Benjamin Monferat - Welt in Flammen

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon.de)
    Der Himmel im Osten war flüssiges Feuer
    Mai 1940: Deutsche Panzer rollen westwärts. Während in Paris die Angst um sich greift, bricht der Simplon Orient Express ein letztes Mal nach Istanbul auf. An Bord des Zuges eine schicksalhafte Reisegesellschaft. Jeder der Fahrgäste mit einem ganz eigenen Grund, diese letzte Fahrt unter allen Umständen anzutreten: Ein Balkanfürst will die Herrschaft über sein Land zurückfordern. Seine jüdische Geliebte fürchtet um ihre Liebe – und um ihr Leben. Ein deutscher Spion setzt alles daran, sie zu beschützen. Ein russischer Großfürst ist auf der Flucht, die Sowjetmacht ihm längst auf den Fersen. Eine Stummfilmdiva fürchtet das Vergessenwerden mehr als den Krieg. Ebenfalls an Bord – Agenten aller kriegführenden Mächte. Was niemand ahnt: Im Zug befindet sich etwas, nach dem Hitler seine Truppen in ganz Europa suchen lässt. Die Fahrt steht von Anfang an unter einem schlechten Stern. Jeder Grenzübertritt kann das Ende bedeuten. Jeder der Passagiere fürchtet den nächsten Tag. Schließlich bricht Feuer aus. Und während Europa in Dunkelheit versinkt, rast der Express als lodernde Fackel durch die Nacht ...


    Über den Autor (Quelle: amazon.de)
    Benjamin Monferat ist ein Pseudonym, hinter dem sich der deutsche Autor Stephan M. Rother verbirgt. Als Schriftsteller und Historiker hat er sich ganz der Geschichte verschrieben – in all ihren Bedeutungen. Neben einem Kleinbahnhof an der innerdeutschen Grenze aufgewachsen, gehört das Schnaufen historischer Dampflokomotiven zu seinen ältesten Erinnerungen. Die Lebensgeschichte seines Großvaters, der im Dritten Reich am Bau luxuriöser Salonwagen beteiligt war und gleichzeitig tätigen Widerstand gegen das Regime übte, war einer der Impulse, aus denen heraus «Welt in Flammen» entstand.


    Meine Meinung
    Mai 1940. Die Deutschen stehen vor den Toren von Paris, sie greifen nach ganz Europa und der Simplon Orient Express startet zu seiner letzten Fahrt. An Bord befindet sich eine illustre Gesellschaft. Carol, der ehemalige König von Carpatien, der in der Heimat wieder den Thron besteigen will; der russische Großfürst Constantin Romanow, mit Ehefrau Katharina und ihren Kindern Alexej, Xenia und Elena; Betty Marshall, die amerikanische Stummfilmdiva; Eva Heilmann, eine deutsche Jüdin, die von ihrem Geliebten, eben jenem im Exil lebenden König Carol verlassen wurde; Ludvig Mueller/Ingolf Hembrecht, offiziell als Student geltend, aber offensichtlich in geheimer Mission unterwegs und ein amerikanisches Millionärsehepaar. Dazu kommen noch diverse, die Handlung nicht nur in Nebenpositionen bestimmende Charaktere und Agenten aus allen in den Krieg involvierten Nationen.


    Bereits mit der Einführung der Personen in die Handlung, nahm diese Fahrt auf und zog mich in ihren Bann. Das hätte ich so nicht unbedingt erwartet, denn die Handlung wird in sehr kurzen Zeitabschnitten fast minutiös erzählt. Der ganze Roman spielt in der Zeit vom 23. Mai – 4. Juni 1940. Schnell ergab sich aber beim Lesen ein Rhythmus, der schon dem einer Bahnreise entsprach. Man begab sich von Abteil zu Abteil, um den Ablauf der Dinge aus verschiedenen Perspektiven erfassen zu können. Um dem Leser die Orientierung zu erleichtern, ist im Anhang eine Übersicht über die Wagen und die Abteil- und Sitzverteilung enthalten. Jedes neue Kapitel weist auch den momentanen Ort der Handlung und die entsprechende Uhrzeit aus.


    Der Roman lebt von und mit den facettenreich gezeichneten Charakteren. Jeder für sich ist einzigartig, steht aber gleichzeitig für die Gesinnung einer Nation oder einer Interessengruppe. Es gibt kein absolutes Gut und Böse, alle wirken sehr menschlich und lebensecht. Auch die Handlung, die mit zunehmender Reisedauer immer actionreicher wird und an Spannung gewinnt, ist durchgängig logisch und glaubhaft.


    Beeindruckt haben mich aber auch die Beschreibungen der Schauplätze. Sowohl die des Zuges als auch die der durchquerten Landschaften ließen Bilder in meinem Kopf entstehen, die sich schnell zum sogenannten Kopfkino entwickelten. Ich könnte mir diesen Roman auch sehr gut als eine Vorlage für eine Verfilmung vorstellen.


    Einen sehr guten historischen Roman macht in meinen Augen aber der Fakt aus, dass der Autor es vermag, mir mit der Geschichte die Geschichte nahezubringen. Das schafft Benjamin Monferat sehr überzeugend. Er präsentiert nicht nur historische Fakten, er vermittelt Stimmungen, Haltungen, Gefühle und Hintergründe einer weltbewegenden Epoche.


    Zitat

    „Das Europa, das sie hinter sich gelassen haben, existiert nicht mehr und wird sich nie wieder erheben.“ (S.757)


    Ich mochte diesen Roman sehr. Es ist einer der besten historischen Romane, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Er besticht durch eine klare, der Zeit entsprechenden Sprache, ist intelligent konstruiert, wirkt sehr real und ist historisch fundiert. Es ist einer der Romane die man getrost auch ein zweites Mal lesen kann und dabei auf Details stoßen wird, die man zuvor nicht wahrnahm. „Welt in Flammen“ ist ein Roman, der mich vollkommen überzeugt hat.

  • Vielen Dank für Deine tolle Rezi, Karthause.


    Ich schließe mich an.
    Zur Zeit lese ich diesen Roman auch. Zwar habe ich erst knapp 200 Seiten gelesen, aber soweit ich es bisher beurteilen kann, deckt sich Deine Rezi mit meinem (bisherigen) Eindruck.
    Ich war nie im Orient Express, bin aber seinerzeit mit dem Zug von Hannover über Warschau und Kiew bis Simferopol gefahren. Obwohl das natürlich in Nachkriegszeiten war, weckt der Roman doch einige Erinnerungen daran. :wink:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ihr macht mich ganz verlegen. :uups:


    Ein bisschen verwundert war ich, dass es zu diesem Roman noch keine Rezension gab.


    @€nigma ich bin sehr gespannt, wie bei dir die weiteren Geschehnisse ankommen. Einige Male war ich doch verwerwundert, weil Personen sich dann doch als andere entpuppten, als ich es erwartete.

  • Ein bisschen verwundert war ich, dass es zu diesem Roman noch keine Rezension gab.


    Das hat mich auch total verwundert, immerhin hatten schon einige Büchertreffler das Buch gelesen und für gut befunden.


    ich bin sehr gespannt, wie bei dir die weiteren Geschehnisse ankommen.


    Ich hoffe, ab morgen mehr Zeit zum Lesen zu haben. Diese Woche war leider etwas stressig mit mehreren Terminen.

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  • Das hat mich auch total verwundert, immerhin hatten schon einige Büchertreffler das Buch gelesen und für gut befunden.


    Jetzt wo Du das sagst sehe ich das auch. Das war mir gar nicht aufgefallen. Ich glaube, ich werde langsam betriebsblind hier :loool: Ja, vor Karthause haben es bereits schon drei Büchertreffler gelesen und es je mit 4,5 Sternen bewertet. Nur leider keine Rezi dazu geschrieben. Diese BTler sagen mir jetzt auch irgendwie gar nichts, sind wohl nicht so aktiv. Naja, Rezis schreiben liegt auch nicht jedem so. Aber nun haben wir ja eine sehr gute Rezi und von @€nigma folgen dann sicher auch noch interessante Eindrücke.

  • Diese BTler sagen mir jetzt auch irgendwie gar nichts, sind wohl nicht so aktiv.


    @Solitude ist mir durchaus ein Begriff und wir haben auch einen ähnlichen Geschmack, leider ist sie nicht (mehr) so aktiv.


    und von €nigma folgen dann sicher auch noch interessante Eindrücke.


    Auf jeden Fall, auch wenn es noch etwas dauert.

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  • @Solitude ist mir durchaus ein Begriff und wir haben auch einen ähnlichen Geschmack, leider ist sie nicht (mehr) so aktiv.


    ich kenne auch die anderen beiden und skippycat schreibt auch durchaus Rezensionen…. schade, dass sie es dieses Mal nicht getan hat. Uliman allerdings ist ein extrem stiller Zeitgenosse, ich glaube, ich hab noch nie einen Beitrag von ihm gelesen :scratch:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Ich habe lange an diesem Roman gesessen, was einerseits daran lag, dass ich zwischendurch andere Bücher einschieben musste und andererseits daran, dass ich manchmal von den vielen Details ganz erschlagen war.
    Ich kann mich der großartigen Rezi von @Karthause voll und ganz anschließen: "Welt in Flammen" ist ein sehr lesenswertes Buch. Trotz der Komplexität ist es dank des "Hilfsmaterials" in Form der Landkarte in den Einbänden, des Personenverzeichnisses und des Lageplans der Eisenbahnwaggons gut verständlich.
    Was die Romanfiguren betrifft, so war ich größtenteils nicht so überrascht, als wer/was sie sich entpuppten:
    Dass

    war mir von Anfang an klar.
    Überrascht war ich von Leutnant Schultz,


    Sehr interessant fand ich die merkwürdige Beziehung zwischen Katharina und Boris vor dem Hintergrund von Katharinas Jugendtrauma.
    Das Setting ist geradezu genial, zumal ich selbst Eisenbahnliebhaber bin. Ich könnte mir dieses Buch sehr gut als Verfilmung vorstellen. :thumleft:


    Ein sehr spannender und informativer Roman, den ich gern weiterempfehle, man sollte allerdings Zeit und Ruhe einplanen, da er doch viel Konzentration verlangt. Einen halben Stern ziehe ich ab, weil die Handlung manchmal ein bisschen geraffter hätte erzählt werden können.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

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    (Francis Bacon)
    :study:
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  • @ €nigma,


    ich bin sehr neugierig auf das Buch, weil ich schon viel darüber gelesen habe. Allerdings habe ich es als Ebook und deiner Rezi entnehme ich, dass es ohne das "Zusatzmaterial" schwer ist, den Überblick zu bekommen/erhalten. Kann man die Zusammenhänge überhaupt erfassen, wenn man nicht die Gelegenheit hat, das nachzuschlagen?

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • Kann man die Zusammenhänge überhaupt erfassen, wenn man nicht die Gelegenheit hat, das nachzuschlagen?


    Ich weiß nicht, wie gut Du Dich mit der Situation in Europa im Jahr 1940 auskennst. Ich hätte dieses Buch nicht als E-Book lesen wollen, da ich nicht gerade ein Spezialist für diese Zeit bin. Falls auch Du da nicht bewandert bist, rate ich Dir zum Besuch dieser Homepage zum Buch, da kannst Du einige Zusatzinformationen bekommen.

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    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998


  • Ich weiß nicht, wie gut Du Dich mit der Situation in Europa im Jahr 1940 auskennst. Ich hätte dieses Buch nicht als E-Book lesen wollen, da ich nicht gerade ein Spezialist für diese Zeit bin. Falls auch Du da nicht bewandert bist, rate ich Dir zum Besuch dieser Homepage zum Buch, da kannst Du einige Zusatzinformationen bekommen.


    Vermutlich weiß ich noch weniger darüber als du :wink: Ich werde mir die HP mal anschauen, danke für den Tipp :winken:

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • Also, ich habe das Buch auch als eBook und habe keine Probleme damit die Zusammenhänge zu vetstehen.


    Was hast Du denn für einen Reader?
    Wenn Du einen Kindle hast, kannst Du doch mit der Pageflip-Funktion jederzeit durchs Bich blättern, ohne Deine aktuelle Seite zu verlassen.

  • Also, ich habe das Buch auch als eBook und habe keine Probleme damit die Zusammenhänge zu vetstehen.


    Was hast Du denn für einen Reader?
    Wenn Du einen Kindle hast, kannst Du doch mit der Pageflip-Funktion jederzeit durchs Bich blättern, ohne Deine aktuelle Seite zu verlassen.


    Das beruhigt moch doch etwas :roll: Ich habe den Tolino Vision, ob der auch so eine Funktion hat, muss ich mal herausfinden. Müsste doch aber auch über ein Lesezeichen gehen, denke ich. Gute Idee!

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • Ich habe den Roman auch gerade erst beendet und bin immernoch absolut gefesselt.Bisher war mir der Orientexpress durch den Klassiker von Agatha Christie ein Begriff, an den mich dieses Buch in seiner Struktur gelegentlich erinnert hat.
    Viele ausgezeichnet geschilderte Charaktere, bei keinem kann man sich letztlich sicher sein, welche Geheimnisse er mit sich trägt und Ziele er verfolgt. Sie sind auch eine absolute Stärke des Buches, jeder für sich genommen gekonnt in Szene gesetzt, von den Hauptcharakteren bis zum kleinsten Nebendarsteller.
    Fasziniert hat mich ebenso die gelungene Vermischung aus Fiktion und historischer Realität - alles war in sich so glaubhaft dargestellt, dass es durchaus so gewesen sein könnte. Dass beispielsweise das Königreich Carpathien nie existiert hat musste ich zunächst erstmal recherchieren.
    Der Autor versteht es ausgezeichnet, sowohl bombastische Szenen zu illustrieren als auch leise Töne und Seelenleben seiner Protagonisten zu beschreiben. Die Mischung aus beidem, ergänzt durch geschickte Variation des Erzähltempos - mal rasante Entwicklungen, die mich als Leser schon atemlos zurücklassen, andererseits langsame Passagen, in denen auch die Figuren zur Ruhe kommen und sich mit ihren Gedanken und Mutmaßungen beschäftigen - machen "Welt in Flammen" zu einem tollen Leseerlebnis, dem ich uneingeschränkte :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Abgerundet wurde es für mich durch das aufschlussreiche Nachwort des Autors, in dem er über Realität und Fiktion, Entstehung des Romans und seine Beweggründe schreibt. :thumleft:

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5:

  • Der Autor (Quelle: Amazon)

    Benjamin Monferat ist ein Pseudonym, hinter dem sich der deutsche Autor Stephan M. Rother verbirgt. Als Schriftsteller und Historiker hat er sich ganz der Geschichte verschrieben – in all ihren Bedeutungen. Neben einem Kleinbahnhof an der innerdeutschen Grenze aufgewachsen, gehört das Schnaufen historischer Dampflokomotiven zu seinen ältesten Erinnerungen. Die Lebensgeschichte seines Großvaters, der im Dritten Reich am Bau luxuriöser Salonwagen beteiligt war und gleichzeitig tätigen Widerstand gegen das Regime übte, war einer der Impulse, aus denen heraus «Welt in Flammen» entstand.


    Produktinformation (Quelle: Amazon)

    Taschenbuch: 800 Seiten

    Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag; Auflage: 2 (27. November 2015)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3499268434

    ISBN-13: 978-3499268434


    Unterhaltsam…

    März 1940. Francois hatte etwas in den Waggon geschmuggelt, doch er wurde erwischt….

    Eva Heilmann war auf dem Wer zu einem Treffen mit dem entmachteten carpathischen König …

    Der carpathische König wollte mit dem Simplon-Orient-Express zurück in seine Heimat. Und unterwegs wollte er heiraten…

    Als Eva das hörte, rannte sie durch die Stadt zum Zug und hatte Glück, obwohl sie kein Ticket hatte… Und plötzlich war sie verlobt…

    Auch der russische Großfürst Constantin Alexandrowitsch Romanow reiste mit seiner Familie in diesem Zug. Er hatte dem carpathischen König etwas anzubieten…

    Xenia die Tochter des Großfürsten erfuhr auf dieser Fahrt, dass sie heiraten solle…. Doch da gab es Raoul, den jungen Zugsteward…

    Unterwegs kam dann noch der Salonwagen des großdeutschen Führers mit seinem Gesandten hinzu…

    Und was wichtig war: Der anfangs erwähnte Waggon war auch zwischen die Waggons des Zuges gekoppelt worden…

    Was hatte Francois in den Waggon geschmuggelt? War es etwas Gefährliches? Was passierte mit Francois? War Eva die Geliebte des Königs? Oder warum wollte sie sich mit ihm treffen? Warum wollte der König unterwegs heiraten? Warum nicht warten, bis er angekommen wäre? Wie war Eva in den Zug gekommen? Und wieso war sie plötzlich verlobt? Was hatte der Großfürst dem König anzubieten? War es vielleicht zweierlei? Wen sollte Xenia heiraten? Was hatte es mit dem Steward Raoul auf sich? Wieso kam der Salonwagen mit Hitlers Gesandtem hinzu? Was hatte es mit diesem Waggon auf sich, der zwischen die anderen gekoppelt worden war? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung

    Das Buch ließ sich leicht und flüssig lesen. Ich hatte keine Probleme mit unklaren Worten oder gar ganzen Sätzen, der Schreibstil war also unkompliziert. Am Anfang musste ich erst mit den vielen Personen klarkommen, die in diesem Buch mitspielen. Da war zunächst mal der König von Carapthien, der Großfürst mit seiner Familie, Eva Heilmann, die plötzlich verlobt war (wobei mir der Grund dafür natürlich sofort klar war) die Schauspielerin Betty Marshall, das Ehepaar Richards und sonst noch die eine oder andere Person. Denn zunächst gab es absolut keinen Zusammenhang. Und dadurch hat es sich zu Anfang doch etwas gezogen. Trotzdem hat es der Autor fertiggebracht, auch hier schon spannende Momente einzufügen. Und so nach und nach wurde ich hier fündig und das Buch wurde richtig spannend. Sogar so spannend, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen wollte, wollte schnellstens wissen wie es weiter und natürlich ausgeht. Was mir sehr gut gefallen hat ist das Personenregister am Ende des Buches, weas immer noch nicht selbstverständlich ist, es aber sein sollte. Außerdem wurden die historisch verbürgten Personen gekennzeichnet. Ich habe mich von diesem Buch, trotz der geringen Längen, sehr gut unterhalten gefühlt und es hat mir Spaß gemacht, es zu lesen. Von mir bekommt es eine Lese-/Kaufempfehlung und vier von fünf Sternen bzw. acht von zehn Punkten.

    Liebe Grüße
    Lerchie



    _______________________
    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Ende Mai 1940 fährt der Simplon Orient Express zum letzten Mal von Paris nach Istanbul. An Bord des legendären Zuges befindet sich eine illustre Reisegesellschaft mit ganz unterschiedlichen Beweggründen für diese Fahrt.

    Die Romanows haben ebenso gute Gründe ihr Exil zu verlassen wie Carol, ehemaliger König von Carpathien. Dessen jüdische Ex-Geliebte Eva Heilmann hingegen hat diese Reise überhaupt nicht geplant, und tritt sie aus einer Notlage unter entsprechend abenteuerlichen Umständen an.

    Die Glanzzeiten des Stummfilmstars Betty Marshall sind ebenfalls längst vorbei; Engagements gibt es für sie nur noch in Istanbul, der Grund, weshalb sich die Schauspielerin im Zug befindet.

    Der texanische Ölmillionär Paul Richards hat der sentimentalen Vorliebe seiner jungen Frau für das alte Europa nachgegeben und die Hochzeitsreise im Orient Express gebucht.

    Und schließlich wird auch ein berühmter Waggon zwischen den anderen Luxusgarnituren mitgeführt, der Wagen, in dem die Deutschen nach dem Großen Krieg ihre Niederlage eingestehen mussten. Damit er den Nationalsozialisten nicht als Zeichen des Triumphes in die Hände fällt, soll er gut getarnt außer Landes gebracht werden.

    Keiner der Reisenden weiß, ob der Zug auf seiner letzten Fahrt durch das vom Krieg erschütterte Europa sein fernes Ziel erreichen wird, jede Stunde stellt sowohl Passagiere als auch Bordpersonal vor neue Herausforderungen.


    Mit diesem Roman hat der Autor ein interessantes Panorama einer aus den Fugen geratenen Welt gezeichnet, und dafür beeindruckende Recherchearbeit geleistet.

    Der russische Großfürst Constantin Alexandrowitsch Romanow sieht endlich die Chance gekommen, sein Haus zum Glanz alter Zeiten zurückzuführen, ebenso wie der abgesetzte Balkankönig Carol. In ihren Plänen spielt die 15-jährige Tochter des Großfürsten eine wichtige Rolle, doch Xenia hat anderes im Sinn.

    Die große Unbekannte in allen Vorhaben, Überlegungen und Aufträgen der Reisenden ist Adolf Hitler, dessen düsterer Schatten sich über Europa auszubreiten beginnt. An Bord des Zuges befinden sich auch Agenten sämtlicher Nationalitäten mit den unterschiedlichsten Zielen. Ihre Interessen und Aktionen kollidieren immer wieder miteinander, wobei es der Autor hervorragend verstanden hat, vielschichtige Figuren mit ihren charakteristischen Eigenheiten zu zeichnen. Dadurch ist es für den Leser trotz der zahlreichen Protagonisten nicht schwierig, sich zurechtzufinden. Ein Personenregister am Ende des Buches ist bei etwaigen Unklarheiten behilflich, und im Nachwort werden sämtliche Zweifel über historische und erfundene Protagonisten ausgeräumt.

    Besonders gut hat mir der Aufbau des Buches gefallen. Innerhalb der Kapitel werden die einzelnen Szenen minutiös in den verschiedenen Abteils geschildert. Die Übergänge sind ausgezeichnet gelungen, sodass das hohe Spannungsniveau von Abschnitt zu Abschnitt erhalten bleibt.

    Der Roman liefert zudem einen sehr interessanten Blick auf die Einstellung etlicher europäischer Staaten zu Hitlers Siegeszug an einem ganz bestimmten Zeitpunkt der Geschichte.

    Mein einziger Kritikpunkt gilt dem Handlungsverlauf gegen Ende des Buches mit einem furiosen, meiner Meinung nach aber teilweise reichlich überzogenem Finale. Übermenschliche Leistungen werden von Schwerverletzten vollbracht, die höchstens einem "Superman" zur Ehre gereichen. Deshalb hat mir das letzte Drittel des Buches mit seinen teilweise unrealistischen Lösungen und unglaubwürdigen Zufällen nicht mehr so gut gefallen.

    Höchstes Lob gebührt dem Autor hingegen für sein erzählerisches Talent, womit er den Leser von Anfang in den Strudel der Ereignisse zu ziehen versteht.

  • In Paris startet im Mai 1940 der Simplon Orient Express mit einer internationalen Reisegesellschaft. Die einzelnen Personen lernt der Leser nach und nach kennen und durch den ständigen Perspektivenwechsel und die kurzen Kapitel bleibt die Spannung auf einem hohen Niveau und man liest automatisch immer weiter – noch ein Kapitel noch ein Kapitel. Die Reiseroute führt von Frankreich, über die Schweiz, Italien, Jugoslawien, Bulgarien am Ende in die Türkei. Der Autor hat als tollen Schachzug immer wieder Unterbrechungen in Form von Zwischenspielen eingebaut. Sie spielen sich dann in den einzelnen Ländern ab und beziehen sich vor allem auf die momentanen, politischen Ereignisse.


    Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich kann mir vorstellen und hoffe, daß es viele Leser bekommt. Es ist ein Abenteuerbuch und für jung und alt gleichermaßen geeignet. Die ausführlichen Erklärungen rund um den Zug (auf der HP zum Buch) sind eine echte Bereicherung. Sie stellten für das rundum gelungene Buch nochmals ein Highlight dar. Das Cover des Buches und die Ausgestaltung mit der Landkarte, dem Personenregister und dem Lesebändchen lässt bei dem Leser keine Wünsche offen.


    Von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich konnte mit diesem Roman fast überhaupt nichts anfangen. Die ersten 100 bis 150 Seiten fand ich interessant, da ich dort die Protagonisten kennen lernen durfte. Danach schlich sich viel Langeweile ein. Es passierte einfach nichts. Viele Infos über das Leben der einzelnen Protagonisten und sonst eigentlich nichts. Ab Seite 400 wurde die Geschichte zwar unterhaltsamer aber nicht temporeicher oder spannender. Bis zum Ende hat sich daran auch nichts geändert.


    Ich denke, 200 Seiten weniger hätten dem Buch gut getan. Auch war mir keiner der Protas sympathisch und ich fand auch keine Tiefe in den Charakterzeichnungen und das bei 760 Seiten. Auch die Geschichte über Politik, dem dritten Reich oder Agenten fand ich ziemlich ausgelutscht.


    Vielleicht hatte ich auch nur die falschen Erwartungen an das Buch. Ich dachte es handelt sich um eine Abenteuergeschichte und nicht um einen Polit-/Agententhriller.


    Ich konnte dem Buch daher nicht mehr als :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: geben.

    Sub: 279


    gelesen:

    2023: 154 Bücher / 35 Perry Rhodan Heftromane

    2024: 2 Bücher / Perry Rhodan Heftromane


    "Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht." - Abraham Lincoln -