Bridget Jones ist schon lange nicht mehr die verzweifelt nach dem perfekten Mann suchende Endzwanzigerin, als die wir sie kennengelernt haben. Inzwischen ist sie einundfünfzig, Mutter zweier noch recht kleiner Kinder - und seit dem tragischen Unfalltod ihres Mannes einige Jahre zuvor alleine. Sie versucht irgendwie klarzukommen im Chaos von Kindererziehung, Haushalt, der Arbeit an ihrem Drehbuch und den Momenten, in denen sie sich am liebsten vor Einsamkeit sinnlos betrinken oder sich einfach nur die Decke über den Kopf ziehen möchte, und ganz allmählich ist sie wieder bereit, sich auf eine neue Beziehung einzulassen.
Doch einen neuen Partner zu finden, ist gar nicht so einfach. Schon gar nicht in der schönen neuen Welt von Datingwebsites und Social Media, in der Sein und Schein so schwer zu unterscheiden sind, die Anzahl von Twitter-Followern das Maß aller Dinge ist und Frauen über 35 sowieso schlechte Karten zu haben scheinen. Und selbst als sie auf diesem Wege "Roxster" kennenlernt, ist nicht alles eitel Sonnenschein. Zwar sieht er umwerfend aus, ist zärtlich, liebevoll, witzig und gut im Bett, aber auch erschreckende 21 Jahre jünger als Bridget, was natürlich wieder jede Menge Stoff für Konflikte bietet.
Die ersten beiden Bridget-Jones-Bücher mochte ich als locker-flockige Frauenlektüre ganz gerne, einen allzu bleibenden Eindruck haben sie allerdings nicht hinterlassen. Hier schlägt die Autorin zwischen all dem Klamauk um Haushaltskatastrophen, Kopfläuse und Datingpannen auch mal ernstere Töne an und beschreibt sehr einfühlsam und anrührend, wie Bridget ihren Ehemann vermisst und auch lange nach seinem Tod noch nicht mit ihrer Trauer abgeschlossen hat. Diese Mischung aus Komik und Ernst hat mir sehr gut gefallen und verleiht dem Ganzen mehr Tiefgang.
Gelacht habe ich dennoch des öfteren. Die Situationskomik ist einfach herrlich, wenn die immer noch tollpatschige Bridget von einem Fettnäpfchen zum nächsten stolpert, stets bemüht, mit der sich immer schneller drehenden Welt Schritt zu halten und doch meistens hinterherhechelt. Ein paar Gags waren ein bisschen sehr albern, aber im allgemeinen hat das Buch meinen Humornerv ziemlich gut getroffen.
Ein netter Bonus waren die Nebenfiguren - sowohl die alten Bekannten aus den ersten Büchern als auch die neu hinzukommenden geben dem Buch eine zusätzliche Würze. Vor allem die Seitenhiebe auf Übermuttis allenthalben haben mir häufig ein Grinsen entlockt, und sowohl die exzentrische Nachbarin als auch den grantigen Sportlehrer habe ich richtiggehend ins Herz geschlossen.
Worauf das Buch am Ende hinausläuft, habe ich zwar relativ früh geahnt, doch der Weg dorthin, eine richtige Achterbahnfahrt der Gefühle, wie auch das eigentliche Ende haben mir so gut gefallen, dass ich das gar nicht so schlimm fand.