David Barnett - Angelglass

  • Inhalt
    Ein Mann, zwei Zeiten. In beiden Fällen wird ein nackter Mann im Straßengraben gefunden und von fremden Menschen aufgenommen. In beiden Fällen wird ihm der Name Poutnik gegeben, der Wanderer. Poutnik hat keine Ahnung wer er ist oder wo er herkommt, er weiß nur, dass er die Unschuldigen beschützen soll, ohne zu wissen, um wen es sich dabei handelt. Ob nun in Prag des 16. Jahrhunderts oder im Prag unserer Zeit, Poutnik weiß nicht wem er trauen kann, denn viele der Menschen um ihr herum können ihr wahres Gesicht nur all zu gut verbergen.


    Meine Meinung
    "Angelglass" ist zu Beginn äußerst verwirrend und schwierig zu lesen, da man sich erst an die Zeitsprünge gewöhnen muss. Abwechselnd wird ein Kapitel aus der Gegenwart und der Vergangenheit geschildert, weshalb zwei Erzählstränge entstehen, die schließlich auf ein Zusammentreffen hinauslaufen. Zwischen den Kapiteln gibt es ab und an Einschübe, deren Bedeutung aber auch erst zum Ende hin enthüllt wird.


    Im Zentrum des Geschehens steht ein Mann, Poutnik, der Mann ohne Gedächtnis. Gefunden nackt in einem Straßengraben, begibt er sich immer wieder auf die Suche nach seiner Vergangenheit. In seinen Träumen sieht er seltsame Bilder, die einfach keinen Sinn zu ergeben scheinen. Er weiß nur, dass er die Unschuldigen beschützen soll.


    In der Vergangenheit wird Poutnik von dem Ritter Sir Anthony und seinen Männern gefunden. Sie befinden sich auf dem Weg zu König Rudolf von Prag. Da Rudolf eine Schwäche für Kuriositäten hat, übergeben sie ihm Poutnik als Geschenk. Von da an, trägt er den Titel "Spiegel von Prag". In dieser Zeit lernt er den Rabbi Löw kennen, der sein Leben lang Kabbala studierte und sich für das Recht der Juden einsetzt, aber auch den Alchemisten Doctor John Dee, der von sich behauptet mit den Engeln sprechen zu können. Diese Männer nehmen eine zentrale Rolle ein, die Poutnik erst für sich entschlüsseln muss.


    In der Gegenwart wird er von der Studentin und Reporterin Karla gefunden, die ihn mitnimmt in ihre WG. Poutnik findet sich in einem Haus voller seltsamer Leute wieder, die scheinbar alle unterschiedlicher nicht sein könnten. Schon bald erfährt er, dass sie Aktivisten sind und eine große Aktion planen. Da ihr geheimnisvoller Anführer nicht da ist, müssen sie noch abwarten. Die Mitglieder der Gruppe stehen Poutnik mit gemischten Gefühlen gegenüber, einzig die Frauen scheinen ihn anzunehmen. Auch hier muss er sich fragen, ob er den Bewohnern der WG trauen kann. Welche Rolle soll er in ihrem Plan spielen?


    Die Erkenntnis, worauf die ganze Handlung hinausläuft, kommt tatsächlich erst zum Ende hin. Es ist eine traurige Erkenntnis, die eigentlich alle Menschen betrifft. Vielleicht sollten wir sie uns viel öfter vor Augen führen, denn oft wollen wir das Gegenteil glauben, auch wenn es nicht wahr ist.


    Wie bereits an Anfang erwähnt, kann es zu Beginn verwirrend sein der Story zu folgen. Erst nach und nach lässt Barnett Details einfließen, die dafür sorgen, dass ein Sinn in der Geschichte erkennbar wird. Die Holprigkeit beim Lesen lässt nach, während die Spannung immer mehr zunimmt. In beiden Zeiten überrascht das große Finale, denn damit hätte man nun wirklich nicht gerechnet.


    Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass manche Ereignisse und Persönlichkeiten, die hier im Buch erwähnt wurden, auch tatsächlich existierten. Da wäre zum Beispiel Rabbi Löw mit seiner Tat, die hier in der Geschichte eine fatale Situation herbei führt, und die ihm wohl ähnlich nachgesagt wird. Wer sich für die Hintergrundinformationen zu diesem Roman interessiert, kann diese durchaus durch das Googeln der einzelnen Namen bekommen.


    Poutnik Entscheidung ganz zum Ende ist für mich irgendwie verständlich. Er hat so viel erlebt, doch er war nicht bereit all dies aufzugeben. Kann denn eine Existenz voller Unberührtheit und Einsamkeit besser sein als ein Leben voller Entscheidungen und mit so manchen Fehlern? Dies muss wohl jeder für sich entscheiden.


    Fazit
    Ein Mann, zwei Zeiten mit gefährlichen Vorgängen und einer Entscheidung, die alles verändern könnte. Poutnik, der Wanderer und Mann ohne Gedächtnis muss sich Dingen stellen, die ihm die Augen für die Wahrheit öffnen. Eine Wahrheit, der sich jeder von uns täglich stellen muss.
    Dieses Buch hat sicherlich mehr Aufmerksamkeit verdient.


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