Jodi Picoult - Die Macht des Zweifels / Perfect Match

  • Inhalt:
    Nina Frost ist als Staatsanwältin auf Missbrauch, Misshandlung und Vergewaltigung bei Kindern spezialisiert. Eines Tages erfährt sie, dass ihr Sohn (5 Jahre alt) vergewaltigt wurde. Sie weiss, was vor Gericht mit ihrem Sohn passieren wird, dass nämlich seine Aussage vom Rechtsanwalt des Beschuldigten zerrissen wird, dass das Kind in die Enge getrieben und verängstigt wird, dass das Kind durch einen Prozess womöglich noch mehr traumatisiert wird, usw. Um ihrem Sohn dies zu ersparen, erschießt sie den Verdächtigen. Aber es stellt sich heraus, dass dieser Mann unschuldig ist.


    Ich weiss nicht, ob mich schon jemals ein Buch so erschreckt und empört hat wie dieses.
    Ninas Motiv für den Mord ist vollkommen absurd. Sie kommt ins Gefängnis, vor Gericht, ihre Ehe droht zu zerbrechen, das Kind wird ihr entzogen - und das alles soll für ein Kind weniger schlimm sein als eine Aussage vor Gericht???
    Ich hätte vielleicht noch Verständnis aufgebracht, wenn es eine Tat im Affekt gewesen wäre, aber Nina muss sich erst noch eine Waffe besorgen, hat also die Tötung gezielt geplant und ausgeführt.
    Zweifel an ihrer Handlung kommen ihr erst, als klar ist, dass der Mann nicht der Täter sein kann. Mit andern Worten: Das Töten eines Menschen ist gerechtfertig; moralisch verwerflich wird es erst, wenn man den Falschen erwischt.
    Von der merkwürdigen Handhabung der Gerechtigkeit im amerikanischen Rechtssystem braucht man, glaube ich, nicht viele Worte zu verlieren. Schuld oder Unschuld ist Nebensache, sofern man einen gewieften Anwalt hat.
    Durch den Schluss, der zugegeben eine Überraschung bietet, wird die fragwürdige Moral nochmal verstärkt und Selbstjustiz erneut gerechtfertigt.


    Dass eine Mutter - und natürlich auch ein Vater - zur Mordwaffe greifen kann und sie gegen jemanden richtet, der ihrem Kind etwas Furchtbares angetan hat, könnte ich noch nachvollziehen (ich weiss auch nicht, wie in in einem solchen Fall reagieren würde), aber dass ein Buch Lynchjustiz als vertretbares ethisches und moralisches Handeln verkauft, ist für mich absolut unfassbar.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich bin ein großer Fan von Jodi Picoult, aber dieses Buch finde ich, ist eines ihrer schwächeren Werke.
    Der Schreibstil ist wie immer gut und die Schilderung der Geschichte aus verschiedenen Perspektiven hat mit ebenfalls gefallen.


    Ninas Handeln in dieser Situation nachzuvollziehen fiel mir im Verlauf des Geschichte jedoch immer schwerer.
    Sicherlich wäre es bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehbar gewesen, hätte Nina im Affekt gehandelt. Dass sie den vermeintlichen Täter aber leichtfertig und ohne den DNA-Test abzuwarten erschießt, hat mich sehr schockiert.

    Noch schockierender fand ich das Ende

  • Ich lese Jodi Picoult hin und wieder ganz gerne. O:-) Eine leichte, angenehme Unterhaltung. Dieses Buch ist allerdings nicht besonders gut gelungen. Es geht um eine Karriere-Mutter, die erfährt, dass ihr Kind sexuell missbraucht wurde, (das ist das Schlimmste und Schrecklichste in dem ganzen Buch - die meisten Emotionen sind mit diesem Moment der Geschichte verbunden). :cry: Darauf hin erinnert sich die Staatsanwältin daran, dass sie ein Kind hat, und legt all ihre Energie in die folgende Geschichte der Rache. Es gibt in ihrem Leben einen Ehemann, der sie und den Sohn sehr liebt, und es gibt ein Freund aus den Kindertagen noch, der sie ebenfalls über alles liebt. Es gibt Kollegen, die alle auf ihre Seite stehen. Sodass es in dem Roman beinahe als was ganz Normales klingt, eben den Täter im Gerichtssaal zu erschießen. :-,

    Ich verstehe die Motivation dahinter, den mir geht es häuft so, dass ich diesen Gedanken habe bei manchen Verbrechen: Den/Die hätte ich gerne umgebracht. Aber das sind nur Gedanken. In diesem Roman wurden die zu Realität. Auch wenn es inhaltlich Schwächen gab, ist die Story flüssig und spannend erzählt. Eine Unterhaltung hat der Roman ganz sicher geboten. :)

    2024: Bücher: 97/Seiten: 42 622

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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