Jacques Lob, Jean-Marc Rochette & Benjamin Legrande - Schneekreuzer

  • Eigene Beurteilung/Eigenzitat aus amazon.de:



    Diese Comicsammlung bot die Grundlage zu dem Film „Snowpiercer“ des koreanischen Regisseurs Bong Joon-Ho und soll in extremis die condition humaine darstellen, so wie sie von Lob 1983 und für Legrand, der die beiden Folgebände zu Lobs Vorlage 1999 und 2000 vorgestellt hat. Le Transperneige, wie der erste Teil dieser Graphic Novel im belgisch-französischen Original heißt, erschien zunächst als Seriengeschichte im À Suivre, bevor er dann in Buchform zu großer Akklamation veröffentlicht wurde.


    Die vorliegende Ausgabe versammelt nun also diese drei Geschichten in einem schönen, großen Prestigeband mit einer historischen Einleitung und einem abschließenden Interview mit Herrn Rochette, das noch einige interessante Hintergrundinformationen gibt – auch zur Entstehung des Films.


    In einer nahen Zukunft wurde eine Klima verändernde Technologie – eventuell eine Waffe – eingesetzt, die die gesamte Erdoberfläche in einen ewig scheinenden Winter getaucht hat. Nach dem zügigen Zusammenbruch aller Infrastrukturen bei Temperaturen um minus 80 bis 90 Grad Celsius sind die einzigen überlebenden Menschen in einem Zug, der ein schienengestütztes Äquivalent zu einem Kreuzfahrtschiff darstellt und deswegen weitgehend autark funktioniert, gefangen und rasen ohne Halt durch den winterlichen Alptraum, zu dem sie diese Erde gemacht haben.


    An Bord des Zugs gibt es eine klare Klasseneinteilung, wobei im hinteren Teil des Zugs die „billigen“ Plätze zu finden sind, die nicht geringe Ähnlichkeit mit Elendsvierteln haben, während es umso besser wird, je weiter man nach vorne kommt. Proloff, ein Bewohner dieser hinteren Abteile ist über die Außenhaut des Zugs nach vorne geklettert, bis zu einem Toilettenfenster der Zweiten Klasse und hat sich dort mit einem Hammer Zugang verschafft – nur um gleich verhaftet zu werden. Auf Grund bestimmter Sorgen wegen übertragbarer Krankheiten, die im geschlossenen System des Zugs eine ultimative Katastrophe darstellen würden, kommt er zunächst in Quarantäne, wo er bald Gesellschaft durch eine Humanistin aus der Zweiten Klasse bekommt.


    Kurz darauf erreicht seine Bewacher allerdings die Nachricht, dass man Proloff dringend an der Zugspitze zu sprechen wünscht und so ziehen wir mit ihm, seiner neuen Freundin und seinen Bewachern durch den langen Zug und durch die zunehmend luxuriöser werdenden Abteile nach vorne zum wichtigsten Teil des Zugs – der Maschine. Und dort bekommt Proloff ein ganz unerwartetes Angebot.


    In der zweiten Geschichte erfahren wir, dass tatsächlich zwei Züge gestartet sind und dass die Besatzung des zweiten Zugs – anders als die des ersten – darum weiß und auch einige Zeit lang die Geschehnisse im ersten Zug belauschen konnte. Nun rast auch dieser Zug durch die Nach, ebenfalls mit einem Drei-Klassen-System, das aber ein wenig anders funktioniert als im ersten Zug, was zu ganz eigenen Problemen – und Lösungen führt. Und dieser Zug macht regelmäßig Bremsmanöver, um zur Not eine Kollision mit seinem Geschwisterzug zu vermeiden – und auch aus anderen Gründen, die für die Geschichte nicht unwichtig sein werden.


    In der etwas freieren Gesellschaft des zweiten Zugs wird Unterhaltung wesentlich strukturierter betrieben – wie auch die Religion – und die verschiedenen Interessengruppen verwalten das Ganze System durch eine Ratsstruktur. Doch auch dieses System hat so seine inhärenten Fehler – insbesondere die Eigeninteressen der Ratsmitglieder. Und das führt von einer Katastrophe zur nächsten. Doch dann hört eine Funkstelle auf einmal ein neues Signal im Äther. Sollte es eventuell noch irgendwo Überlebende geben? Und wie könnte man sie erreichen.


    Eine – nein, drei – dem Lebensgefühl der ausgehenden 70er und beginnenden 80er, sowie aufs Millenium zulaufende düstere Geschichte, die durch ihre schwarz-weiß-Graphik überaus eindringlich wirkt – ein wirklicher Klassiker der europäischen Comic-Kunst.