Klappentext // Grafit Verlag
Eine harmlose Radtour an der Weser stellt Klaras Leben völlig auf den Kopf. Nach einer Panne entdeckt sie am Straßenrand ein Gedenkkreuz mit dem Namen ihrer Mutter, die vor sechzehn Jahren bei einem Unfall ums Leben kam. Direkt danach kehrte die Familie dem nahe gelegenen Dorf Untervörde den Rücken.
Das Erscheinen der jungen Frau sorgt im Ort für Aufsehen, sie ist das Ebenbild ihrer Mutter – und nicht alle möchten an die Geschehnisse von früher erinnert werden. Denn Viola kam mitnichten durch einen Unfall zu Tode, sondern wurde vergewaltigt und erdrosselt. Das muss nun auch Klara erfahren. Der verurteilte Täter heißt Bernd Pohlmeier; er ist der Vater von Klaras ehemals bester Freundin Vera und seit Kurzem wieder auf freiem Fuß.
Es gärt in dem Dorf und Klara weiß nicht, wie mit dem neu gewonnenen Wissen umgehen. Dann wird Bernd Pohlmeier am Ufer der Weser tot aufgefunden. Die Verdächtigenliste kann nicht länger sein – und Klara steht darauf ganz oben …
Meine Meinung // kopf.kino
Der Klappentext von “Untervörde” klang unheimlich gut: junge Frau erfährt, dass ihre Mutter nicht so gestorben ist, wie man es ihr jahrelang erzählte, sondern vergewaltigt und ermordet wurde. Und der Täter wohnt seit einigen Monaten, nachdem er seine Strafe abgesessen hat, wieder in seinem alten Haus. Was jedoch kaum jemand weiß, denn Untervörde ist ein kleines Dorf und wir alle wissen, wo da die Tücken liegen. Daher wird auch die Ankunft von Klara nicht allzu positiv aufgenommen, zu ähnlich sieht sie ihrer Mutter und zu viele Erinnerungen werden herauf beschworen. Ganz aus der Ruhe geraten die Einwohner, als die Leiche vom Täter, Bernd Pohlmeier, kurz nach Klaras Abreise tot aus der Weser gefischt wird und plötzlich die Polizei im Dorf herum schnüffelt.
Das klingt nach einem guten Krimi, oder?! Lasst mich euch spoilern: ist es nicht!
Aber fangen wir mal von vorne an… das erste, womit ich nicht warm wurde, ist der Schreibstil. Christiane Höhmann hat eine sehr eigene Art zu schreiben: distanziert und kühl. Zwar lässt sich die Geschichte relativ flüssig lesen, aber die Wortwahl ist irgendwie steif und altmodisch – sorry, mir fällt kein besseres Wort ein. Zum Beispiel verwendet sie ganz oft die Formulierung “die Mutter” statt z.B. “seine Mutter” und ähnliches. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, aber ich hatte nicht das Gefühl, in der Geschichte dabei zu sein, es erinnerte eher an einen alten ARD-Fernsehfilm.
Und als wäre das nicht schon genug, war das Buch so überhaupt nicht spannend. Ich schätze, dass es auch sehr viel mit dem sachlichen Schreibstil zu tun hatte, der kaum Emotionen widerspiegelte. An einer Stelle wird die Protagonistin Klara zwar sauer, aber das wirkte einfach extrem überzogen und wie… ja, wie schlecht geschauspielert.
Alles im Allem wirkte die Geschichte eher wie ein Tatsachenbericht, eine protokollierte Aneinanderreihung von Geschehnissen, aber nicht wie ein Roman. Auch als dann die Polizisten ins Spiel kommen und man sich auf eine interessante Ermittlung freut, wird es nicht besser. Das Vorgehen des Team wirkt zudem irgendwie stümperhaft und wenig professionell. Ich kenne mich zwar nicht mit echter Polizeiarbeit aus, aber dass die nicht einmal prüfen, ob das Mordopfer von damals, Viola, Kinder hatte, sagt doch im Grunde schon alles.
Wenigstens kann ich behaupten, dass ich einige der Charaktere gut erträglich fand. Die Protagonistin Klara konnte mich zwar nicht begeistern, aber immerhin konnte ich Mitleid für Marion, die Frau von Bernd Pohlmeier, entwickeln. Nach der Verurteilung ihres Mannes stürzte sie in eine Depression, dann rannte ihre Tochter, Klaras damalige beste Freundin, von zu Hause weg und ihr Sohn, der sich gerade mitten in der Pubertät befindet, empfindet für seine Eltern nur Abscheu, was er auch ganz offen zeigt. Wobei ich sagen muss, dass Hajo, der Sohn, der authentischste Charakter war, so wie er die ganze Zeit drauf war, stelle ich mir die Jugend heutzutage auch vor *g*
Die Auflösung des Ganzen war dann auch weniger atemraubend als gedacht.
Ich hatte ja fest damit gerechnet, dass vielleicht noch heraus kommt, dass Bernd Pohlmeier Klaras Mutter gar nicht umgebracht hat, aber nein, er war es tatsächlich.
Ich weiß nicht, ob ich das Buch unter ‘normalen’ Umständen zu Ende gelesen hätte, aber da es sich um eine Leserunde handelte, fand ich es nur fair, es zu beenden. Immerhin war es nicht so schlecht, dass ich mich quälen musste, auch wenn ich sehr froh war, als ich die letzte Seite hinter mir hatte.
Fazit
Es tut mir ein weh, das zu sagen, aber: für mich war “Untervörde” von Christiane Höhmann ein totaler Griff ins Klo! Ich wurde weder mit der Geschichte noch den Charakteren warm, das Buch war nicht einmal ansatzweise spannend und der Schreibstil gefiel mir noch weniger. Keine Empfehlung für irgendwen. Daher nur von fünf Sternen