne beste Freund, den Davy unter den Carriern findet. Genauso positiv empfand ich die Entwicklung von Davy: zu Beginn noch ein verwirrtes Prinzesschen, lernt sie schnell, wie der Hase nun läuft und was sie tun muss, um zu überleben. Mit der Zeit wird sie härter, was aber nicht allzu übertrieben wirkt.
Eine Liebesgeschichte gibt es natürlich auch und ich bin sehr überrascht, sagen zu müssen, dass mir die Entwicklung in dem Gebiet gut gefallen hat. Wie auch die Protagonisten ist sie vorhersehbar, aber ich mochte den Aufbau des Ganzen. Und das sage ich wirklich nicht oft ;)
Und zum Schluss noch ein absolutes Highlight: habt ihr euch mal das Cover genauer angesehen? Ich muss zugeben, dass ich erst durch eine Review auf Goodreads darüber gestolpert bin und es selber nicht bemerkt habe… ihre HAARE! Ich finde den Übergang zu den DNA-Spiralen einfach genial gemacht! Auf den ersten Blick sieht das Cover eher langweilig und durchschnittlich aus, aber das ist es ganz und gar nicht!
// Schlusswort //
In Uninvited kreiert Sophie Jordan eine düstere Zukunft, in der deine DNA über dein Schicksal entscheiden kann. Die Grundidee hat mir wirklich sehr gut gefallen, auch die Umsetzung und Entwicklung der Handlung waren nach meinem Geschmack. Leider muss ich jedoch Minuspunkte für die vorhersehbaren Charaktere und vor allem Teile der Inszenierung abziehen. Für mich war es etwas zu nah den der vergangenen Realität und hinterließ daher einen eher schalen Geschmack. Fans von Dystopien werden an diesem Buch aber ganz sicher ihre Freude haben! Demnach eine eingeschränkte Empfehlung von mir.