Jörg Löffler: Geistliche Lyrik

  • Jörg Löffler / Stefan Willer (Hrsg.): Geistliche Lyrik; Philipp Reclam jun. Stuttgart 2006; 239 Seiten; ISBN: 978-3-15-01863-9


    Lyrik und Liturgie sind von Anfang an eng miteinander verbunden, wie die Inhaltsangabe auf dem gelben, hinteren Buchdeckel berichtet. Der Bucher liebhabende Leser weiß auf diese Weise sofort: Hier liegt die Nummer 18463 aus "Reclams Universal Bibliothek" vor.


    Doch zurück zur Inhaltsangabe. "Aber auch in der autonomen, nicht mehr kirchlich in Dienst genommenen Literatur bleibt das Gedicht ein Verhandlungsort religiöser Fragen und das Spirituelle ein großes Thema der Dichtung bekomme ich dort zu lesen.


    Die Spannbreite der Lyrik reicht von mittelalterlichen Gebeten und Marienliedern bis zu den neuzeitlichen Texten von Ernst Jandl, Botho Strauß und Arnold Stadler, aber auch vom glaubensfesten Kirchenlied bis zur Sprach- und Gottvertrauensskepsis heutiger Tage.


    Sehr unterschiedlich ist die abgedruckte Literatur, mal in modernem, mal in altertümlichem Deutsch, mal in klassischer Versform, mal in freier Versform.


    Unabhängig von aller äußeren Verpackung ist hier der Inhalt das verbindende Element, nämlich die Auseinandersetzung mit dem (eigenen?) Glauben.


    Waren Lyrik und Dichtung früher eine beliebte und beim Publikum geschätzte Form der Literatur? Keine Ahnung. Heute führt sie jedenfalls eher ein Schattendasein, zumal dann, wenn es sich um religiöse Literatur handelt. Es ist daher schon mutig vom Verlag, ein solches Reclam-Heft herauszugeben. Wer liest so etwas überhaupt? Wo ist ein solches Werk erhältlich? Ich selbst habe es in der Hochschul- und Landeskirchenbibliothek Wuppertal, also einer Fachbücherei entdeckt.


    Es ehrt den Reclam-Verlag, daß er sich dieser Literaturgattung noch annimmt. Es würde etwas fehlen, würde sich kein Verlag mehr trauen, anspruchsvollere Lyrik zu veröffentlichen.