Massimo Carlotto - Der Flüchtling/ Il fuggiasco

  • Der italienische Schriftsteller Massimo Carlotto gehört mittlerweile in Italien zu den großen Kriminalautoren, der sich so wie andere immer wieder den aktuellen Themen der italienischen Gesellschaft wie zum Beispiel der Korruption bis in allerhöchste Kreise und der mafiosen Durchsetzung immer größerer Teile von Wirtschaft und Verwaltung auseinandersetzt.

    In dem vorliegenden in der Reihe Tropen bei Klett-Cotta veröffentlichten und von dem bedeutenden und preisgekrönten Übersetzer Hinrich Schmidt - Henkel ins Deutsche übertragenen Roman erzählt er autobiographisch seine eigene Geschichte und leistet damit einen weiteren literarisch wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte des linksradikalen Terrors um die Roten Brigaden und die Reaktion der italienischen Gesellschaft darauf in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch das wunderbare Buch des ehemaligen Bürgermeisters von Rom, Walter Veltroni, „Die Entdeckung des Sonnenaufgangs“, das auch im Jahr 2010 ebenfalls bei Klett-Cotta verlegt wurde.

    Massimo Carlottas Geschichte beginnt,als er als 19 -jähriger Student, der sich der linksradikalen Bewegung angeschlossen hatte, einen Mord an einer Mitstudentin bei der Polizei meldet, nachdem er die mit unzähligen Messerstichen malträtierte Tote aufgefunden hatte. Das war der Beginn einer Odyssee mit einem Schauprozess, seiner Flucht nach Paris und nach Mexiko und seiner endlichen Rehabilitierung.

    In einem Stück großer Literatur erzählt Massimo nicht nur seine unglaublichen Erlebnisse als „Flüchtling“, sondern beleuchtet auch eine Epoche der italienischen Gesellschaft, die in Deutschland die „bleierne Zeit“ genannt wurde, und deren endgültige Aufarbeitung noch aussteht.

    Carlottas Buch ist ein wichtiger Beitrag dazu.

  • die in Deutschland die „bleierne Zeit“ genannt wurde


    In dem Film "Die bleierne Zeit" von Margarethe von Trotta, der die Biographien der Enslin-Schwestern nachzeichnet, wird die Nachkriegszeit "bleierne Zeit" genannt. Die Zeit der RAF, auf die du dich beziehst, läuft unter dem Begriff "Deutscher Herbst".


    Das klingt zwar jetzt nach Klugscheiß, aber gerade für die Nachgeborenen sollte man mit historischen Vokabeln korrekt hantieren. :|

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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