Georges Simenon - Der kleine Heilige/ Le petit saint

  • Kurzbeschreibung von Amazon:
    Es ist nicht leicht, den Überblick zu behalten, welches Kind bei den Cuchas welchen Vater hat. Klar ist nur, wer die Mutter ist, Gabrielle, Gemüsehändlerin, stark, warmherzig, fröhlich, mit wechselnden Liebhabern. Auch ihr kleiner Sohn Louis – von Mitschülern und Geschwistern gemobbt – blickt unverändert optimistisch in die Welt. Warum? Weil er sie mit seinem besonderen Talent verwandeln kann. Ein autobiographisch gefärbter Roman, mit dem Simenon sowohl sich selbst als auch dem Maler Marc Chagall ein Denkmal gesetzt hat.


    Es ist eine wahre Freude Louis auf seinem Weg durchs Leben zu begleiten. Wie er allem etwas Positives abringt. Louis wächst zu der Zeit auf, als noch Gaslaternen die Straßen von Paris dominieren. Die Rue Mouffetard stellt seine gesamte äußere Welt dar. Trotz familiärer Umstände, denen man nicht wirklich etwas Gutes abgewinnen kann, entwickelt der in sich gekehrte Junge eine Zufriedenheit, um die man ihn ganz sicher beneiden kann.

  • Bin gerade entsetzt, was hier als "Rezension" durchgerutscht ist. Sonst nehmen wir es doch genauer.


    Autor: Georges Simenon
    Titel: Der kleine Heilige
    Seiten: 241
    ISBN: 978-3-257-24148-8
    Verlag: Diogenes
    Übersetzer: Trude Fein


    Autor:
    Georges Joseph Christian Simenon wurde 1903 in Lüttich geboren und war ein belgischer Schriftsteller. Er gitl als Verfasser von über 75 Kriminalromanen (Maigret-Reihe), daneben schrieb er weitere 100 Romane, über 150 Erzählungen und 200 Groschenromane. Mehr als 1000 Kurzgeschischen schrieb er unter Pseudonym. Vorwiegend schrieb er in französischer Sprache, seone ersten Geschichten schrieb er bereits im Alter von 16 Jahren. Die Maigret-Reihe, die er in den 30er Jahren begann, verhalfen ihm zu seinem literarischen Durchbruch. Im Laufe seines Lebens hatte er insgesamt 33 wechselnde Wohnsitze, zuletzt in Lausanne, wo er 1989 starb. (Klappentext)


    Inhalt:
    Paris 1897: Die sinnliche Gemüsehändlerin Gabrielle teilt ihre kleine Wohnung in der Rue Mouffetard mit wechselnden Männern. Unter ihren sechs Kindern bildet Louis eine Ausnahme. Er ist brav, fleißig, anspruchslos. Doch in dem unauffälligen Jungen, der spöttisch "der kleine Heilige" genannt wird, steckt etwas besonderes: Louis wird zum Künstler, der unbeirrbar seinen Weg geht. (Klappentext)


    Rezension:
    Paris um die Jahrhundertwende. Eine aufstrebende Stadt, Mittelpunkt europäischen Kulturlebens und des modernen Europas. Allein, die Menschen in der rue Mouffetard bekommen davon nichts mit. Viel zu beschäftigt, für das eigene und das Überleben ihrer Familien zu besorgen, ist ihre Welt begrenzt auf ihren Straßenzug, den winzigen Wohnungen und ihrer Arbeit, so sie eine haben. Ansonsten prägen Armut und unstete Lebensweisen ihre Welt. So wächst auch Louis auf als Jüngster von sechs Kindern und beobachtet seine Familie. Ruhig und besonnen, sich für nichts außer seiner unmittelbaren Umgebung interessierend, ist er zu unscheinbar für alle anderen. In der Schule, die er als Einziger der Familie ordentlich abschließt, gilt er als Träumer, der dennoch irgendwie es schafft, unter den Klassenbesten zu landen und jemand, der sich leicht herumschupsen lässt, in der Familie gleichsam als Sonderling, doch dieser ist er unbeirrbar. Er speichert seine Beobachtungen, fest entschlossen, sie für sich zu nutzen. Schließlich bekommt er Farbstifte geschenkt. Der Weg zum Künstlertum beginnt.


    In diesem Roman passiert eigentlich nichts. Spannend ist etwas anderes. Gesellschaftliche Ereignisse wie die Jahrhundertwende, Wirtschaftskrise und beide Weltkriege werden nur in sofern gestreift, als dass sie das leben des Protagonisten, der ansonsten überaus sympathisch ist, unmittelbar berühren. Ansonsten gilt, was dem "kleinen Heiligen" nicht interessiert, lässt auch der Autor unberührt. So plätschert die Geschichte vor sich hin. Armut und eine Umgebung, die eigentlich zur Verzweiflung treibt, werden hier wunderbar beschrieben. Bemerkenswert, Louis stört sich an all den Widrgkeiten nicht. Er geht seinen Weg, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben und genügt sich selbst. Mehr passiert nicht.


    Dies ist jedoch vollkommen ausreichend. Eine Geschichte zum Zurücklehnen, keinesfalls hohe Literatur, sprachlich anspruchsvoll schon gar nicht aber manchmal brauchen wir so etwas, um den Kopf frei zu bekommen. Dazu eignet sich "Der kleine Heilige" sehr, dessen Unaufgeregtheit so manchen doch zu wünschen wäre. Ein kleiner Roman für's Zwischendurch, eine Hommage an das Künstlertum und daran, das Leben so gelassen, wie möglich zu nehmen, eben, wie's kommt. Nicht mehr, nicht weniger. Ein schöner Roman, um die Jahrhundertwende einer faszinierenden Stadt spielend, auf das wir in uns allen irgendwo ein Stück des "kleinen Heiligen" entdecken.