Natascha Rodrigues - Und zwischen uns ein Jahr

  • Die 39-jährige Journalistin Marie lebt mit Ehemann Johannes und den beiden Kindern als glückliche Familie in Hamburg. Als ihr Vater verstirbt und sie mit ihren Lieben nach Paris zur Trauerfeier reist, trifft sie dort auf Serge, den sie noch aus ihrer Kindheit kennt. Serge und Marie sind sich gefühlsmäßig sofort sehr nah, fast schon intim. Doch bevor es zum Äußersten kommt, muss Marie zurück nach Hamburg. Doch Serge geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Marie verliert sich in Tagträumen und vernachlässigt dabei sogar ihre Familie. Als Serge sie kontaktiert, ist für Marie klar, dass sie ihn wiedersehen will. Sie trifft sich heimlich mit ihm und lügt ihrem Ehemann etwas vor. Immer mehr verstrickt sich Marie in diese Geschichte, aus der sie kaum noch herauskommt bzw. will sie das überhaupt? Wird Marie ihre Familie aufgeben für ein kurzes Abenteuer?


    Natascha Rodrigues hat mit ihrem Buch “Und zwischen uns ein Jahr” ihren Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderschön flüssig zu lesen, manchmal melancholisch, dann wieder nüchtern wie eine Aufzählung, mal detaillierter und dann wieder ruhe- und atemlos wie die Protagonistin Marie selbst. Die Charaktere sind alle sehr authentisch und lebensecht skizziert. Der liebevolle Ehemann Johannes, der sehr auf Marie eingeht und versucht, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Die beiden Kinder, die sowohl am Vater als auch an der Mutter hängen und ein sehr feines Gespür für die Gefühlsschwankungen zwischen ihren Eltern haben. Serge ist ebenfalls sehr sympathisch, eher zurückhaltend und abwartend.


    Dagegen ist Hauptprotagonistin Marie die einzige, die unsympathisch und egoistisch wirkt. Ihre Kindheit und Jugendzeit mit geschiedenen Eltern wird nach und nach thematisiert und dient als Ausrede dafür, dass Marie so ist wie sie ist. Einerseits will sie nie so werden wie ihre Mutter, der sie vorwirft, sie im Stich gelassen zu haben und der sie keine Chance gibt, sich ihr wieder anzunähern. Dabei ist Marie noch viel schlimmer. Egoismus ist an sich nicht völlig falsch, man sollte schon an sich selbst denken und für sein eigenes Glück sorgen. Doch es sollte mit Bedacht geschehen, mit Sorgfalt und mit Vorsicht, wenn auch andere Menschen davon betroffen sind. Doch Marie ist wie ein Elefant im Porzellanladen, es geht nur um sie, was die Geschichte nicht einfach macht und auch die Sympathie für diese Protagonistin nicht wachsen lässt. Trotz allem Unwillen gegenüber Marie kann man sich der Handlung einfach nicht entziehen und leidet mit den anderen Charakteren, die von den Entscheidungen Maries betroffen sind. Ein faszinierendes Buch, das einmal mehr zeigt, wie fatal manche Abweichungen im Leben sind und wie sehr Menschen einander verletzen können.


    Natascha Rodrigues’ Roman “Und zwischen uns ein Jahr” ist ein sehr interessantes und emotionales Debüt über menschliche Beweggründe, die uns allen einen Spiegel vorhalten und sagen: “Mach es besser!” Sehr lesenswert und deshalb auf jeden Fall eine Leseempfehlung.


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


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