Rachel McIntyre: Sternschnuppenstunden / Me and Mr J

  • Inhalt
    Wie wehrt man sich gegen fiese Sprüche und gemeine Angriffe? Aus bitterer Erfahrung weiß Lara: gar nicht. Denn alles, was sie versucht hat, hat ihre Lage nur noch schlimmer gemacht. Deswegen hält sie still, zieht den Kopf ein und fragt sich, ob sie nicht doch schuld ist an der ganzen Misere.
    Das ändert sich, als sie Ben trifft. Die Stunden mit ihm sind bald die einzigen Lichtblicke in Laras Leben. Durch seine Augen sieht sie sich in einem neuen Licht: Sie ist klug, witzig und hübsch, und was ihr passiert, ist Mobbing der übelsten Sorte. Gemeinsam suchen sie einen Ausweg aus Laras Situation. Und es könnte ihnen gelingen, wäre da nicht ein Problem: Ben ist Laras Lehrer. (Quelle: Verlagsseite)


    Meine Meinung
    Das Buch ist in Tagebuchform verfasst und begleitet die 15-jährige (später 16-jährige) Lara über ein halbes Jahr. Dieses Tagebuch ist Laras einziger Rückzugsort, an dem Vertrauen herrscht, denn ansonsten liegt ihr Leben in Scherben. Nachdem ihr Vater seinen Job verloren hat, muss die Familie mit vielen Entbehrungen leben, ihre Eltern streiten sich, ihr Vater ist alkoholkrank, ihr Bruder eine kleine Nervensäge, die beste Freundin hat sich abgewendet um mit Laras Peinigern in der Schule gemeinsame Sache zu machen, und Lara weiß nicht mehr weiter. Trotzdem verliert sie bei all dem nie den Humor und an manchen Stellen scheint sie sich nur durch ihren bitteren Zynismus am Leben zu halten. Lara ist ein spannender Charakter, sie ist nicht schwarz-weiß, sie ist von der Autorin in schillernden Farben gemalt. Ihre Gedanken drehen sich um alles mögliche, und oft auch immer mal wieder um die gleichen Dinge, vor allem um ihre Gefühle zu ihrem Lehrer. Ich, als passionierte Tagebuchschreiberin, finde das mehr als authentisch. Wer kennt es nicht, dass der Kopf sich tagelang mit ein und dem selben Erlebnis beschäftigt und es einfach nicht ruhen lassen kann? Mir hat das sehr gefallen.


    Der Einband ist wirklich wunderschön, dieser leicht abgewetzte Sternenhimmel in Pastelltönen spiegelt einfach perfekt den Inhalt des Buchs wieder. Und der Titel des Buchs ist mit einem Aufkleber nachträglich hinzugefügt worden, was ich wirklich originell finde.


    Es ist ein schwieriges Thema, mit dem sich dieses Buch auseinandersetzt. Für einige jüngere Leser_innen könnte das Lesen ganz schön hart sein. Auch mir wurde einige Male richtig mulmig zu Mute, als ich mich immer tiefer in Laras Psyche vergrub und von ihr erzählt bekam, was die nächste Schikane für sie bereitgehalten hatte. Allerdings behält Lara stets einen eher beobachtenden Erzählposition bei, wenn sie davon erzählt, wie sie von ihren Mitschülern fertiggemacht wurde und sich nirgendwo mehr sicher fühlt. Darum blieb die Geschichte bei mir immer ein wenig auf Abstand und das Schlimmste erreichte mich nie ganz.


    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, wenn mir doch am Ende gewünscht hätte, dass etwas weniger mit dem moralischen Zeigefinger gefuchtelt worden wäre. Auch, wenn es ein Jugendbuch ist, bedeutet das nicht, dass alle sich letzten Endes vernünftig verhalten sollte (das machen im echten Leben auch nicht alle, das wäre also menschlich). Zum Glück tritt dies nur am Ende auf, weswegen das Buch von mir 4 von 5 Sternen bekommt! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Lara war noch nie besonders beliebt in ihrer Schule, aber als sich schließlich auch noch ihre beste und einzige Freundin von ihr abwendet und sich nur noch mit ihrer Erzfeindin Molly trifft, steht Lara ganz alleine dar. Wenn der neue Englisch-Lehrer nicht wäre, dann wäre das Leben schwer zu ertragen, denn seitdem ihr Dad seinen Job verloren hat und das Geld mehr als knapp ist, läuft auch zu Hause überhaupt nichts mehr rund. Als ihre Schulkameraden Lara immer schlimmer mobben und die Zustände fast schon unerträglich werden, ist Mr. Jagger das einzige, was Lara noch Halt gibt…


    Wie von den bisherigen Büchern aus dem Magellan-Verlag bereits gewohnt, fällt auch bei “Sternschnuppenstunden” zunächst einmal die Optik positiv ins Auge. Die Gestaltung ist einfach nur super schön und total passend, denn äußerlich ist es ein wenig wie ein Tagebuch gestaltet, sogar mit Titelaufkleber versehen. Einfach nur schick!


    Die Geschichte wird in Tagebuchform erzählt. Unsere Protagonistin Lara erzählt uns auch gleich in ihrem ersten Eintrag, von wem sie dieses Tagebuch erhalten hat und warum sie es führt. Der Schreibstil ist entsprechend frech und flapsig und könnten wohl genau so von einer fünfzehnjährigen stammen.
    Durch diese Form war mir direkt klar, dass ich mich sehr leicht in dieses Buch verlieben würde. Der Einstieg war dahingehend einfach nur total klasse und sehr fesselnd. Ich mochte Lara auf Anhieb.


    Zu Beginn des Buches kommen die Tagebucheinträge noch sehr energisch und witzig rüber. Sie sprühen nur so vor Lebensfreude, auch wenn sich Lara bereits zu diesem Zeitpunkt mit mehr Problemen rumschlagen muss, als für einen Teenager in ihrem Alter gesund ist. Für diese Stärke habe ich sie über große Strecken auch sehr bewundert und konnte total nachvollziehen, wie sich ihre Beziehung zu Mr. Jagger so schnell entwickeln konnte. Im späteren Verlauf werden ihre Einträge dann immer beschwerlicher, obwohl sie selbst die schlimmsten Mobbing-Attacken noch mit einer gehörigen Portion Ironie beschreibt. Aber ehrlich, wie sollte man so etwas auch sonst aushalten können? Sehr sympathisch fand ich zwar, dass Lara sich nicht selbstmitleidig bedauert, aber ganz ehrlich, selbst wenn sie es getan hätte, hätte ich es total verstehen und ihr nicht übel nehmen können. Für eine fünfzehn- bzw. sechszehnjährige meistert sie die Situation ziemlich eindrucksvoll.
    Über die weiteren Figuren kann ich gar nicht so viel sagen. Natürlich sind alle Personen aus Laras Sicht beschrieben worden, so sind ihre mobbenden Mitschüler natürlich das reine böse, was man bei den geschilderten Taten auch beinahe glauben könnte.
    Ebenso konnte ich Mr. Jagger ebenso wie Lara als den bestaussehenden und tollsten Typen auf der Welt betrachten. Ich war teils selbst ein wenig verliebt in ihn, so sehr habe ich mich in Lara hineinfühlen können, aber trotzdem blieb an vielen Stellen immer noch der bittere Nachgeschmack, dass er als Lehrer besser anders handeln sollte, auch wenn in dieser entsprechenden Situation die Handlung gerade einfach passend scheint.


    Genau das fand ich im Buch auch ziemlich interessant dargestellt. Neben dem schlimmen Thema Mobbing klingt nämlich auch noch ein Thema an, das Lara selbst im Buch recht gut zusammen fasst mit den Worten: “Nur weil sich etwas richtig anfühlt, muss es nicht richtig sein.”.
    Und genau das ist auch die Stelle, an der auch junge Leser ins Grübeln kommen und hinterfragen sollten, was genau dahinter steckt.


    Obwohl das Buch in Tagebuchform geschrieben ist, bekommen wir einen umfassenden Eindruck von Laras Leben. Mehr noch, wir erfahren aus erster Hand, was sie denkt und fühlt und können so total gut nachvollziehen, wie es überhaupt zu allem kommen konnte. Das hat mir wirklich gut gefallen, denn selbst ich habe zwischendurch einfach vergessen, was wirklich richtig ist, weil es sich einfach gut angefühlt hat.


    Das Buch endet mit einem Brief und keinem Tagebucheintrag. Zunächst einmal dachte ich, dass es nicht sein könne, dass an dieser Stelle alles endet, aber mit dem Brief wurde ich dann absolut besänftigt und fand das gewählte Ende schließlich doch gut und sehr passend. Anders hätte es nicht sein dürfen, mehr wäre wohl zu viel gewesen.


    Fazit
    Sternschnuppenstunden hat mir total gut gefallen. Das Buch hat einfach alles, die Optik stimmt, es lässt leicht und fließend lesen, hat eine fesselnde Geschichte und hinterlässt wirklich einen bleibenden Eindruck. Außerdem regt es noch zum Nachdenken an. Mit hat es sehr gut gefallen, ich konnte mit Lara lachen, weinen, froh sein und leiden. Nicht nur für Jugendliche eine ideale Mischung!